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Was hatte Ludwig XI., als Vormünder feines Sohnes, mit Bürgern anfangen sollen, welche vor den Augen der Maria von Burgund ihre zwei Minister Hymbercourt und Hugonet hinrichten ließen. Schafs fotte errichten, hieß die Rechte Ludwig XI. angreifen. Er fand es sicherer, sich des Herzogthums Burgund zu bemächtigen, welches bei dem Tode Earls des Küh nen von Natur an die Krone zurückfiel, da die Uppanagen nicht auf die Löchter übergingen. Er bes mächtigte sich auch der Städte an der Somme und mehrerer anderer, auf die er ziemlich gegründete Ans sprüche hatte. Um aber die Oberlehnsrechte, welches Artois auf die Stadt Boulogne hatte, zu vernichten, übertrug und verlieh er dieses Oberlehnsrecht an die heilige Jungfrau, seine kleine Geliebte, seine große Freundin.

Durch die Verheirathung des Dauphins mit Maria von Burgund würde er mit dem DeutschenReich in Streitigkeit gerathen seyn; die FrancheComté, Luxembourg, Hennegau und Holland gehörs ten zum Reiche. Ludwig XI. wollte aber nur dann Streit, wenn er des Erfolges sicher zu seyn glaubte. Alle diese Betrachtungen vermochten ihn, das Gewiffe dem Ungewissen vorzuziehen, das zu nehmen, was er

behalten konnte, und das, was gefährliche Wagnisse darbot, von sich zu weisen. So begünstigte er auch nicht die Verbindung Earls von Angouleme, von dem Hause Orleans, mit der Erbin Carls des Kühnen, weil dadurch, wenn auch unter einem andern Namen, die Macht der Herzoge von Burgund wiederherge= stellt worden wäre. Wenn er aber die Vermählung des Dauphins mit Maria verwarf, so strebte er doch nach der Heirath desselben Dauphins mit Margare tha, der Tochter Marias und Maximilians, weil eis nerseits Gleichheit des Alters obwaltete, und andererfeits man Margaretha mit den Grafschaften Artois und Burgund ausstattete. Diese Mitgift bot aber keinen Stoff zu Streitigkeiten zwischen Flandern und dem Reiche dar. Diese Vermählung hatte nicht Statt, weil die Frau von Beaujeu, welche die Polis tik ihres Vaters befolgte, für ihren Neffen, Carl VIII., die Erbin von Bretagne vorzog.

Im Ganzen war Ludwig XI., was er seyn muß te, um fein Werk zu vollbringen. In einer focialen Epoche geboren, wo Nichts vollendet und Alles bes gonnen war, hatte er eine monstrose, unbestimmte, ihm ganz eigene Form, welche etwas von den zwei Eyranneien mit sich führte, zwischen denen er erschien.

Ein Beweis seiner Kraft unter dieser Hülle ist, daß er den Tod und die Hölle fürchtete, und doch diese Furcht besiegte, wenn es darauf ankam, ein Verbres chen zu begehen. Freilich hoffte er, Gott zu betrůgen, wie er die Menschen betrog; er hatte Amulette und Reliquien für alle Arten Verbrechen. Lude wig XI. kam an den rechten Ort und in die rechte Zeit. Es liegt eine so große Kraft in diesem Zus fammentreffen, daß das größte Genie außerhalb seines Orts ohnmachtig bleiben, und der beengteste Geist in einer gegebenen Lage die Welt umstürzen kann..

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Gegen das Ende seines Lebens schloß sich Ludwig XI. in Plessis les Tours ein, von Furcht und Langeweile geplagt. Er schleppte sich in einer langen Gallerie auf und ab, als Erquickung, wenn er aus den Fenstern sah, die Landschaft, eiserne Gitter, Ket= ten und Alleen von Galgen, die zu seinem Schlosse führten, vor Augen habend. Als einziger Spaßier= gånger in diesen Alleen erschien Tristan, der OberProfos, der Gesellschafter Ludwigs. Kaßen und Mäusekámpfe, Tánze von jungen Bauern und Baue rinnen, die in den Thürmen von Plessis das Glück und die ländliche Unschuld vorstellten, dienten dazu, die Stirn des Tyrannen zu entrunzeln. Dann trank

er Blut von kleinen Kindern, um sich zu verjüngen, ein Mittel, welches für das Lemperament des Krans ken ganz geeignet schien. Es wurden, sagen die Chroniken, furchtbare und wunderbare Arzes neien an ihm versucht. Endlich mußte doch gestors ben werden. Ludwig XI. führte zuerst den Titel eis nes Allerchristlichen Königs, und die Protestanten streueten seine Asche in den Wind. Die Uebertreis bungen der religiösen und politischen Freiheit entheiligten das Grab des Mannes, der mit der Gewalt und mit der Religion Mißbrauch getrieben hatte.

Die vornehmsten Ráthe des Königs waren Phis lipp von Comines, ein nachgiebiger Mann, der sehr kühne Memoires hinterlassen hatte, und Jean bu Lude, ein noch geschmeidigerer Mann, den sein Herr Jean des habiletés nannte.

Ludwig XI. hinterließ zwei legitime Töchter und einen Sohn, die Dame von Beaujeu, Anna, Hers zogin von Orleans, und Earl VIII. Frauen hatten ebenfalls den Despotismus der Liebkosungen dieses håßlichen Mannes zu erleiden. Er hatte von Mars garetha von Saffenage eine Tochter, die, mit Aymar de Poitiers verheirathet, die Aeltermutter der schönen Diana von Poitiers wurde.

Als Ludwig XI, verschwand, fiel das Feudals Europa; Constantinopel wurde genommen; die Wissenschaften wurden erfunden, America follte eben ent= deckt werden; man erhielt die erste Ahnung von der Größe des Hauses Oesterreich durch die Vermählung der Erbin von Burgund mit Maximilian. Heinrich VIII., Leo X., Franz I., Carl V., Luther mit feiner Reformation waren nicht weit. Ihr steht am Rande einer neuen Welt.

Sitten Gemälde.

Von den Zeiten Heinrich II. bis Heinrich IV.

Lüderlichkeit und Grausamkeit sind die zwei unterscheidenden Charactere des Zeitabschnittes der Va

Lois.

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Am Sanct Bartholomaustage, den allgemeinen Mord bei Seite gelassen, rühmte sich ein gewisser Thomas, achtzig Hugonotten an einem Tage massa= crirt zu haben. Coconnas erschütterte Earl IX. selbst durch das, was er erzählte. Er hatte dreißig Hugonotten von dem gemeinen Volke losgekauft, und sie mit kleinen Dolchstichen getödtet, nachdem er sie, mit dem Versprechen, ihnen das Leben zu schenken, #ihren Glauben hatte abschwören lassen. Der Parfü

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