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Es galt aber weiter auch, nachzuweisen, dass jede Griech. Form auf einer Form auf u entsprechen müsse, — das Pronomen der 1sten Person nicht ausgenommen, mithin auch dialectisch da ein Griech. Verbum in uu gedacht werden könne, wo die gemeine Sprache kein verbum purum, oder ein nicht entsprechendes aufzuweisen hat, wie letzteres mit jenem καταδουλεάτω der Fall war.

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DIE ZUFÄLLIGKEIT DER VERBALEN FLEXIONSREIHEN UND IHRES GRAMMATISCHEN GEBRAUCHS IN DEM INDO-EUROPÄISCHEN SPRACHSTAMME. VON FR. GRAEFE. Extrait. (Lu le 14 décembre 1849.)

Wenn wir nur Griechisch und Lateinisch, was jedem Philologen zu Gebote stand, einander gegenüberstellen, so tritt tíðɛvtɩ einem tidέavti entgegen, ganz wie timent einem timeant; vervollständigen wir die Formen, wie die Analogie auch gegen die grammatischen Puristen alter und neuer Zeit, — erfordert, und die Ueberlieferung in τιθέαμεν, τι έατε und allem ähnlichen für jeden Urtheilsfähigen sattsam bestätigt, Bultm. Gr. I. p. 506. Maitt. ed. Sturz p. 169. 465. Lob. ad Phryn. p. 244. s. so finden wir τίθημι neben τιθέαμι, τίθησι neben tivéαoi und können times neben timeas unmöglich verkennen. Vergleichen wir weiter nur noch die 1ste Pers. Sing. τιθέω mit τιheisse es uns Indicativ oder Conjunctiv Déaμi, und timeo mit timeam, so haben wir wieder gleiche Flexion. In beiden Fällen wird ∞ auf dem nasalgewordenen av aus aut, und ebenso o auf am beruhen*); die weitere Flexion ist, einmal contrahirt, das andere Mal nicht contrahirt: denn, wenn τίθημι aus τιθέαμι contrahirt sein muss, wird es wohl

*) Dass kein o aus dem alleinigen à, wie Bopp will, sondern aus der ganzen verstümmelten Endsylbe entstehe, beweisen die Slavonischen Dialecte. Das Alt-Slavon. Schriftzeichen muss, wie A, einen Diphthong enthalten, am wahrscheinlichsten AT, av = w, was weiter zu ov geworden, wenn man nicht sofort Or darin sehen will.

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auch timēs aus timeas sein. Nun aber wird auch aus jedem Perfect auf a, vollständig au wegen avtɩ, ein Plusqpf: auf ɛav, contrah., dialectisch umgesetzt ɛw: mithin beruht der ganze Formations-Process, wodurch selbst Tempora ihr Gepräg erhalten, auf der einfachen Verbal-Endung au, die erweitert eau, in alter Schreibung atau und zusammengezogen, qui und eut wird. Dasselbe gilt von jedem sogenannten Fut. 2do - es würde richtiger Präsens 2dum heissen, — das von einem Präs. auf w, d. h. aui abgeleitet werden soll, ingleichen von jedem Conjunctiv auf @ und ew, wenn auch die weitere Flexion hier abzuweichen scheint: überall ist es eben nur die erweiterte Form des einfachen Präsens Indicativi. Und wie im Griechischen so oft consonantische Stämme, gleich puris, Futura auf now bilden, so zeigen Lat. VV, auf o➡am temporale Einmischung von eo eam, wie legebam, faciebam, audiebam so gut, wie docebam. Aber eben diese abgezogene Ver+ bal-Endung, aui, ɛaui, und was damit folgt, nu oder εu, ist ja Nichts als das all bekannte Verbum substant. εἰμί – ἔασι, sein Imperf. von ηuí ist ηv = ea(v), die 3te Pers. wieder v =eav, neben einem aoristischen oav, - mit Recht die Abἔαν, straction aller verbalen Formation und zugleich ihr Schema und ihr Regulator.

Wie aber zuletzt times in times, λέγω in λέγεις und λέγες (Dorisch) weiter flectirt, oder ¿ẞovouŋy, in ¿ßovieato, d. h. ἐβούλεντο von ἐβουλέμην übergeht, so ist überall, wie man kurz sagt, die o Form mit der u-Form gemischt, genauer gesprochen, da auch alles o und o auf am und au beruht, die ursprüngliche u-Form, erweitert oder zusammengezogen, in stetem Wechsel, und zwar im Griech. mehr als im Lat., weil nach einmal eingeführtem w auch die 1ste und 3te Pers. Pl. diesen Vocal abusiv adoptirt hat. Dagegen hat das Lat. neben der Urform auf ami am, die schwächere auf imi im, mit langem und kurzen i, sich erlaubt, und facio faciam, audio — audiam vermischen willkührlich in facis und audīs die zwei Formen imi und iami, wie im Fut. exacto, und anderwärts noch anders.

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Während run τίθεντι τιθεῖσι, und τιθέαντι τιθέασι nur höchstens für dialectisch verschieden gelten, heissen zufällig

timent und timeant modalverschieden; ein Fut. 2d. mit o aus ε ist nur das erweiterte Präsens, wie das Plusqpf., das erweiterte Perfectum; das conjunctive ne, trotz seines subscr. ist nicht wesentlich von aus verschieden; ja, wie das einzige prs, abweichend, geschrieben wird, musste consequent überall τίθης, ἵστης geschrieben werden; endlich das Umspringen in den Personal-Endungen von o zu as, zu es, zu ĭs, von io zu is und is,-von am zu es, gleich dem Wechsel zwischen w und εις, ης und ές, or und ες, όμεν und ετε, Alles diess sind die Hauptmomente der Zufälligkeit in den verbalen, FlexionsReihen, die ich eben darlegen wollte, einzig aus dem Standpunkt der classischen Sprache erwiesen, die mithin jedem Philologen auf der Hand liegen konnte, wenn die eingefleischte Nachbeterei nicht jede unbefangene Forschung gehemmt hätte. Zufälligkeit aber muss es wohl heissen, wenn uns timeant als Conjunctiv geboten wird gegen timent als Indicativ, da doch Niemand, auch kein Agglutinator, auf den Einfall kommen konnte, den Conjunctiv zu bilden, bevor er nicht den Indicativ hatte.

Es beruht aber diese Erweiterung alles aut zu ɛaμi, am zu eam, nicht minder auf dem rein griech. Fundament vokalischer Verdoppelung aus aut ward dau, das in so vielen Verbis auf aw erhalten, und daraus weiter aus und ε, wie fast alles ao in ew überspringt. Aber auch tau konnte zu e führen, wie wir die Wurzel in elui und laoi zu eo und eunt werden sehen. Analog jenem réaoi zeigt sich nun auch dtSoao. Da der ganze Indo-Europ. Sprachstamm in der Wurzel da übereinstimmt, auch im Griech. selbst Hooεidάor und dαvos sich finden, so ist sie gewiss auch hier sicher, wenn auch nicht geltend zu machen wäre, dass es keine alte Wurzel auf o oder w, ε oder ʼn geben konnte, da auch hier nur die 3 Urvokale a, i, v anzunehmen sind. Auch in diesem Falle ist von der Verdoppelung eines aau auszugehen; wie aber oben, mit eingeschobenem i, jenes eau entstand, so bildet sich hier mit υ oder F ein αναμι, = οαμι, διδόαμι aber wird δίδωμι, wie Tidεaminu. So lösst sich all der Unsinn, den die Gramτιθέαμι = matiker, im Verein mit dem Binde-Vokal über diese Jonischen Formen ausgekramt haben, → Buttm. I. p. 505. f. - - bis auf

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Bredow, de dialecto Herodot.**). Wie mit Stdwut, eben so steht es mit VV. auf ow, die auf gleiche Weise ein wurzelhaftes a voraussetzen, gleich doouv, arare und andren. In seltnen Fällen hat endlich der Zufall beide Formen der Erweiterung zusammen eintreten lassen, ata = ɛa und avaoa: denn ovoά bezeugt, dass es neben ἕστεα, έστέασιν auch ἕσταυα = ἕστοα heissen musste. Den umgekehrten Fall giebt das obige zaraδουλεάτω.

Auf diesem Wege ist in den sämmtlichen verwandten Dialecten in noch weit ausgedehnterem Maase Licht zu verbreiten, aber auch die Zufälligkeit in der Zusammenreihung aller dieser Sprachformen im ganzen Sprachgebrauch auf das Klarste nachzuweisen.

Es war aber dasselbe auch aus dem Sanscrit und seinem Verhältniss zum Pali und Prakrit nicht minder erweisslich, obgleich eben so unverstanden wie in den classischen Sprachen. Die kurze Zusammenstellung in dem bereits altgewordenen Essai sur le Pali von Burnouf und Lassen, S. 183. Vergl. S. 133. reicht selbst ohne die reiche Ausführung in Lassens Institt. Pracritt. zum Beweis hin:

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Wer sieht hier nicht den vollständigsten Einklang mit dem Griech. ɛau (αιaμi) ɛw, und nμi, und dem Lat. eam, eo, eas, es, und den Kreutzungen w, s, und eo es. Wie aber nicht einmal in dem ursprüngl. S. ajāmi überall an causale Bedeutung zu denken, was Bopp recht gut weiss, so ist diess noch weniger in dem Griech. und Lat. eo der Fall, allso nicht blos ein moneo oder dem ähnliches zu vergleichen. Uebrigens

**) Ein wohl mühseliges aber nicht gleich geistreiches Werk; man lese nur S. 329. Denn nicht nach den Tausenden von Varianten, sondern nach einem festen Princip musste die Sache angegriffen werden. Warum verwirft er tovtiwy und ähnliches? Weil er keinen Begriff hat, worauf es sich stützen kann. Doch die Verächter des Sanskrit sind nicht zu bekehren und nicht zu belehren.

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