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Prinz erwiderte: daß, wenn Sir Charles ober jede andere Person erweisen könnte, daß Chifney eine Uns reblichkeit begangen habe, so würde er nie wieder mit ihm ein Wort reden; im entgegengefeßten - Fall aber würde er ihn auch nicht um Anderer willen Chifney gab zehn oder zwölf Jahre aufopfern". nach dieser Geschichte, und zwar kurz vor seinem Tode, eine kleine denkwürdige Schrift über diesen Vorfall heraus. Wenn man diesen in so entferns ter Beit betrachtet, so scheint der Verdacht, daß Chifney einen Betrug begangen hätte, nur wenig für fich zu haben. Der Prinz bestand darauf, daß der Jockei Klub ihn auf das Sorgfältigste und Bestimm® teste auéfragen möchte, und befahl, ihn eidlich in Bes treff der Vorfälle jener beiden Tage zu verhören, wozu sich Chifney bereitwillig erklärte. Hiernach ergiebt sich, daß er an dem ersten Tage des Wettrennens keine Wetten hatte, und am zweiten nur zwanzig Guinees. Was den Prinzen anbetrifft, so hatte er am ersten Tage ebenfalle keine Wette, und am zweiten nur vierzig Guinees, und die Vermuthung ist höchst un wahrscheinlich, daß, um so kleinen Gewinnstes willen, er mit seinem Bedienten unter einer Decke ge= spielt haben sollte; höchst wahrscheinlich aber ist es,

daß einige Personen des Prinzen Entfernung, wegen der Vortrefflichkeit seiner Pferde, wünschten, und man führt sogar noch an, daß Herr Vernon gesagt habe, daß,,,da der Prinz die besten Pferde und Jockeis habe, es besser sei, wenn er sich nicht auf der Renn bahn ferner einfände." Daß aber der Prinz sich lies ber von Newmarket entfernte, als sich der beleidigen den Anforderung, feinen Bedienten, ohne hinlänglis chen Beweis, eine solche Strafe verdient zu haben, fortzuschicken, verdient mehr Lob, als Tadel. Auch war er der Meinung, daß Chifney schlecht behandelt worden sei, und feste ihm einen Jahrgehalt von 200 Pfund aus. Chifney erzählt auch in seiner Schrift, daß im Jahr 1802, zur Zeit des Wettrennens zu Brighton und Lewes, als der Prinz mit einem besondern Manne dort herumspaßierte, er zu ihm gegangen und Sr. königlichen Hoheit erzählt habe, daß man sich über ihn in Newmarket sehr laut beklagt hatte, worauf der Prinz entgegnete: Sam Chifnen, hier ist niemals gut geredet worden; sie ha= ben mich und ich sehr schlecht behandelt; es ist schlechtes Volk! Ich werde hierher nie wieder einen Fuß sehen." So endigte sich des Prinzen Verbindung mit Newmarket.

Der Herzog von Orleans langte im October 1789 abermals in England an, wo ein Haus für ihn in Bereitschaft gesezt wurde. Der Prinz von Wales und einige andere Personen vom höchsten Range machten ihm sogleich ihre Aufwartung. Der Herzog hatte kurz zuvor an die Nationalversammlung geschrieben, und um einen Paß gebeten, wobei er ans gab, daß der König ihn zum Abschluß wichtiger Ges schäfte nach England schicke. Diesem Briefe war ein Zeugniß von den Grafen Montmorin, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, beigefügt, daß der Herzog diesen Auftrag wirklich erhalten habe. Der Paß ward bewilligt, obschon man sich über den Zweck sehr verwunderte. Noch an demselben Tage verließ der Herzog Paris, und begab sich nach Boulogne; doch eben, als er im Begriff stand, sich einzuschiffen, wurde er von einer Menge Fischweiber erkannt, die ihm nicht gestatteten, an Bord zu gehen, sondern ihn nöthigten, nach dem Gasthofe zurückzukehren, wo fie eine Wache von der Bürgergarde vor die Thür mit dem Befehle stellten, ihn bis zur Rückkehr eis ner Deputation, die sie nach Paris an die National versammlung abgesendet, in gefänglicher Haft zu hal ten. Der Magistrat von Boulogne redete dem Un

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gestüm bes Póbels das Wort, obwohl er selbst mit dem Passe, den er vorgezeigt, vollkommen zufrieden gewesen war. Unmittelbar vor des Herzogs Abreise von Paris bot er der Nationalversammlung zwei und eine halbe Million Livres, also ein Viertel seiner jährlichen Einkünfte, an, wofür ihm Necker und der Präsident der Nationalversammlung öffentlich Dank fagten.

Der Prinz hielt sich, während der zwei oder drei folgenden Jahre, vorzüglich in Carlton House und Brighton auf, ohne sich viel um die politischen Ane. gelegenheiten zu bekümmern, die damals ganz England in Bewegung feßten. Wahrscheinlich stimmten feine Gefühle mit denen seiner alten Freunde zusammen, von denen die meisten der Opposition angehör ten. Beide Parteien lernten indeß durch die Erfah rung, daß die Unterstügung eines Kronerben nur von geringem Nußen gegen die Maßregeln der Regierung ist, nur Mißverständnisse zwischen, ihm und seinem Bater erzeugen, und die Freunde Sr. königl. Ho heit dem Könige nur noch verhaßter machen mußte. Obgleich aber der Prinz sich so von öffentlichen Geschaften entfernt hielt, und dadurch in dem Stand hatte seyn müssen, seine Angelegenheiten in Ordnung zu

bringen, wie es zu seinem eigenen Glücke sowohl, als. für seinen Eredit, am dienlichsten gewesen wäre, zuz mal er doch selbst die Versicherung gegeben, keine neue Schulden weiter zu machen, so überließ er sich doch wieder den schwelgerischen Vergnügungen der früheren Jahre.

Die Verbindung mit Mrs. Fisherbert › dauerte noch immer fort, und man sagte auch, daß er mit Lady Jersey in der innigsten Verbindung stehe. Ob= schon seine Schulden, bezahlt, sein Haushalt vergróz Bert, sein Einkommen vermehrt und sein Palast vóls. lig in Staud gefeßt worden war, so war er doch weit entfernt, seine Verschwendung nach seinem Eins kommen zu beschränken, so daß er von neuem ungeheuere Schulden machte. Seine Gläubiger wurden laut; das gewöhnliche Benehmen seiner innigsten Freunde verbesserte sich nicht, und die öffentlichen Blätter berichteten nur zu oft Abenteuer und Vors falle, die ebenso schändlich, als niederträchtig waren, Der König, welcher, vermöge seiner Tugenden und einfachen Lebensart, ein abgesagter Feind jeder Auss schweifung und alles eiteln Tandes war, mußte nur zu tief von dem ergriffen werden, was er sah und, hörte, und zulegt auf den Gedanken kommen, den

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