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kann ich nur mit Widerstreben zwei Genitive im Singular Σαμβατίω Νασιανού ? — erkennen, die es doch sein mussten, wenn diese und alle folgende Namen ohne Unterbrechung oder Unterschied zur Classe der Equeλntov gehörten. Ich bin daher auf die Idee gekommen, es möchte vielleicht noch von einer besondern, untergeordneten Art Beiläufer, Beigänger oder Gehülfen jener Epimeleten die Rede sein; und in diesem Sinne habe ich auf συμβατέων (συμβατῶν) Ασιανοῦ gerathen, obgleich auch so das letzte Wort noch zweideutig genug bleibt und man es lokal oder persönlich nehmen kann. Im lokalen Sinn, to 'Aouavóv, wäre es ein Ausdruck, dem ähnlich, wornach man Bosporus Asianus sagt.

Z. 15 scheint Avaiμazos nur auf barbarischer Aussprache und Schreibart statt Avaiμazos zu beruhen.

Angenehm überrascht endlich Z. 17 nach so vielen NamenUngeheuern der Römische Architect, Aurelius Antoninus, dessen Name in aller Art einen guten Klang hat.

Das Datum beruht auf der Bosporischen Aera und dem Ma→ cedonischen Kalender; bei Boeckh, C. J. No. 2114. cc. S. Addenda Vol. II. p. 1006 findet sich eine Inschrift vom Jahr ΕΦ. μηνὶ Γορπιαίῳ aus der Nähe von Panticapaeum.

Uebersetzung.

Als der regierende König T. J. Ininthimaios, der Freund der Caesaren und der Römer, der Fromme, den lange vernachlässigten Brunnen [gesehen], ward er von Grund aus wieder aufgebaut, und entstand der Thurm, unter dem Legaten Chophrasmon, des Phorgaiakos Sohn, und dem Hellenarchen K. Charion, Aphidanos Sohn und seinem Stellvertreter Herakleides, des Natta Sohp, und durch die Besorger, Papas, des Chrestos Sohn, und Antimachos, des Kimbros Sohn, und Eros, des Mastos Sohn, die Beigänger von der Asiatischen Seite, Menestratos des Phaedinamos Sohn, Phidanes des Kimbros Sohn, Aphthaemax des Apsalos Sohn, Kosses des Heracleides Sohn, Myripios des Hedykon Sohn. Durch den Architecten Aurelius Antoninus. Im Jahr 533 im Mon. Gorpiaeos. (237 nach Chr.)

(Aus dem Bull. hist.-phil. T. VIII. No. 11.)

PARERGA ARCHAEOLOGICA. VON LUDOLF STEPHANI. (Lu le 21 mars 1851.)

I.

Nachdem Winckelmann: Werke II, p. 580 ff. von Neuem darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die alten Künstler zuweilen den Laut der Worte oder Namen, mit denen die griechische oder lateinische Sprache die dargestellten Gegenstände bezeichnete, berücksichtigt und namentlich zwei Gegenstände, für welche die eine oder die andre dieser Sprachen gleichlautende Ausdrücke hatte, mit einander vertauscht oder einen von zwei solchen Gegenständen dem andern ebendesshalb beigefügt habe, hat sich das Streben, auf bequeme Weise Neues, gleichviel von welchem Werthe, vorzubringen, dieser Bemerkung mit besondrer Hast bemächtigt und es sich, statt genauer nach Wesen und Umfang dieser Gewohnheit zu forschen, angelegen sein lassen, dieselbe zum grössern Theil in einer Weise in die Werke der vielgepriesenen alten Kunst hineinzuerklären, dass man erwarten kann, sie bald sämmtlich in Rebus verwandelt zu sehen. So kommt es auch, dass man in der neusten Ausgabe des Müller'schen Handbuch's p. 665. in Bezug auf die Nemea des Nikias, welche Plinius: h. n. XXXV, 27. mit den Worten erwähnt: «Idem in curia quoque quam in comitio "consecrabat duas tabulas inpressit parieti, Nemean sedentem "supra leonem, palmigeram ipsam, adstante cum baculo sene,

cujus supra caput tabella bigae dependet. Nicias scripsit se inusisse; tali enim usus est verbo» und XXXV, 131. «Opera ejus Nemea advecta ex Asia Romam a Silano, quam in curia diximus positam die von Hrn. Welcker hinzugefügten Worte liest von Nikias Nemea mit der Palme auf einem Löwen, adstante cum baculo sene, nemlich pastore, auf den Namen, véuɛa, anspielend..

Wenn ein Künstler zwei Gegenstände mit einander vertauscht oder verbindet, so kann er dies, abgesehen von weiteren Möglichkeiten, thun mit Rücksicht entweder auf die Verwandtschaft ihres Wesens und Begriffs, oder auf die Aehnlichkeit der Laute, mit denen sie von irgend einer Sprache bezeichnet werden, oder endlich auf beides zugleich. Im ersten Falle aber ist es eben so möglich, dass eine Aehnlichkeit der Laute, mit denen diese Gegenstände von einer Sprache bezeichnet werden, gar nicht Statt findet, als, dass sie zwar vorhanden, aber vom Künstler nicht berücksichtigt ist. Die Aufgabe der bildenden und zeichnenden Kunst ist es, durch die von ihr geschaffne, dem Auge wahrnehmbare Form dem auffassenden Geiste das Wesen, den Kern eines Gegenstandes zuzuführen und durch den werthvollen Inhalt desselben das ästhetische Wohlgefallen zu wecken. Der Laut aber, mit welchem irgend eine Sprache einen Gegenstand bezeichnet, ist für diesen selbst eine äussere Zufälligkeit, bildet keinen Theil seines Wesens. Obgleich nun bekanntlich die Sprachen auch ihrer Seits mehr oder weniger das Wesen der von ihnen benannten Gegenstände in den zur Bezeichnung derselben gewählten Lauten abzuspiegeln sich bestreben, so leuchtet dennoch ein, dass die frei schaffende Kunst, wenn sie ihre Schöpfung durch irgend eine Rücksicht auf jene Laute bedingen lässt, ihre eigene Aufgabe verkennt. Denn einer Seits nimmt sie auf diese Weise in ihre Schöpfung ein Element auf, das sie, als nicht zur Sache gehörend, unbeachtet lassen soll; andrer Seits sucht sie, die unmittelbar zu Geist und Gemüth des Beschauers sprechen soll und dies, solange sie selbst noch gesund ist, kräftig genug vermag, statt selbst zu handeln, bei einem Vermittler, dem sprachlichen Laut, eine Hilfe, welche, in dieser Form geleistet, sie der Lösung ihrer Aufgabe,

der Erweckung ästhetischen Wohlgefallens, nicht einmal näher führen könnte. Der Vorwurf der Unklarheit, der Schwäche, des unentschiednen Spielens ist das Mindeste, was hieraus folgt. Allein wenn auch keine vollkommene Rechtfertigung, doch eine mehr oder weniger zu beachtende Entschuldigung kann sie allerdings für diese Handlungsweise finden, wenn sie nicht vollkommen frei, sondern im Dienste irgend eines bestimmten Bedürfnisses schafft, namentlich beim Wappen im weitesten Sinne des Wortes, welches eben seinem Princip nach nicht den gedachten Gegenstand selbst dem Auge vorführen will, sondern ein Symbol, welches den Beschauer an den ihm schon bekannten Gegenstand nur erinnern soll. Denn wenn auch das mit Rücksicht auf Verwandtschaft des Wesens gewählte Symbol sich unsre meiste Billigung erwerben wird, so wird doch das den Namens-Laut berücksichtigende gewiss dem rein zufälligen und zusammenhangslosen noch vorzuziehen sein. Doch ich will und kann hier nicht auf alle die mannigfachen näheren Umstände und Bedingungen eingehen, welche den die Kunst für jedes Eingehen auf jene Gewohnheit im Allgemeinen treffenden Tadel mehr oder weniger mildern oder steigern können. So viel aber lehrt selbst der oberflächlichste Blick auf den Entwicklungsgang der alten wie der neuen Kunst, dass sich, je häufiger und rücksichtsloser sich ein Zeitabschnitt, eine Schule oder ein einzelner Künstler dieser Gewohnheit hingiebt, jeder Zeit zugleich um so zahlreichere weitere Anzeigen entweder eines überhaupt nicht mehr unmittelbar, frisch und kräftig schaffenden, sondern schon mehr oder weniger verstandesmässig berechnenden und künstlich producirenden gespreizten und pointirten Wesens, oder gar schon eines völligen Unvermögens, geistigen Gehalt der sinnlichen Form einzuhauchen, in demselben Zeitabschnitt, in derselben Schule, bei demselben Künstler vorfinden. Wie verschieden daher die alte Kunst in verschiedenen Zeiten in dieser Beziehung bei der Bildung des Grab-Monuments verfahren, habe ich schon anderwärts (Titul. Graec. Part. III, p. 18 ff.) nachgewiesen und werde weitere Belege dazu geben, wenn ich in einem andern Zusammenhange dic

bekannte, ehemals auf der Akropolis von Athen aufgestellte eherne Löwin besprechen werde.

Dass aber ein vom Alterthum besonders hoch geschätzter, wahrscheinlich noch der Zeit höchster Blühte der alten Kunst angehörender, in jedem Falle der römischen Zeit um Vieles vorausgehender Künstler in einem Werke freier Kunst der Hauptfigur dieses Tafelgemäldes eine zweite menschliche Figur beigefügt habe, blos um auf deren Namen anzuspielen, das steht mit dem Geiste altgriechischer Kunst, wie er sich einem gesunden Sinn durch Tausende unzweideutiger Züge offenbart, in einem so schreienden Widerspruch, das entbehrt bis jetzt so gänzlich eines nur irgend wie entsprechenden Analogons, dass man eine solche Erklärung einfach zurückweisen dürfte, selbst wenn sich keine andere, altgriechischen Geistes würdigere Auffassungsweise ungesucht darböte.

Allein, sogar wenn man die Auffassung des «senex cum baculo als eines Hirten ruhig hinnehmen wollte, so würde wenigstens die einem Nikias entsprechendere Annahme erlaubt sein, dass er mit diesem Hirten nicht den Namens-Laut, sondern, wie mit dem Palmen-Zweig und dem Löwen, den Charakter, das Wesen der persönlich dargestellten Oertlichkeit habe anzeigen wollen, da ja Jedermann weiss, dass der Name Nemea gar nicht einer förmlichen Stadt, im vollen Sinne des Worts, galt, sondern die ganze Wald-Gegend (Steph. Byz. 6. v. erklärt Nemea als zooa, Plinius h. n. IV, 21. nennt es eine regio) bezeichnete, in welcher das berühmte Heiligthum des Zeus mit den sich darum gruppirenden Gebäuden lag, und dass eben daher der Name rührt. Doch die Annahme eines Hirten beruht ja nur darauf, dass man den «baculus ohne Zaudern als Hirten Stab aufgefasst hat, während doch Jedem bekannt ist, dass mit diesem Ausdruck auch mannigfache andre Stäbe bezeichnet werden, namentlich das königliche Skeptron. Curtius: IX, 1, 30. Florus: III, 19, 10. IV, 11, 3. Zum Beweis aber dafür, dass Plinius hier gerade einen Hirtenstab gemeint habe, wird man sich auf das kurz vorher XXXV, 25. genannte Gemälde pastoris senis cum baculo. am allerwenigsten berufen können. Gerade dieser Ausdruck beweist im Gegentheil, wie gut Plinius fühlte, dass der

Mélanges gréco-romains. I.

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