Ich will es, Phdbe, dir erzählen, O laß damit mich meines Ziels Dich zu belehren nicht verfehlen! Es heißt: Die Klippe des Gefühls.
Ein Damon, der beim alten Drachen
Mit Ehren als Geselle stund, Erhob sich auf das Erdenrund, Um da sein Meisterstück zu machen, Er sollte, wie von Anbeginn Die Zunftgeseße vorgeschrieben, Ein Mädchen ins Verderben ziehn, Das stets der Unschuld treu geblieben. Sophie war zum Opferlamm Ersehn; ein Kind aus edlem Stamm, Das jeder Reiz der Eva schmückte, Und dessen stille Frömmigkeit Schon oft die Serafim entzückte. Er troch in ein Husarenkleid. Die Uniform sprengt alle Thüren, Und dienet oft zum Talisman Ein eitles Püppchen zu verführen. Er meldet sich bei Fiekchen an Und sagt ihr unter tausend Schwüren, Sie sey das niedlichste Gesicht, Das ihm von Quebeck bis nach Posen Auf seinen Zügen aufgestoßen.
Reich, sprach er, Mädchen, bin ich nichtz Doch wird der Donner erster Tagen Den krüplichten Major erschlagen; Dann sollst du Frau Majorin seyn. Was meinst du! Rede, kleiner Nickel! Das arme Fiekchen war betäubt Und bebte, wie der Perpendikel Der Wanduhr. Hönisch lachend reibt Ihr Sphynx (dies war des Helden Name) Den Schnurrbart auf die zarte Hand. Itt löst sich ihrer Zunge Band:
Sie schreit, und eine alte Dame
Kam hustend ins Gemach gerannt; Die Muhme wars. Der Herzensstürmer Ward schimpflich aus dem Schloß verbannt, Und Fiekchen bat den raschen Thürmer, Würd er sich nur von Ferne nahn, Den Doggen auf ihn los zu heßen. Nun fieng er erst zu fluchen an! Er riß den Dollman straks in Fehen, Und wollte nun als reicher Geck Des Fräuleins Herz in Flammen seßen. Er nennt sich Graf von Schwarzenegg, Und kommt in einer Staatskaroffe Mit einem königlichen Trosse, In einem Kleide starr von Gold Schön wie der Liebling der Cythere, Umwölkt von einer Balsamsphäre
Jns adeliche Schloß gerollt.
Der Graf ward schwebend aus dem Wagen In Fietchens Pußgemach getragen.
Er überreichet ihr sein Bild,
Geziert mit seinem Wappenschild, In einem Namen von Brillanten; Fleht knieend um des Fräuleins Gunst, Und spielt mit meisterhafter Kunst Den feinen schmachtenden Amanten: Sechs hundert tausend Thaler sind Ihr Mahlschatz, angenehmes Kind, Wenn Sie zum Bräutigam mich wählen. Er sprachs: Ein Kästchen mit Juwelen Giebt seinen Worten neue Kraft. Die gute graue Muhme gafft Entzückt durch ihre Staarenbrille Den ausgekramten Reichthum an; Doch Fiekchen blickt in ernster Stille Nur auf den üppigen Galan, In dessen Aug ein Feuer lodert, Das Wollust strömt, und Wollust fodert. Ihr Herz verschliesst sich vor dem Blick: Mein Herr, ein allzugroßes Glück ·
Ift Gift für eine weiche Seele. Ich kenne mich und ich erwähle Den Mittelstand, in dessen Schoos Ich so viel unvermischte Freuden, So vielen Trost in kleinen Leiden, Kurz, mich und die Natur genoß. Sie schweigt; die alte Tante brummet; Der stolze Bräutigam verstummet, Ruft seinen bunten Phåton
Und flieget wie ein Pfeil davon. Triumph! nun weiß ich dich zu packen, Ruft er, und lacht so fürchterlich, Daß Berg und Thal davor erschraken. In wenig Tagen fang ich dich; Wo nicht, so mögen alle Welten Mich einen dummen Teufel schelten. Des nahen Sturmes unbewust, Gieng Fiekchen bei dem ersten Strahle Aurorens aus dem Sommersaale Ins Wäldchen, und mit Engelsluft Sah sie den Quell vom Felsen fallen Und sang ins Lied der Nachtigallen. Da trat ein feiner junger Mann Mit einem Buch aus dem Gebüsche; Sein Antlig kündigt ein Gemische Von Heiterkeit und Wehmuth an. Mit Ehrfurcht grüsset er die Schöne Und wischet eine stille Thråne Vom Auge. Fiekchen nickt ihm zu Und fraget ihn mit holder Miene: Was, edler Fremdling, liesest du? Das Marterthum der Klementine Im Grandison, erwiedert er Und seufzt. Das gute Mädchen blicket Ihn zärtlich an; ihr Herz wird schwer; Es hebt sich schneller und ersticket
Nur halb des Seufzers Antwort. - Heil! Heil dir! verseßt er, schöne Seele; Doch lebe wohl! Gram ist mein Theil; Und Frevel ists, wenn ich dich quåle. Sie hålt ihn auf: O Freund! erzähle, Beisp. Samml. 3. B.
Pfeffel. Dein Schicksal mir. Nach langem Zwang Seht er sich neben ihr ins Grüne: Auch mir war eine Klementine - Beschert, rief er; doch ach! nicht lang: Sie starb!
Ein Strom von Zähren drang
Aus Fiekchens Augen; ja fie fühlte Für Damon, was sie nie empfand; Ein Feuer, das ihr Herz durchwühlte. Beim Abschied küsst er ihr die Hand; Und nun begegneten sich beide An jedem Tag mit neuer Freude Im kühlen Hain; dann sprachen sie Entzückt von Drang der Sympathie Und von der Schöpfung Harmonie. So oft er von ihr schied, betrübte Sie sich, und wuste nicht warum: Doch Damon blieb nicht lange stumm; Sein Mund gestand, daß er sie liebte, Und sie gab ihm den ersten Kuß Zum Pfand der Gegengunst zurücke. Doch bald verfinstert ein Verdruß Des guten Damons Wonneblicke: Ich bin kein Ritter. Ach! ich muß, So fieng er endlich an zu klagen, Dir, holdes Fiekchen, dir entsagen. Nie lässt dein Vormund es geschehn,
Gott wills. Mit dir, mit dir allein, Du trauter Bruder meiner Seele, Kann ich auch in der fernsten Hole Bei bittern Wurzeln selig seyn.
Sie schweigt. Des Jünglings Wange glühet; Sein Odem stockt; sein Herz pocht laut; Wie beim Altar der Beter kniet, Liegt er vor ihr: Ach! süsse Braut; Für mich Geschaffne! kann ichs glauben? Lallt er, komm laß uns gleich entfliehn, Eh Menschen unser Glück uns rauben. Du zogerst? Ach! ich war zu kühn In meiner Hoffnung. Fiekchen hatte Den letzten Kampf der Pflicht gekämpft; Ein Seufzer des Geliebten dåmpft Den heilgen Aufruhr. Ach! mein Gatte Hie bin ich! ruft sie, flüchte mich, Gieb meinem Geist die Ruhe wieder! Sie weint. Der Himmel röthet sich: Es fährt auf leuchtendem Gefieder Sophiens Schußgeist schnell hernieder: Betrogne, was beschliessest du? Rief er dem blassen Mädchen zu; Erkenne, wem du dich ergeben! Sein Finger rührt den Damon an; Im Nu verschwindet der Galan, Und Fiekchen sieht mit Graus und Beben Ein schwarzes Kind des Erebus, Den Faunen gleich an Haupt und Fuß Vor ihrem starren Auge schweben Und knirschend einen Blick ihr geben, In dem der Hölle Feuerschlund Ganz, wie am Richttag offen stund. Dem Täubchen gleich, wenn ihm der Geier Im Flug den bunten Nacken bricht, Stürzt Fiekchen vor das Ungeheuer Entgeistert auf ihr Angesicht; Und als sie sich im Gras gefunden, War Faun und Genius verschwunden,
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