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dem die Voluten ausgefallen sind, dessen vorhandene Exemplare ihrer Paläographie nach nirgend nöthigen über das Ende des IV. Jahrhunderts hinauf ihre Entstehung anzunehmen, erst dem III. Jahrhundert verdankt werden. Unter den einschlägigen Grabsteinen (9 an Zahl) sind publicirt W.A. Hadr. 63 v. S. 133. Eph. arch. 268. W. A. Peir. 18 = Kum. 1890, unsere Taf. I, 131).

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Ich stelle noch statistisch zusammen, wie viel Beispiele für jede der constatirten 6 Gruppen mir bekannt geworden sind, indem ich zugleich die noch nicht erwähnten abgebildeten Exemplare derselben aufführe. Die archaischen Palmetten bleiben dabei unberücksichtigt.

Von I liegen mir 28 plastisch ausgeführte Exemplare vor. Abgeb. ist noch Mus. Borb. XIII, 51,,ritrovato in Ischia", aber gewiss aus Attika stammend, und Bouillon, Mus. des ant. III, cippes chois. Taf. 2, 12.

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Gr. II, 24 Exempl. Publ. noch W.A. Hadr. 57 Expéd. de Morée III, Taf. 23, 4, wo als Fundort fälschlich Rheneia angegeben wird, v. S. 3579, Friederichs-Wolters, Gipsabgüsse 1106, ferner Eph. arch. 512 = Kum. 353 2).

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Gr. III, 36 Exempl. Publ. ist noch W.A. Thes. 91 v. S. 3370, Friederichs-Wolters, Gipsabgüsse 1110. Expéd. de Morée III, Taf. 23, 1. 2 und W. A. Brit. Mus. 9 = Anc. Marbl. IX, 29, 3.3) Gr. IIIa, 7 Exempl.

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Gr. IV, 24 Exempl. Publ. ist noch W. A. Akr. 84 Eph. arch. 252. Kum. 1184. Friederichs-Wolters, Gipsabgüsse 1107. Die Inschr. ist am r. Ende beschädigt; mir scheint Knopioodwgov dagestanden zu haben, übereinstimmend mit der Orthographie im Folgenden. Anders Kum. und die Eph. arch.

Gr. V, 10 Exempl. Publ. W. A. Akr. 81 Kum. 870.

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Eph. arch. 338.

1) Eine ähnliche Verkürzung durch Fortlassung der Voluten an der Stele Mauch, archit. Ordn. Taf. 52, 2 nach Uned. antiqu. of Attika chap. 7; doch scheint die Abbildung den beigeschriebenen Maassen nach sehr ungenau zu sein.

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2) Sehr ähnlich eine mächtige Palmette, früher im Besitz von Gropius jetzt W.A. Hadr. 127, abgeb. Ant. of Athens IV, description of var. fragments from Athens etc. Taf. 1 Stackelberg, Gr. d. Hell. IV, 4, nach letzterem aus Orchomenos in Boiotien. Vgl. auch aus Chaironeia Stackelberg, Gr. d. Hell. III, 4 und aus Elateia Eph. arch. 838; ferner aus Selani in Thrakien Heuzey-Daumet, miss. archéol. de Macédoine Taf. 3, 6 und aus Porta in Thessalien ebendort Taf. 25, 4.

3) Genau das gleiche Muster findet sich auf einer Stele aus Dyrrachium mit Inschrift aus makedonischer Zeit Αντίπατρος Εὐπολ[ίδ]ειος bei Heuzey und Daumet, a. a. O. Taf. 29, 1. Text S. 375; vgl. aus Leuktra Stackelberg, Gr. d. Hell. III, 6.

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Gr. VI, 19 Exempl. Publ. W.A. Brit. Mus. 11 Anc. Marb. IX, 30,1. Anc. gr. inscr. 107; ferner W. A. Thes. 96 = FriederichsWolters, Gipsabgüsse 1102, abgeb. Heller, Ausgr. auf der Akropolis nr. 6, a. Eph. arch. nr. 1741 und unsere Taf. I, 11; gemalt W. A. Hadr. 64 Ross, Arch. Aufs. I, Taf. 1, 3. v. S. 131.1)

an.

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Die Rosette.

Dem Bereich der stilisirten Pflanzendecoration schliessen sich, für uns seit dem Beginn des IV. Jahrhunderts nachweisbar, die Rosetten Das Rosettenpaar hat seinen Platz auf dem oberen Stelenschaft nach einem Zwischenraume von der Profilirung aus, wie er für eine dreizeilige Inschrift genügt; jede der Rosetten hat einen Durchmesser von mindestens 1/4 Stelenbreite (vgl. Taf. I, 8). Sie bestehen fast durchweg aus einem Büschel in der Mitte und darum zwei concentrischen Kreisen, deren einer den doppelten Radius des andern hat; die so entstehenden Ringe sind wenig gewölbt und sind entweder plastisch unbearbeitet geblieben, um malerischen Schmuck zu empfangen diese Form veranlasste die ältere Deutung z. B. Stackelbergs, (Gr. d. Hell. Taf. 4, 1), wonach Schalen an den Stelenschaft angeheftet sein sollten oder die Rippen und Ränder von meist je 8 stumpfen Blüthenblättern sind plastisch dargestellt. Die Relieferhebung des Ganzen, wie die Ausarbeitung des Einzelnen ist flach. Hier und da wird auch nur ein Kreis plastisch bearbeitet, der andere bleibt für Malerei. In diesem Typus finden sich die Rosetten unverändert bis zu der römischen Zeit hin. Kleiner sind sie gebildet bei W.A. Barb. 273 a+b a + b = v. S. 2163; auf der Stelenfläche ist die Anten- und EpistylUmrahmung des Relieffeldes erhoben ausgedrückt, so wie sonst nur die Umrahmung der durch Bogen abgeschlossenen Nischen, wohl ein Hinweis, dass der Stein in die Nähe dieser zu datiren ist.

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Aus römischer Zeit sind die zweireihigen Rosetten nur mehr an 4 Stelen erhalten, welche deshalb wohl noch in frührömische Zeit zu setzen sind.

1. W.A. Oxford Schools 10

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Michaelis, anc. marbl. in Gr. Brit. Oxford 141 „perhaps of the second or the first century B. C.“ CIA III, 2303.

2. W. A. Thes. 236 a+b. CIA III, 1819.

1) Dasselbe Muster an einer Grabstele aus Polyrrhenia auf Kreta. Inschr. bei Spratt, travels and researches in Crete II, S. 429 Γέρων Επιφάνεις | Γορτύνιος. (Mittheilung von E. Fabricius).

3. W. A. Akr. 131. Stelenfrg. auf allen Seiten abgebrochen, unter den Rosetten in langem Zwischenraum von einander A . . . . A als Reste einer Inschrift sichtbar. Darunter Stücke einer Bogennische, in der ein Frauenkopf erhalten ist. Die Form der Nische hindert den Stein früherer als römischer Zeit zuzuweisen; vgl. den Abschnitt über die Bogennische S. 56.

4. Als Füllung des Giebelfeldes W. A. Akr. 80 = CIA III, 1525. Noch auf zwei Stelen, die der Paläographie nach in römische Zeit gehören, finden sich Rosetten kleinerer Form zur Theilung der Stelenfläche verwandt.

1. W.A. Thes. 231

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CIA III, 2536. sechsblättrige Rosette. Verhältniss des Durchmessers der Rosette zur Stelenbreite wie 1:52. 2. W.A. Hadr. 139 CIA III, 1944 (vgl. S. . . .), nur an der linken Seite ist der ursprüngliche Contour erhalten. Kleine vierblättrige Rosette. In vertieftem Relieffeld darunter in guter Arbeit, deren Lebendigkeit in dieser Zeit, dem II. oder I. Jahrh. v. Chr., eine grosse Ausnahme macht, ein sitzender Mann im Mantel, der seine R. einer nicht erhaltenen Gestalt reichte. 1) Auch an diesem Decorationsbestandtheil sehen wir also, wie im Beginn des IV. Jahrhunderts die Muster geschaffen, von den folgenden Jahrhunderten nachgeahmt werden, bis sie mit dem Beginn der Römerzeit ausser Gebrauch kommen. Von den die Stelenfläche gliedernden Rosetten sind die unscheinbaren Füllungen der Giebelfelder und der Zwickel über den Bogennischen zu unterscheiden, für welche in W. A. N. Mus. 7 Taf. I, 14 ein Beleg vorhanden ist. Sie gehören erst römischer Zeit an.

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Vegetabilisches Ornament an Grabstelen römischer Zeit.

Den in der Technik und Zeichnung schlichten Ornamenten der archaischen Kunst gegenüber waren die Anthemienmuster des IV. Jahrhunderts reicher, freier aus der Natur entlehnt. Gleichwohl waren Elemente und Motive dieser Muster beschränkt, und die Composition. des Ganzen war von einem strengen Rhythmus durchdrungen. Der üppige, leichter schaffende Charakter des Hellenismus nun sprengte diese Fesseln und zog alles, was die Natur und Phantasie geschaffen

1) An der Stele W. A. H. Tr. 67 = v. S. 475, abgeb. Arch. Ztg. 1871, Taf. 42, 3 hält Milchhöfer, Mus. v. Athen S. 27, nr. 4, das Loch im oberen Theil derselben für eine einzusetzende Rosette bestimmt. Der Gefässfuss, welcher darunter angedeutet ist, bleibt mir dabei unerklärt. Vielmehr wird an ein Becken zur Aufnahme der Todtenspende zu denken sein.

hat, in den Bereich seiner Ornamentik. So entstanden an hellenistischen Höfen jene geistvollen, aus allen Weltgegenden und Gedankenkreisen ihre Motive zusammenholenden Decorationen, deren Spiel, in Malerei ausgeführt, wir in Pompeji bewundern, für deren plastische Darstellung sich die ersten Anfänge in Pergamon gezeigt haben. Vergebens suchen wir derartiges in Athen; dort ist, seit dem verwahrlosten Kunstgewerbe die lineare Schönheit des Akanthos und der Palmette nachzuahmen zu viel wurde, im Bereich der Grabsculptur nichts neues entstanden. Von der gewaltigen Masse attischer Grabstelen der römischen Zeit weisen kaum 9 spärliche Decorationen auf, welche dem Pflanzenreich entlehnt sind. Bei 3 von diesen, W.A. Nachtr. 2 Barb., Hadr. 165, Barb. 265 sind als Eckakroterien ein paar Blätter aus dem Palmettenfächer entnommen, aber sie liegen ohne jedes Gefühl für organisches Wachsthum auf dem Geison des Giebels auf; Palmetten von nicht viel grösserem Rhythmus erfüllen die Akroterien eines Giebels (W.A. N. Mus. 7 abg. Taf. I, 14), welcher durch seine Akroterienformen, durch die Gestalt der Rosette als römischer Zeit entstammend sich erweist. Um das Säulenkapitell an dem so sorgfältigen Grabstein der Isis verehrerin Alexandra (W. A. H. Tr. 64 v. S. 447. CIA III, 1898. s. S. 55) ist ebenso eine Reihe von Palmettenfächern ohne Verbindung unter einander und mit der Säule angebracht. Zweimal findet in einem Giebelfelde spätester Zeit Acanthus mollis Verwendung (W.A. Akr. 255 v. S. 6605, siehe Seirenen III, 8, und W. A. Akr. 95). Gradezu barbarisch sind zwei Darstellungen von Bäumen: W.A. Akr. 175 = v. S. 6431 und W.A. Hadr. 161 v. S. 159, innerhalb der Darstellungen des Reliefs selbst.

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Das ist Alles, was auf attischen Grabstelen römischer Zeit an Pflanzenornamenten erhalten ist. Freilich ist dabei die Sitte dieser Zeit den Grabstein mit frischen Blumenguirlanden zu schmücken, für deren Befestigung vielfach Zapfen und Zapfenlöcher erhalten sind, in Rechnung zu ziehen.

2. FIGÜRLICHES.

Die vormals, wie Milchhöfer Ath. Mitth. 1879, S. 64 ff. hervorgehoben hat, selbständig als Grabesschmuck verwandten Wesen der Seirenen, Sphingen und Löwen haben auf den Grabsteinen vom Beginn des IV. Jahrhunderts diese Rolle zu Gunsten des Bildes des Verstorbenen und seiner Familie abgetreten. Sie erscheinen an der Stele nur noch decorativ untergeordnet.

Unter allen Figuren, welche die attischen Steinmetzen an den Grabstelen ornamental angebracht haben, sind am beliebtesten die Seirenen. In aufrechter Stellung fügen sie sich mit ihren ausgebreiteten Flügeln leicht in die Form des gerundeten Stelenabschlusses oder des Hauptakroterions über dem Giebel, die Stelle der Anthemien vertretend. Die Literatur über dieselben ist:

Schr(ader), Die Sirenen nach ihrer Bedeutung und künstlerischen Darstellung im Alterthum (1868), S. 86-95. St(ephani) im Compterendu pour 1866, S. 11-66, die Aufzählung der Monumente S. 36—48, und Nachträge Compte-rendu pour 1870, S. 146-155 und 1880, S. 103-105. Conze in den Sitzgsber. d. phil.-hist. Klasse der Wien. Akad. LXXI (1872), S. 325–332. Ussing, nye Erhvervelser til Antiksamlingen i Kjöbenhavn, Vidensk. Selsk. Skr. V, hist.-phil. Afd. 5, 3, S. 152 ff. 1).

Der Darstellung nach sind zwei Klassen zu unterscheiden:
I. Seirenen ein Musikinstrument spielend.

1. Mus. zu Berlin, Katalog nr. 755, abgeb. Panofka, cab. PourtalèsGorgier Taf. 24, danach Conze, Vorlegeblätter VII, 10, 1. Schr. M. St. 63. Vor dem Giebel mit hohem, ehemals durch eine Palmette ausgemalten Akroterion stehen einander zugekehrt zwei Seirenen, welche oberwärts menschlich mit weiblicher Brust, mit reichem Haar, den Modius auf dem Kopfe, an den Schultern zwei grosse Flügel, nach hinten in einen Vogelschwanz ausgehend gebildet sind, die eine die Kithara, die andere die Doppelflöte spielend. Da die Oberschenkel der Vogelbeine der Vogelnatur entsprechend sehr kurz gebildet sind, so ist die Haltung der Gestalten vogelähnlich vornübergebeugt. Das Relief der sitzenden Frau von breiter Gesichtsform und strengem Ausdruck, vor ihr die Dienerin, gehört dem Ausgang des V. oder dem Beginn des IV. Jahrhunderts an.

2. v. S. 1112, vermuthlich gleich W.A. Akr. 18, Frg. einer Stele. Auf einer Grabamphora, deren oberer Theil erhalten, steht aufgerichtet en face eine Seirene weit die Flügel ausbreitend. Die Oberschenkel bilden den Uebergang von der menschlichen zur Vogelgestalt; hinter den Beinen wird der Vogelschwanz sichtbar. Zur Bildung der Seirene vgl. Taf. I, 15. Die Grenze des Erhaltenen geht quer von der r. Schulter zur 1. Hüfte, an welcher der Kasten der Kithara sichtbar wird. Die R. greift danach. 1) Ich bedaure, dass ich nur das französische Résumé auf S. 172 ff. einsehen konnte.

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