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ein Übergreifen des rechten Armes nach der linken Seite hat nicht stattgefunden. Der glatte faltenlose Rand verträgt sich schon nicht einmal mit der Hasseschen Ergänzung (vgl. dazu die Achselhöhle bei Kollmann, Plastische Anatomie Fig. 111) ganz und gar nicht, aber mit denen Petersens, Sauers und Roberts. Pr. läßt nun den Unterarm auf dem rechten Oberschenkel ruhen, eine nicht wahrscheinliche Annahme; denn wenn auch der Zustand der Oberfläche am Oberschenkel kein unumstößliches Urteil gestattet, so könnte doch nur ein kleiner Ansatz ganz verschwunden sein; ein großes, breites Stück Marmor, wie ein Unterarm, müßte seine Spuren hinterlassen haben. Endgültig kann auch diese Frage nur mit Hülfe eines Modells und unter genauer Beobachtung der Schultermuskulatur gelöst werden. Den linken Arm läßt Pr. wagerecht abgestreckt, den Oberarm etwas nach rückwärts geschoben, den Unterarm in spitzem Winkel vorgebogen sein; die Hand hielt nach ihm das Oberende des Pedum". Bei dieser Stellung scheint mir nicht genügend beobachtet, daß der breite Rückenmuskel sich an dieser Seite ziemlich stark vordrängt; ich würde danach wenig stens ein leichtes Vorgreifen des Oberarmes für wahrscheinlicher halten. Die Haltung des Kopfes ist durch den Halsansatz gesichert und vom Verf. richtig angegeben worden.

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Nach alledem kann man nicht zugestehen, daß Preisers Untersuchung des anatomischen Details, mit so redlichem Bemühen und so methodischer Aufrichtigkeit sie auch geführt ist, genügend feste Punkte geliefert hätte, um von ihnen aus zu einer sicheren Ergänzung des Ganzen zu gelangen. Der Wechselbalg, der uns auf der beigegebenen Tafel vorgeführt wird, kann. gewiß nicht zur Empfehlung des neuen Vorschlages dienen. Ist die Deutung auf Polyphem so sicher, wie es Pr. annimmt? Herakles war zweifellos nicht dargestellt; aber die Noblesse in der formellen Durchbildung scheint auch mir zu stark gegen den Kyklopen zu sprechen. Was sonst? Darüber auch nur eine Vermutung zu äußern, halte ich für falsch, solange nicht die notwendigste Vorarbeit auf die von mir oben angegebene Weise erledigt ist.

Trotzdem also das Endresultat der Preiserschen Schrift für verfehlt gelten muß, sei nochmals betont, daß sie, dank der vernünftigen Methode, die darin befolgt ist, zu den wenigen gehört, die man auch später nicht wird übersehen dürfen. Litteratur und Monumente sind

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Heinrich Schäfer, Die äthiopische Königsinschrift des Berliner Museums, Regierungsbericht des Königs Nastesen, des Gegners des Kambyses, neu herausgegeben und erklärt. Leipzig 1901, Hinrichs. VI, 139 S. fol. mit 4 Tafeln.

Als Lepsius zu Beginn der vierziger Jahre Nubien mit der preußischen Expedition besuchte, gewährte ihm das Trümmerfeld des alten Napata am Gebel Barkal eine geringere Ausbeute von Altertümern, als man es von dem größten Heiligtume des alten Äthiopiens hätte erwarten sollen. Der große Schatz, den der dortige Boden für die Geschichte des Altertums barg, blieb Lepsius noch verborgen: die Siegesinschriften der Äthiopenkönige sind erst (wie dies jetzt der Verf. nachweist) einige Jahre später von Einheimischen gefunden worden. Diese hatten wenigstens soviel Interesse an ihrem Funde, daß sie ihn möglichst vorteilhaft zu Geld zu machen suchten. Das war freilich nicht so leicht; denn dazu mußten diese gewaltigen Blöcke über alle Stromschnellen herüber nach Kairo transportiert werden. Gleich der erste Versuch mißlang, und die Stele des Königs Nastesen, die sie dazu gewählt hatten, gelangte nur bis Dongola. Und nun ließen sie die anderen Stelen, darunter das berühmte Denkmal des Pianchi, am Fundorte liegen, wo sie 1863 aufs neue entdeckt und durch Mariette für die Wissenschaft gerettet wurden.

Noch ungleich später sollte jene Stele, die die Entdecker bis Dongola transportiert hatten, an eine sichere Stätte gelangen. Zwar hatte sie Graf Wilhelm von Schlieffen im Jahre 1853 auf der Mudirije von Dongola liegen gesehen und von Abbas-Pascha erwirkt, daß der Stein Friedrich Wilhelm IV. zum Geschenk gemacht wurde. Aber damit war das Denkmal noch nicht in Berlin, und es bedurfte noch endloser Verhandlungen und Mühen, ja zuletzt noch des persönlichen Eingreifens des damaligen Kronprinzen, um den Stein achtzehn Jahre später (1871) nach Berlin gelangen zu lassen.

Während die anderen Stelen jenes Fundes, die Mariette nach Kairo geschafft hatte, zum

Teil ziemlich bald übersetzt und für die Geschichte verwertet wurden, blieb jene lange unbenutzt. Zwar hatte Lepsius sie schon 1859 nach einem mangelhaften Papierabdruck veröffentlicht; aber erst 1877 unternahmen Brugsch und Maspero es gleichzeitig, sie zu übertragen. Beiden gelang es, den ungefähren Sinn des Textes wiederzugeben; aber eine philologisch genügende Interpretation ist erst jetzt dem neuen Herausgeber möglich geworden. Wenn Schäfer der mannigfachen Schwierigkeiten der merkwürdigen Inschrift besser Herr geworden ist als seine Vorgänger, so verdankt er das einmal dem systematischen Studium aller äthiopischen Denkmäler, vor allem aber seiner richtigen Auffassung der sprachlichen und orthographischen Absonderlichkeiten des Textes. Um den Lesern zu erklären, wie diese entstehen konnten, muß Ref. etwas weiter ausholen.

Im zweiten vorchristlichen Jahrtausend war das obere Nilthal den Pharaonen in die Hände gefallen, die Festungen und Tempel darin erbauten und es mit Soldaten, Beamten und Priestern besetzten. Das einheimische Volk nahm allmählich die ägyptische Religion an; aber es behielt seine eigene „nubische" Sprache, die es ja bekanntlich noch in unseren Tagen z. T. spricht. Um den Beginn des ersten Jahrtausends löste sich dann irgendwie dieses Verhältnis zu Agypten, und es entstand ein besonderes äthiopisches Reich, das furchtbare Land Kusch des alten Testaments und der assyrischen Inschriften. Es prätendierte, der Vertreter des rechtgläubigen Agyptertums zu sein; aber in Wirklichkeit war es ein Barbarenstaat. Solange es durch seine Eroberungen in ständiger Verbindung mit dem Mutterlande blieb, vermochte es noch, äußerlich den Anschein höherer Kultur aufrecht zu halten, und noch im Anfang des siebenten Jahrhunderts verstand es der Schreiber des Königs Tanut-amun, für seinen Herrn eine ganz lesbare Inschrift, die sogenannte Traumstele, abzufassen. Aber in den darauf folgenden anderthalb Jahrhunderten, in der Zeit der saïtischen Könige, hatten die Äthiopen nichts mehr in Ägypten zu suchen, und nun brach rasch die völlige Barbarei herein. Die Könige dieser Epoche, zu denen auch derjenige unserer Inschrift gehört, hatten ihren Wohnsitz schon nach Meroe, 25 Meilen nördlich von Chartum, verlegt, und gewiß werden sie auf keiner viel höheren Kulturstufe gestanden haben als der Mahdi und sein Chalifa in unseren Tagen. Zwar in den Tempeln

hält man noch die Fiktion des Agyptertums aufrecht, und in der heiligen Stadt Napata giebt es noch Priester, die der Meinung sind, sie könnten ägyptisch schreiben. Aber was ist das auch für ein Agyptisch! Von der alten Schriftsprache sind noch einige Floskeln übrig; das Übrige gleicht, wie Schäfer hübsch bemerkt, etwa dem furchtbaren Arabisch, das ein moderner Nubier, der in Ägypten gelebt hat, mit nach Haus bringt. Es ist keine Sprache, kein äthiopischer Dialekt des Ägyptischen, wie Maspero annahm; sondern es ist nichts als das kindische Radebrechen eines Barbaren, der sich in eine der eigenen völlig fernstehende Sprache nicht hineinfinden kann. Weil sein Nubisch kein Geschlecht unterschied, so verwechselt er ständig die Artikel und macht selbst die Mutter hartnäckig zu einem Maskulinum. Wie die modernen Nubier setzt es für sch ein s ein (Äg. Ztschr. 1897, 108), und die seiner Sprache fehlenden Laute hund Ajin ignoriert er gelegentlich ganz. Ebenso wild ist die Syntax; afosch Amun soll heissen „Ammon rief", und naf Amun soll „dem Ammon" bedeuten. Bei manchem kann man sich nicht einmal den Grund des Irrtums vorstellen, so wenn er schantefi bis daß er kommt für betontes „er kam" gebraucht. Noch größer wird dann diese Tollheit durch die Orthographie des Textes. Weil man im Ägyptischen der damaligen Zeit das alte twj „ich" und djt geben" beide ti sprach, schreibt er ständig „geben“ für das Präfix 1. sing., und bei selteneren Substantiven und Verben ist er ganz hilflos. Um den Wirrwar voll zu machen, hat dann noch der Steinmetz, der die kursiv geschriebene Vorlage in Hieroglyphen übertrug, allerlei Wunderlichkeiten begangen. Ein Füllstrichelchen, das die späte Schrift unter f zu setzen pflegt, giebt er durchweg mit r wieder, und die alte Präposition jmf in ihm", die man emmof sprach, und die er nach später Sitte allenfalls auch m-jmf oder n-jmf hätte schreiben dürfen, schreibt er bald mnf, bald njmtf und bald rnmtf. Es wäre nie gelungen, einen Weg durch diese Wildnis zu findeu, wenn nicht die Inschrift des Nastesen und die ihr ähnliche des Har-si-jot sehr umfangreich wären, und wenn nicht ihre unbehülflichen Autoren sich notgedrungen in wenigen, stets wiederkehrenden Ausdrücken bewegen. müßten.

Was uns die Inschrift des Nastesen erzählt, ist in der Hauptsache folgendes. Aus der Hauptstadt Meroe, wo Nastesen lebt, beruft ihn

Ammon nach der heiligen Stadt Napata und begrüßt ihn als König. Der neue Herrscher besucht darauf die Tempel im Norden seines Reiches, das, wie Schäfer wahrscheinlich macht, etwa bis zum zweiten Katarakt reichte; auch die dortigen Götter erkennen ihn als König an, was er dem Ammon von Napata meldet. Durch Geschenke an Gärten, Metallgefässen und Vieh giebt er seinem Danke gegen diesen höchsten Gott Ausdruck. Es folgt der Bericht über eine Reihe von Kriegen, die der König führt. Von dem ersten derselben werden wir unten noch zu sprechen haben; der letzte richtet sich gegen den uns wohlbekannten Wüstenstamm der Matoï, der zwischen dem Nil und dem roten Meere hauste, und der zwei der nördlichen nubischen Tempel geplündert hatte. Die Gegner, die der König auf dem zweiten bis sechsten Feldzuge bekämpft, sind uns unbekannt; es werden südliche Nachbarn des Reiches, die Stämme der großen Steppen des Sudan, sein. Dafür spricht auch ihr Reichtum an Vieh: 673471 Rinder und 1252232 Stück Kleinvieh nimmt ihnen der König ab. Sonst bringen ihm diese Feldzüge neben Gold fast stets alle Weiber" des Landes ein, und außerdem wird alles geraubt oder vernichtet, ,,wovon sich die Menschen nähren". Man sieht, der Fluch, der die unglücklichen Länder des Sudan heut noch verfolgt, ist ein alter.

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Während der Erzähler alle diese Kriege kurz nach einem bestimmten Schema erzählt, berichtet er über den ersten Feldzug etwas ausführlicher und in anderer Form. Der Gegner ist diesmal kein Volk, sondern eine einzelne Person, welche herbeizieht. Nach einem großen Gemetzel werden auch seine Schiffe erbeutet, und es werden ihm seine „Länder" von der Stadt Kr.. an bis zur Stadt Trd.. hin abgenommen. Dieses Land wird dem Ammon geschenkt, sonst scheint die Beute nur sehr gering zu sein (300 Rinder, 200 Stück Kleinvieh, 310 Gefangene, zumeist Männer). Das Ganze spielt sich, wie Schäfer nachweist, im nördlichen Teile des Reiches ab und ist augenscheinlich der Kampf gegen einen angreifenden, nichtnomadischen Gegner. Wäre nun dieser Gegner einfach ein ägyptischer König oder ein nubischer Vasall Ägyptens, so würde er ohne Zweifel als der König des elenden Ägyptens" oder als „der Fürst der und der Stadt" bezeichnet sein. Er führt aber merkwürdigerweise gar keine Bezeichnung, sondern ist lediglich mit seinem Namen

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genannt, als sei er eine allbekannte Persönlichkeit. Und da in diesem Namen die Konsonanten -mbs- vorkommen, so fragt sich Schäfer, ob hier nicht etwa von Kambyses die Rede ist, der ja, wie Herodot berichtet, einen mißglückten Feldzug gegen Äthiopien unternommen hat. Denn ungefähr muß ja unser Nastesen ein Zeitgenosse des Kambyses sein, und vielleicht darf man sogar Schäfers Nachweis, daß der erste Feldzug Nastesens ins Jahr 525/4 v. Chr. fällt, also in das Jahr der Kambysesexpedition, als gelungen ansehen, wennschon sein Ausgangspunkt nicht ganz sicher ist; die Ähnlichkeit der Thronnamen des Nastesen und des letzten Psammetich könnte schließlich ein Zufall sein.

Gegen die Deutung auf Kambyses spricht aber eines der Name des Gegners des Nastesen will sich dieser Identifikation nicht so fügen, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn auf das verlockende Element -mbs- folgt noch ein unerklärliches wdn, und das Zeichen, das vor dem -mbs- steht, ist nicht zu deuten. Es könnte zwar wohl aus einem k entstellt sein; aber ebensogut könnte man auch an foder ch denken. Es ist die Barbarei der Inschrift, die uns hindert, sicher zu urteilen: wo die Willkür und der Unsinn herrschen, wird jeder Schluß unmöglich. So müssen wir uns denn bescheiden: es ist nicht unwahrscheinlich, daß in unserer Inschrift der Kambyseszug erzählt wird; für sicher können wir es nicht ansehen, und wie die Dinge einmal liegen, werden wir wohl niemals über diese Frage ins Klare kommen. Steglitz bei Berlin.

Adolf Erman.

R. Kobert, Beiträge zur Kenntnis der Giftspinnen. Stuttgart 1901, Enke. VIII, 191 S. 8. 6 M.

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Diese interessante Schrift des bekannten Pharmakologen muß wegen ihres reichen historischen Inhalts auch in dieser Wochenschrift erwähnt werden. Für den klassischen Philologen kommt besonders der zweite Abschnitt inbetracht: Historisch-Litterarisches aus älterer Zeit über Spinnenvergiftung im allgemeinen". Hier werden die Zeugnisse des Altertums über giftige Spinnen gesammelt und mit genauester Sachkenntnis erörtert (Xenophon, Aristoteles, Nikander, Celsus, Dioskurides, Plinius, Älian, Solin, Galen u. a.). Kobert deutet die paλáyya bei Xenophon, die ψύλλα bei Aristoteles, den ρώξ und das ἀστέριον

bei Nikander als Lathrodectes-Arten; ein anderes von Aristoteles erwähntes beißendes paláɣytov ist er geneigt für eine Tarantelart zu halten. Er erklärt es für ausgeschlossen, daß die bei den Alten vorliegenden Schilderungen der Wirkungen des Giftspinnenbisses auf Phantasie oder phantastischer Übertreibung beruhen, wie man wohl geglaubt hat: dazu stimmen sie viel zu gut mit dem von Kobert durch ausgedehnte Untersuchungen festgestellten thatsächlichen Vergiftungsbilde beim Lathrodectes-BiB überein, selbst in so auffälligen Symptomen wie crectio penis und eiaculatio seminis. Besonders beachtenswert ist die Erklärung einer Stelle aus Nikanders Theriaka (V. 716): ó μèv aldaλósis pùž κέκληται, πισσῆεν: es muß sich hier nach Kobert um eine schwarze Giftspinne mit feuerroten Punkten handeln; dies paßt ebenso wie die folgende Schilderung der Wirkungen des Bisses ausgezeichnet auf den in Italien und Korsika noch heute nicht ohne Grund gefürchteten malmignatto (Lathrodectes tredecimguttatus), mit dem der in Griechenland vorkommende Lathrodectes conglobatus nahe verwandt ist.

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GLOSSARIUM LATINO-ARABICUM ex unico qui exstat codice Leidensi undecimo saeculo in Hispania conscripto nunc primum edidit praefatione notisque instruxit tabulam phototypicam adiecit. Chr. Fred. Seybold. Berlin 1900, E. Felber. XX, 574 S. 8. (= Semit Studien, herausgegeben von Carl Bezold, Heft XV-XVII.)

Das berühmte Leidener Glossar, das hier zum ersten Male vollständig und in zuverlässiger Weise veröffentlicht wird, hat seinen Hauptwert in den arabischen Interpretamenten, die sich meinem Verständnis entziehen. Auf S. XVII der Vorrede stellt der Herausgeber eine eingehende Behandlung in Aussicht. Hier soll nur auf die lateinischen Lemmata hingewiesen werden, die ohne Zweifel aus rein lateinischen Glossaren herübergenommen, mithin für die lateinische Glossographie von Interesse sind. Ein Teil dieser Lemmata findet sich bereits im Thesaurus des Vulcanius S. 701 ff. unter der Überschrift; 'glossae e glossario arabicolatino veteri ms. collectae, freilich nicht immer in der ursprünglichen Form. Der Exzerptor (d. h. Scaliger; vgl. die Notae S.105) hat mancherlei Kürzungen angebracht, Lemmata mit demselben arabischen

Interpretament zusammengezogen, auch hier und da Emendationen aufgenommen. Aus der nämlichen Quelle schöpft Du Cange (vgl. bazana sacculus, die aus S. 43,1 bazena und 450,11 aufgrund des arab. Interpretaments kontaminiert ist). Die Scaligerschen Exzerpte liegen auch den Besprechungen der neueren Zeit zugrunde, so z. B. bei Loewe Prodr. p. 230. Über die spanisch-romanischen Eigentümlichkeiten handelt eingehend Boehmer im ersten Bande der rom. Studien, freilich hier und da irre geführt durch die mangelhafte Abschrift Öhlers, die in der Kgl. Bibliothek zu Berlin aufbewahrt wird. Man wird also auch vom Standpunkte der lateinischen Glossenforschung aus die gewissenhafte und zuverlässige Publikation freudig begrüßen. Die wichtige Frage der Herkunft der lateinischen Lemmata konnte erst in neuerer Zeit gelöst werden. Wie ich in der Vorrede Seybolds im Anschluß an Kettner und Loewe ausgeführt habe, stammt ein großer Teil aus dem liber glossarum. Sie sind aber öfter nicht ohne Veränderungen herübergenommen. Die casus obliqui sind in den Nominativ umgeformt, die Verbalformen häufig in die erste Person singularis praesentis. Auf diese Weise sind mitunter falsche Formen gebildet worden, und manche Überlieferung, die beim ersten Anblick eine Rarität zu enthalten scheint, ist nur eine falsche Nominativ- oder Präsensbildung. Nicht selten sind auch benachbarte Glossen kontaminiert, sodaɓ die ursprüngliche Form nur durch Vergleichung mit der Quelle gewonnen werden kann. Mit dieser Darlegung wird natürlich der Wert für die lateinische Glossographie erheblich vermindert; der Hauptgewinn erstreckt sich ohne Zweifel auf die Kenntnis des mittelalterlichen Lateins. In der Vorrede verspricht der Verfasser, dem Verdienste, das er sich durch die Edition erworben hat, noch das weitere hinzuzufügen, das in einer genauen Untersuchung des Lateins dieses Glossars bestehen wird. Möge es ihm vergönnt sein, dieses Versprechen bald zu erfüllen. Jena. Georg Goetz.

Auszüge aus Zeitschriften.

Byzantinische Zeitschrift. X (1901). Heft 3-4. (385) E. Patzig, Malalas und Tzetzes. Der bei Tzetzes ofter zitierte Ἰωάννης ὁ ̓Αντιοχεύς ist Johannes Malalas gewesen; Abweichungen von diesem erklären sich aus der Arbeitsweise des Tzetzes. (414) A. Ehrhard, Zu den „Sacra Parallela" des Johannes Damascenus. J. D. ist der Verfasser der 'Iɛpá; die Überlieferung des 3. Buches ist noch nicht klar. Die Ekloge des „Maximos" (nicht Maximos Confessor) entstand nicht früher als am Ende des 9. Jahrh.; für die biblisch-patristischen Zitate dieser Art Eklogen sind die 'Ispá die Hauptquelle. - (416) E. W. Brooks, On the date of the first four books of the Continuator of Theophanes. Es besteht kein Grund, die Abfassung eines Teils der ersten 4 Bücher des Fortsetzers später als den Tod des Konstantinos Porphyrogennetos anzusetzen. (418) J. B. Bury, An unpublished poem of Nicephorus Blemmydes. Aus Cod. Barocc. 131 ein Trostgedicht an den Kaiser Johannes Dukas Batatzes aus Anlaß des Todes seiner Gemahlin Irene (1241). — (424) P. N. Papageorgiu, Plutarchische Reminiscenzen bei Michael Akominatos. Ed. Lampros I 162,12 Plutarch. Phoc. 2; ed. Lampr. 11 210,11 (425) P. N. Papageorgiu, Zu Theodoros Pediasimos. Topographische und textkritische Bemerkungen zu der Ausgabe von Treu. (441) J. Sturm, Ein unbekanntes griechisches Idyll aus der Mitte des XV. Jahrhunderts. Bezieht sich auf die Thätigkeit eines genuesischen Konsuls am schwarzen Meere. (453) Α. ΠαπαδόπουλοςKepauɛúc, Johannis Lydi de mensibus IV 26 Wünsch. Text aus Cod. Athous h. Athan. B 43.

Plut. Moral. 297 A.

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Th. Preger, Die Erzählung vom Bau der Hagia Sophia. Über die Textgeschichte der Anno (ed. Preger, Script. orig. Constantin. 1 74-108), Abfassungszeit, Quellen und sachlichen Inhalt; zum Schluß eine (477) alte Berechnung der Kosten der Kirche. H. Gelzer, Der Codex 80 der theologischen Schule von Halki und die Legende von den heiligen Bildern. Der Text der drei Versionen der Legende mit kurzer Erläuterung der Vorstellung, der sie entsprungen. K. Praechter, Zur byzantinischen Achilleis. Die Zusätze der Neapler Version stammen aus Konstantinos Manasses. (489) F. C. Conybeare, The date of Moses of Khoren. Gegen die These von Carrière, daß M. dem 8. Jahrh. angehöre. (505) Aug. Heisenberg, Ein iambisches Gedicht des Andreas von Kreta. Bemerkenswertes Dokument zu der Geschichte des Monotheletismus. (515) J. Draeseke, Theophylaktos' Schrift gegen die Lateiner. Über Anlaß und Inhalt dieser Schrift des Erzbischofs von Bulgarien. (530) P. N. Papageorgiu, Zum Typikon des Michael Palaiologos. Textkritische Beiträge zur Ausgabe von Gedeon.— (540) E. W. Brooks, The marriage of the Emperor Theophilos. Über das Datum der Hochzeit und der Krönung des Kaisers.

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- (545) Π. Ν. Παπαγεωργίου), ̔Ο ἐν Σέρραις » Πύργος auуoúctou Baoiλéws". Text der Inschrift. Zu Nikephoros Blemmydes, B. Z. X 419 (Bury). Emendation. (546) S. Strzygowski, Das Epithalamion des Paläologen Andronikos II. Ein Beitrag zur Geschichte des byzantinischen Ceremonialbildes. Beschreibung der Miniaturen des Cod. Vatic. 1851, deren Text in der Bearbeitung von Sp. Lambros beigegeben ist. Die Miniaturen sind eine Illustration des Ceremonialbuches. (568) G. Weber, Basilika und Baptisterium in Gül-bagtsché (bei Vurla). Zur Architektur dieser im 7. Jahrh. erbauten Kirche. (574) Π. Ν. Παπαγεωργίου, Αγίου ὄρους ἐπιγραφαί. (581) P. Kretschmer, Grammatische Miscellen. Uber κόρφος, καθρέφτης, xúpa (Stadt), Substantiva auf -cúvɩ. (587) K. Dieterich, Zu den lateinisch-romanischen Lehnwörtern im Neugriechischen. Nachträge zu der Sammlung von G. Meyer. (596) H. Lieberich, Studien zu den Proömien in der griechischen und byzantinischen Geschichtsschreibung. II (K. Praechter). - (598) P. H. Bourier, Über die Quellen der ersten vierzehn Bücher des Malalas (E. Patzig.) - (611) E. Martini, Spigolature bizantine I. Versi inediti di Niceforo Chumnos (W. Crönert). (612) G. Wartenberg, Die byzantinische Achilleis (K. Praechter). — (614) H. Achelis, Die Martyrologien, ihre Geschichte und ihr Wert (H. Delahaye). (617) E. Sachau, Verzeichnis der syrischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin (V. Ryssel). (637) Ed. Kurtz, Zwei griechische Texte über die hl. Theophano, die Gemahlin Kaiser Leos VI. (W. Nissen). (639) Monumenta linguae necnon litterarum UcrainoRussicarum (Ruthenicarum) a collegio archaeographico Societatis Scientiarum Ševčenkianae edita. Vol. II (M. Resetar), (641) Th. J. Uspenskij, Die Heeresorganisation des byzantinischen Reiches. (642) J. N. Smirnov, Abriß einer Kulturgeschichte der Südslaven. Heft I. — (642) V. Jagić, Zur Entstehungsgeschichte der kirchenslavischen Sprachen (St. Stanojević). jević). (644) Manuel Jo. Gedeon, 'Exxλnoía Bulavτιναὶ ἐξακριβούμεναι (κυρίως ἡ Θεοτόκος τῶν Κύρου) (Th Preger). (646) Ad. Schulten, Die Mosaikkarte von Madaba (S. Vailhé). (651) E. Mayser, Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit (K. Dieterich).

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