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n seinen letzten Lebensjahren hatte Byron das Rächeramt, das er im vierten Gesange des Childe Harold der Zukunft Stunden überwiesen, selber übernommen, bergeshoch hatte er seinen Fluch auf der Menschen Haupt getürmt", so unbarmherzig hatte er besonders die englische Gesellschaft in den letzten Gesängen des Don Juan gegeisselt, dass diese Gesellschaft aufatmete, als ein Werk erschien, das zeigen sollte: that we may be both men of the world, and yet something wiser, nobler, and better than mere men of the world'). Dies Werk, das 1828 erschien, war Bulwers Pelham. Befreiend wie der Roman auf die Leser wirkte, wirkte er auch auf den, der ihn geschrieben hatte. Mit dem Pelham war bei Bulwer die Krankheit des Byronismus verschwunden, jetzt erst war bewiesen, dass er „sein Herz von dem gefährlichen Stoffe befreit hatte".) Krankheit wie Gesundheit zeigen sich besonders in den Urteilen, die Bulwer zu verschiedenen Zeiten über Byron gefällt hat; die Urteile aus der Zeit nach dem Jahre 1828 sind klar, scharf

1) (The) Life (Letters and literary Remains of Edward Bulwer, Lord Lytton, by His Son. London 1883. 2 Bde.) vol. II, p. 187. 2) vergl. Bulwers Urteil über seinen Falkland in der Vorrede zu Pelham (Ausgabe von 1835).

gerecht; ') die aus früherer Zeit das Gegenteil; jene wenden sich gegen Byrons Weltanschauung, diese mäkeln an Byrons Grösse und Ruhm.

Eitelkeit

die Byron zuweilen ungerecht in seinen Urteilen über andere Dichter macht und von der auch Bulwer durchaus nicht frei war ist wohl nicht als Beweggrund anzunehmen, sondern Unklarheit des Fühlens und Denkens. Bulwer fühlte und dachte in der Jugend, wie das England der Zeit dachte und fühlte, Byrons Dichtung aber, wie er selbst in England and the English 2) sagt, war,,the poetry of a particular age put into action"; frühzeitig aber fühlte er auch an sich das Krankhafte der Weltanschauung Byrons und der Zeit und kämpfte dagegen, in der Unklarheit und Dunkelheit des Gefühls jedoch kämpfte er gegen den falschen Gegner; anstatt, wie er es später im Pelham und in der Vorrede (1831) zu den Siamese Twins that, die ungesunde Empfindsamkeit und das krankhafte Fühlen und Grübeln seiner Zeit anzugreifen, wandte er sich einzig gegen Byron, der selbst so schwer damit gerungen, so unsäglich darunter gelitten hatte, gegen den Dichter, dessen Leben und Schicksal uns an die Klage Wilh. Zimmermanns erinnert: Das ist der Fluch, dass zur Erlösung allen die Edelsten als Opfer müssen fallen.

Hier mögen die Urteile folgen, die Bulwer vor d. J. 1828 über Byron gefällt hat.

1. Schon im Alter von neun Jahren las er Scott und Byron, greatly admiring the first, and conceding to the last a very limited approbation 3).

1) vergl. a) Vorrede zu den Siamese Twins (1831); b) England and the English (ed. Fleischer, Leipzig, 1841; p. 285 ff.); c) Godolphin (ed. Tauchnitz, p. 84).

2) p. 285.

3) Life, vol. I, p. 119.

2. Als ganz England ein Wutgeschrei erhob gegen die ersten Gesänge des Don Juan, schrieb auch der junge Bulwer an amusingly solemn reproof to Byron for the immorality of his Muse.')

3. In jenem merkwürdigen Briefe, worin der vierundsechzigjährige Dr. Parr den siebzehnjährigen Bulwer feiert, erwähnt der Schreiber ausdrücklich, er sei anderer Ansicht als Bulwer über die poetischen Verdienste Scotts; Lord Byron stehe hoch über allen Dichtern seiner Zeit. 2)

4. In Glenallan behauptet Bulwer von der etwas überspannten Miss P., sie würde Byron ,,angebetet" haben, wäre er damals schon berühmt gewesen.3)

5. Auch Bulwer gehörte zu den jungen Leuten, die sich mehr und mehr von Byron ab und Shelley und Wordsworth zuwandten und die bei der Nachricht von Byrons Tode,,Gewissensbisse" fühlten.")

6. Gerechter ist er in einem Briefe an Mrs. Cunningham (vom 25. Juni 1826), wo er versichert: I am not going to

1) Life, vol. I, p. 144.
2) Life, vol. 1, p. 158.

3) Life. vol. II, p. 80.

4) Engl. and the English, p. 302: The hour in which we most deeply felt how entirely we had wound and wrapped our own poetry in himself, was that in which the news of his death reached this country. I was exactly at that age, half man half boy, in which the poetical sympathies are most keen among the youth of that day a growing diversion from Byron to Shelley and Wordsworth had just commenced but the moment in which we heard he was no more, united him to us at once without a rival. questioned, that we had ever blamed him, was a

remorse.

That we had ever

thought of absolute

be gloomy. Indeed, I have been writing a satire against gloomy people and the Byronic mania.')

Die letzte Äusserung fällt in die Zeit, da Bulwer selbst an der Byronic mania litt, wo ihn Mrs. Cunningham in ihren Briefen mit My dear Childe Harold anredet.") wo er ebenso bitter wie Byron über England (Life II, 126 Brief), über die Gesellschaft (Life II, 58 Brief), über sich selbst urteilt (Life II, 48, 55 Briefe).

Wie mächtig Byron zu dieser Zeit auch auf Bulwers Dichten wirkte, zeigen die Worte der armen Lady Caroline Lamb, die sie dem jungen Dichter nach dem Lesen der Weeds and Wildflowers (1826) schrieb: You are, like me, too fond of Lord Byron. 3) Das wichtigste poetische Werk Bulwers aus jener Zeit ist der zu Anfang des Jahres 1826 verfasste O'Neill. 4)

Aehnlichkeiten mit Byrons Gedichten im O'Neill und in anderen Gedichten Bulwers nachzuweisen, ist der Hauptzweck der folgenden Arbeit; an einigen Stellen sollen auch

1) Life, vol. II, p. 127.

2) a) Life v. II, p. 22: Die Tochter der Mrs. Cunningham sagt vom jungen Bulwer: He was at that time particularly sensitive to the praise or blame of the world. He adopted a style of dress and manner different to that of other people; and he liked to be noted for it. My mother often laughed at him for this vanity.

Vergl. mit dem ersten Satz die Verse Bulwers im O'Neill (III. 2), der um diese Zeit (1825, 26) entstanden ist:

Light heed have I for honour, and its praise

Is scarce for minstrels in ,,these later days"

b) p. 23: Mrs. Cunningham jestingly addressed him as my dear Childe Harold", a title suggested by his fits of dejection, which had for their concomitant an aversion to general society.

3) Life, v. II, p. 28.

4) Eine französische Kritik, die den Einfluss Byrons auf Bulwers O'Neill betont, findet sich Life vol. II, p. 170, Anm.

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