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V jung

Buch IV. Nächtliches Gespräch der Dido mit ihrer Schwester Anna: Dido ist ruhelos, ahnt, daß sie einen gottentsprossenen Helden beherberge, der ihrer Liebe würdig sei (— 53). Die Liebe beherrscht sie ganz (89).

Intrige der Iuno und Venus, um beide dauernd zu vereinigen (90-128). Bei einer Jagd bricht ein Gewitter aus, alles flüchtet, Dido und Aeneas finden sich in einer Höhle. Die Trojaner haben so die gute Jahreszeit zur Abfahrt verpaßt (— 172).

Da das Gerücht auch zu dem Könige Iarbas, einem abgewiesenen Freier der Dido, dringt, betet er zu Iuppiter (218). Dieser entsendet entrüstet den Mercurius zu Aeneas, um ihn an seine hohen Pflichten zu erinnern (278); Aeneas befiehlt, heimlich zum Aufbruche zu rüsten (— 295). Trotzdem merkt die Königin es, stellt Aeneas zur Rede und läßt dessen Verteidigung (333-61) nicht gelten (-392). Ihre Gespräche mit Anna, Befragung einer Zauberin, Entschluß zu sterben und Zweifel, Monolog (553). Aeneas, im Traume nochmals durch Mercur zur Eile gemahnt, löst noch in der Nacht die Anker (583). Als dies Dido im Frühlichte wahrnimmt, die sich einen Scheiterhaufen auf der Burghöhe hat errichten lassen, ruft sie feierliche Verwünschungen gegen den Ungetreuen aus, schickt Barce, die alte Amme ihres verstorbenen Gemahles Sychaeus, zu Anna und stößt sich das Schwert in die Brust (-665), so daß die Schwester zu spät kommt. In ihren Armen verscheidet Dido (692). Iris, von Iuno gesendet, schneidet ihr die Totenlocke ab (-705).

Buch V. Aeneas, der die Flammen vom hohen Meere aus sieht, erreicht Sizilien, bevor sich ein drohendes Unwetter entlädt, wird von Acestes wiederum freudig aufgenommen und veranstaltet für Anchises, der ein Jahr vorher hier bestattet

worden war (45), Opfer und Spiele, für die er Preise aussetzt (103), am zehnten Tage der Landung (104) im siebenten Jahre seit der Zerstörung Trojas (626): Schiffskampf (-285), Lauf, in dem Euryalus siegt (— 362), Faustkampf (-484), Bogenkampf (— 544) und Wettkämpfe der Knaben, in denen Ascanius siegt (-603). Inzwischen stecken die Troerinnen, durch Iris in Gestalt der Beroë aufgestachelt, um die Weiterfahrt zu hindern, die Schiffe in Brand; vier verbrennen, die übrigen werden durch Iuppiters Regen gerettet (- 699).

Nachts erscheint Anchises dem Aeneas auf Iuppiters Befehl und empfiehlt ihm Nautes' Vorschlag, Frauen und hilflose Greise zurückzulassen, sowie die Sibylle und mit ihrer Hilfe die Unterwelt aufzusuchen, um dort die ganze Zukunft zu erfahren (704). Gründung der Stadt Acesta, Aufbruch nach Italien (778).

Neptun beruhigt auf Venus' Bitten das Meer (834). Trotzdem fällt Palinurus in sternklarer Nacht, eingeschläfert vom Schlafgotte, von Bord (-871).

Buch VI. Aeneas landet in Cumae, um die Sibylle aufzusuchen, gelangt zum Apollotempel auf der Burg und betrachtet dessen Bilderschmuck. Von dem vorausgesendeten Achates geholt, kommt die Sibylle, macht dem Beschauen ein Ende (37), verlangt Opfer, die rasch dargebracht werden (40), führt die Besucher in ihre Höhle (41/4) und gerät in Verzückung (54). Gebet des Aeneas an Apollo, Bitte um eine Offenbarung; die Sibylle gewährt sie, nicht durch Losorakel, sondern durch einen in der Ekstase hervorgestoßenen Seherspruch (101).

Nekyia. Plötzlich wünscht Aeneas Eintritt ins Totenreich und Führung durch die Sibylle, sie bewilligt es zögernd und unter dreifacher Bedingung: Brechen eines goldenen Zweiges, Bestatten eines Gercke, Die Entstehung der Aeneis.

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102-888

Toten und Darbringen von Totenopfern (- 155). Vorbereitungen: Bestattung des inzwischen verstorbenen Misenus (-235); Brechen des Zweiges und Opfer für die Unterirdischen (263). Hinabstieg (264-336). Palinurus am Ufer der Styx erzählt, wie der Sturm ihn vom Bord gerissen auf der libyschen Fahrt und er wehrlos am italischen Gestade nach drei Tagen erschlagen worden sei; mit der Aussicht auf ein Kenotaph wird er abgefunden (383). Aeneas lernt die verschiedenen Regionen (der Kinder, der ungerecht Hingerichteten usw., schließlich der Selbstmörder aus Liebesgram) kennen (— 449); dabei flieht ihn ElissaDido (476). Hinter dem Ort der Helden, wo Deiphobus weilt (534), bleibt der Tartarus links liegen, die Sibylle erklärt nur die Strafen der Verdammten (627). Auf der Schwelle des Palastes des Dis befestigt Aeneas den goldenen Zweig (-636). Sie erreichen die Sitze der Seligen, Musaeus weist den Weg über einen Bergrücken zu Anchises (— 678), der Aeneas längst erwartet hat und nun statt der Sibylle die Führung übernimmt. Er belehrt ihn über die Seelenwanderung und die Reinigung im Elysium (751). Von ihm gedeutet zieht sodann die Schar der künftigen Helden Roms bis auf Caesar, Augustus (860) und den jugendlich gestorbenen Marcellus vorüber (888). Durch das elfenbeinere Tor der Träume gelangt Aeneas flugs wieder an die Oberwelt und dann zu den Seinen (900). Abfahrt nach Caieta (-902) und zur Tibermündung (VII 1-36).

Die abwechslungsreiche Mannigfaltigkeit des Stoffes ist nach dem Muster der Odyssee angeordnet. Der Selbstbericht des Helden (II, III) ist in eine Rahmenerzählung eingeschlossen (I, IV), die mit hellenistischen Farben gemalte Liebesgeschichte, deren jäher Abbruch uns mahnt, daß die Irrfahrten noch nicht

beendet, das dem Aeneas bestimmte Ziel noch nicht erreicht ist. Aber bevor dieser Faden ernsthaft aufgenommen und durch die Nekyia der Hinabstieg ins Totenreich ausgesponnen wird (VI), erfährt die Handlung eine Retardation durch den halb unfreiwilligen sizilischen Aufenthalt und die dem Buche

nacherzählten 492a.

der Ilias

Daß dies alles so auf einmal im Kopfe des Dichters entstanden und planmäßig Buch für Buch ausgeführt worden sei, wird man von vornherein nicht anzunehmen geneigt sein. Man sieht bald, daß die Irrfahrten des III. Buches ihre eigentliche organische Fortsetzung in VI (bis zu VII 36) haben, obwohl der erste Teil als Apologos des Aeneas selbst vorgetragen, der letzte Teil vom Dichter in dritter Person erzählt wird. Man erkennt Vorwärtsverweisungen im I. Buche auf das sizilische wie auf den. Schluß der Aeneis. Man beobachtet, daß die Nekyia nicht in den Weissagungen des III. Buches sondern erst in einer Traumerscheinung des V. vorbereitet wird. So plötzlich tauchen neue Motive auf, so unbefangen werden alte fallen gelassen oder vergessen, wie die Entraffung des Ascanius in den Idaliahain (I 691/4), und Dubletten wie der Tod des Misenus und der zweimal erzählte des Palinurus nebeneinander belassen, daß die Annahme einer lückenlosen, der jetzigen Anordnung genau folgenden Bearbeitung des Stoffes in einem Zuge ebenso ausgeschlossen ist wie die der sorgsamen Ausarbeitung eines vorher bis in die Einzelheiten hinein bedachten Planes.

Vielmehr ergibt eine eindringende Untersuchung der ersten Hälfte der Aeneis meines Erachtens, daß das III. Buch und der größte Teil des IV. ihren ältesten Bestand bilden; daß dagegen das V. Buch das jüngste von allen ist, nur mit einigen Stücken des I. dürftig verbunden; daß endlich auch das VI. Buch in sich nicht einheitlich ist. Soweit sich die Beweise für diese Behauptungen leidlich mühelos übersehen lassen, sollen sie gleich hier folgen. Einige wenige, etwas verwickeltere Nachweisungen werden besser später nachgeholt werden, dabei auch die Urgestalt des VI. Buches.

2. Buch V

Der ganze zweite Aufenthalt der Trojaner auf Sizilien ist eine durchaus junge Erfindung des Dichters. Das hat Conrads in der Hauptsache festgestellt. Seine glänzende und schlagende Beobachtung ging aus von dem Berichte, den Palinurus in der Unterwelt über seinen Tod gibt,

VI 338 qui Libyco nuper cursu. . exciderat puppi.

Also nicht auf der Fahrt von Sizilien nach Cumae, wie es die Dublette in Buch V darstellt, ist der Steuermann des Aeneas ums Leben gekommen, sondern auf stürmischer Fahrt von dem libyschen Karthago zur süditalischen Westküste ist er ins Meer geschleudert und an das Gestade getrieben worden, das dann nach ihm benannt wurde. Die IV 581/3, V 1-20 begonnene Meerfahrt ist nicht durch eine Landung auf Sizilien und einen mindestens halbjährigen Aufenthalt dort unterbrochen gedacht. Die ganze Unterbrechung beruht vielmehr auf einer jüngeren Ausdichtung; das V. Buch ist erst entstanden, nachdem die Dichtung den Abschluß der Irrfahrten von Karthago bis nach Cumae erhalten hatte: es ist das jüngste Buch der ganzen römischen Odyssee. Ein zweiter Aufenthalt auf Sizilien war ursprünglich vom Dichter nicht vorgesehen.

Mit dem Hauptstücke des V. Buches rücken auch die dazu gehörigen Episoden in die junge Zudichtung, also die Dublette. vom Untergange des Palinurus V 827-871 und die merkwürdige Erscheinung des verstorbenen Anchises V 731-745/8. Man müßte denn annehmen, daß lauter Stücke älterer Dichtung in diesem jungen Buche untergebracht worden wären 1), was weder bewiesen noch wahrscheinlich und für die Dublette zur Palinurusgeschichte VI 337-383 ausgeschlossen ist.

Auch die Traumerscheinung des Anchises, der in Iuppiters Auftrag den Aeneas zum Besuche der Unterwelt auffordert, ist nicht alt. Sie ist zwar mit Buch VI enger verknüpft, da Aeneas sich auf solche Erscheinungen beruft (115f. 695f.) und Anchises 1) G. Kettner, Das fünfte Buch der Aeneide, Ztschr. f. d. Gymnw. XXXIII (1879) 650f. Zustimmend Kroll 156 und 161; er hält Buch VI für älter. Karsten (S. 27, 2) und J. Lindenthal, Ist das V. Buch der Aeneis nach dem VI. geschrieben? Progr. Oberhollabrunn 1904, setzen V vor VI.

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