Emilia Galotti: Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

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G.J. Göschen, 1853 - 106 pages
 

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Page 106 - So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn, Auf einen Vater endlich von drei Söhnen, Die alle drei ihm gleich gehorsam waren, Die alle drei er folglich gleich zu lieben Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald Der dritte, so wie jeder sich mit ihm Allein befand, und sein ergießend Herz Die andern zwei nicht teilten, würdiger Des Ringes, den er denn auch einem jeden Die fromme Schwachheit hatte zu versprechen.
Page 111 - Es strebe von euch jeder um die Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut, Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf! Und wenn sich dann der Steine Kräfte Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern: So lad' ich über tausend tausend Jahre Sie wiederum vor diesen Stuhl.
Page 109 - Nicht? Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen? Doch deren Blut wir sind? doch deren, die Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo Getäuscht zu werden uns heilsamer war? Wie kann ich meinen Vätern weniger Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. Kann ich von dir verlangen, daß du deine Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht Zu widersprechen? Oder umgekehrt. Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? S ALADIN...
Page 108 - Geschichte muß doch wohl allein auf Treu Und Glauben angenommen werden? - Nicht? Nun wessen Treu und Glauben zieht man denn Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen? Doch deren Blut wir sind? doch deren, die Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo Getäuscht zu werden uns heilsamer war? Wie kann ich meinen Vätern weniger, Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. Kann ich von dir verlangen, daß du deine Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht Zu widersprechen?
Page 111 - Es eifre jeder seiner unbestochnen Von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring
Page 108 - Die Ringe ! - Spiele nicht mit mir ! - Ich dächte, Daß die Religionen, die ich dir Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären. Bis auf die Kleidung; bis auf Speis und Trank!
Page 44 - O, mein Rechthaber, so hätten Sie sich auch gar nicht unglücklich nennen sollen. — Ganz geschwiegen, oder ganz mit der Sprache heraus. — Eine Vernunft, eine Notwendigkeit, die Ihnen mich zu vergessen befiehlt? — Ich bin eine große Liebhaberin von Vernunft, ich habe sehr viel Ehrerbietung für die Notwendigkeit. — Aber lassen Sie doch hören, wie vernünftig diese Vernunft, wie notwendig diese Notwendigkeit ist.
Page 109 - Der Richter sprach: wenn ihr mir nun den Vater Nicht bald zur Stelle schafft, so weis
Page 71 - Der große Mann braucht überall viel Boden, Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagen Sich nur die Äste. Mittelgut, wie wir, Findt sich hingegen überall in Menge. Nur muß der eine nicht den andern mäkeln; Nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen; Nur muß ein Gipselchen sich nicht vermessen, Daß es allein der Erde nicht entschossen.
Page 97 - Ich allein in seinen Händen? - Nimmermehr, mein Vater. - Oder Sie sind nicht mein Vater. - Ich allein in seinen Händen? - Gut, lassen Sie mich nur; lassen Sie mich nur. - Ich will doch sehn, wer mich hält, - wer mich zwingt, - wer der Mensch ist, der einen Menschen zwingen kann.

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