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Ille colit terras; illi mea carmina curae.

M. Et me Phoebus amat; Phoebo sua semper apud me
Munera sunt, lauri et suave rubens hyacinthus.
D. Malo me Galatea petit, lasciva puella,

65 Et fugit ad salices, et se cupit ante videri.

M. At mihi sese offert ultro, meus ignis, Amyntas,
Notior ut iam sit canibus non Delia nostris.

D. Parta meae Veneri sunt munera: namque notavi
Ipse locum, aeriae quo congessere palumbes.
70 M. Quod potui, puero silvestri ex arbore lecta
Aurea mala decem misi; cras altera mittam.
D. O quotiens et quae nobis Galatea locuta est!
Partem aliquam, venti, divom referatis ad auris!

M. Quid prodest, quod me ipse animo non spernis, Amynta, 75 Si, dum tu sectaris apros, ego retia servo?

D. Phyllida mitte mihi: meus est natalis, Iolla ;
Cum faciam vitula pro frugibus, ipse venito.

lovis o. p. vgl. Aratus Phaen. 2 s.: μεσταὶ δὲ Διὸς πᾶσαι μὲν ἀγυιαί, Πᾶσαι δ ̓ ἀνθρώπων αγοραί, με στὴ δὲ θάλασσα Καὶ λιμένες.

62.,,Gut, dich schütze Jupiter; mich liebt Phoebus." Lorbeer und Hyacinthe waren Lieblingsblumen des Apollo, denn in jenen war Daphne (Ovid. Met. I, 452-567), in diese Hyacinthus (Ovid. Met. X, 162-219) verwandelt worden.

64-67. Der Apfel war der Venus heilig. Aepfel schenken, mit Aepfeln werfen, Aepfel mit einander essen, war eine Liebesbezeigung; sogar von Aepfeln träumen bedeutete Liebesglück. ignis, s. zu E. 1, 58.

68-69. Den Baum, wo die seiner Geliebten zum Geschenk bestimmten Tauben genistet haben (congessere, nämlich nidum), hat er sich selbst durch ein eingeschnittenes Zeichen gemerkt.

70-71. Was Dam. erst will, hat Men. bereits gethan und dem Knaben geschickt, was in seinen Kräften stand.

72-75. Klagen darüber, dass

die Gegenliebe der Liebe nicht entspreche. Doch giebt Galatea dem Geliebten nur gute Worte, während Amyntas seinem Anbeter von Herzen zugethan ist und es nur noch nicht eingestehen will.

73. divom ref. ad a., damit die Götter die Erfüllung der Versprechungen veranlassen.

75. ego retia servo, auf dein Geheiss.

76-79. Verspottung des Nebenbuhlers Iollas, den Dam. auffordert, ihm zu seinem Geburtstage (an welchem man sich der Liebe hinzugeben pflegte) die Phyllis zu schicken, ihn selbst, den follas, aber zum Ambarvalienfeste (bei dem es durchaus keusch und züchtig herging) einladet. Men. überbietet den Dam., indem er einmal die Phyllis, in deren Besitz Dam. sich mit Iollas theilen will, ausschliesslich für sich in Anspruch nimmt, und zweitens die Phyllis ihren eitlen Anbeter lollas verspotten lässt, während Dam. nur sich selbst über seinen Nebenbuhler lustig gemacht hatte.

77. Ueber das Ernte fest (Festus:

M. Phyllida amo ante alias; nam me discedere flevit, Et longum Formose, vale, vale, inquit, Iolla.

D. Triste lupus stabulis, maturis frugibus imbres,

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Arboribus venti, nobis Amaryllidis irae.

M. Dulce satis humor, depulsis arbutus haedis,

Lenta salix feto pecori, mihi solus Amyntas.

D. Pollio amat nostram, quamvis est rustica, Musam : Pierides, vitulam lectori pascite vestro.

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M. Pollio et ipse facit nova carmina: pascite taurum, Iam cornu petat et pedibus qui spargat arenam.

D. Qui te, Pollio, amat, veniat, quo te quoque gaudet ;
Mella fluant illi, ferat et rubus asper amomum.
M. Qui Bavium non odit, amet tua carmina, Maevi,

Ambarvalis hostia est, quae rei divinae causa circum arva ducitur ab iis, qui pro frugibus faciunt) s. G. I, 338-350. facere heisst oft, wie ἔρδειν und ῥέζειν, allein, ohne hinzugefügtes sacra, opfern, und wird dann mit dem Accus. oder mit dem Abl. verbunden. Tibull. IV, 6, 14: ter tibi fit libo, ter, dea casta, mero.

78. me discedere flevit. Der eifersüchtige Men. wollte sich ganz von der Phyllis zurückziehen, wenn Phyllis noch länger dem vermeintlichen Nebenbuhler Hoffnung mache.

79. longum steht hier zur Vermeidung des ὁμοιοτέλευτον im Sinne von longe weithin (rufend) sagt sie (damit der weggehende Men. es höre und dadurch zum Umkehren veranlasst werde); so steht longum auch Horat. ars poët. 459: succurrite, longum Clamet. vale, inquit, s. Einl. p. VII.

82. depulsis, den entwöhnten. Gewöhnlich freilich wird ab ubere, wie G. III, 187, oder lacte, wie E. 7, 15, hinzugefügt.

84-87. Für Pollio's (s. Einleit. p. III.) Erhaltung will Dam. ein Kalb, und ihn überbietend Men. einen jungen muthigen Stier opfern.

85. Pierides heissen die Musen nach Pieria, einer Landschaft Ma

cedoniens in der Nähe des Olympus, wo sie dem Jupiter von der Mnemosyne geboren wurden. pascite, d. h. gebt Gedeihen dem Kalbe, das ich opfern will.

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86. nova carmina, ausgezeichnete Gedichte, wie man sie früher noch nicht kannte, Hor. od. I, 26, 10 hunc fidibus novis Teque tuasque decet sorores.

88-91. Aus den Gegenversen des Men. ist der Sinn der etwas dunklen Worte des Dam. zu entnehmen. Beide sprechen Wünsche aus Dam. wünscht dem Verehrer guter Gedichte alles Gute. Men. dem schlechter alles Schlechte. Sagt nun Men., ein Verebrer schlechter Gedichte möge in seinem Geschmacke immer tiefer sinken, so kann Dam. im Gegensatz dazu nur sagen: ein Verehrer guter Gedichte möge seinen Geschmack immer mehr reinigen, er möge zu der ästhetischen Höhe des Pollio kommen. Sagt Men. ferner, mein Mann möge in seiner Verkehrtheit trotz aller Thätigkeit Nichts vor sich bringen, so kann Dam. nur wünschen, dem seinigen möge ohne eigenes Zuthun Alles von selbst zufallen, d. h. er möge im goldenen Zeitalter leben; denn dass v. 89 Bezeichnung des goldenen Zeitalters ist, ergiebt sich aus E.

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Atque idem iungat vulpes et mulgeat hircos.
D. Qui legitis flores et humi nascentia fraga,
Frigidus, o pueri, fugite hinc, latet anguis in herba.
M. Parcite, oves, nimium procedere: non bene ripae
95 Creditur; ipse aries etiam nunc vellera siccat.
D. Tityre, pascentis a flumine reice capellas:
Ipse, ubi tempus erit, omnis in fonte lavabo.
M. Cogite ovis, pueri; si lac praeceperit aestus,
Ut nuper, frustra pressabimus ubera palmis.

100 D. Heu, heu, quam pingui macer est mihi taurus in ervo!
Idem amor exitium pecori pecorisque magistro.

M. His certe neque amor caussa est; vix ossibus haerent.
Nescio quis teneros oculus mihi fascinat agnos.

D. Die, quibus in terris et eris mihi magnus Apollo 105 Tris pateat caeli spatium non amplius ulnas.

M. Dic, quibus in terris inscripti nomina regum
Nascantur flores; et Phyllida solus habeto.

P. Non nostrum inter vos tantas conponere lites.

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4, 25. 30. Bavius und Maevius s. Einl. p. V.

91. Dieser V. enthält zwei griechische Sprichwörter, von denen Suid. Tom. I, p. 125 ed. Kust. das eine anführt: ἀλώπηξ τὸν βοῦν Eλaúvei, das andere sich bei Lucian findet vit. Dem. §. 28: où dozɛi ὑμῖν, ὦ φίλοι, ὁ μὲν ἕτερος τού των τράγον ἀμέλγειν, ὁ δὲ αὐτῷ κόσκινον ὑποτιθέναι; Bei iungat hat man also ad arandum zu denken.

94. Parcite c. Inf., dichterischer Ausdruck des Verbotes, vgl. A. III, 42, entsprechend dem griechischen φείδεσθαι. Ebenso steht absistere A. VI, 399.

95. ipse aries, der Widder, und er ist doch der klügste von euch.

98. Cogite ovis, treibt die Heerden an einen schattigen Ort zusammen, damit die Hitze nicht die Milch in den Eutern auftrockne. praecep., verfängt.

102 f. Du kannst dem Uebel doch abhelfen, aber bei meinen Lämmern

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ist auch Liebe nicht (nec, ovde, auch nicht) denkbar, sie müssen bezaubert sein. Es herrschte der Aberglaube, dass manche Menschen, besonders neidische, ein böses Auge hätten.

104 f. Vergil selbst soll, nach der Angabe alter Grammatiker, das hier aufgegebene Räthsel so gelöst haben caeli sp., des Himmels Raum von 3 Ellen sei das Grab des mantuanischen Verschwenders Caelius (Gen. Caeli), der bei Verkauf seines Grundstückes sich ein Plätzchen zu seinem Begräbnisse vorbehalten habe.

106 f. Auf den Blättern der Hyacinthe wollten die Alten die Buchstaben AI oder Y erkennen und sahen darin die Anfangsbuchstaben der Namen zweier Königssöhne, des Ajax und des Hyacinthus. In welcher Verbindung beide mit der Blume stehen sollten, ersieht man aus den betreffenden Mythen bei Ovid. Met. XIII, 382-98 und X, 162-219.

Et quisquis amores

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Aut metuet dulcis, aut experietur amaros.

Claudite iam rivos, pueri: sat prata biberunt.

ECLOGA IV.

POLLIO.

Sicelides Musae, paulo maiora canamus!
Non omnis arbusta iuvant humilesque myricae ;

109. Et quisquis. Wer der Minne Reiz nicht flieht, wird auch ihre Bitterkeit schmecken. Pal. zeigt durch diese Reflexion, welche er an seinen Urtelspruch anschliesst, dass ihn der erotische Theil des amöbäischen Liedes vorzugsweise gefesselt bat. quisquis wird in der älteren Latinität, besonders von Lucretius, öfter in der Bedeutung von quisque gebraucht, eig. jeder, der es auch sein mag.

111. Pal. war gekommen, um die Kanäle öffnen zu lassen, und befiehlt jetzt seinen Knechten, diese Kanäle wieder zu verstopfen, denn die Wiesen seien nunmehr hinlänglich bewässert.

Ecl. 4. In den von den Römern so heilig gebaltenen sibyllinischen Büchern befand sich ein Spruch, der mit den Lehren der Akademiker und Stoiker vom Weltjahre zusammentraf. Das aus 10 säcularischen Monaten bestehende Weltjahr nämlich sollte sich nach Ablauf dieser Monate erneuern und in derselben Aufeinanderfolge wieder erschei nen. Da im ersten dieser grossen Monate Saturnus regiert haben sollte, so knüpfte sich daran natürlich die Vorstellung vom goldenen Zeitalter. In Italien nun hatte sich die auch von den Priestern bestätigte Vergil. 1.

Ansicht verbreitet, dass mit dem Tode des Jul. Caesar der 9. Säcularmonat und damit die Herrschaft der Diana geschlossen sei, und dass man den 10. Monat unter dem Regimente des Apollo begonnen habe. Da die Säcularmonate selbst von unbestimmter und ungleicher Länge waren, und die ganze römische Welt das Ende der Unruhen, in welche man durch die Herrschsucht des Octavianus und Antonius gestürzt war, sehnlichst herbeiwünschte, so liess die Sehnsucht nach dieser Ruhe den Vergil in dem 719 geschlossenen brundisinischen Vergleiche das Ende des 10. Monats und den Anfang der besseren Zeit erblicken. Das giebt dem Dichter Veranlassung, seinen Beschützer und Freund, den Pollio, der in diesem Jahre Consul war, in dieser Ekloge zu besingen (s. Einl. p. IV.) und ihn glücklich zu preisen, dass unter seinem Consulate der Anfang zur Rückkehr des goldenen Zeitalters gemacht werden solle. Der Dichter knüpft diese Rückkehr an die Geburt eines Knaben, mit dessen Heranwachsen die Natur und die Menschheit selbst in das goldene Zeitalter hiueinwachse, so dass dieses in seiner Blüthe stehe, wenn der Knabe das männliche Alter erreicht habe. Da

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Si canimus silvas, silvae sint Consule dignae.
Ultima Cumaei venit iam carminis aetas;
5 Magnus ab integro saeclorum nascitur ordo.
Iam redit et Virgo, redeunt Saturnia regna;
Iam nova progenies caelo demittitur alto.
Tu modo nascenti puero, quo ferrea primum
Desinet ac toto surget gens aurea mundo,
10 Casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo.
Teque adeo decus hoc aevi, te consule, inibit,
Pollio, et incipient magni procedere menses;
Te duce, si qua manent sceleris vestigia nostri,
Inrita perpetua solvent formidine terras.
15 Ille deum vitam accipiet divisque videbit
Permixtos heroas et ipse videbitur illis,
Pacatumque reget patriis virtutibus orbem.
At tibi prima, puer, nullo munuscula cultu

nun dem Pollio in diesem Jahre ein Sohn, der Asinius Gallus, geboren wurde, so liegt es nahe, Alles was der Dichter von dem nascens puer singt, auf diesen Asinius zu beziehen.

3. silvae ist nicht minder als arbusta und myricae Bezeichnung des Hirtenliedes, doch zeigt silvae auf ein Hirtenlied in höherem Tone, arbusta und myricae auf eins von gewöhnlichem Inhalte hin.

4. Cumaeum carmen, die sibyllinischen Bücher. Sibylla sollte in einer Grotte bei Cumae in Unteritalien gewohnt haben, vgl. A. III, 441-52. VI, 9 s.

6. Virgo, die Aixn, Tochter des Zeus und der Themis, die im goldenen Zeitalter auf der Erde lebte, im eisernen aber zum Himmel entfloh und als Sternbild den Namen Astraea oder Virgo führt, s. Ovid. Met. I, 149f. et Virgo caede madentes Ultima caelestum terras Astraea reliquit, u. G. II, 473–74. 、 9. gens aurea. Cic. de nat. Deor. II, 63 ab illo aureo genere, ut poëtae loquuntur. — mundus gebrauchen die Dichter öfters vom

Erdkreise. Hor. od. III, 3, 53: Quicunque mundo terminus obstitit, Hunc tangat armis.

10. Lucina ward gewöhnlich Juno als dea pronuba genannt, doch bisweilen auch, wie hier, Diana. Die Lucina stand nicht nur den Wöchnerinnen bei, sondern schützte auch die neugebornen Kinder, wie aus dieser Stelle und aus Hor. carm. saec. 14-17: Ilithyia, tuere matres, Sive tu Lucina probas vocari Seu Genitalis. Diva, producas subolem hervorgeht.

11. decus hoc aevi, dies glänzende (goldene) Zeitalter, womit das grosse Weltjahr, die magni menses beginnen. inibit steht absolut in der Bedeutung von inire

cursum.

13. sceleris vestigia nostri. Mit den letzten Resten des Bürgerkrieges, die unter Pollio's Consulat schwinden sollen, ist auf den Sextus Pompejus hingewiesen, der noch in den Waffen stand, mit 'seiner Flotte die Küsten Unteritaliens beunruhigte und die Zufuhr abschnitt.

15. Ille, der Sohn des Pollio.
18. Mit At ruft sich der Dichter

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