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feine Bürgerkronie sehr erstaunt seyn. Die Freiheit der Preffe, die Freiheit der Tribune und das Königthum auf der Straße würden ihm gar ́ sonderbare Elemente feines Reicht scheinen. Man geht selbst so at: welt, unfern Nationalruhm dem Ruhme Napoleons zum Opfer zu bringen; es scheint, ohne ihn wären wir nichts gewesen. Wenn wir uns unserer Unab hängigkeit rühmen, mögen wir doch ja nicht vor dem Despotismus in Entzücken gerathen. Lernen wir boch, bie Ehre des Vaterlandes über den Ruhm eines Menschen zu erheben, so groß er auch seyn möge.

Was die Restauration betrifft, so sind die funf zehn Jahre ihrer Existenz mit ihren Uebelstånden, ih sren Schlern, - ihrer Dummheit, Ihren · Despotismenverfuchen durch die Geseze und durch die Handlungen, bem Uebelwollen des sie beherrschenden Geistes, genau genommen, die freiesten, deren die Franzosen seit dem Anfange ihrer Jahrbücher je genossen haben.

Wir haben seit sechs Monaten ein Mirakel vor Augen; alle. Gewalt ́ist zertrümmert; gehorche wer bauwill; Frankreich regiert sich und lebt von selbst bloß durch die Fortschritte seiner Vernunft. Unter welchem Regime hat es diese Fortschritte gemacht? Etwa unter den Gefehen des Convente und des Dis

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rectorium®, oder unter dem Absolutismus dès? Kaiserreichs? Es geschah unter dem gefeßlichen Regime der Charte es geschah während der Herrschaft der Freiheit der Tribune und der Freiheit der Presse. Was ich heute zu sagen wage, wird die Leidenschaf ten des Augenblicks, verlegen; Jedermann wird es auch fagen, wenn die reactionáre Schwärmerei. bes schwichtigt seyn wird.

Diese funfzehn Jahre der Restauration sind sogar nicht ohne Glanz gewesen. Als Monumente lies ßen sie zurück, schöne Gebäude, Statuen, Candle, new Stadtviertel in Paris, Hallen, Kaien, Wasserleituns gen, Verschönerungen ohne Zahl, eine neugeschaffene Kriegsmarine, das befreiete Griechenland, eine tapfere Colonie in dem Raubneste der alten Piraten, welches ganz Europa während dreier Jahrhunderte nicht zu vernichten vermochte, einen; unermeßlichen öffentlichen Credit, ein industrielles Vermögen, welches; nicht befser bescheinigt werden kann, als durch die allgemeinen Bankerotte, ben schrecklichen Ruin unserer Manufat turen und unserer Handelsplåge feit der Begründung der Wahlmonarchie...

Ich höre von der Erniedrigung sprechen, in wel cher Frankreich während der Restauration in Europa

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binschmachtete. Die fo fpreden, trösten wahrschein lich den Kugeln der königlichen Garde, au der Spite der jungen Leute in den drei merkwürdigen Tagen. Wahrscheinlich gegenwärtig im Sinne der bewirkten Revolution vorschreitend, haben sie die Kofafen und Panduren geneckt, die Völker, welche auf unsern Freis heitsruf antworteten, unterstügt, und unsere krieges rischen Generationen bis an die Ufer des Rheins vor» geschoben. Diese stolzen Beleidigungen gegen die Res ftauration veranlaßten eines Morgene den Glauben bef: mir, Buonaparte habe seinen Staub abgeschüt telt, die Insel, die ihm als Grab diente, in das Meer versenkt, und sei mit drei Schritten über die Pyramiden, Austerlig und Marengo wieder zurückgekom. men. Ich blickte hin; was sah ich? Edle Kampen, höchst empfindlich für unsere Nationalunehre, eigent lich aber die besten Menschen von der Welt. Sie haben den Frieden Europas dadurch erlangt, daß sie die Völker, die dumm genug waren, die Erklärung der Nichts Intervention für ernst zu halten, todtschla= gen ließen. Die arme Legitimität erinnerte sich zus weilen, daß sie Blut in den Adern habe. Sie wagte 6, England zum Tros, von der Bidasoa nach Ear dipe aus gehen; sie rústete, kämpfte und siegte zu Gun

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sten Griechenlands; sie bemächtigte sich Algiers unter den Kanonen von Malta; sie erklärte, sie würde diese Eroberung nicht eher wieder herausgeben, als wenn und wann es ihr belieben dürfte. Die gegenwärtige Regierung trost einer andern Autoritát; sie verweigert Belgien wider den Willen der Nation; fie läßt die Polen niedermeßeln wider den Willen der Nation; sie läßt Oesterreich Besik von Parma, Piacenza, Modena, vielleicht von Bologna und von allem Uebrigen nehmen wider den Willen der Nation. Laßt sie auf diese Weise fortfahren, so werden die Cabinette Eu ropas sie der vergangenen Monarchie vorziehen. Sie wird ihre Legitimität bei den legitimen Regierungen erwerben, wie ein Ritter ehedem seine Sporen ers warb, nicht mit dem Speer in der Faust, sondern mit dem Hut in der Hand.

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Wenn Leute, die durch die Restauration_litten, mit Zorn von ihr sprechen, so begreife ich sie; wenn Andere, Feinde des Bluts der Eapets, es verbannen wollen, und glauben, man könne eine Revolution nicht anders vollenden, als wenn man das königliche Geschlecht verändert, so erkläre ich mir ihren Haß nicht, wohl aber ihr System. Wenn die wahren Triumphatoren vom Juli fich mit Bitterkeit über das

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aussprechen, was ihnen ihre Energie zu hemmen schien, so geselle ich mich ihrem großmüthigen Eifer und ihe ren lebhaften Hoffnungen bei. Wenn aber Leute,

bie dem Schweif ber Restauration folgten, um ihre Bänder und ihre Gunstbezeugungen bettelten, eifrig bahinstrebten, ihre Minister zu seyn, heute sogar noch ihre Pensionen und ihre Aemter besigen, wenn diese Leute im Angesicht der Welt die Verachtung aussprechen, die sie für die Restauration fühlen, so ist bas zu arg. Mögen sie wissen, daß die wahren Freunde dieser Restauration nie etwas von ihr angenommen haben, als die Ehre und die Freiheit. Ich habe vertrauliche an mich gerichtete Briefe von meinem innigen Freunde Canning in Hånden; sie werden der Nachwelt beweisen, daß Frankreich unter der Restau ration nicht so demüthig, nicht so geduldig war, fich nicht so troben ließ, als man es glauben zu wollen fich stellt. Der Kaiser Ulexander würde mir andere unverwerfliche Zeugen dieser Thatsache darbieten. Ich besige die Beweise des Vertrauens, womit er mich beehrte; er ließ mir schreiben, er würde blindlings alle Tractaten unterzeichnen, die ich ihm im Namen Frankreichs vorlegen dürfte; und der Diplomatie ist es nicht unbekannt, daß ich fortwährend für mein

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