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Reich in Europa besteht, auf der Karte ein kaum bemerkbarer Punct seyn würde? Wird noch ferners hin auf so lange Zeit das Schicksal von mehr als hundert Millionen Menschen von der mehr oder minder geschickten und liberalen Verwaltung dieser fast ganz Laufmännischen Gesellschaft abhängen? Das sind die wichtigen Fragen, die gegenwärtig alle Ge= müther in England bewegen.

Schon in einer der letten Sigungen haben Lord Ellenboroug im Oberhause, und Peel im Uns terhause; die Ernennung einer Untersuchungs - Com. mission gefordert und erlangt, die damit beauftragt feyn sollte, einen Bericht über die Indischen Unges legenheiten abzustatten. Lehterer sagte: „das Comitee, welches ich vorschlage, soll nicht den Auftrag haben, die vorher existirenden Verbindlichkeiten zwischen der Regierung und der Indischen Compagnie zu rátificiren, denn es existirt keine Verbindlichkeit dieser Art, weder eine ausdrückliche, noch stillschweigende. Nicht bloß darum handelt es sich, die Art und Weise zu bestimmen, auf welche der Englische Handel in dies sem Theil der Erde betrieben werden soll, es knüpfen fich weit wichtigere Betrachtungen an diesen Gegens stand. Wir müssen den politischen Character der

Einrichtungen prüfen, die Sie modificiren sollen, bie Ausdehnung der Territorien, die Ihnen unterworfen find, die gewaltigen Einnahmen, die aus diesen Territorien fließen, welche die reichsten sind auf der Erde. Sie werden die große Wichtigkeit dieses Gegenstandes in Beziehung unf unsere Finanzen, unsere Constitution und den Einfluß der Krone begreifen..... Das wichs tigste aller Motive, das Wohl und das Interesse der Judischen Unterthanen Sr. Majestát habe ich bis juleht verschoben. Aus mehreren Berichten habe ich ersehen, daß sich die Zahl derselben auf 90 Mitlionen beläuft. *) Betrachten wir die Größe unseres

1) Das Brittische Reich in Indien zählt jezt mehr als 80 Millionen Unterthanen; aber die Gewalt der Compagnie erstreckt sich noch außerdem, obgleich indirect, auf mehr als 30 Millionen Indier, die in .) den Staaten sogenannter unabhängiger Fürsten les ben. Es sind dieß alte Souveråne, die einem uns widerstehbaren Einfluß unterworfen, und durch Subsidien Tractate gebunden find, die fie vers pflichten, den Befehlen dieser Compagnie in allem, was sie in Hinsicht auf auswärtige Politik bes schließt, blind zu gehorchen, und ihr für alle Kriege, die fie führt, Menschen und Geld zu gewähs

*

Reiches, und bessen ungeheuere Bevölkerung, erin= nern wir uns an einige Revolutionen, auf deren Trümmer wir dieß Reich gründeten, bedenken wir den Raum, der diese Länder von ihrer souveränen Obrigkeit trennt, nehmen wir Rücksicht auf die Ver fchiedenheit der Sitten, der Religion und Gebräuche, die zwischen uns und jenen fast unzählbaren Myria. den von Unterthanen obwaltet, so muß die Betrach tung so verschiedenartiger, ungeheuerer Gegenstände unsern Geist zuvörderst in Staunen versehen. welches auch die Gefühle seyn mögen, die sich unses rer in dieser Beziehung bemeistern, so viel ist wenigs stens gewiß, wir dürfen nur mit einer tiefen Ueber= zeugung unserer Verantwortlichkeit und der uns auferlegten moralischen Verpflichtung, die Fortschritte und die Wohlfahrt des Landes zu befördern, so weit es unsere Verbindlichkeiten gestatten, die äußere Stel, lung und Sicherheit unserer Herrschaft berühren.

Aber

ren. Die Compagnie sichert ihrer Seits diesen Fürften eine unbeschränkte Macht über die Unters thanen, welche ihnen übrig bleiben, zu regieren, und 1. schüßt den sogenannten Souverån bei jedem Ums stand gegen die Empörungen des Volks.

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Ohne Zweifel müssen wir fühlen, daß wir bazu bez rufen sind, zu prüfen, welche Sitten am geeignetsten find, um den Einwohnern dieser fernen Lånder den Genuß ihrer Rechte, ihrer individuellen Freiheit und die Früchte ihrer Betriebsamkeit zu sichern, kurz es so zu veranstalten, daß wir sie, so lange sie unseren Gefeßen unterworfen sind, für ihre Leiden und ver gangenes Unrecht entschädigen, und sie durch Wohlthaten wegen des Verlusts ihrer Unabhängigkeit trösten.“ Wenn diese wohlklingenden Reden wiederhallen an den Ufern des Ganges, welche schmeichelhafte Hoffnungen müssen sie in den Seelen der unglücklichen Indier erregen, da man jest endlich einsicht, was sie gelitten haben, und welches Unrecht ihnen geschehen ist! Aber auch, welches Mißfallen werden sie erregen, wenn diese liberale Rede des Englischen Ministers nur das gewissermaßen erzwungene Vors spiel des Entwurfs einer neuen Charte wäre, die die Privilegien jener Compagnie bestätigen soll, gegen deren Verwaltung sich so viele Klagen erhoben! Es ist jedoch leicht vorauszusehen, daß ein solcher Vorschlag von irgend einem Collegen des Herrn Peel, ')

1) Dieser Aufsatz war vor dem Rücktritt des lehten Englischen Ministeriums geschrieben.

oder vielleicht von diesem Minister selbst gemacht werden wird. Zwar kommen aus dem Brittischen Reiche auch Petitionen anderer Art, sie werden die Lafeln beider Häuser bald bedecken, in fast allen Handelsstädten haben sich zahlreiche Vereine gebildet, um vom Parlament die Aufhebung des Privilegiums zu fordern, ohne Zweifel werden Debatten zur Aufklärung wichtiger Thatsachen Veranlassung geben, aber die Compagnie, immer reich und machtig, ist weit davon entfernt, die Hoffnung aufzugeben, einen glänzenden Triumph über ihre Gegner davon zu tragen. Mit Geschick lichkeit werden ihre Freunde Wege und Mittel vor= bereiten, man wird verfängliche Gründe zu Gunsten eines Zustandes vorbringen, der so viele Jahre bes standen, und der allein so große Resultate hat erzeu= gen können.

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In Erwartung dieser Dinge wird es nicht ohne einiges Interesse seyn, einen flüchtigen Blick auf die Geschichte der Indisch Brittischen Compagnie zu werfen, die mit so schwachem Anfang in geringerem Zeitraume, als einem Jahrhundert, zu der colaffalen Macht herangewachsen ist, mit der wir sie jcht be= kleidet sehen.

Die erste Idee, die sich an den Namen In

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