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daß der erste Conful bereits einige MatTM Junot und Marmont so genannt hatte, aber immer in guter und gnådiger Laune. Es geschehe, sagte er, weil sie so viel Geschmack für die Repräsentation håtten. Beide lachten nur darüber, und eigentlich war die Sache auch nur spaßhaft. Madame Bonaparte nahm es aber nicht so und zeigte eine verdrießliche Miene. Das war nicht das Mittel, Bonaparte zu gefallen, und seine Stirn zog sich auch sogleich in Falten. Er nahm sein Glas, verneigte sich, und fagte: „Auf die Gesundheit der Gräfin d'Escarbagnas.”....... Die Fortsetzung dieses Spaßes füllte die Augen der Mas dame Bonaparte mit Thránen. Napoleon sah es, und da er sie liebte, that es ihm, wie ich glaube, leid; die Sache soweit getrieben zu haben. Um Alles wies ber gut zu machen, nahm er sein Glas, verneigte sich gegen mich, winkte mir, und sagte: „Auf die Gesundheit der Frau Marquise von Carabas." Wir fingen alle an zu lachen, Madame Bonaparte ebens falle, obgleich sie noch immer sehr verlegt schien. Ich war erst sechzehn Jahre alt und sie vierzig. Bis bahin schien die Geschichte mich Nichts anzugehen s hier kommt nun aber die Folge. Unter Junots Ca meraden, und denen, die damals den ersten Confut

umgaben, "walteten, doch mancherlei Verschiedenheiten ob. Die Tapferkeit war die einzige gemeinsame Tu gend. Einer von denselben fand es sehr vortrefflich, den Scherz des ersten Consuls ju wiederholen. Das war nun etwas zu stark, und dabei kleidete. ihm die Nachahmung nicht. Er war gewiß einer der beften Menschen; von Spötteleien wußte. er aber nicht den gehörigen Gebrauch zu machen. Dann hätte es auch Junot hören fónnen, und aus der Lächerlichkeit wäre bald etwas Tragisches geworden. Ich wollte also dis sachahmende Vorstellung nicht fortsehen lassen, und in dem Wunsch, mich allein darein zu mischen, fragte ich meine Mutter um Rath. Sie hörte mich aufmerks fam an, gab mir dann meine Instructionen, und ich fehrte wieder nach Malmaison zurück, wo wir tamals auf mehrere Tage waren. Lages darauf befand sich: Jus sot, der damals Commandant von Paris war, und nicht alle Tage kommen konnte, nicht bei der Tafel; allein er kam den Tag nachher, und so denn auch ber Marquis von Carabas wieder zum Vorschein. Man befand sich gerade auf der Brücke, die zum Gars zen führte; der erste Consul saß am Rande der Brusts wehr. Lieber Freund, sagte ich zu Junot, das erste Mal, wenn du wieder auf deine Güter gehßt,

mußt du eine zu deinem Aufzug höchst nöthige Sachè ja nicht vergessen, oder ich gehe nicht mit dir, bas merke dir wohl; ich bin überzeugt, der General wird. mir Beifall geben. Was ist es denn? fragte der erste Consul. Laufer."

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Einen gestiefelten Kater als

Es entstand ein allgemeines Gelächter. Allein nie werde ich das Geficht des ersten: Consuls vergess fen. Mit großem Ernst fuhr ich fort: Ich habe noch ein Spielzeug, welches man mir schenkte, als fich noch ein kleines Kind war; wenn du es als Muster haben willst, will ich es dir geben."

Es wurde viel gelacht, die Sache, aber an dies fem Tage nicht weiter getrieben. Mein Körnchen war in guten Boden geworfen, es mußte Frucht tragen. Einige Tage nachher waren wir nach Tische in der Gallerie neben dem. Saal, der. damals viel kleiner war, ats jeßt. Der Nachahmer fing wieder an, von dem Marquisat zu sprechen. Ich fah bloß den ersten Conful an. Er wendete sich zu feinem Sofie, und sagte ziemlich trocken zu ihm:

Wenn Sie thun oder sprechen, wollen wie ich, so wählen Sie Ihre Gegenstände beffers mir deucht, man fónne mir in andern Dingen nachahmen.". Eine

Virtelstunde nachher trat er zu mir, faßte meine Nase, Eneipte sie, daß ich hätte schreien mögen, und fagte: Sie haben Verstand, kleine Pest; aber Sie find boshaft. Scien Sie es nicht. Ein Frauenzimmer ist nie reizend, wenn man sie fürchten muß."

Das Resultat von diesem Allen war, daß ich nicht mehr vom Marquisat sprechen hörte, um so mehr, als man damals steife Stiefeln mit Manschetten trug.

Nachbem der dritte Stand sich von den zwei privilegirten Ständen, zur Zeit der Etâts géné raux, getrennt hatte, blieben wenig Mittel zur Aussöhnung; allein in der ersten Zeit gab es deren doch noch viele, unter andern, daß man Mirabeant gewonnen hätte.

Dieser erstaunenkwürdige Mann ist ohne Zweis fel die größte politische Figur unserer Revolution. Sie ist skizzirt, in allen Stellungen, in jedem mögs lichen Licht gemalt worden, und doch hat man sich nicht sehr bemüht, das Innere dieses Mannes tiefer zu erforschen, und man glaubt, Alles gesagt zu haben, wenn man mit den Laufenden Stimmen wiederholt: es war ein vortreffliches Talent, es war

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ein geistreicher Mann! Aber welche Sittenlosigkeit! Keine Tugend! 2c. 20. Ich bin weit entfernt, ihn als einen Character aufzustellen, den man achten muß. Mirabeau hat sein ganzes Leben mit der Mo ral gespielt; er muß dafür die Strafe erleiden, die das Urtheil der Nachwelt heutzutage über ihn fällt. Es scheint mir jedoch, daß, nach Maßgabe, als die Epoche, in der er lebte, sich von uns entfernt, dieser Uebelstand,¡ welcher auf die besondere Beziehungen seiner Zeit, vielleicht sogar auf die ganze damalige Genes ration so großen Einfluß hatte, mit jedem Tage in Verhältniß der Schritte, die wir vorwärts machen, erlischt. Die Wirkungen des colossalen. Talents, mit dem ihn die Natur begabte, blieben allein übrig, um bewundert zu werden, und die Schatten, die ein so schönes Gemälde verdunkeln, zu verwischen. cibiades hatte vielleicht, so weit wir muthmaßen föns nen, noch viel mehr solcher Uebelstände, mit denen Mirabeau von einer bösen Fee ausgestattet wurde. In dieses Licht stellt man ihn gegenwärtig, um seine gigantische Figur zu skizziren. Es würde abs geschmackt von mir seyn, wenn ich über Mirabeaus Gestalt eine Tinte werfen wollte, die ihn vielleicht weniger ähnlich machen würde; allein ich sage blog,

Als

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