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ihn auszuführen. Außer diesen Beziehungen mit ben Hauptquartier gab es auch noch umsichtigere; es wurden verschiedene Briefe an den Herzog von Ra gusa geschrieben, unter andern einer von dem ersten Präsidenten Seguier.

Wir mußten zur bestimmten Stunde nach St. Cloud fahren, um uns zur Berufung des Ro nige einzufinden, und nicht, wie man behauptet hat, in Folge der Mittheilungen des Großreferendarius 1), noch weniger, um uns einer Verhaftung zu entzie hen. Man wird ohne Mühe glauben, daß uns ein folches Project nicht mitgetheilt worden ist. Und in allen Fällen, wer håtte uns das Recht gegeben, zu zweifeln, daß der Herzog von Ragusa nicht einen tiefen Unwillen darüber gefühlt hatte, daß man sich getraute, seine Loyalität so sehr zu beleidigen, um thm vorzuschlagen, dem Vertrauen des Königs da burch zu entsprechen, daß er seine Minister auslie fette? Bevor wir wegfuhren, schrieb der Marschall an den König, und erklärte uns, daß bei dem obs waltenden Zustande der Dinge er nicht mehr verbürs gen könnte, sich über vier Tage in feinen Linien zu halten. Gleich bei unserer Ankunft in St. Cloud 1) Semonville.

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vernahm ber König unsere Berichte, las den Brief des Herzogs von Ragusa, und mit Festigkeit die Mittel, die Vertheidigung zu organisiren und den Aufs ruhr zu stillen, in Betracht ziehend, ernannte er den Herrn Dauphin zum Generaliffimus der Truppen. Dieser Prinz traf auf der Stelle Anstalt, sich nach Paris zu begeben; ich follte ihm dahin folgen, um in der Nähe zu seyn, die auf den Dienst der Finanzen Bezug habenden Befehle zu ertheilen. In diesem Augenblick selbst kam ein Officier vom Generalstab, und brachte die Nachricht, daß unmittelbar, nachdem wir weggefahren waren, die Linientruppen sich mit dem Volke vereinigt haben; daß der Louvre und die Tuil lerien verlassen seien; daß die königliche Garde sammt bem Marschall in vollem Rückzuge sei; daß er selbst in Gefahr gewesen wäre, getödtet zu werden. Der Herr Dauphin machte sich schnell auf, um den Truppen entgegenzugehen. Nun wurde der. Großreferendar mit den Herren d'Argoult und de Vitrolles beim Kó nig vorgelaffen. Sie kámen, sagten sie, sich als Unterhåndler eines Vertrags in Vorschlag zu bringen, Der Bericht der Municipalcommission hat dafür ges forgt, zu erklären, zu welchem Zweck diese Unterhands lung in die Länge gezogen wurde..... Man wollte

fich Beit verschaffen, den Abfall ber noch getreu geblie benen Truppen herbeizuführen. Das Conseil wurde sogleich versammelt. Die Minister waren größten= theils zu sehr von der Hoffnung befangen, daß, wenn fie die Verantwortlichkeit der Ereignisse auf ihren Kopf herbeizögen, sie noch die königliche Unverleßbarbeit würden retten tönnen. Die Resultate dieser Bez rathschlagungen sind bekannt. Was aber nicht bekannt ist, und es zu seyn verdient, was die Verhältnisse mir das Recht gewähren, bekannt zu machen, sind bie erhabenen Worte des Herrn Dauphin:

eine Meinung gebe ich zu erkennen, sagte er, sondern meine Ueberzeugung, mein inniges Gefühl. Ich bin weit entfernt, zu denken, daß wie nicht in Frankreich viele Hülfsmittel gegen den Aufruhr in Paris fån= den; wenn es aber wahr wäre, daß wir gänzlich ver lassen wären, wenn dieser Tag der lehte unserer Dy. nastie feyn soll, so müssen wir unsere Bestimmung mit Ruhm erleiden, wir müssen mit den Waffen in der Hand sterben." Dieser Prinz, der den Wunsch kundgethan hatte, die Ordonnanzen zu vermeiden, der gewollt hatte, man erforsche, ob nicht irgend ein anderes Mittel vorhanden wäre, den Sturm zu be schwören, dieser. Prinz stieß in seinem großen Unglück

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nicht eine Klage aus, ließ uns nicht ein Wort hd ren, welches einem Vorwurf glich. Später, während Des Rückzugs, als er beinah ganz allein mitten uns ter einem wüthenden und bewaffneten Haufen sich befand, bewies er, daß er nichts von dem unbeugsa® men Muth verloren hatte, den er auf dem Schlachts felde und in Napoleons Fesseln zeigte. Seine edlen Gefühle waren eines bessern Schicksals würdig.

Was man hätte vorhersehen müssen, trat ein. Weit entfernt, der königlichen Sache, nüßlich zu seyn, veranlaßten die Unterhandlungen ihren Untergang. Die Unthätigkeit führte die Entmuthung herbei. In Bez rührung mit dem Volke, von den wirksamsten Verführungen umgeben, begannen die Soldaten, in Menge zu desertiren. Der König verließ Saint Cloud, und begab sich, erst nach Trianon, und dann nach Ram= bouillet. Ich folgte ihm, mich bemühend, Alles, was von mir abhing, für die Vertheidigung einer Sache zu thun, an der ich noch nicht verzweifelte, bedauernd, baß ich ihr nicht nüßlicher seyn konnte. Ich expe= dirte mehrere Ordonnanzen, um Fonds im Hauptquartier zu concentriren. Am Sonntag, den 1. August, faßte ich Proclamationen auf Befehl des Königs ab, und legte sie ihm zur Unterzeichnung vor.

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Allein die Verkündigung unerwarteter Defectionen, Nachrichten, wahrscheinlich aus Furcht und böser Ub ficht übertrieben, kamen den unglücklichen Monarchen wegen der Sicherheit seiner Familie, wegen der Exis stenz des jungen Prinzen zu beunruhigen, den Franks reich noch vor Kurzem so gern als die Hoffnung seiner Bukunft betrachtete. Um solches Unglück abzuwenden, dachte der König, ein hoher Beweis von Vertrauen würde ein von dem ersten Prinzen feines Geblüts verstandener Anruf seyn, und sich an seine Erinne rungen wendend, ernannte er ihn zum General-Statt halter des Königreichs. Statt also die Proclamation zu unterzeichnen, die ich ihm brachte, befahl er mit sogleich eine Abschrift des Schreibens zu befördern, welches er selbst abgefaßit hatte, und von dem er das Original behalten wollte. Ich gehorchte; von nun an hörten meine Dienste auf, dem König nüglich zu feyn. Wie ich, befand sich auch noch einer meiner Collegen bei ihm. Wir erklärten ihm, daß wir iha nicht verlassen wollten, wenn es sein Wille wäre, wo bei wir ihm aber doch bemerkbar machten, daß bei dem aufgeregten Zustand der Gemüther unsere Gegenwart der königlichen Familie schädlich werden könnte, und daß es vorzuziehen sei, wir gingen weit von ihm,

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