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-miñalgerichte improvsfirt, öder von einer freieren Preffe. Weil in unsern Tagen bei unparteiischen Untersuchun'gen geschichtlicher Vorgänge nur wenig die Persönlich keit und weit mehr die Sache von den vernünftigen -Mitbürgern berücksichtigt wird, so ist jegt weniger von ben Personen, als von ihren Handlungen die Rede.

In Hannover sah man, daß das einige Hessische *Volk, gebeugt durch hohe Auflagen und noch schwe= teren Lehns- und Meierdruck im Wege der Insurrecs tion die Regierung von ber Nothwendigkeit der Ver besserungen überzeugte. Ich entscheide hier nicht über Recht oder Unrecht der Regierung oder der Insurrec tion; aber die Friedensvermittler waren redliche Månner und die von Kurfürsten und ihnen redigirte Vers faffung ist wirlich die humanste, welche wir bisher hesizen; auch sehe ich in ihrer reinen Vollziehung felnen Untergang der Privilegirten oder der volksthümlich den Staat regierenden Monarchie. Das Volk hat wirklich einen richtigen Instinct, wohl zu fühlen, was zu seinem Besten dient. Daher ergriff auch diese Verfassung so sehr den Bürger- und Bauernstand in Hannover. Wenn eben diese oder ihre Leiter in der Oberleitung des Grafen Münster Fehler sahen, fo hatten sie Unrecht, wenn sie diesem Manne die vers

fallne Lage der schwer arbeitenben Elaffen in Hannover zuschrieben. Nur in einer mangelnden freieren Benuzung des Bodens und in der nöthigen Bernichtung aller Hörigkeitsgreuel, bie den Bauernstand hindern, sein Feld einträglicher zu machen, als bisher, dars in liegt die Hauptquelle aller Armuth, die uns leider fichtbar umgiebt.

Graf Münster hat Recht, baß in neuerer Zeit der früher sehr in den höchsten Staatsámtern zurückgesette Bürgerstand und wenigstens der neue Adel in Hannover mehr als sonst hervorgezogen wurde, aber der Bürgerliche der regierenden Familien aus dieser Caste besaß die einträglichsten Aemter und die dort so wichtigen Secretariate. Nur der Bürger, welcher jenen vorgezogenen Familien nicht angehörte, gelangte felten zu einem Staatsdienst, indem man reich seyn mußte, um mehrere Jahre fast ohne Gehalt in den untersten Auditoriatsstufen zu leben.

Hoffentlich wird unter der Bicekönigschaft des Herzogs von Cambridge und unter der Aegide einer neuen Verfassung vieles in Hannover besser werden, 3. B. in der Beschränkung unnöthiger und in der Ersparung mancher Ausgaben der Civilliste, d. h. der Generalcasse, und nach des jeßigen Königs Tode Han

nover seinen König in Hannover_refidiren sehen. Geschieht das nicht, so darf man fürchten, daß Englands. Politik, zum Schaden Hannovers und der Braunschweiger Linie, früher oder spåter das continentale Erbland aufopfert. Bisher mischten sich alle vier George viel zu sehr in continentale Angelegenheiten, Das Ministerium Grey scheint rationalere Grund fåße zu haben; wird aber die allmächtige Brittische. Oligarchie diesen Anti-Toryminister lange walten laf-fen? Die liberalere Verwaltung Englands werde das Signal der liberaleren Verwaltung Hannovers.

Die Freiheit der Gewerbe hat Graf Münster. nicht beeinträchtigt; bei aller mangelnden Industrie in den Städten und auf dem Lande in Hannover hatte er diesen Mangel durch Aufhebung aller Zunfte keinesweges verbannt. Daß die Regierung in Han nover lange berieth und am Ende wenig ånderte, das liegt in der natürlichen Bedachtsamkeit der Collegien, die nur Veteranen zu ihren Gliedern zählen, sich in ihren Werken gefallen, ein helles Auge für alle Ge= fahren der Reformen und keinen Spåherblich für die #ihnen nahe stehenden Uebelstände haben. Nur ein máchtiger und einsichtsvoller Souverän oder Vicekd#nig im Lande kann: hier heilen. Wie oft habe ich

bie Zehenthebung und Verwaltung ber Aemter im Hannover preisen hören, well die Kammer in Zeiten? ber Volksnoth ihre Magazinvorräthe der Armuth wohla feil überliek. Dadurch gewann aber nur der Umts fis und höchstens die. Peripherie einer Bannmeile. Viele Beamte verdankten Unterhalt und selbst Wohle stand der Fortdauer der veralteten Verwaltung. Ges gen diese vielkopfige Hydra wagte der bejahrte Mix nister nicht anzugehen, kannte sie auch wohl nicht einmal ganz. Wie viele Minister und Kammerráthe In Hannover sind gestorben, ohne viel die Acten gez lesen zu haben, aus denen die Secretarien referirten, die übrigens tüchtige Geschäftsmänner seyn mochten.":

Die Gründung der Drosteien verdankt Hannas) nover dem Grafen Münster. Mag ihre Einrichtung zu kostbar und manches batin sonst noch fehlerhaft feyn, fie können, gut verwaltet hoffentlich sehr beis tragen, die inhere Landeswohlfahrt zu heben, auch wenn die Chefs weniger reich dotirt sind. Durch fie besonders darf man hoffen, daß der Bauernstand und beffen Boben dienst und fervitutenfreier werden wird. f

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Daß die Forstverwaltung durch wohlfeilere Bes amte bestritten werden kann und aller Jagbunfug

aufhören muß, eine Plage der Unterthanen zu seyn,' versteht sich von selbst. Gerade die Erstattung der Jagdschäden an die verlegten Unterthanen bildete eine große Ausgabe der General, d. h. der Kammercasse. Schießt man das viels überflüssige Wild todt und hält dazu die Rittergutsbesizer an, so erspart die Kammer alle-Entschädigungsgelder; die kostbaren Holzbesamungett werden nicht vom Wilde ruinirt, und der Bauererntet die Früchte, die sein Fleiß erzeugte. Unglaub-, lich ist aber, daß der große Wildstand des Herrn Ministers selbst die Unterthanen gedrückt haben sollte. Wie felten besuchte er seine Güter, und so viel ich: mich erinnere, war er wenigstens in feiner Jugend kein Mimrod; doch scheint seine schwache Vertheidi=' gung in diesem Punct ihn nicht ganz vom gegebenen! bófen Beispiel freizusprechen. Wenn erst künftig die Kammer, jeden Wildschaden zu erstatten, dem DistrictsOberforstmeister zuschiebt; so wird das überflüssige: Wild bald in Hannover wie in Altenburg verschwin

den.

Allerdings giebt die Kammer manche Summe den Kirchen und Schulen u. f. w. Beffer wäre, fie wiese solchen dafür Ländereien an, so hätte sie weniger ' Ausgabe und die Lehteren würden · mehr als bisher,

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