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jeder Bücher verböt, und dieß Verbot sogar auf die in Spanien in Garnison liegenden Schweizer und Frane: zosen ausdehnte; auch muß man unserm damaligen,` nunmehr verstorbenen, Gesandten be Moustier die: Gen: rechtigkeit widerfahren lassen, daß diese heilsame Sorg falt nie so vollständig und púnctlich vollzogen ward, als in der nur zu kurzen Zeit, in welcher derselbe die allerchristlichste Majestät bei der katholischen Majestát vertrat. Sogar die Gebetbücher wurden streng, vers boten, und den. Posten bloß Briefe und gewiffe Beit schriften anzunehmen gestattet. ga

Bei dieser. Gelegenheit kam.. folgender Fall vor ber zu characteristisch ist, um übergangen zu werden, und welcher sich während meines Aufenthalts in Mat. drit ereignete. Ein junger Spanischer Arzt, Namens: P....., hatte in Paris seine Studien vollendet, und kehrte mit seinen Sachen und Büchern in fein Bar terland zurück. Mit Hülfe máchtiger Protectionen brachte er seine Bücher, die übrigens bloß medicinischen Inhalts waren, glücklich durch die Douanen von Bidasoa und die noch strengere von Vittoria, nach Madrit, woselbst sie dem Oberaufseher der Drucke reien vorgelegt werden mußten. Dieser Richter (Herr Modet), ber zugleich Rath von Castilien war, glaubte

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awar, daß jenë Bücher bloß die Medicin zum Gez genstand hätten, war aber, boch seiner Sache nicht gewiß ob nicht ihre Lehren irgendwie gefährlich seyn könnten, da ja alle neue Doctrinen aus Frankreich bieß waren; um nun besto leichter und geschwinder dahinter zu kommen, vertheilte er die sämmtlichen Schriften unter seine Freunde und Bekannten, die fecünferfüchen und ihm darüber dann Rappart abflatten follten. Mit diesem Eramen ging es, wie zu erwarten: war, sehr langsam, zumal manche der ges bachten: Herren selber fast kein Französisch verstanden, und nach sechs Monaten vergeblichen Harrens und wiederholter Sollicitationen mußte der junge Mann, der seine Reise nach den Canarischen Inseln nicht tånger aufschieben konnte, seine Bücher, die ihm so viel Geld gekostet und die ver mit solcher Mühe so weit herein gebracht hatte, in den Händen feines Richters, dessen Gewiffen noch nicht fattsam aufges klärt und beruhigt war, lassen, ohne Hoffnung, sie je wieder zu erhalten. ››

Mir selbst begegnete ebenfalls während des Aufs enthalts unserer Truppen in Madrit ein Vorfall, der mich über das dortige Preßwesen hinlänglich aufklärte. Die in Mabkit häufig graffirende Eolik hatte

eine große Anzahl unserer Solbaten überfallen. Ic feßte eine kleine Schrift über die Natur und Heilung dieser Krankheit auf, die wir so oft in unserm Hodpis tal zu beobachten Gelegenheit gehabt hatten, und da die Kenntniß der Thatsachen und Fälle, die diese Schrift enthielt, in Madrit nüşlicher, als sonst ics gendwo, seyn konnte, so ließ ich fie sofort ins Spas nische übersehen, und wünschte, sie in der königlichen Druckerei drucken lassen zu können, eine Gunst, die häufig Predigten und minder bedeutenden Schriften zu Theil wird, und von der ich glaubte, daß sie mir um so eher gewährt werden möchte, als ich bei der Hers ausgabe jener durchaus bloß den allgemeinen Nugen und feinen persönlichen Vortheil bezweckte. Ich mußte mich deßhalb an den damaligen Präsidenten des Ministerconseils (Bea Bermudez) wenden, welcher mir, nach Verlauf von anderthalb Monaten, die Antwort ertheilte, er hätte die Denkschrift seinem hohen Ge bieter vorgelegt, und Se. Majestät habe mir die ers betene Gunst gestattet, vorausgeseßt, daß jene erst der Eenfur vorgelegt und von derselben mit dem Imprimatur versehen würbe. Zu diesem Behuse reichte ich mein Manuscript bei Sr. Excellens ein, welcher dasfelbe an den Oberaufseher der Druckerei schickte, der

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feinerseits es an die oberste Medicinalbehörbe fandte. Nach einer sehr langen Zeit gab diefe Behörde ends lich den Bescheid, daß der Druck qu. nicht gestattet werden könnte, aus den nichtigsten Gründen von der Welt, von denen der hauptsächlichste der war, daß ich das Clima von Madrit darin verläumbet habe, indem ich ihm die Schuld jener Krankheit beigemeffen, was freilich auch meine feste Ueberzeugung war und iste ná *5.49 Aus Neugierde, zu sehen, wie weit man in dies fer Hinsicht gehen würde, gab ich die Sache selbst noch nicht auf, sondern beklagte mich beim Premiers minister über diese ungerechte und unwürdige Ents fcheidung. Da damals der Französische Generalstab noch mit dem Spanischen Hofe in Sanct Ildefonse war, und ich von dem Chef desselben begünstigt ward, fo ließ sich Se. Excellenz mein Manuscript nochmals geben, um es von neuem prüfen zu lassen. Als aber bald darauf (Septbr. 1825) unser Obergeneral nach Frankreich zurückkehrte, schickte mir der Premierminis ster, en vrai courtisan, mein Memoire mit dem Bedeuten zurück, Se. Majestät habe nach Erstattung eines neuen Berichts darüber die Erlaubniß des Drucks verweigert. Im darauffolgenden Winter machte ich einen neuen Versuch, dieß gefährliche Opus, welches

man für eine neue Ausgabe der Cortesconstitution hielt, zum Drucke ju bringen, und ward babei von dem neuen Französischen. General unterstüßt, welcher meine Ungelegenheit dem Generalcapitán der Stadt und Proving, Caro, einem Bruder des bekannten Mars quis de la Romana, mündlich empfahl, da er sich von Amtswegen nicht in Eivilangelegenheiten mischeri durfte. Ich wurde bemgemäß »zu dem gedachten Ge neralcapitán beschieden, dem ich mein Unliegen auss einandersette; allein derselbe fand den Druck einet Abhandlung über die Colik zu bedenklich für die Ruhe bis Staates, fchoir des dadurch gegebenen Beispiels wegen, und was verlei lächerliche Ausflüchte, die mit der größtmöglichsten Castilianischen Ernsthaftigkeit vora gebracht wurden, mehr warenser schloß endlich das mit, mit aus besonderer Güte ein Auskunftsmittel mitzutheilen, wodurch meine Wünsche Zerreicht ́und feine Scrupel entfernt werden könnten, ich sollte nåms lich mein Manuscript nach Paris schicken, und es dort drucken lassen. Ich erwiderte, daß es mir zwar seltsam genug vorkomme, eine Spanisch geschriebene Schrift von Madrit aus, wo sich ihr Verfasser aufhielte, erst einige hundert Meiten weit zum Druck ins Ausland‹ zu schicken, daß ich aber doch diesen wei

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