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Merkwürdig ist auch noch bie Tactik, mit der die Mönche, wohl wissend, wie günstig ein vortheilhaftes Aeußere die große Menge besticht, genaue Sorge tras gen, junge Leute, die sich durch ihre schöne Gestalt, ihre einnehmenden Mienen und imponirende Haltung hervorthun, auf ihre Seite zu ziehen und für ihre Orden anzuwerben. Hierdurch bietet sich das sonders bare Schauspiel dar, daß, während in den Städten, in den Armeen und sogar in den königlichen, Leibgars den nichts seltner ist, als ein schón gewachsener kráfe tiger Mann, man dagegen unter dem Elerus, besons bers unter den Mönchen, häufig auf so schöne Leute trifft, daß man sie unter dieser jeßt physisch ebenso sehr, als geistig herabgekommenen Nation für Fremd linge zu halten geneigt ist. Die Spanier sind ges genwärtig in dem ganzen Innern des Landes meis stens klein, hager, aber nervigt; in den Gebirgen von Biscaya, Asturien und Galicien find sie kräftiger und von frischerer Gesichtsfarbe, in Madrit dagegen auss gezeichnet klein, schwach, blaß und häufig krüppelhaft, Besonders sind die Familien der Granden, da sie sich nur unter einander verheirathen, in physischer Hins ficht bis zu einem Grade ausgeartet, welcher von ihrer intellectuellen und moralischen Entartung gewiß eine

II.

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Hauptursache ist. Bloß die Familie der Herzoge von Santa Cruz und San Carlos machen hiervon eine Ausnahme, weil diefelben zu verschiedenen Epochen sich mit Deutschen Familien alliirt, und dadurch ein sehr nügliches, aber leider nicht befolgtes Beispiel ges geben haben.

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Um den jungen Leuten den etwaigen Widerwils len gegen das Priestergewand möglichst zu nehmen, müssen alle Studenten der Universitäten ohne Auss nahme den großen schwarzen Mantel und Hut trai gen. Der Eifer, alles, was nur irgend nach Revo lution oder Republicanismus schmeckt; auszurotten, hat übrigens neuerdings sich sogar gegen die Pantas lons der jungen Leute gerichtet; man konnte sie the nen freilich nicht nehmen, weil sie in ihren ungeheizs ten Zellen zu sehr gefroren haben würden; aber sie müssen dieselben so weit heraufziehen, daß nur der schwarze Strumpf, der beides, religiós und monarchisch, zugleich ist, unter dem Mantel hervorsieht, während die Pantalons selbst für demagogisch sogar bei denjeni gen gelten, die von dem Ursprung dieses Namens keine Kenntnis haben.") Daß der Reichthum der Kirchen,

1) Es bedeutet nämlich so viel wie einen guten Rez publicaner, und kommt her von den Venetianern,

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bie Pracht der Ptfestergewänder, der Prunk der Ce remonien und der Pomp der Processionen sich vereinigt, um die Herrschaft und Ausbreitung des Elerus in diesem unglücklichen Lande zu vermehren, bedarf keiner weitern Auseinanderseßung. manera da.

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Nichts gleicht der ängstlichen. Sorge, mit welcher man in Spanien in Hinsicht des Druckes aller derjenigen Schriften sich befleißigt, die unter einer, der geistigen Entwickelung und dem Genie so wenig günstigen Res gierung überhaupt, zu Tage, gefördert, werden können z und nichts der furchtsamen Beschränkung, welcher das Einbringen ausländischer Geisteswerke unterliegt. Der Grund hiervon liegt darin, daß es der Eterus ist, dem man diefe. Sorge übertragen, hat, und der seiner Natur nach, und gleichsam durch einen inwohnenden Instinct getrieben, alles, was in irgend einem Gras de, sei es auch durch noch so viele Vermittelungen oder Mittelglieder seine gefährlichste und von ihm das her tödtlich gehaßte Feindin, die Aufklärung, beför=

welche in ihrem Wappen einen Löwen führen, wels ches sie während der Blühtezeit ihrer Republik fo weit verpflanzten; aus diesem pianta leone wurde ein pianta leon, pianta-lon, panta-lon, endlich Pantalon,

dern könnte, in ber Geburt zu erfilden trachtet. Ei ist die hellige Inquisition, welche schon seit langer Zeit sich bes Geschäftes, die Seelen vor dem Gifte ber Civilisation zu bewahren, getreulich und eifrig unterzogen hat, welches sie mit desto glücklicherem Erfolge zu beforgen vermochte, als ihr ja zu diesem Behufe das weltliche Schwert und die gesammte Macht ber Regierung zu Gebote stand. Aus dem felben Grunde, weßwegen Verbrecher das Dunkel lies ben und suchen, und die mächtigen Schuldigen die Stimme der öffentlichen Meinung fürchten und haffen, mußte der Spanische Clerus vor allem für die Einführung einer förmlichen Preßsclaverei, sowie für die Verhinderung der Bekanntschaft mit ausländischer Literatur sorgen, und in der That hat sich neuerdings gezeigte Willfährigkeit hinsichtlich der Einbringung von Erzeugnissen ausländischer Industrie niemals auf die Importation der Bücher erstreckt; mit alleiniger Ausnahme gewiffer Zeitungen von einer bekannten polk= tischen Farbe, die jeder leicht errathen kann. *) Wollte

1) Sonach scheint auf die dortige Polizei der Aufklärung dasjenige zu passen, was Joh. Müller (Darst. d. Fürftenbundes S. 15.) von der in gewisfen Deutschen Staaten sagt, fie sei eine Copie der

man ben Index librorum prohibitorum aufzdhlen, so würde man ihrer Unzahl wegen gar kein Ende finben; daß die Werke der Französischen Philosophen, namentlich Voltaire's und Rousseau's obenan stehen, versteht sich von selbst. Die Namen der bei= ben genannten Schriftsteller gelten in Spanien nicht mehr #für gewöhnliche Menschennamen, sondern bringen die Wirkung der Namen der gefallenen Engel oder der höllischen Geister hervor. Es un Volterr, fagen die guten frommen Weiber, wenn fie von einem wilden Kinde, das nicht gehorchen und artig seyn will, wie man bei uns von einem solchen zu sagen pflegt, es fet ein Teufel, oder Teufelsbraten. Nach der Rückkehr des Königs aus Cadir simplificirte man jes: nes Prohibitivsystem noch bedeutend dadurch, daß man, um alle Spuren aus der Zeit der Cortes Constitu tion zu vertilgen, schlechtweg die Einfuhr aller und

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Einrichtung, welche Marcus Varro (de re rust.
lib. III.) für die Vogelbauer empfiehlt; er will, daß
man etwas Tagslicht bereinfallen laffe, damit
die Vögel munterer freffen; man soll ihn aber ja
fo einrichten, daß denselben unmöglich sei, andere
freifliegende Vogel zu sehen, sonst würden sie vor
Verlangen mager!:
. A. d. u.

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