Page images
PDF
EPUB

A

bie Lumpen, die seit zwei Jahrtausenden in den Schu len der Griechischen Philosophen und in den Predigten der christlichen Keger hangen, für neue Waare verkaufe. Ich muß die jungen Leute warnen, daß, wenn man von der Gemeinschaft der Güter, der Frauen, ber Kinder, von dem Mischmasch der Körper und der Seele, von dem Pantheismus, von dem Glauben der reinen Vernunft u. d. m., mit ihr spricht, ich muß fie warnen, daß, wenn man von allen diesen Dingen als von Entdeckungen unserer Zeit zu ihr spricht, man sie zum Besten hat; diese Neuigkeiten sind die åltesten und jammerlichsten Chimåren. Möge dieser vortreffliche Theil Frankreichs seine Macht nicht miß. brauchen; möge er sich hüten, die Säulen des Lems pels zu erschüttern. Man kann die Zukunft über sich herabreißen, und mehr als einmal schon haben sich die Franzosen unter den Trümmern, die sie selbst bewirkten, begraben.

Ohne Vorurtheil irgend einer Art bejammere ich also bloß meines Vaterlandes wegen einen allzu schnel len Umsturz. Ich hätte gewünscht, man wäre bei ber Unschuld und beim Unglück stehen geblieben. Die Schranke war schön; die Fahne der Freiheit håtte mit minderer Aussicht auf Sturm auf derselben ge=

wehet, und alle Interessen sich um sie gesammelt. Die Jugend wäre natürlich berufen worden, Besit von einem ihr gebührenden Zeitraum zu nehmen. Man übersprang zwei Stufen; man befrelete sich von fünfundzwanzig bis dreißig Jahren Hinfälligkeit. Man hatte ein Kind, das man in den Ideen der Zeit erzogen, an die Meinungen und an die Bedürfnisse des Vaterlands gewöhnt, man würde alle Veränderungen, fo man gewollt, an der Charte und an den Gesezen vorgenommen haben. Füge man nun noch Ruhm, welches bei diesem Regierungsantritt" leicht gewesen wáre, eine ausgedehnte Freiheit hinzu, und man hätte aus dieser Regierung eine der größten Epochen unses rer Jahrbücher gemacht.

Wenn ich sage, baß die Jugend zu ihrem nas türlichen Erbtheil berufen worden wäre, so behaupte ich nichts, was nicht über allen Zweifel erhaben wäre, Die Restauration verkannte kein Talent; das beweis fen die Männer, welche gegenwärtig die Gewalt inne haben. Der Herr Marschall Soult, der Herr Baron Louis find Minister Ludwig XVIII. gewesen. Herr von Villele wollte in dem Moment feines Sturzes das Portefeuille der Finanzen dem Herrn Lafitte übers tragen. Als Herr von Villels gefallen war, wurde

mir der Antrag, wieber in das Ministerium zu tres ten; ich war es zufrieden, allein unter der Bedins gung, daß die Herren Casimir Perier, Sebastiani unb. Roger-Collard mit mir eintreten follten. Das konnte für den Augenblick nicht zu Stande gebracht werden. Es scheint, Carl X. habe sich in Saint Cloud meis Ones Vorschlags erinnert, da er den Herrn Casimir 1 Perier zum Minister der Finanzen Heinrich V. ers

nannte. Im Jahre 1829 bot man dem Herrn von #Riguy das Portefeuille der Finanzen an. Die HerIren von Argout und Montalivet haben die Pairle Oder Legitimität erhalten; der Lehtere hat fogar nicht

nur die Pairie feines Vaters, fondern auch in Ne= benlinie die feines Bruders geerbt; eine allerdings wohlverdiente, aber doch ganz eigene Gunst. Wahrs lich, ich glaube, die Restauration hat Niemand herz, lich von sich gewiesen, als mich.

Aber warum bei Heinrich V. stehen bleiben? Ja, mit weniger Feigheit von einer und mehr Kaltblu tigkeit von der andern Seite. Man behauptet, der minderjährige Monarch hätte sich neben dem abdicir ten Königthum nicht halten können; die Intriguen des alten Hofes hätten Alles unterminirt; daß zwei Gewalten, die eine rechtlich, die andere factisch, im

1

Staate gegen einander kämpfend, ihn vernichtet hats ten; und daß endlich die Prätension der constituirens ben, primitiven Gewalt des göttlichen Rechts immer geblieben wäre. Ich bin nicht dieser Meinung, und glaube, wenn man Heinrich von Bearne mit den starken Männern, die sogar in der Wahlmonarchie keine Stellung gefunden haben, mit allen kräftigen Häuptern der liberalen und militärischen Vergangens heit, mit allen Ealenten, mit aller Jugend umgeben hätte, man leicht die königlichen Jagdbegleiter, die alten Wittwen, die Inquisitoren und die Publicisten von Saint Germain und Fontainebleau bezwungen hätte. Uebrigens hat die Erfahrung bewiesen, daß ein vom Throne gefallner König sehr wenig Macht hat. Earl X. und sein Sohn, im Fall sie in Frants reich geblieben wären, würden, weit entfernt, umgeben und aufgesucht, bald in tiefe Einsamkeit versenkt wors ben seyn.

[ocr errors]

Glaubt ihr das Gegentheil? Dann war es noch immer Zeit, das zu thun, was man am 6. August gethan hat. Man hätte den Vortheil gehabt, Frank, reich durch die Erfahrung zu überzeugen, daß unter dem åltern Zweig der Bourbons kein Schuß zu fin: den sei, und man gezwungen wäre, einen neuen Mo

[ocr errors]

narchen zu erwählen. Nehmen wir endlich an, es: sei nüßlich gewesen, dieses auf dem Boden Frankreichs bald nach einander seines Vaters, seiner Krone, seis nes Grabes beraubten Waisenkindes abzusehen, ohne einen Versuch mit ihm zu machen, ohne es zu hỏ ren; nehmen wir an, diese prásumirte Regierung wåre nicht glücklich gewesen; seid ihr heute besser daran? seid ihr der Zukunft sicherer?

In allen Fällen wåre meines Erachtens ein Na tionalcongreß, in der Absicht versammelt, das, was zu thun sei, in Untersuchung zu ziehen, einer von Stadt zu Stadt für dreiunddreißig Millionen Menschen bek dem Durchzug eines mit einer Fahne verzierten Eilwagens improvisirten Regierung vorzuziehen gewesen. Wollten selbst diejenigen, welche die Bewegung bes gannen, sie so vollständig? Jedes Volk hat seinen Fehler; das Französche Volk den, daß es zu geschwind vorschreitet, über Alles hinausspringt, sich jenseits des Guten befindet, statt in diesem Guten zu bleiben, wenn es solches antrifft. Im Moralischen, wie im Physischen, kommen wir überall über das Ziel hins aus; wir treten die Ideen mit Füßen, wie wir über den Leib, der Feinde hintreten. Unsere ~ Eroberungen hätten beim Rhein verharren sollen, und wir sind

« PreviousContinue »