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mit dem Auslande Gefahr für die innere Ordnung? a obwalten. Sind wir denn wirklich gezwungen, uns] mit den Versicherungen der Cabinette zu begnügen,! die uns gestatten, uns des Krieges zu entheben ?› Sind wir gegenwärtig gezwungen, einzugestehen, daß wie Europa, wie es ihm gut dunkt, bei unsern Nach= B baren zu Werke gehen lassen, daß wir nur unser Gebiet vertheidigen werden, nachdem wir durch die Nichtintervention uns so ritterlich als die Verfechter #der Freiheit der Völker erklärt haben? Ist die Ehre. Frankreichs bis auf den Widerstand, den wir einer Invasion entgegenseßen würden, herabgekommen? Soll unser Ruhm und unser Wort gar nicht int Anschlag kommen? Wahrlich, wenn die Fehler der frühern Staatsverwaltung die gegenwärtige in die gebieterische Nothwendigkeit versezt haben, aus Rai-fon ein System anzunehmen, welches aus Schwäche befolgt wurde, so muß man sie beklagen. Wir rüsten uns, damit man anderwärts die Rüstung ablege; wiri ruiniren uns, um das zu verhindern, was man als unsern Ruin ahnen könnte. Nicht um Beweise dien fer müthigen Resignation zu geben, glaubte sich Frank reich nach den Tagen des Juli berufen. ⠀⠀

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Wenn man die Declamationen jeziger Stunde.

hört, fo scheint es, die Verbannten in Edimburg seien die kleinsten Gesellen der Welt, und nirgends schädlich. Es fehlt jeßt der Gegenwart nur die Vers gangenheit. Das ist eine Kleinigkeit! gleichsam als ob die Jahrhunderte sich einander nicht als Grundlage dienten, und das zulegt eingetretene nicht in der Luft verharren könnte. Wie kommt es denn, daß durch die Orts- Veränderung eines einzigen Mannes in Saint-Cloud man dem Handel dreißig Millionen hat borgen, für zweihundert Millionen Staatswälder hat verkaufen, fünfundfunfzig Centimen auf den Stamm der Grundsteuer und funfzig Centimen auf die Pas tentsteuer legen müssen? Hat je eine königliche Krönung so viel gekostet, als unsere republicanische Inauguration? Unsere Eitelkeit mag immerhin wer gen Erinnerungen verlegt werden, die Lilien aus kraßen, die Namen und die Personen proscribiren, diese erbliche Familie von tausend Jahren hat durch ihren Rückzug eine unermeßliche Leere hinterlassen. Man fühlt das überall. Die unsern Augen so winzig erscheinenden Individuen haben in ihrem Sturz Europa erschüttert. Wenn die Ereignisse auch nur einigermaßen ihre natürlichen Wirkungen hervorbrin= gen und ihre strengen Consequenzen herbeiführen, so

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wird Carl X. durch seine Abdication mit sich alle die Gothischen Könige, die großen Vasallen der Vergangenheit unter der Oberlehnsherrschaft der Capets auch zur Abdication gebracht haben.

Theorie - Menschen behaupten, man habe durch den Sturz der Legitimität das Princip der Wahl ge=

wonnen.

Die Wahl ist ein natürliches, primitives, unbeStreitbares Recht; allein die Wahl gehört zur Kind heit der bürgerlichen Gesellschaft, wenn ein Volk bes drückt und ohne gefeßliche Garantieen ist, und ihm also kein anderes Befreiungsmittel übrig bleibt, als die freie Wahl eines andern Hauptes. Unter der Herrschaft einer vorgerückten Civilisation, weun ges schriebene Gefeße vorhanden sind, wenn der Fürst biese Gefeße nicht übertreten kann, ohne sie gegen sich zu waffnen, ohne in Gefahr zu gerathen, seine Krone auf seinen Erben übergehen zu sehen, verliert die Wahl ihren Hauptvortheil; es bleibt ihr nichts, als die Gefahren ihrer Beweglichkeit und ihrer Laune. In einem unvollständigen politischen Staat ist die Wahl die ganze Constitution; in einem vervollkomm neten politischen Staat ist die Constitution die Wahl, entblößt von dem, was sie Leidenschaftliches, Ehrgeiz

ziges Anarchisches, und Insurrectionelles mit - fich führt. Wenn man durch die Wahl zur Veränderung bes regierenden Geschlechts gelangt, was zuweilen nüglich seyn kann, so gelangt man auch zu der Vervielfáltigung der königlichen Dynastieen, zu den Bürgers kriegen, wie in Polen, zu den Wahlfucceffionen der militärischen Tyrannen, wie im Römischen Reiche..

Da durch die Wahl das: Princip der Ordnung nicht ewig in einer ewig regierenden Familie ist; fo ist dieses Princip transitorisch in der transitorischen Königlichen Persons es fehlt ihm an Festigkeit, und, bem Character des zum Thron berufenen Individuums gemás, erschlafft es bis zur Anarchie, oder spannt fich bis zum Despotismus. Wenn ihr, euch vor dies fer Gefahr scheuend, der Wahl die Erblichkeit beifügt, fo schafft ihr eine amphibische politische Form mit einem Königskopf, mit einem Volksschwanz und mit dem doppelten Uebelstand der Wahl und der Legitis mitát, und genießt nicht die Vortheile weder der eis nen, noch der andern.

9. Wir schreiten einer allgemeinen Revolution ents gegen. Wenn die vorgehende Umwandlung ihrem Laufe folgt, und auf kein Hinderniß stößt; wenn die Volksvernunft in ihrer progressiven Entwickelung forts

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dauert; wenn die moralische Erziehung der Mittel classe keine Unterbrechung erleidet, werden sich die Nationen in einer gleichartigen Freiheit nivelliren; wenn dieser Umwandlung Einhalt geschieht, so wers den sich die Nationen in einem gleichartigen Despo tismus nivelliren. Dieser Despotismus wird nicht Lange dauern wegen des vorgerückten Alters der AufElárung; aber er wird hart seyn, und eine lange Auf Lösung wird ihm folgen. Es kann aus den Tagen des Juli, aus einer mehr oder weniger entfernten Epoche nichts Underes hervorgehen, als permanentè Republiken oder vorübergehende militärische Regics rungen, nach denen dann das Chaos. kommen dürfte. Die Könige könnten die Ordnung und die Monarchie noch dadurch zetten, daß sie die nothwendigen Con ceffionen bewilligen. Werden sie es thun? Niemand benkt das.

Befangen, wie ich es von diesen Ideen bin, fieht man wohl ein, warum ich als Individuum dent, was mir der beste Schuß für die öffentlichen Freiheis ten, die am wenigsten gefährliche Bahn schien, auf welche man zur Vervollständigung dieser Freiheiten gelangen könnte, getreu bleiben mußte,

Ich mache nicht Anspruch darauf, ein weinerlis

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