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ihre Gesundheit an. Erst am 6. landete bie Prine zeffin zu Greenwich, und wurde vom Gouverneur Sir Hugh Paliser und andern Beamten aufs Feierlichste empfangen und in sein Haus geführt. Dort langte nun auch die Lady Jersey an, und war dann ihre Begleiterin bis zur Hauptstadt. Der Zudrang des Volkes bei ihrer Ankunft war ungeheuer groß, und noch an demselben Lage hielt sie in London ihren feierlichen Einzug, und stieg in St. James Palaste ab. Als sie am Fenster sich den Zuschauern zeigte, empfing fie das Volk mit lautem Freudengeschrei, und dieß dauerte fort, bis der Prinz von Earlton House ankam, worauf man das Mittagsessen einnahm. Nach demselben erschien Se. Königliche Hos heit ebenfalls am Fenster, und wurde auf gleiche Weise vom Volke begrüßt. Der Prinz und die Prinzessin wurden darauf vom König, der Königin und von allen Prinzen und Prinzessinen nach und nach besucht; besonders benahm sich der König sehr Herablassend und freundlich gegen seine künftige Schwiegertochter; die Königin dagegen schien weniger erfreut, und richtete nur wenige Fragen an sie; der Prinz aber war nicht nur höflich und artig gegen bie Prinzessin, sondern sagte ihr auch viel Schönes,

und pries sich glücklich, bald mit ihr verbunden zu werden.

Am Abend, als die Volksmenge lauter in ihs ren Freudensbezeugungen wurde, richtete sie selbst vom Fenster herab folgende Worte an dieselbe: „Glaubt mir, ich fühle mich sehr glücklich und erfreut, das gute und brave Englische Volk, die beste Nation auf der Erde, zu sehen.“

In Ansehung der innigen Verbindung, die der Sage nach zwischen dem Prinzen und der Lady Jersey bestand, war die Wahl derselben als Hofdame der Prinzessin zum wenigsten ein sehr unkluger Schritt, wenn auch nicht eine offene Beleidigung, und es ist mehr als zu wahrscheinlich, daß die un» glücklichen Zwiftigkeiten, welche nur zu bald die Eintracht des königlichen Paares störten, und die ges rechten Erwartungen der Nation tåuschten, ihren Ursprung in den fein angelegten Rånken eines ehrgeizi= gen und eifersüchtigen Weibes hatten.

Lady Jersey, die großentheils bei der ersten Zus sammenkunft des Prinzen und der Prinzessin zugegen gewesen war und mit großem Mißbehagen die Aufs merksamkeit wahrnahm, die der Prinz seiner bestimm ten Braut zeigte, scheint den Entschluß gefaßt zu

haben, für sich selbst die Zeit bis zum zweiten Bes suche zu benußen, um ihm gegen die Prinzeffin Vorurtheile beizubringen. Man sagt, daß die Prins jeffin unvorsichtiger Weise der Lady Jersey ihre frů here Neigung zu einem Deutschen Prinzen, wahrscheinlich aber nicht in so starken Ausdrücken, als jene angab, mitgetheilt habe; indessen feste Lady Jersey am folgenden Tage den Prinzen von dieser frühern Neigung seiner Bräut, an deren Person sie überhaupt große Fehler fand, in Kenntniß. Was Wunder also, wenn der Prinz von Wales am nách. ften Lage, bei seinem Besuche in St. James, falt und zurückhaltend war, und wenn auch nicht Widers willen gegen die Prinzessin, doch zum wenigsten eine bedeutende Veränderung in seinem Benehmen zeigte. Auch die Königin Charlotte hat man beschuldigt, als habe sie diese Veränderung bewirkt oder dazu doch beigetragen; allein es scheint weit natürlicher, dieselbe ben Rånken einer Nebenbuhlerin zuzuschreiben, als einer Fürstin, deren Benehmen, ihr ganzes Leben hindurch, sie weit über einen solchen Verdacht ers hebt.

Die Trauung wurde am 8. April in der königs lichen Capelle zu St. James, durch den Erzbischof

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von Canterbury, auf das Feierlichste vollzogen, und

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das Volk nahm den lebhaftesten Antheil daran; ja selbst in den entferntesten Theilen des Reichs erregte die Nachricht von der Verheirathung des Prinzen die größte und ungeheucheltste Freude.

Unglücklicherweise war dieses anscheinende Glüc nur von kurzer Dauer; denn wenige Tage nach der Verheirathung erfuhr die Prinzessin, daß Lady Jers sey mit dem Prinzen auf einem sehr vertrauten Fuß lebe, daß sie durch falsche und beleidigende Erdich. tungen sein Gemüth gegen sie aufgebracht habe, und „daß jene in der That, die Prinzessin von Wales aber nur dem Namen nach seine Gemahlin sei" Jeden Tag erhielt sie mehr Beweise darüber, und fie gab dem Prinzen unverholen ihr Mißfallen an der Lady zu erkennen. Diese Erklärung nahm. er mit sichtbarem Mißvergnügen auf und zeigte laut die aufrichtigste Freundschaft für die Lady; allein wenige Worte wären damals noch hinlänglich zur Beilegung des Zwistes gewesen.

Da es nun eine von den wesentlichsten Bedingungen gewesen war, unter der der Prinz seine Zustimmung zu der beabsichtigten Verheirathung gegeben hatte, daß er von seiner Schuldenlast befreit würde,

fo fendete Se. Majestát am 27. April 1797 eine Botschaft an beide Häuser, worin er ihre Loyalität und ihren Eifer in Anspruch nahm, für den Prinzen und seine Gemahlin eine ihrem Range und ihrer Würde gemäße Einrichtung zu bestimmen. Indeß bemerkte er dabei, daß der Vortheil eines von ihnen bewillig ten und vergrößerten Jahrgehaltes nur erst dann dem Prinzen gesichert werden könnte, wenn seine zeitherigen Schulden getilgt wären; daß daher Se. Majestät vorschlüge, einen Theil jener Einkünfte, die dem Prinzen bewilligt würden, und auf eine gewisse Beit auch die Einkünfte von dem Herzogthum Cornwall dazu zu bestimmen, wobei er zu gleicher Zeit noch feine Bereitwilligkeit hinzufügte, eine geeignete und regelmäßige Ordnung in des Prinzen künftigem Haushalte eintreten zu lassen und darüber zu wachen, daß er nicht wieder in Schulden verwickelt würde.

Diese Mittheilung wurde in einer Zeit öffentli® chen Unglücks gemacht, wo die Unzufriedenheit des Volks gerade den höchsten Gipfel erstieg, und es ist daher nicht zu verwundern, daß sie unter denen zu keiner Partei gehörigen Mitgliedern des Unterhauses großen Eindruck machte. Als nun Pitt auf einen Ausschuß antrug, der des Königs Botschaft in Ers

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