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nen vertrautesten Freunden um Rath, und diese waren der Meinung, daß er seine Zustimmung geben möchte, was er demgemäß auch that.

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Da diese Sache nun so weit gediehen war, machte Georg III. zu Anfange des Jahres 1797, nach eis nigen vorläufigen Winken über diesen Gegenstand, dem Herzog von Braunschweig, den förmlichen Vors schlag zu einer Verheirathung zwischen dem Prinzen von Wales und der Prinzessin Caroline. Der Hers zog fragte feine Tochter sogleich über ihre Meinung, und ihre Mutter zeigte unverholen ihr Vergnügen darüber; die Prinzessin dagegen vernahm die Nachs richt mit Ruhe, die fast an Gleichgültigkeit grenztè. Daß ihre Familie die vorgeschlagene Verbindung als ein großes Glück ansah, und sicher auch ihre eigene Glückseligkeit dabek beachtet haben möchte, gab sie zu; allein ihr Herz blieb bei dieser Aussicht unges rührt; sie verweigerte indeß ihre Einwilligung nicht, weil man ihr, obschon sie von den Unbesonnenheiten des Prinzen gehört, doch auch manches von seinen Tugenden erzählte, und nicht unterließ, seinem Edelmuthe und Gefühle das Wort zu reden. Doch muß man hierbei auch noch bemerken, daß die Prinzessin ihren künftigen Gemahl weder liebte, noch lieben

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konnte, da ihr Herz einem jungen Deutschen Prin zen gehörte, dem sie ihre Hand nicht hatte gebent können. Der damalige Zustand ihres Gemüths kann nicht beffer, als mit ihren eigenen Wörten ausges drückt werden.

Sie schrieb selbst unterm 28. Nov. 1794 in einem Brief an eine Freundin Folgendes:,,Sie nehmen Antheil an meinem Geschick. Ich stehe eben im Begriff, in eine ewige Verbindung mit meinem Vetter, dem Prinzen von Wales, zu treten; seinen Edelmuth achte ich, und seine Briefe zeigen von einem sehr gebildeten und lauteren Ges fühle. Mein Dheim ist ein guter Mann, und ich liebe ihn sehr; allein ich fühle, daß ich nie glücklich seyn werde. Meinen Neigungen, Gesellschaften, Freundinnen, und allem, was mir theuer und werth ist, entrissen, soll ich eben eine immerwährende Verbindung cingehen? Ich fürchte die Folgen. Ich schäße und achte zwar meinen zukünftigen Gemahl und hoffe auf sein Wohlwollen und seine Aufmerks samkeit; doch leider sage ich mir oft, daß ich ihn nie mit Inbrunst werde lieben können. lieben können. Ich bin gleichgültig gegen meine Heirath, bin ihr aber nicht abgeneigt; manchmal denke ich sogar, noch glücklich

zu werden; obwohl ich fürchte, daß meine Freude

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darüber nicht allzugroß seyn wird. Den Mann meis ner Wahl kann ich nun einmal nicht erlangen, und ich ergebe mich selbst in mein Geschick. Jest lege ich mich gar sehr auf die Englische Sprache; ich bin mit ihr vertraut; allein ich wünsche, sie fließend zu reden. Gewifi werde ich mich bemühen, meinen Ges mahl glücklich zu machen, und ihn für mich zu ges winnen, sobald das Geschick will, daß ich Prinzessin von Wales werde."

Dem Inhalte dieses Briefes gemäß, widmete die Prinzessin, ehe sie ihr Vaterland verlicß, einen großen Theil ihrer Zeit der sorgfältigen Erlernung der Englischen Sprache, und machte reißendschnelle Fortschritte. Der Prinz von Wales sagte ihr bei der Ankunft recht viel Schönes über die Leichtigkeit und Bestimmtheit, mit der sie sich ausdrückte, und erklärte bei seiner Ehre, daß keine Engländerin fie übertreffen könne."

Die erste officielle Andeutung von der beabsich tigten Heirath erhielt das Publicum in der, den 30. December 1794, vor Sr. Majestät vor beiden Häusern des Parlaments gehaltenen Rede, worin er zugleich die Englische Nation um Unterstügung ers

suchte, daß der Kronerbe von Großbritannien und Irland feinem Rang und Würde gemäß leben könne, was beide Häuser ihm zusagten.

Die Prinzessin verließ am 30. December 1794, in Begleitung ihrer Mutter und eines glänzenden Hofstaats, Braunschweig. Eine große Volksmenge begleitete fie mit lautem Burufe einige Meilen weit. Als sie in Peina anlangte, fühlte sie sich unwohl, und mußte dort anhalten; doch am 1. Januar 1795 erreichte sie Dsnabrück, wo ihr ein Abgeordneter von Lord St. Helens die unangenehme Nachricht überbrachte, daß, wegen des damaligen Kriegs, das Ges schwader, welches bestimmt war, sie nach England zu bringen, bereits abgesegelt sei, und er deßhalb anrathe, statt über Holland, nun über Hannover zu gehen, wo der bischöfliche Palast zu ihrer Aufnahme schon in Bereitschaft gesezt worden sei. Sie befolgte diesen Rath, blieb einige Wochen in Hannover, und begab sich mit ihrem Gefolge dann nach Eurhaven, um sich von dort nach England übersehen zu lassen. Während der Zeit, seitdem sie Braunschweig verlass sen, bis zu ihrer Abfahrt von Cuxhaven, legte sie fich mit großem Fleiße auf die Erlernung der Englis schen Sprache, las mehrere Stunden Ses Tags, ers

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kundigte fich genau nach den Englischen Gebräuchen, und ließ sichs ernstlich angelegen feyn, den Geist und Character der Nation kennen zu lernen, über die sie vielleicht bestimmt war, eines Tages zu herrs schen. Endlich schiffte sie sich am 28. März auf dem Jupiter, unter dem Commodore Payne, und in Begleitung von Mrs. Harcourt, Lord Malmesbury, Major Heslop, Obrist Richardson Richardson und Herr Ross cin. Mrs. Uston und Mrs. St. Leger, die ihr der Prinz von Wales entgegengeschickt, bes gleiteten sie ebenfalls. Lady Jersey, die sich in Rochester hatte einschiffen sollen, kehrte unter dem Vorwand einer Unpåßlichkeit nach London zurück. Um folgenden Tage lichteten die Schiffe die Anker bei günstigem Winde, der drei Tage anhielt, worauf ein dichter Nebel eintrat. Obschon sie nur noch sechs Seemeilen von Yarmouth entfernt waren, mußten fie boch, da es gefährlich war, der Küste zu nahen, die Anker auswerfen, und in dieser Lage blieben sie einen ganzen Tag hindurch. Bis dahin hatte sich die Prinzessin immer sehr wohl befunden, und, tåg lich das obere Verdeck besucht, wo sie ungemein herablassend gewesen war; allein der Nebel und die Bewegung des vor Anker liegenden Schiffes griffen

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