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Prinzen zu verheirathen. Se. Majestät war um so mehr zu diesem Wunsche berechtigt, da der Herzog von York, der im October 1791 eine Prinzessin von Preußen geheirathes, noch keine Kinder hatte, und auch noch kein anderer von seinen Söhnen in eine eheliche Verbindung getreten war. Se. Majestát spras chen deßhalb sehr oft mit Pitt, welcher, der Maßregel abgeneigt, Einwürfe dagegen erhob, wors auf der Monarch, der überhaupt keine Einwürfe in feinen häuslichen Angelegenheiten duldete, nicht achs tete, so daß der Minister die Leitung dieser wichtigen Angelegenheit den Hånden Sr. Majestät gänzlich überließ.

Es kann uns nicht Wunder nehmen, daß bei des Prinzen zeitherigem Benehmen ihm eine Verheir rathung verhaßt seyn mußte. Da er so lange über die Herzen einiger der schönsten und gebildetsten Frauen seines Landes geherrscht hatte, so schien es nicht leicht, fein Gemüth zu vermögen, an den Einschränkungen der Ehe Gefallen zu finden, oder sie sogar mit Ger duld zu ertragen. Außerdent war aber auch seine Verbindung mit Mrs. Fisherbert ein sehr großes Hinderniß. Nicht allein war ihr der Prinz wirklich sehr zugethan, sondern man kann auch annehmen,

daß sie ihren ganzen Einfluß angewendet haben wird, ihn von einer Heirath abzuhalten, durch die ihr Ansehen, Einkommen, Rang und ihre Glückseligkeit natürlich sehr große Gefahr laufen mußten, und man

kann sie deßhalb eben nicht tadeln, daß sie den Prinzen von einem solchen Plane abzulenken sich bemühete. Indeß muß man auch eingestehen, daß, nachdem der Prinz wirklich verheirathet war, sie sich auf eine fols che Weise benahm, daß die Prinzessin von Wales-ge= nöthigt wurde, von ihr in freundlichen Ausdrücken zu reden. Sie gab sich seitdem keinesweges Mühe, irgend einen Einfluß auf den Prinzen auszuüben, und obschon die Verbindung zwischen beiden in der Folge erneuert wurde, so geschah es doch mehr auf seinen Wunsch, als daß sie danach verlangt hätte.

Wahrscheinlicherweise würde der Prinz, dessen allgemein bekannte Bewunderung des schönen Ge schlechts ein mächtiges Hinderniß gegen eine unauflösliche Verbindung mit einer einzigen Person war, nie in einen solchen Schritt gewilligt haben, hátte er nicht unglücklicherweise eine solche Menge von Schulden gehabt, daß er sich selbst gedrungen fühlte, den König und Pitt um Beistand anzurufen. Ge wiß ist es, daß er klar einsah, wie es hier kein

anderes Hülfsmittel, als die Heirath, gåbe, in die er zulest willigte, als man seine Schulden zu bezah= len versprach.

Sowie aber der Gedanke von des Prinzen Vermáhlung ein Gegenstand der Erörterung in der kőniglichen Familie wurde, war auch die Wahl der Person, welche in Zukunft Königin dieser Reiche werden sollte, ein Hauptpunct, und es schien ebenso natürlich, irgend eine Prinzessin dazu zu wählen, gegen beren Rang, Character, Reize und Bildung sich nicht das Mindeste einwenden ließe, und die im Stande wäre, die Liebe und Achtung ihres königli chen Gemahls zu erlangen. Man hat allen: Grund, zu glauben, daß die Königin vorläufig eine Nichte ihres Hauses vorgeschlagen habe, gegen die man durchaus keinen Einwurf machen konnte, und daß diese keine andere war, als die ebenso schöne und reich ausgestattete Prinzessin Louise von Mecklenburg. Strelit, die nachmalige heldenmüthige und beklagenswerthe Königin von Preußen. Wenn irgend eine Frau die Neigung eines solchen Prinzen, als Se. főz nigliche Hoheit damals war, håtte fesseln können, so håtte hoffentlich diese hochbegabte Prinzessin einen so wünschenswerthen. Gegenstand erreichen können. Der

König hatte aber die Ehre dieser Verbindung seiner eigenen Nichte, der Prinzessin Carolina Amalia Eliz sabeth, Tochter des Herzogs von Braunschweig und Sr. Majestát Schwester, der Prinzessin Auguste, zu= gedacht. Auch scheint es, daß der König diesen Plan schon einige Zeit vorher, ehe er förmlich vorgeschlagen wurde, gehabt hat; denn er machte ihn zu einem Gegenstand seiner Familiencorrespondenz, und in zwei Briefen an seine Schwester, die Herzogin von Brauns schweig, gedachte er dieses Gegenstandes. Ebenso geź wiß ist es aber auch, daß die Herzogin von der Mögs lichkeit ganz überzeugt war, daß ihre Tochter zur Ges mahlin des künftigen Königs von England" gewählt werden würde, und ihre Hoffnung deßhalb einer ihrer Hofdamen mitgetheilt habe; doch muß man auch zugestehen, daß es an vernünftigen Einwürfen gegen eine Verbindung zwischen so nahen Verwandten, die noch keine Gelegenheit gehabt hatten, sich kennen zu lernen, ebenfalls nicht fehlte. :

Da der vorläufige Einwurf, welchen der Prinz von Wales unaufhörlich gemacht hatte, als ihm Vers heirathung anempfohlen wurde, jegt beseitigt zu seyn schien, so war et Sr. Majestát einzige Sorge, ihm auch eine feste Haushaltung zu geben. Er hoffte mit

Gewißheit, daß die Bande des häuslichen Lebens ihn jener Gesellschaft entreißen, die er als Vater und Souverán nicht billigen konnte, und ihn diesen schädlichen Gewohnheiten einer nuglosen Verschwendung entfernen würde, die der Grund von seinen Geldvers Legenheiten war, und deßhalb verlangte er auch von dem Prinzen die Einwilligung zur Verbindung mit der Prinzessin von Braunschweig. Diese Anforderung wurde in einer Zeit gemacht, als sich seine Hülfsmittel in einem gänzlich erschöpften Zustande befan den, feine Gläubiger ihn auf das Heftigste bedrångten, und er einige Ehrenschulden bezahlen mußte; eben deßhalb erschien ihm aber auch die Aussicht auf Mettung, selbst bei einiger Aufopferung, als höchst wünschenswerth. Das Bildniß der Prinzessin von Braunschweig, welches dem Prinzen, von Wales übers reicht wurde, stellte ein sehr hübscher weibliches Wesen dar; der Herzog von York, der sie an ihres Vaters Hofe gesehen, sprach günstig von ihr, und das schriftliche Versprechen des Königs, daß, im Fall der Verheirathung, seine Schulden bezahlt, das Einkom, men vermehrt und seines Vaters Zuneigung ihm wies der zu Theil werden sollte, wirkten ebenfalls zu Gun sten der Verbindung. Auch fragte er einige von seis

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