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daffelbe im Unterhause. Da diese Sigung nicht auf die gewöhnliche Weise eröffnet werden konnte, fo schlug man einen Aufschub von vierzehn Tagen vor, nach deren Verlauf es, wenn des Königs Uebels befinden fortdauern sollte, ihre Pflicht wäre, unmit. telbar in Erwägung der öffentlichen Angelegenheiten einzuschreiten. Das am 14. December wieder verfams melte Parlament erhielt einen Bericht von dem ges heimen Staatsrathe, der das Gutachten der königli chen Leibärzte enthielt.

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Die Lage der Angelegenheiten, sagt ein Schrift fteller damaliger Zeit, war in jener Zeit besonders critisch. Der Prinz von Wales, beffen Händen die Regierung des Landes wahrscheinlich anvertraut werden mußte, fühlte, wegen ihres Benehmens gegen ihn, tiefen Haß gegen die damaligen Minister und geigte unverhohlen seine Zuneigung zu der Pers fon und der politischen Meinung des Herrn For. Diefer ausgezeichnete Mann war bei der ersten Nachricht von des Königs Unwohlfein mit unglaublicher Schnelligkeit von einer Sommerreise auf den Cons tinent zurückgekehrt, und in Betracht eines bevorste henden Ministerwechsels hielt man allgemein dafür, daß man Maßregeln zur Bildung einer neuen ›Vers

waltung getroffen habe, die aus den vorzüglichsten Mitgliedern, Lord North ausgenommen, bestehen und worin der Herzog von Portland den Vors fig führen folle. Die Politik der Opposition wis dersezte sich mit Nachdruck jedem Gedanken von uns nüşem Verzuge. For, Burke und Andere von dieser Partei zweifelten inbeß, ob das Parlament in dem gegenwärtigen Falle mit dieser unbezweifelten Gewißs heit von aller Verbindlichkeit, / wie es bisher gethan, sich losmachen könnte. Die Wichtigkeit dieses Ein. wurfs wurde sehr schwach bestritten, und ein Ausschuß von 21 Personen in jedem Hause niedergeseßt, bie Meinung der königlichen Leibärzte zu untersuchen. Der Bericht des Ausschusses wurde am 10. December auf die Tafel im Unterhause niedergelegt. Als Herr Pitt darauf antrug, einen andern Ausschuß nieberzuseßen, um die Berichte für ein solches Verfahren, wie es bei frühern Vorfällen Statt gefunden hätte, nachzusehen, wann die höchste Autorität durch Krankheit, Alter, oder irgend eine andere Ursache aufgehoben worden wäre."

Noch hisigere Debatten fanden in ben bara auffolgenden Lagen Statt, woraus nur zu deutlich bie Absicht der Minister hervorging, daß, wenn sie

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dem Prinzen die Ausübung der königlichen · Autorität! im Namen des Königs auch zugestanden, sie ihm bie selbe doch nur unter: gewissen Einschränkungen übers laffen wollten. Auch der Anfang des Jahres 1789 sah noch nicht die. Beendigung dieses Streits, und er würde noch länger gebauert haben, wenn nicht bie königlichen Leibärzte ihn durch die Nachricht von des Königs Befferung unterbrochen hätten. Um 10. März verkündete man endlich die vollständige Besserung des Königs. Die Freude darüber war allgemein, und als Se. Majestät, am 23. April, in feierlicher Proceffion die Paulskirche besuchte, um dem höchsten Wesen sein Dankopfer darzubringen, feierte man} dieß “glückliche Ereigniß auf die glänzendste Weise.

Merkwürdig ist, daß bei dieser Gelegenheit das Irländische Parlament einen ganz andern Weg eins schlug, als das Englische. Sowie die Krankheit des Königs außer allem Zweifel war, schlug Herr Eas noly, am 11. Februar 1789, eine Adresse an den Prinzen von Wales vor, wodurch er ersucht wurde, fogleich die Regierung des Königreichs, so lange die. Unfähigkeit Sr. Majestät fortdaure, zu übernehmen. Am 16. wurde eine ähnliche Abreffe auch im Ober

hause in Vorschlag gebracht, und ging mit einet Mas joritát von neunzehn Stimmen glücklich durch. Da ber Lord Lieutenant; Marquis von Buckingham, fich weigerte, diese Adresse nach England zu bringen, so schickten beide Häuser Commissårs' mit derselben ab, die zu Ende Februars in England onlangten. Des Prinzen Antwort zeigte hinlänglich, mit wie ganz andern Gefühlen er diese Adresse empfing, als jene waren, die er beim Empfang der Parlamentsbeschlüsse gezeigt hatte. Da der König auf dem Wege der Besz serung war, so verzögerte er feine bestimmte Ant= wort dis zum 12. März, wo von Uebernahme der Regierung nicht mehr die Rede seyn konnte. :

Es war gewiß der glücklichste Umstand für belbe Königreiche, daß des Königs Befferung so großen Unruhen ein Ende machte. Die Klugheit des Prinzen würde zwar, bei Annahme der Regentschaft in Eng land, unter so erniedrigenden Einschränkungen des Parlaments, die bösen Folgen seiner abschläglichen. Antwort verhütet haben; allein außerdem würde die Regierung über England wahrscheinlich der Königin anvertraut worden seyn, während der Prinz von Wales Regent von Irland geworden wäre.

Seit dieser Zeit nahm der Prinz einige Jahre

hindurch an den öffentlichen Angelegenheiten keinen besondern Antheil; er lebte unbekümmert zu Carlton House und in dem See- Pavillon zu Brighton, den er 1784 hatte erbauen lassen.

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Unter den bemerkenswerthen Personen, die des Prinzen Gunst bésaßen, nahm Herr For einen der ersten Plähe ein. Die innigste Freundschaft und eine wahrhaft aufrichtige Zuneigung herrschte zwischen beis ben, und dauerte von Seiten des Prinzen bis zum Lode dieses großen Staatsmannes ununterbrochen fort. Allgemein hielt man ihn in England und in ganz Europa für den Mann, der an der Spike der Regierung stehen müsse; aber sein kühner, Unabhångigkeit liebender Geist, die Festigkeit, womit er den Eingriffen der Regierung widerstand, und seine aufrichtige und unerschütterliche Anhänglichkeit an die Freiheiten des Volks, waren unübersteigliche Hinder. niffe, am Hofe sein Glück zu machen. In seinem Benehmen im Parlament lag Nichts, was ihn daju håtte unfähig machen können, eine hohe Stelle im Bertrauen bes muthmaßlichen Thronerben einzuneh men, ober den Vorwurf gerechtfertigt hätte, den man dem Prinzen wegen seiner Zuneigung zu ihm machte ; die Feinde beider aber fanden in dem Privatcharacter

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