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diesen Zweck zu erreichen, befleißigten fie sich mit unvergleichlicher Beharrlichkeit, ausschließlich den Ge würzhandel zu betreiben und zu behalten, und raub gierige und grausame Handlungen ohne Gleichen bes zeichneten seine ganze Existens. Um die Nelke fo theuer zu machen, wie sie es für passend hielten, sagt Herr Crawford in seinem schönen Werke über den Orientalischen Archipelagus ), rotteten sie alle andere Nelkenpflanzungen, außer die zu Amboine, dem St ihrer Macht, aus, und bestachen die bea nachbarten Fürsten durch Geschenke und Geld, um fie zu vermögen, die Nelkenpflanzungen ihrer Unterthanen in ihrem Gebiet zu zerstören. Dieß Zerstörungswerk begann im Jahr 1651. Die mit den Fürsten des Orientalischen Archipels eingegangenen Contracte find noch immer in Wirksamkeit, und im Frühling jedes Jahres geht eine Holländische Flotte unter Se= gel, um die benachbarten Inseln zu untersuchen und mit gottloser Hárte die Nelkenpflanzungen zu vernich ten, die eine gütige Natur mit einer Fülle ohne Gleichen wachsen läßt. Die entrüsteten Eingebornen bewaffnen sich oft gegen die Zerstörer der Gaben, die

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1) Man sehe Ethnographisches Archiv, 11. Band. Jena, 1821.

die Vorsehung ihnen zugetheilt hat, und fast in jedem Jahre fließt Blut bei diesem nur zu gefeßlichen Wis derstand. In Folge dieser abscheulichen Combinaţios nen ist das Land der Gewürze ein großer Pachters hof geworden, dessen legitime Eigenthümer von der Regierung, die sie beschüßen sollte, in den Rang der Sclaven herabgesezt worden sind. Niemals hat menschliche Bosheit in der Zeit des Barbarismus eis nen der Industrie feindseligern, dem öffentlichen Wohl entgegengesettern, der Moral mehr widersprechenden Plan gefaßt, und es ist eine Schande für ein civilis firtes Volk, noch jest bei demselben zu beharren."

Das nämliche System wurde in Rücksicht der ausschließlich von den Molucken kommenden Gewürze befolgt. Dadurch ist dieser Handel so herabgesun ken, daß nur noch die Capitalien von etwa ein Halbs duhend reicher Kaufleute darauf verwendet werden. Die Raubgier der Holländischen Monopolisten hat den Character dieser Nation in ganz Asien geschändet.

Das Capital der Holländisch - Indischen Coms pagnie belief sich ungefähr auf 542,000 Pf. St., welche Summe in übertragbare Actien, jede von 3000 Gulden, getheilt ward. Das Uebergewicht, das sie bald über die Portugiesen erhielte, die reichen Prisen,

bie sie ihnen wegnahm, und hauptsächlich das Gewürzmonopol, machten es den Holländern möglich, troß der langen Kriege, die sie zu dulden hatten, und tros der Seeschäden, großen Gewinn zu machen. Die jährlichen Dividenden während der sechs Jahre, welche mit dem Jahr 1610 endigten, betrugen nicht weniger, als 36 Procent. Spáter stiegen sie bis zur ungeheuern Summe von 75 Procent, und im Jahr 1616 betrugen sie noch 62. Der verkäufliche Werth einer Uctie betrug damals 26,000 Gulden, also achtmal mehr, als den ursprünglichen Preis. Diese Dividenden fielen immer mehr und mehr in dem Ver= hältniß, in welchem die Engländer und andere Natio= nen ihren Handel in Indien ausbreiteten. Einige Jahre vor Auflösung der Compagnie im Jahre 1796 stans den die Dividenden noch dem Schein nach auf 12 Pros cent, in der Wirklichkeit aber standen sie weit niedriger.

Dem Beispiel derjenigen ihrer Mitbürger entges gen, die sich mit anderen Handelszweigen beschäftigten, bemühten sich die Mitglieder der Indischen Compagnie gar nicht, ihre Operationen nach den wahren Prins cipien zu richten. Die einzige Idee herrschte bei ih nen vor, die Concurrenz auszuschließen, sich des Monopols einer gewissen Anzahl von Artikeln zu bemäche

tigen, und wenn sie baffelbe erlangt, bie Versorgung mit diesen Artikeln dadurch, daß sie sehr hohe Abgas ben darauf legten, zu beschränken. Es gelang ihnen, einige Jahre lang den ausschließlichen Pfefferhandel zu betreiben, und während dieser Zeit verkauften fie ihn 100 Procent theurer, als die Portugiesen. Dies fer einzige Artikel war für sie eine Quelle ungeheues ren Gewinnes.

Die Folge dieses Systems war, daß die Indischen Erzeugnisse nur in sehr geringer Quantität von der Com pagnie herbeigeschafft wurden. Man hat berechnet, daß, wenn dieser Handel mit einem ausgedehnteren Plane bes trieben worden ware, man anstatt ein Capital von 542,000 Pf. St. eine Summe von wenigstens zehn Millionen vortheilhaft håtte unterbringen können. Eis gentlich sind die Ideen, die man allgemein von der Größe des Handels der Indischen Compagnie hegte, ebenso falsch, wie die, welche wir über die Vortheile der Operationen der Gewürzhändler von Leadenhalls street) noch jest haben. Wir haben schon gesehen, daß zu der Zeit, wo Johann de Witt feine Ubhandlung über das wahre Interesse Hollands

1) Eine Londner Straße, in welcher das Haus der Ostindischen Compagnie liegt.

schrieb, der Handel der Republik ungefähr 10,000 Schiffe beschäftigte; von dieser ungeheuern Unzahl gebrauchte die Indische Compagnie jährlich nur zehn bis sechzehn. In der glücklichsten Zeit, vom Jahre 1641 bis zum Jahre 1730, kamen von Indien nur 1621 Schiffe, des Jahrs also ungefähr vierzehn Schiffe. Will man noch einen schlagendern Beweis von dem verderblichen Einfluß des Monopolhandels haben, und davon, wie sehr er die natürliche Größe des Handelsfeldes beschränkte, so reicht die Thatsache hin, daß die Americanischen Kaufleute, die heutzu tage einen freien Handel mit den Befizungen der Niederländer im östlichen Archipel treiben, mehr Schiffe gebrauchen, als ehemals die Holländischen Monopoleurs.

Man kann sich eines gerechten Staunens nicht erwehren, wenn man bedenkt, daß ein in Handelsges schaften mit so seltner Scharfsinnigkeit begabtes Volk einen so furchtbaren Mißbrauch habe dulden können, und daß die Generalstaaten nicht früher darauf ge kommen sind, ein Monopol aufzugeben, das nur einer ausschließlichen Aggregation, deren Principien so vers haßt waren, Vortheil brachte; aber anstatt dieses als einen Mißbrauch zu betrachten, den man um jeden

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