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hatten 105 Verwundete, andere zwanzig Mann, bie nur leichte Wunden bekamen, nicht mitgerechnet. Die Zouaves, welche sich vortrefflich hielten, litten ebenfalls an diesen zwei Tagen. Außerdem hatten auch noch die Einwohner dieser Stadt fieben Lobte und dreißig Verwundete. Sapeurs bedienten eine

Kanone, weil es an Artilleristen fehlte.

Um. 29. zogen sich unsere Truppen in die mit Schießlöchern versehenen Häuser zurück. Es blieb ih, nen nichts Underes übirg, theils, weil es an Patronen fehlte, theils weil man zu der Ueberzeugung gelangte, die Türkische Faction bemühe sich, die Einwohner der Stadt gegen die Franzosen in Empórung zu bringen. An diesem Tage verloren wir nur einen einzigen Mann.

Am 30. zog der Feind in Masse nach den Hö hen des Aquaducts, der unsern Truppen Wasser zuführte. Die Cabaïls wollten ihn zerstören, aber sie fanden eine gut verschanzte Compagnie, die, von zwei Kanonen beschüßt, sie zwangen, ihr Vorhaben aufzugeben. Von diesem Tage an sind sie nicht mehr erschienen. Ihr Verlust betrug nach Aussage der Spione 10 Gefangene, 450 Todte und 1200 Verwundete. Unter den Todten war der mächtigste Häuptling. Diese Zahl wird nicht übertrieben schei

nen, wenn man erfährt, daß unsere kleine Garnison von acht ganzen Stämmen, angegriffen wurden, die zusammen auf 15 bis 18,000 Mann berechnet wer den. Der Zweck dieses Haufens war hauptsächlich, die Französische Armee im Col de Tenia aufzuhalten. Seitdem ist die Garnison von Medeah verdoppelt worden, und es ist wahrscheinlich, daß man sie nicht wieder angreifen werde.

Es folgen nun noch einige geographische und geobofische Angaben, die nicht ohne Interesse sind, aber hier nicht an ihrem Orte seyn würden.

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6.

Politische Aphorismen.

I.

Ueber die Recusation der vom Volke verfassungsmäßig gewählten Abgeordneten.

La monarchie se perd lorsqu'un prince méconnoît son autorité, sa situation, l'amour de ses peuples, et lorsqu'il ne sent pas bien qu'un monarque doit se juger en sûreté, come un despote doit se croire en péril.

Montesquieu (Espr. d. lois VIII. 6.)

Wenn es schon in ruhigen Zeitumstånden nüßlich und räthlich ist, politische Maßregeln und Einrichtungen nach ihrer Angemessenheit oder Verwerflichkeit, nach ihrer Uebereinstimmung oder ihrem Widers spruch mit dem Geiste und Principien der Verfassungen streng zu untersuchen, und Alles genau zu beachten und offen zu bezeichnen, wozu fie möglicherweise füh rèn können, so ist dieß doppelt nöthig und unerläßliche Pflicht in unserer Zeit der Umwälzungen und Staatszerwürfnisse, wo von außen und innen der bürgerlichen Freiheit und Ordnung Gefahr droht, wo

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überall Gährungsstoffe in Bewegung sind, die nur einer geringen Buthat von politischer Verkehrtheit ber bürfen, um sofort aufzubrausen, und wo, wie auf den Alpen oft ein durch die geringste Bewegung der Luft locker gemachtes Schneeflöckchen zu einer Alles zers störenden Lawine wird, ein höchsten Orts unbedachtsam ausgesprochenes Wort leicht dhnliche Wirkungen haben kann. Eine Prüfung solcher Maßnahmen oder Einrichtungen kann jedoch nur mit Beziehung auf Principien der Staatsweisheit unternommen wers den, welche nicht bloße Ergebnisse der Theorie oder Speculation, sondern der Erfahrung und Geschichte find, und deshalb den Rang und Werth unbestrittes ner und unwiderleglicher Grundsäge haben. Für den Zweck unserer gegenwärtigen in der Ueberschrift an gedeuteten Untersuchung begnügen wir uns als solche vnbestreitbare politische Axiome zu bezeichnen, daß jede Herrschaft, je geistiger, desto mächtiger ist, daß baher in der durch Repräsentanten oder Ständen bes schränkten einherrschaftlichen Regierungsform (der sog. constitutionellen Monarchie) das Staatsoberhaupt seis ner auf der Basis der Liebe und des Vertrauens rus henden Macht sicherer ist, als ein jeder andere Regent, der bloß auf materielle Gewalt sich verlassen kann;

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baß alles, was in irgend einem Grade diese Basis, zugleich auch jene Macht untergråbt; daß mithin politische Maßregeln oder Institutionen, so wie Grundsäge und Marimen, welche auf unbeschränkte Herrscherwillkür in ihren Consequenzen hinführen, oder auch nur hinzuführen den Schein haben, ebenso, wo nicht noch weit gefährlicher als ultraliberale Litaneien und demagogisches Geschrei, für das Bestehen der Throne find.) Oder hat nicht die Geschichte, besonders die neuere und neueste, gelehrt, wohin die von den Stuarts und Bourbonen gepredigte und ausges übte Theorie vom f. g. göttlichen Ursprung und Rechte der Majestät und dem darauf gegründeten unbedingten unb blinden Gehorsam nothwendig führt? hat sie nicht gezeigt, daß, weil in der moralischen Welt, wie in der physischen, keine Wirkung ohne Gegenwirkung ist, Machtstreiche gewöhnlich auf diejeni gen selbst zurückfallen, die sie gegen Andere führen,

1)Das sind die verkappten Feinde der Monarchie, und bereiten ihr den Untergang, welche mit So phismen und Scheinheiligkeit absoluter Gewalt das Wort reden." F. v. Gagern. (Einsiedler u. f. w.I. 3. S. 55.) Vgl. Zacharid. Vierzig Büch. v. Staate Th. II. S. 378.

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