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Daß ihr ehemalige Ungerechtigkeiten wieber gut macht, das ist vortrefflich; erwartet aber nicht, daß ihr reich genug feib, es zu thun. Befriedigt zuvörderst die Massen, und beschäftigt euch hernach mit den Indis viduen; und wenn ihr die Abgabe von den Getränken nicht vermindern, es nicht dahin bringen könnt, daß ein Weinbauer seinen Wein von einem Keller zum andern bringe, ohne eine Abgabe zu entrichten, so seib doch wenigstens sparsam mit Geschenken. Vermindert den Gehalt der höhern Beamten; ihr könnt es. Wenn dann eine Juvasion Statt hat, wird jeder Bürger zu eurer Hülfe herbeiellen; die Einen werden euch ihren Arm und ihre Tapferkeit darbieten, die Andern dadurch Geld verschaffen, daß sie ihre Abgaben im Voraus bezahlen. Euere Wälder, euere Domainen gewähren euch noch große Hülfsmittel, und ihr werdet mit Vertrauen den Krieg bestehen, weil ihr der Nation Vertrauen eingeflößt haben wer det. Wenn aber unser aller Stimme erstickt wird, der gute Wille, der, wie ich nicht zweifele, uns fere Regierung beseelt, ohne Wirkung bleibt, ober diese Wirkung nicht offenkundig ist vor den Augen Frankreichs, so wird dieser höchst bedrohliche Krieg und alle Plagen bringen, die Hoffnung einer Partei

wieber erwecken, eine Vendee erstehen lassen, und unfere Muthlosigkeit uns nicht mehr Kraft genug gestats ten, um so vielen Gegnern die Spiße zu bieten. Werdet ihr alsdann nachgeben? Oder, wenn ihr so vies len Feinden nicht widerstehen und die euch entgegenwir kenden Parteien nur durch Schreckensgefebe in Baum balten könnt, werdet ihr wieder zu denen greifen, die der Berg in unserer ersten Revolution schuf, der allerdings mit diesen gewaltsamen Maßregeln den fremden Coalitionen, den Royalisten, den Constitu tionellen, den Girondisten und den Insurrectionen der Departemente widerstand.

Nein, ihr werdet unsere Freiheiten und unsere Rechte aufrecht erhalten; unsere Freiheiten dadurch, taß ihr sie uns ohne Rückhalt gewährt; unsere Rechte, daß ihr mit Kraft zu Werke geht. Ihr were det: den Liberalen, von denen ich, wenn ich sie zu Werke gehen sehe, sagen möchte, das Geld sei aris stocratisch, wieder Vertrauen einflößen. Gold wich wieder in Umlauf kommen, Handel wieder obwalten,

Aber såen, um zu ernten, helft auch économis firen; und wenn der heftige Stoß, der uns bevors steht, vorüber seyn wird, wird man noch zu andern Mitteln greifen können.

Der Krieg droht augenscheinlich; schon burch das Factum der Revolution vom Juli 1830, durch die Coalition, die man die heilige Allianz nennt, durch die Wünsche aller Völker, welche Gefeße und Fref= heiten verlangen. Sein materielles Princip liegt in dem Frieden, der seit funfzehn Jahren zwischen der Europäischen Nationen obwaltet. Dieser Zeitraumi hat eine Jugend hervorgebracht, die uns folgt, und die Kräfte einer kriegerischen Generation entwickelt, die sich nach Ruhm sehnt. Der Krieg ist beinah eine Nothwendigkeit, um dieser Jugend, deren Einbil dungskraft ebenso thätig ist, wie das Leben, einen Aufschwung zu geben.

Die heilige Allianz ist durch unsere Revolution vom Juli gebrochen; wenn es aber anders ist, wenn die Könige auf ihr Wort halten, so werden Rußland, Preußen, Oesterreich uns den Krieg erklären, und sagen, unser Verfahren gebe ein schlechtes Beispielz daß sie jedoch, ohne uns das Recht streitig zu mas chen, bei uns zu leben, wie es uns gut dünkt, fie bas Recht des Souveráns zurückfordern, ohne sich den Rechten des Volks zu widersehen. Sie werden von der Legitimität zu uns sprechen', uns zum Souve= rån den Herzog von Bordeaux anbieten, als Nach

folger des Königs Carl X., der abdicirt, des Herzogs von Angouleme, der auf den Thron verzichtet hat; und ben Herzog von Reichstadt, als Nachfolger Napoleons, der gesalbt worden ist, wirklicher Besizer des Königs reichs Frankreich war, mit dem Anerbieten, unter diesen beiden zu wählen. Also ohne uns ein absolu tes Gesek aufzubůrden, ohne auf die Personen zu halten, weiden sie auf das von ihnen vertheidigte Princip halten, die Legitimität, und um diese be= waffnete Intervention zu beschönigen, werden sie uns anbieten, unsere Freiheiten, unsere Constitution und unsere Farben beizubehalten. Dann wird Frankreich fich, als eine große Nation zeigen, mit Edelmuth und Festigkeit antworten, Um aber edel und fest zu seyn, bedarf es des Gefühls feiner eigenen Würde, und dieses Gefühl wird es nur in seinen Freiheiten finden. Darum beeifere man sich, sie ihm durch schüßende Gesetze zu geben, und von Stolz aufgeblasene Minister müssen nicht glauben, weil sie Minister sind, in Frankreich sei Alles glücklich, da sie den höchsten Standpunct erreicht haben. Diese neue Aristocratie muß nicht wie die alte zu Werke gehen, und derjes nige der hohen Staatsbeamten, der die Ordonnanzen vom 25. Juli ganz legal fand, es am 26. sagte,

und am 29. von den denkwürdigen Tagen sprachy, und dabei die Gewalt erfaßte, moge zum Erfab mes nigstens an das Wohl Frankreichs denken; mögen auch die daran denken, die durch Henkers Hände das verbrennen ließen, welchem sie gegenwärtig Weihr rauch streuen.

Das Französische Volk ist bereit, feinen König und seine Freiheiten zu vertheidigen; wenn man es aber durch beständige Zögerungen, durch die Gehein» haltung seiner eigenen Angelegenheiten muthlos macht; fo liegt ihm wenig an der Veränderung; es wird die Legitimitat zurückwünschen. 'Und ungeachtet des guten Willens und der Fähigkeit des jüngsten unserer Minister, ungeachtet des Talents und der Energie anfers Kriegsministers, ungeachtet der Armee, die er bald zur Ehre Frankreicht geschaffen haben wird; wird doch, wenn sie nicht vom Volke unterstüßt werden, die fremde Armee bedrohlich seyn, und man wird die Parteien im Innern in Bewegung gerathen sehen. Wenn, für das Glück unsers Vaterlandes, wir das Gute fühlen, welches unsere politische Regeneration bewirken sollte, dann werden wir, Soldaten und Bürger, dem Ausländer zu antworten wissen. Solle ten wir aber, aus Vorsicht, nicht schon jeht eine

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