Page images
PDF
EPUB

dem Augenblick an ereignen, wo die übrigen Nationen im Besis einer Handels- Marine waren, bie

es ihnen möglich machte, jest das felbst auszuführen, was fie ehemals der Vermittlung ihrer Nachbaren überlassen hatten.

So mußten die Fortschritte anderer Völker den Holländern nothwendigerweise einen großen Theil der Vortheile entreißen, die sie früher genossen; aber diefer Verfall ward noch ungeheuer durch den furchtba ren Druck der Auflagen beschleunigt. Man muß jes doch dabei bemerken, daß diese drückenden Auflagen keineswegs das Resultat der Fehler der Regierung war, denn die strengste Sparsamkeit waltete ob bei allen Ausgaben der Republik; aber die Kriegskosten gegen Spanien, Frankreich und England waren so ungeheuer, daß es nicht möglich war, sie zu mäßigen. Die Bez dürfnisse des Staats nöthigten die Regierung, eine Abgabe zu fordern vom gedroschenen Korn, dann vom Mehl, wenn es der Müller gemahlen, und dann auch noch vom Brod des Bäckers, so daß der nåmliche Artikel drei verschiedene Male versteuert werden mußte. So mußten auch Abgaben bezahlt werden vom Einkommen, von Vermächtnissen, wenn man Ländereien oder Häuser verkaufte, mit einem Wort von allen

Artikeln des Lurus und des Wohlstandes, Eir William Temple sagt, zu seiner Zeit wären die Ub gaben noch sehr gesteigert worden; eine Schüssel nach Holländischer Art zugerichteter Fische mußte nicht weniger, als von dreißigerlei verschiedenen Sachen Abgaben bezahlen, und das Sprichwort war daher gebräuchlich, daß ein jedes solches Gericht, das auf die Tafel kam, einmal an den Fischer bezahlt wurde, und sechsmal an den Fiscus,

Der Bericht, von dem ich schon gesprochen habe, erwähnte des traurigen Einflusses der gesteigers ten Abgaben sehr kräftig. Die Alles niederdrückenden Auflagen, heißt es dort, müssen an die Spite aller Ursachen gestellt werden, die zur Entmuthigung und zum Verfall des Handels beigetragen haben. Sie haben es hauptsächlich bewirkt, daß unsern Hånden die vortheilhaftesten Handelszweige entschlüpft sind, deren sich nachher die Fremden zu unserm Nachtheil bemächtigt haben. Das einzige Mittel, dies sem traurigen Einfluß Einhalt zu thun, ist, die Last zu verringern.

Holland war ehemals der einzige handeltreis bende Staat Europas. Damals entrichteten die Fremden die auf die Waaren gelegten Abgaben, die

[ocr errors]

fie auf unsere Märkte brachten, und auch die von dem Erzeugnissen, die sie hier holten, ohne dabei zu überlegen, ob sie dieß nicht vermeiden könnten, wenn sie die erstern an den Ort der Consumtion selbst brächten, oder die andern vom Ort der Probuction holten; aber seit dem lesten Jahrhundert hat das mercantilische System in ganz Europa eine ganz veränderte Gestalt angenommen. Die andern Nationen, welche die herrlichen Wirkungen des Hans dels einsahen, und zu welcher Stufe des Wohlstandes Holland durch denselben erhoben worden war, beslissen sich nun auch desselben, und um unsere Aufs lagen zu vermeiden, kauften sie aus erster Hand; bei› ihren Verkäufen vermieden sie unsere kostbare Ver= mittelung und handelten direct mit den Verzehrern.“,

[ocr errors]

Tros dieser einsichtsvollen Betrachtungen über das Unpassende der hohen Tapen, machten doch die nothwendigen Staatsausgaben die Verminderung uns möglich. Mit Ausnahme des Transito Handele auf dem Rhein und der Maas, der durch seine Natur vor fremder Concurrenz geschüßt war, und mit Aus nahme des Americanischen Handels, blieben alle anbere, obgleich noch sehr beträchtliche Handelszweige in einem relativen Zustand der Schwäche.

In Folge der gesteigerten Abgaben, und ber excessiven Anhåufung der Capitalien, welche Statt fand, als die Holländer noch in gewiffer Art sich des Monopols des Europäischen Handels erfreucten, fing gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts der Gewinn an zu sinken, und dieß Sinken nahm immer mehr und mehr zu. Dieser Umstand allein håtte hingereicht, die Grundlage der Handelsgröße zu uns tergraben. Hollands Capitalisten, die kaum noch zwei bis drei Procent reinen Gewinn ziehen konnten, wenn sie ihre Fonds in Holland selbst anlegten, vera fuchten, sie im Auslande unterzubringen, indem sie ihr Geld an fremde Regierungen verliehen. Man kann den Betrag der Summe, die ihnen die verschiedenen Staaten Europas vor der Französischen Revolution schuldig waren, nicht genau angeben, und ebenso we= nig, wieviel sie ihnen jest schuldig sind; aber der Betrag war ungeheuer, und muß noch jest sehr stark seyn. Einer uns vorliegenden Berechnung zu Folge, beliefen sich die von diesem kleinen Lande an fremde Regierungen ausgeliehenen Capitalien, mit Ausschluß des Darlehns an Frankreich, während des Americanis. schen Freiheitskrieges, auf 73 Millionen Pf. St. Dem Schriftsteller über den Reichthum Hollands zu Folge,

bellef sich allein bie Totalsumme der an Frankreich und England geliehenen Gelder vor dem Jahr 1778 auf 60 Millionen Pf. St. Uber abgesehen von den an die Regierungen geleisteten Darlehen, verliehen die Holländer auch an fremde Particuliers, bald unter der Form von Obligationen mit Interessen, bald so, daß sie ihre Waaren auf lange Zeitfristen verkauften. Sein Geld gut in Holland anzubringen, war so schwierig, daß nach Sir William Temple die Auszahlung eines Theils des verliehenen Capitals für ein öffentliches Unglück gehalten wurde. Die Hols länder, sagt er, nehmen solche Zahlungen nur mit Thránen an, indem sie nicht wissen, wie sie ihre Capitalien gut und sicher unterbringen sollen."

Eine der Nebenursachen des Verfalls des Hans bels der vereinigten Provinzen war der Fehler, den man beging, daß man den Indischen Handel mit den Fesseln des Monopols einzwångte. De Wit meint positiv, daß die Vernichtung dieses Monopols die Wichtigkeit des Handels mit dem südlichen Asien sehr vermehrt haben würde. In der That war der Zwed der Compagnie Directoren nicht der, einen großen Handel mit beschränktem Gewinn zu treiben, sons dern einen kleinen Handel mit großem Gewinn. Um

« PreviousContinue »