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der Regierung, ihr daß zu bewilligen, was sie mit Gerechtigkeit verlangt, erheischt ihre Ehre, ihr, ohne Betrug oder Restrictionen die Freiheiten zu gewähren, die ihr versprochen worden sind; dann wird man fagen: Alles ist Wahrheit.

Freiheit ist nicht Ungebundenheit, wie gar viele Menschen fie verstehen wollen. Nicht die Anarchie, nicht die Republik, nicht die Monarchie, nicht der Sieg, auch nicht die Schäße bringen sie hervor, fie schafft sich selbst; sie kann aus allen Regierungen hervorgehen. Das Gefeß ist ihre Grundlage, ohne dasselbe kann sie nicht bestehen; wenn aber diese Grundlage falsch angebracht ist, so stürzt die Freis heit zusammen.

Auf daß fie unter uns blühe, tiefe Wurzeln schlage und uns zusammenhalte, muß man sie von jeder Fessel befreien. Bin ich frei, wenn ich mein Stücka chen Feld verlaffe, um auf dem Boden Frankreichs umherzuschreiten, und ein oft grober Beamte mir, im Namen des Königs, einen Erlaubnißschein, den ich noch obendrein zu bezahlen habe, ertheilen muß? Bin ich frei, wenn ich einer wichtigen Angelegenheit wegen vergesse, mich mit diesem Erlaubnißschein zu versehen, und ein Gendarm kommt, mich, im Namen des

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Geseges, zu verhaften und mich zu seinemTM Gefange nen zu machen? Habe ich den Character als Mensch, wenn id ohne mich zu vertheidigen, mich aus den Armen meiner Familie reißen muß, um dem Agenten eines Procureurs zu folgen, der mir eine Citation zuschickt? Diese Familie, von Sorge gedrückt und in Chránen zurücklassen muß? Ist meine Unschuld ein Präservativ gegen meinen eignen Schmerz ? wenn ich mitten unter Stråflingen im Gefängniß verharre, und noch dabei das Wagniß menschlichen Urtheils zu béftehen habe? Ist das Vergnügen, welches ich empfinde, wenn ich meine Unschuld verkünden höre, eine Auss gleichung der erlittenen Schmerzen? Ist mein Leben lang genug, auf daß man mich auch nur einen einzigen Tag meiner Freiheit beraube, die Allem, was lebt, Adem, was fühlt, so theuer ist. Und wenn in Folge vers fchiedenartiger Meinung oder aus Haß ein Procureur des Königs, ein Instructionsrichter, mich, in der bloßen Voraussetzung eines Verbrechens oder eines Fehlers, wie einen Sträfling ins Gefängniß schlep= pen läßt, bleibt mir da irgend ein Recurs? Wenn man nun den Unglücklichen, der unter solchen UmFänden der seine Familie nährenden Arbeit beraubt wird, nach einer dreimonatlichen Haft als unschuldig

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erkannt wird, und dann aus Furcht den ihm gege benen Rath befolgt hat, sich bei dem Herrn Procureur des Königs zu bedanken, bei der Rückkehr in feine Hütte sein Feld, das Erbe seiner Väter, verkauft findet, um seine Kinder zu ernähren, wird er sich da nicht eher für einen niedrigen Sclaven, als für einen freien Mann halten?

Sparen ist gar eine schöne Sache; man kann es so leicht in Frankreich, daß ich überzeugt bin, wir werden endlich zu dem Tage gelangen, wo der König dem Volke Erleichterung verschaffen wird; als Tein die beste Ausgabe bleibt doch die, durch welche eine Ungerechtigkeit wieder gut gemacht wird. Man wird meine Gedanken schlecht verstehen, wenn man glaubt, daß ich für alle Verhaftungen einerlei Regel "aufstellen, oder die Regierung Philipp T. folcher Unwürdigkeiten beschuldigen will. Das sei fern von mir; Saber mein Zweck ist, dem Uebel zuvorzukommen, und meine Meinung, daß es nicht hinreiche, es nicht zu thun, um die Freiheit zu haben, sondern daß man es nicht thun könne.

Unsere Freiheit wird so schlecht verstanden, daß ich nicht die Ueberzeugung, hege, meine, ihrem Wesen nach freimüthige Meinung könne mir nicht selbst einen

Verhaftsbefehl zuziehen; allein daran liegt Nichts, wenn ich nach meinem Gewiffen schreibe, so kann nur wirklich dieses mich verdammen, und mit Gleichs gültigkeit würde ich die Ungerechtigkeit der Machtha ber erdulden, wenn ich nur die Billigung meiner Mitbürger erlange. Ich könnte noch gar viele Bri spiele der Art, wie oben, hinzufügens allein ich will nicht Bände: schreiben. In einem Augenblick, wo die Ereignisse so rasch auf einander folgen, ist eine Flugschrift schon gar viel. Es geziemt übrigens den Kammern, endlich das zu thun, was bie Revolution vong Juli ihnen förmlich andeutet: uns Gemeinde und Wahlgefeße zugeben, wie sie seyn müssen ;- fähigern Staatsbürgern, als ich bin, geziemt es aber, die Re vision der mit dem uns geleisteten Versprechen ins Widerspruch stehenden Gefeße zu verlangen, und der Regierung, die Ausführung dieser Versprechungen damit zu beginnen, daß sie die gänzliche Freiheit der Preffe bewillige. Frankreich gebührt noch das Recht, feinen Deputirten Ersparungsplane vorzuschlagen, und feine Vortheile mit seinen Ausgaben auszugleichen. Seit der neuen Regierung haben die Kammern einige Artikel der Charte verändert, unter andern den Ar= tikel 14; meiner Meinung nach hieß das, die Mi

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nifter: von dem auf ihnen lastenden Tabel befreien und die Legalität der Ordonnanzen vom 25. Julk eingestehen; denn wenn sie die Charte verlegt haben, mußte man sie strafen, und die Charte wie ein une veränderliches Monument beibehalten; haben sie ihn aber nur interpretirt, so mußte man den Artikel verändern, denn alsdann war das Gefeß selbst fehler. haft, und sie in Bezug auf die Ordonnanzen selbst freisprechen.

Die Liebe, die ich für das Gesek hege, kann mich nicht abhalten, einzusehen, daß Ungerechtigkeit unter allen Parteien triumphirt. Die Minister verdienten, verurtheilt zu werden; sie konnten aber nicht von einer Pairskammer gerichtet werden, welche die Anklager gelichtet haben. Die von euch revocirten Pairs waren von dem entthronten König geseßlich ernannt worden. Sie gehörten zu den drei Staatsgewalten; fie waren gefeßliche Richter derer, die unter der Eris stenz dieser drei Gewalten strafbar waren. Ich habe Pensionen den alten Dienern des Königs Earl X., theils durch Ordonnanzen, oder auf andere Weise, ertheilen sehen, Entschädigungen, Pensionen den alten Dienern Napoleons; das zielt Alles nicht auf den Zweck ab, nach dem man strebt, der Sparsamkeit.

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