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Schranke entgegenschen, müssen verschwinden; der König muß Nichts, als das Haupt des Staats, und der Staat die Republik seyn." Diefe, glaube ich, wollen aufrichtig nicht weiter gehen. Der Civismus verblendet die einen, die Ehrsucht die andern, und verwischt in ihnen die Erinnerung. Sie sehen nicht nach der constituirenden Versammlung die Gironde, den Betg, alle die Gesellschaften wieder erscheinen, die fich einander stürzten, und sich der Reihe nach in Hhrem Blute und dem Blute ihrer Mitbürger hers umwälzten. Sie haben eine Partei; fie bilden den # Kopf dieser Partei, aber sie haben nur einen Kopf. Richelieu würde ihn abgeschlagen, Napoleon sie vers fammelt haben, um sie in Masse zu zerschmettern. Wir leben nicht mehr in dem Jahrhundert der pos litischen Verbrechen oder der Bajonette, und nur die wahre Freiheit kann heutzutage alle Parteien vereinis gen. Allein eine Secte, die Richelieu sammt Napos leon getroht hätte, eine Gesellschaft, die man die Hyder mit sieben Köpfen nennen könnte, die im Dunkeln auf Bóses finnt, deren Dolch man fürch tet; die sich, wie die Umstände es erheischen, emporhebt oder schleicht, die mächtig ist, weil sie einig ist, will auch den Umsturz der Regierung. Ein neuer

Proteus macht sie aus ihren Mitgliedern Republicaner, Royalisten, Liberale. In Frankreich ist sie der Feind des Volks, in Irland seine kräftigste Stüße. Ihr Zweck ist nicht bestimmt, er ist dauernd; dieser Zweck ist ihr Interesse. Wenn sie einer Partei folgt, wenn sie ihr nüßlich wird, so will sie allein sie leiten. Gegenwärtig spornt sie die Leidenschaften an, besol= det die niedere Classe, giebt ihr die eitle Hoffnung der Ehrenstellen, reißt den dritten Stand durch vers fängliche Worte fort, schreckt den Adel und die Reiz chen, entmuthigt ben Handel, spricht zu den wahren Republicanern mit Kraft, erweckt die ihrige, unterhält den Haß der Ultraroyalisten dadurch, daß fie ihnen in Erinnerung bringt, sie hätten ihre Sinecuren und ihre Ehren verloren, und macht sie zu Anhängern der alten Charte, die sie noch vor Kur zem so sehr verachteten. Sie arbeiten mit den Republicanern, mit den Ehrsüchtigen, mit den Leuten, die Nichts zu verlieren haben. Eine Menge Franzos fen werden durch diese schönen und verfänglichen Ideen hingeriffen, und sprechen ihnen nach, daß wirklich Nichts auf legale Weise geschehen sei. Das ist wahr, wir können es nicht bestreiten; was wolltet ihr aber aus diesem Chaos hervorgehen sehen, etwa 1793 ?

Und war die Kammer, die erwählte der Nation, als die Anarchie uns bedrohete, nicht unsere beste Stüße? Wo würden wir jezt seyn?

Ich gestehe mit euch, als die Revolution vollbracht war, war die legislative Gewalt nicht mehr vorhanden; denn diese befand sich in den Kammern, vereinigt mit dem entthronten König. Die ausübende Gewalt war nicht mehr vorhanden, denn sie befand fich ganz allein in der Person des Königs. Die ver waltende Behörde, die gerichtliche Behörde, die beide von der ausübenden Gewalt ausgingen, waren mit Unfähigkeit geschlagen worden; die Revolution vom Juli 1789 hatte die uns octroirte Dienstbarkeit vernich tet; die Revolution vom Juli 1830 wollte Frankreich regeneriren. Benjamin Constant sagte, die Deputieten wären Nichte, als die provisorischen Repräsentanten der Nation. Ihr Mandat, ihr einziges Mandat, war in der That, eine neue Wahlart festzusezzen, und den neuen Deputirten des Volks gebührte das Recht, eine neue Regierung zu errichten. Das ist aber noch sehr weit von der constituirenden Verfammlung; und diese drei Gewalten, von denen die eine bereits durch den Willen der Nation erwählt worden ist, können gesehlicher Weise constituirt wer=

ben, wenn die gegenwärtige Kammer` ein neues,^un= fern Ideen und den Freiheiten, auf die wir Anspruch haben, angemeßneres Wahlgefeß macht.'

Unsere Antagonisten fahren jedoch fort, die wirks lich staatsbürgerlich gesinnten Männer, die monarchi schen und constitutionellen Männer hinzureißen. Aus biesen ehrenwerthen Männern ist großentheils die Nationalgarde zusammengesezt, sie sind die festeste Stüße des Thrones, die einzige Stüße Frankreichs, erkalten aber nach und nach burch diese gefährlichen Ideen; und man komme nur nicht, im Namen der Legalität eine neue Ordnung der Dinge zu verkünden; sie wer= ben diese erwarten und neutral und untheilnehmend bleiben. Die Armee kann und will keinen Antheil an den Bankereien des Volks mit seinem König nehmen. Sie wird sich lange an 1830 erinnern; es ist nur dem Namen nach eine Armee vorhanden; sie wird nicht eher wirklich eine werden, als wenn fie gegen den Feind zieht.

Die Regierung, ganz neu, kaum begründet, erhålt sich aufrecht, aber nur mit Mühe. Sie läuft die größten Gefahren, und die erste Nachgiebigkeit wird das Gebäude einreißen. Um diese Nachgiebigkeit nicht zu zeigen, bedarf es Kraft und Geistesstärke.

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Werden diese Kraft und diese Geistesstärke gegen das. Heer Sectirer, von denen ich einige geschildert habe, ankämpfen können? Gegen die heterogenen, in eine eins zige vereinigte Parteien? Füge man noch hinzu einige Männer des Reiches, schwache Partei der Anhänger des Herzogs von Reichstadt, die nur Einen Ruf haben: Veränderung.

Das ist die große Frage, die zu lösen wir uns bemühen werden.

Wenn der König eine einzige Stufe vom Thron herabsteigt, wenn er das Oberhaupt des Staatë, das Haupt der Regierung wird, so ist er persönlich verloren 1). Das Gelingen der Association, die zu diesem Resultat gelangte, wird nothwendig andere neuere und feurigere Associationen hervorbringen, die sich nun auch für die Stüßen des Volks ausgeben, durch die Ungestraftheit der erstern Muth fassen, sie stürzen werden, weil, da die erstere den Zweck, welchen sie sich vornahm, erreichte, sich nothwendig schwächen

1) Republik kommt von Res publica, die öffentliche Sache, das Glück Aller. Die wirklich conftitutio: nelle Monarchie ist eine wahre Republik; diese wünsche ich mit einem König, und nicht die Res publik von 1793; und diese lektere meine ich.

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