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4.

Ueber Frankreich, Europa und den Einfluß der geheimen Gesellschaften.

Aus dem Französischen des Herrn Leblanc.

Vorwort des Verfassers.

Die mehrsten politischen Schriften entstehen aus persönlichem Interesse; dieses ist aber ein trauriger

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Wegweiser, darum soll er auch der meinige nicht seyn. Ich werde denen, die uns regieren, die Wahr heit sagen. Gesche und Freiheit, das ist mein Wahl spruch; an dem Glücke meines Vaterlandes arbeiten, das Vertrauen meiner Mitbürger verdienen, mein 3wed. Den Weg, den ich einzuschlagen habe, hat mein Gewissen abgesteckt. Ich bin nicht schafartig genug, um denen, selbst meiner Partei, zu folgen, wenn sie davon abweichen. Meine Ueberzeugung ist, daß das Wohl der bürgerlichen Gesellschaft darin bes steht, die Freiheit Aller zu sichern, und das Glück

der größtmöglichsten Anzahl zu fördern. Ich werde die Maffen betrachten, bevor ich die Einzelnen in Betracht ziehe, werde Einigkeit predigen, weil sie das erste Princip der Kraft ist, und meine ganze Ehr. fucht ist in folgendem Wort begriffen: Frankreich.

Eine geheime Gesellschaft, präsidirt von reis chen, aufgeklärten, aber ehrsüchtigen Männern, machte die Revolution von 1830. Unpolitische, ungefeßliche Ordonnanzen, verbunden mit Unvorsichtigkeit und Dummheit, verschafften ihr die Mittel dazu. Diese Gesellschaft hatte einen Zweck, und dieser ist erreicht. Einige Männer der Partei sind Gesellschaft aber ist aufgelöst.

noch vorhanden, die

Es war eine Gesell

schaft, nicht aber ein Orden. An der Spite dieser Berbindung standen Financiers, Manufacturisten, Handelsleutė 31 ́fie rissen nothwendig die Krämer::mit fich fort, und der Handelsstand nahm Theil daran, ohne positiv mit ihr affiliirt zu seyn. Ein ComiteeDirecteur und mehrere andere Comitees wurden eingesezt's man schloß einen Bund, jeder ver

pflichtete sich, feine Untergeordneten beim ersten Wort des Oberhaupts zu verabschieden.

Eine geringe Anzahl des Volkes war hinreis chend, einen partiellen Aufruhr zu bewirken; die Ges fellschaft fand fie, gab ihnen Gold zu vertheilen, und fie riffen die andern mit sich fort. So begann die Revo lution. Zuvorderst ließ man eine gewisse: Anzahl Leute aus der niedrigsten Claffe vorschreiten; die Parole war es lebe die Charte! Sie verstanden sie nicht. Wie ein verheerender Strom riffen sie Alles auf ih rem Zuge nieder; man ließ sie gewähren. Dieser erste. Versuch machte sie kühn; andere Männer, von einer schon höhern Claffe, folgten ihnen; sie fingen an, sich zu waffnen. Nun war es das Pariser Bolt. Die Zeit war gekommen. Das Oberhaupt gab das Signal, und die Gesellschaft zeigte sich ih rem Bunde getreu. Der größte Theil stieß zu dem Haufen, dieser erlangte ein imponirendes Unsehn, Neugierige verstärkten ihn, und das Vertrauen wuchs im Verhältniß der Zahl. Nun erst dachte man daran, diese bedrohlichen Zusammenrottungen zu zerstreuen. Es war schon nicht mehr Zeit. Man schickte die Truppen ab, sich in den volkreichen Stadtvierteln zerschmettern zu lassen. Dieser ungleiche Krieg machte

das Volk verwegen, es verdoppelte sich. Der Lob der Seinigen reizte es zur Rache, #das Kriegsgefchrei erscholl fräftiger, der dumpfe Schall der Sturmglocke vermischte sich mit dem Geräusch der Waffen, und Wuth gefellte sich zu dem Widerstande.

Die Gesellschaft zitterte bei dieser Bewegung, die Anarchie war da. Die Revolution, die sie schon nicht mehr leitete, nahm einen besorglichen Character an. Es begab sich eine Deputation zu den Ministern, und bat sie, zum legten Mat, die Ordonnanzen zurückzunehmen, ihre Dimission zu nehmen, und ben Thron und ihren Herrn zu retten; allein die Halsstarrigkeit, die vollständigste Verblendung - that fich bei diesen unpolitischen Männern kund. Sie ga= ben eine abschlägige Antwort; der Krieg wurde forts gèsest. Paris jedoch war in lebhafter Besorgniß. Es bildeten sich andere Deputationen und gingen hin, den König zu bitten; es war vergeblich). Die Barricaden begannen, und von neuem wüthete der Krieg.

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Junge Leute, entflammt von dem Rufe der Freiheit, der immer so mächtig auf ihr Herz wirkt, vereinigten sich mit dem Volke. Die Zöglinge der polytechnischen Schule, der Rechts - und Arzneischulen

stellten sich an feine Spise. Die königliche Garde, die keine Befehle mehr erhielt, und keine Lebensmita tel hatte, fing an zu wanken; die Linientruppen ers gaben sich. Nun sah man Männer, muthig durch ihre frühern Verhältnisse, sich an die Spiße der Bes wegung stellen; die Truppen zogen sich gegen SaintCloud zurück. Man erfuhr, daß Paris in Belage= rungszustand gefeßt worden sei. Die natürliche Folge dieser Maßregel war, die verwaltende und die gerichtliche Behörde zu lähmen, und ihre Gewalt den Hånden eines Militärcommandanten zu übertragen.

Auf diese Weise machte man aus dem Widers stand eine Nothwendigkeit, und die Gefahr eines Jeden verdoppelte die Energie der Maffen. Paris. wurde entpflastert, und die drei Farben erschienen wieder mit dem Siege.

Es waltete die vollständigste Anarchie ob; doch zeigte sich kein Diebstahl, keine Plünderung. Wir verdankten damals der Gesellschaft, ebenso sehr, wie bem Wohlverhalten des Volkes diese Ordnung inmitten der Unordnung; denn sie wendete ihre ganze Kraft an, die Revolution dadurch zu beengen, daß sie ihr Vorgesezte gab; sie fürchtete jedoch gar sehr, überflügelt zu werden. Die geistreiche Idee eines vers

A

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