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Als der Waffenstillstand zu Pleischwiz abges schlossen worden war, leugnete der Kronprinz, daß Schweden die Desterreichische Vermittlung angenom men habe; sprach von der Nothwendigkeit einer kräfs tigen Wiedererneuerung des Krieges, schien aber doch einen für die Verbündeten günstigen Erfolg kaum zu erwarten, und wenn ich seine wahren Gedanken erra= then habe, auch kaum zu wünschen.

Ich glaube, daß der Eindruck des Steges des Lord Wellington bei Vittoria auf die verbündeten Mächte viel dazu beitrug, daß die Feindseligkei ten nach den Prager Conferenzen wieder erneuert wurden.

Vom Herzog von Cumberland erfuhr ich, daß der Kronprinz von Schweden in einer dem Herzog ertheilten Privataudienz in ihn gedrungen habe, das Commando der Hannoverschen Truppen zu überneh men, weil es nach den Ansichten des Kronprinzen von Schweden dem allgemeinen Interesse förderlich seyn müßte, wenn sich ein Prinz des Hauses an die Spike feiner Landsleute stellte. Entweder wollte er fich diesen Fürsten verbindlich machen, oder den Gr.

neral Walmoben vom Oberbefehl ber Hannovera= ner entfernen, da er mit solchem nicht übereinzus stimmen schien. Eben daher wünschte aber ich des General Walmoden Beibehaltung, weil ich seine Tas lente schäßte, und weil seine Ergebenheit für die kos nigliche Dynastie und für England mir bekannt war. In Folge jener Reden des Kronprinzen vers. weilte der Herzog von Cumberland in Strelis lán= ger, als sonst wohl der Fall gewesen seyn dürfte.

Schon am 8. August erfuhr Caulaincourt, daß Desterreich an Frankreich den Krieg erklären werde, was am 11. geschah, und die Französischen Minister erhielten mit ihren Pässen eine Note des Inhalts : ,,Daß, da auf das Ultimatum des Kaisers keine Ant wort erfolgt sei, der Kaiser von Oesterreich seine Truppen zu den Verbündeten werde stoßen lassen, um einen Frieden zu erzwingen."

General Caulaincourt fagte noch in der langen, mit dem Fürsten von Metternich vor dem Abbruch aller Unterhandlungen abgehaltenen Conferenz, daß, wenn er Bonaparte wäre, er keinen Anstand nehmen würde, in die Desterreichischen Vorschläge einzuge=

hen, daß er sich aber ohne Vollmacht befinde, und daß er nicht glaube, daß der Kaiser die lehten Vorschläge annehmen werde. Nach der Conferenz vom 8. August ging sofort ein Courier nach Dresden ab.

Als Desterreich sich zum Kriege entschloß, way nun die große Frage, wer Oberfeldherr feyn sollte über die Gesammtmacht der Verbündeten, woran man vorher nicht gedacht hatte. Der Kaiser Alexander wünschte sehr, daß das allgemeine Zutrauen der Ver bündeten ihm diese Ehre erweisen möge, und der König von Preußen war auch dazu bereit. Håtte Desterreich eine gleiche Bereitwilligkeit gezeigt, fo glaube ich, daß dieß gemeinnüßig gewesen seyn würde, da er gewiß vom General Moreau und einem Kriegsconseil gern Rathschläge entgegengenommen haben würde, auch hätte man dadurch die Eitelkeit der Russischen Nation für die gute Sache gewonnen.

Da aber Desterreich bisher die Rolle eines Schiedss richters gespielt hatte, so wünschte es auch sehr, daß einer seiner Generale den Oberbefehl in diesem Kriege führte, kurz, man war von Desterreichischer Seite auf Rußland eifersüchtig; und als nun sogar Moreau noch erschien, war dessen Person vielleicht ein

Hauptgrund, warum Oesterreich dem Kaffer Alexander den Oberbefehl nicht anbot. Um diese Beit schickte Fürst Schwarzenberg im Geheimen die Befehle an den Russischen Feldmarschall Barclay de Tolly; fie wurden aber den Russen bekannt gemacht, als wenn fie von ihrem Oberfeldherrn ausgingen. Die Generale Moreau und nachher Jomini drangen sehr in den Kaiser Alexander, daß er das Obercommando übers nehmen möge, weil das freilich ihrer Persönlichkeit mehr Einfluß verschafft hätte, da man alsdann ihnen die folgenden Siege eher zugeschrieben haben würde, als wenn der Oesterreichische, persönlich als Feldherr ́ges schäßte Fürst Schwarzenberg den Oberbefehl leitete.

Diese Einmischung des Kaisers Alexander in die Operationen des Feldzugs und des Fürsten Schwarz zenbergs Verlegenheit, stets über alles Angeordnete dem Kaiser Alexander Auskunft geben zu müssen, wels chem seine eigenen Generale nebst Moreau und Jomini manche Bemerkungen mittheilten, um den Glau ben des Kaisers an die Fähigkeiten des Oberfeldherrn zu schwächen, waren der wahre Grund, warum das Heer der Verbündeten den unvorsichtigen Angriff auf das stark befestigte Dresden am 26. August und an den folgenden Tagen wagte, ohne für Subsistenzmit»

tel, hinreichendes Geschüß und Sicherheit eines leich= ten Rückzugs im Fall des mißlungenen Ungriffs ge= forgt zu haben; denn noch immer trachtete der Rusfische Kaiser, welcher auch als Feldherr einen Namen zu erlangen wünschte, und vielleicht dann die Plane der Erweiterung seiner Gebietsgrenzen leichter durchführen zu können hoffte, nach dem Obercommando. Die Stellung der Oesterreicher, welche die Böhmischen Pässe stark befeht hatten, war so günstig, daß Na= poleon die Verbündeten in den Pässen anzugreifen nicht wagen durfte. Nach der verlornen Schlacht wollte Niemand den Angriff Dresdens vorgeschlagen haben. Der Fürst Schwarzenberg versicherte dem Verz faffer, daß, als er dem General Barclay de Tolly aufgetragen habe, ebenfalls Dresden anzugreifen, dies fer den Befehl nicht vollzog, weil er die feindliche Stellung für unangreifbar hielt, und fügte hinzu, es sei schlimm, mit Kaisern und Königen einen Oberbefehl zu theilen."

Håtte damals Napoleon ernstlich den Frieden schließen wollen, so war für ihn der günstige Augen. blick da; denn als Kaiser Alexander sah, daß ihm der Oberbefehl entgangen war, so hatte er weniger Neigung, den Kampf fortzusehen, und der Fürst

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