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In dem Kampfe der Nordamericanischen Revolution des J. 1800 wurden die Grundsäge der Regierung der Freistaaten ebenso kräftig ohne Schwert und bloß durch das Licht der Vernunft im Wege ruhiger Reformen festgestellt, als im J. 1776 die Form der Verwaltung der Freistaaten. In Folge der Zustimmung des Volkes, entließ dasselbe dies jenigen Beamten, welche einer anderen Meinung huldigten, in beiden Zweigen der Gefeßgebung und Gefeßvollziehung, und erwählte dagegen Männer, welche dem Princip des reinen Democratismus huldigten.

Die damals angenommenen Grundsäge herrschen auch noch. Als Jefferson im J. 1804 zum zweis tenmal zum Präsidenten erkohren wurde, erhielt er von 176 Stimmen 162. Dabei bleibt merkwürdig, und spricht für das Wahl- und Verwaltungssystem der Americaner, daß seine heißesten Freunde Madis fon und Monroe, Beide jeder acht Jahre nach ihm die Präsidentenwürde bekleideten, und bei den republika= nischen Formen und Grundsägen beharrten. Sie heiligten solche dergestalt in den Augen des Volks, daß sie jest wohl nicht wieder erschüttert werden dürf ten. Im bürgerlichen Umgange nennt jest kein

NordamericanerTM mehr, wie vormals, den Präsidenten Excellenz, sondern nur im amtlichen Briefwechsel. So weit trieb man dort die Sorge, dem ersten Staatsbeamten nicht zu viel Vorzug einzuräumen. Der jüngere, etwas aristocratisch wie sein Vater ge finnte Adams bekleidete nur vier Jahre nach Monroe die Präsidentenwürde, indem ihm Jackson nach deren Ablauf folgte,

Jeffersons Verwaltung ergab das feltene ge schichtliche Beispiel, daß er die nämlichen Grundsäge als Staatsbeamter übte, wels che er im Privatstande geltend gemacht hatte. Mit vieler Selbstentsagung waren er und feine nächsten Nachfolger eifrig, den Einfluß und die Schußherrlichkeit zu vermindern, we la che sie von ihren Vorgängern überliefert erhielten. Folgende, wichtige Begebenheiten zeichs (neten Jeffersons Verwaltung aus. Die vollige

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Abschaffung aller inländischen Steuern der Bürger; die Abschaffung der Freudenbill und der Bill wider die aufrührischen Schmähschriften, die große Ver= minderung der Nationalschuld, die Verringerung der jährlichen Ausgaben, die Abschaffung alles äußeren Hoheitsprunks, die Tilgung aller Indianischen An

sprüche auf etwa 100 Millionen Acker der National dománen, im Wege geschlossener Vergleiche mit den Indianischen Volksstämmen, der Ankauf von Louis siana und die Erhaltung des Friedensstandes mit der ganzen civilisirten Welt in der Periode großer Schwierigkeiten und Versuchungen. So wichtige, erfreuliche Begebenheiten zeichnen selten andere sonst ruhmwürdige Regierungen aus. Desto häufiger sind die Beis spiele des Gegentheile. Die vielen Erschütterun gen des Wohls der Völker durch eigennütige Plane der fie regierenden Machthaber oder deren Diener werden so lange fortdauern, bis die Völker aufhdren, ihre Geißeln mehr als ihre Wohlthäter zu vers *ehren.

Jefferson gründete die unverlegbare Preßfreis heit, und so sehr man ihn auch zur Abschaffung der selben von Seiten der Föderalpartei reizte, beharrte er doch dabei. Jemehr er sich selbst beherrschte, desto heftiger wurden die Ausfälle auf ihn; dagegen wendte er nichts an, als den Schild unwandelbarer Rechtschaffenheit, und handelte darin weise, denn die große Mehrheit, welche ihn wieder erwählte, und die Beweise des allgemeinen Wohlwollens folgten ihm, als er in den Privatstand zurückkehrte.

Sehr früh hatte er die Meinung geäußert, daß re beffer sei, frei sich aussprechende Zeitungen, als eine Regierung ohne solche Zeitungen zu befizen. Er hatte Zutrauen zu dem gesunden Urtheil des Volks bei den häufigen Versuchen der wider ihn gerichtes ten Schmähschrifen, das Volk durch eine irrige Meis nung zu mißleiten. Darum schrieb er noch im Novbr. 1823:,,die einzige Sicherheit ehrlicher und an keine Unterdrückung denkender Regierungen ist die freie *Presse. Der davon bisweilen gemachte Mißbrauch ist nothwendig, um das Wasser rein zu halten."

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Nachdem er die Präsidentenwürde niedergelegt Hatte, wurde er zum Curator und Nector der nähe bei seinem Landgute Monticello gestifteten Universitåt erwählt, und widmete seine Zeit theils jener Aufficht, theils seiner Landwirthschaft, las vieles und schrieb viele Briefe. Er empfing deren in einem Jahre 1267, und pflegte jeden Brief, wenn ihn auch keine Freunde geschrieben hatten, zu beant worten.

Seine lehten Jahre wurden ihm durch Geldver Legenheiten verbittert, denn er hatte im Staatsdienst fein Privatvermögen sehr vernachlässigt, und war mit leeren Hånden aus dem demselben geschieden. Als

er sich für einen Freund um 1200 Dollars verbürgt hatte, welche er bezahlen mußte, empfand er 'bieß schwer in einer Zeit, wo der Werth der Grundstücke und der Producte gesunken war. Damals bat er den Congreß, ihm zu erlauben, daß er sein Landgut vers spielen lasse. Dieß Gesuch wurde ihm abgeschlagen, weil eine solche Bewilligung hernach auch andern nicht abgeschlagen werden könne; obgleich man es diesem Manne wohl hätte verstatten mögen, der dann einen ruhigeren Abend seines Lebens gehabt hätte.

Nachdem Jefferson sich in den Privatstand zurückbegeben hatte, erwachte wieder das frühere freund schaftliche Verhältniß zwischen ihm und dem gewesen nen Präsidenten John Adams, welche beide am 26. Juli 1826, dem funfzigsten Jahrestage der erklärten Unabhängigkeit starben. Jefferson wurde 82, und Adams fast 90 Jahre alt.

Noch zehn Tage vor seinem Ende schrieb Jef= ferson an Herrn Weightmann, welcher ihn zur Feier des funfzigsten Jahrestages ber Nordameri canischen Freiheit eingeladen hatte, daß er dieser Feier schwerlich persönlich in Washington beiwohnen fónne.

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