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burch Anleihen im vollen Werthe aus dem Umlauf zu ziehen. Manche der Inhaber dieses Papiergeldes hatten es für zehn Procent des Nennwerths verkauft. Sobald Hamilton und seine Freunde fich sicher gestellt hatten, daß jene Realisirungsacte durchs gehen werde, schickten sie nach allen Theilen der Union Beauftragte, um jenes Papiergeld, aufzukaus fen, ehe die Besiger erfahren hatten, daß der Con greß dieses Papiergeld für voll anerkennen werde. Weil man nicht erwartet hatte, daß der Congreß das aufgegebene Papiergeld im vollen Nennwerth einzier hen würde, so verloren arme Leute, sehr viel Geld, und Undere, welche früher nicht reicher gewesen was ren, gelangten zu einem großen Vermögen. Dieje= nigen, die durch Hamiltons Schlauheit reich gewor ben waren, folgten seitdem mit Eifer dem System des Mannes, welcher sie bereichert hatte, und wurden das Werkzeug seiner ferneren Plane.

Ein anderer financieller Griff Hamiltons war der Beschluß des Congresses, daß alle von den eins zelnen Staaten während des Kriegs gemachte Schulden, die zum allgemeinen Besten der Freistaaten verwendet worden waren, auch von der allgemeinen Staatsverwaltung getilgt werden müßten. Man schlug den

vollen Belang dieser Schulden der einzelnen Staaten auf 20 Millionen im rohen Ueberschlage an, und verfuhr ebenso willkührlich in der Annahme der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der von den Privaten und einzelnen Freistaaten aufgestellten Rechnungen der Forderungen. Natürlich gewannen dabei die Schaß-beamten am allermeisten. Zwar konnte Hamilton nicht die Mehrheit im Congresse bestechen, und wollte es vielleicht auch nicht; aber die von ihm indirect burch Begünstigungen erkauften Stimmen im Congreffe gaben den Ausschlag zwischen den rechtschaffe= nen Männern beider Parteien, welche ungefähr bisher gegeneinander das Gleichgewicht behaupteten.

Sein nächster Plan betraf die Bank in Philadelphia, deren Directoren Mitglieder beider Häuser waren, und durch das Schazamt großen Einfluß auf die Operationen der Bank so lange ausübten, bis der Siß der Regie: rung von Philadelphia nach Washington verlegt wurde.

Von folchen Schlichen sich indirect zu bereichern, verstand freilich der General Washington nichts, und muß von aller financiellen Theilnahme an den Entwürfen des Schassecretárs freigesprochen wer den. Jefferson, der ihre unreine Quelle verabs, scheuete, beschloß, mit Urhebern und Beförderern

berselben jebe polkische Verbindung abzubrechen. Er konnte sich durchaus nicht mit den ersten Schritten des Despotismus in irgend ein Verständniß einlass sen, und wollte der Oberregierung keine Gewalt einräumen, welche die Regierung ber einzelnen Staaten selbst handhaben könne. Nach seiner Idee müßte die Oberregierung stark seyn, um den Nationalwillen zu vollziehen und ohnmachtig, wenn sie diesen brechen wollte. Er wollte der Eens. tralregierung der Nordamericanischen Freistaaten keis ne Macht verschaffen, beliebig durch Bestechungen, Läuschungen und durch Einschüchterung den Einfluß ihrer Mitglieder zu vermehren. Die dama ligen Abscheulichkeiten der Französischen Revolution erschreckten ihn weniger, als er die unbeschränkte Macht verabscheute, welche vorausging und die wahre Ursache der Revolution war. Vergeblich versuch te Washington, Jefferson und Hamilton, welche er Beide schatte, mit einander zu versöhnen und gea. meinschaftlich das gemeine Beste zu fördern; weil sich ader ihre Grundsäße wie die beiden Pole zu einan= der verhielten, so war eine Aussöhnung unmöglich, daher legte Jefferson sein Amt am 31. December

1793 nieder, so hoch er auch damals in der Ach. tung seiner Mitbürger stand. Diese verdankte er seis nem Widerstande wider Hamiltons Finanzprojecte, obgleich solche die gefeßgebende und vollziehende Macht gebilligt hatte, seiner glühenden Theilnahme an der Revolution in Frankreich, seiner Abneigung wider Großbritannien und der Bolksthümlichkeit seiner An fichten in Betreff der Verfassung der Vereinigten Staaten, denen die meisten seiner Mitbürger anhingen.

Dagegen war er der Oppositionspartei in eben bem Grade verhaßt. Als aber sein Briefwechsel mit Herrn Genet) im Druck erschien, verschwanden viele Vorurtheile, welche man früher wider ihn gehegt hatte. Er hatte in diesem Briefwechsel mit vieler Geschicklichkeit die Meinung der Föderalisten in ihren Blößen dargestellt, überall eine Parteilichkeit für die Französische Revolution gezeigt, aber diese Vorliebe war damals den meisten Bürgern der Nordamericanis schen Freistaaten eigen. Seine Feinde wurden nun weniger heftig und seine Freunde behielten für ihn ihre Anhänglichkeit. Nachdem Jefferson in den Privatstand zurückgekehrt war, lebte er auf seinem väterlichen Gute 1) Bruder der Madame Campar, und Französischer Geschäftsträger. A. d. H.

zu Monticello in Virginien bis zum Frühjahr 1797; wo John Adams zum Präsidenten und Jefferson vom 4. März an auf vier Jahre zum Bicepräsiden= ten erwählt wurden. Bis dahin waren in den acht Jahren vorher General Washington Präsident und John Adams Vicepräsident gewesen.

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Das Amt des Vicepräsidenten legte ihm wenig öffentliche Arbeiten auf und erlaubte ihm, viele Zeit seinem häuslichen Privatleben zu widmen; denn in den wichtigsten politischen Fragen hatten Beide durchaus von einander abweichende Meinungen, daher Jeffer fon fich möglichst von den öffentlichen Geschäften entfernt hielt.

Die Föderalisten, d. h. die Vertheidiger einer mit vieler Macht versehenen Centralregierung der Freistaaten, suchten unter Adams Präsidentschaft die Americanische Verfassung auf Englischen Fuß zu sehen. Ihr verdankten die Freistaaten das Gesetz wider die Schmähschriften, welches Alles, was den Föderalisten mißfiel, für aufrührisch und gotteslä= sterlich erklärte. Besonders die freie Presse ersch)ůts terten die Föderalisten mit gewaltiger Hand, Zwar versicherten ihre Sachwalter, daß sie weder die Aris

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