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vorigen Jahres, welche der Lord nicht vorher für das Bedürfniß seiner Armee verbraucht hatte, wurden mit allen Wirthschaftsgebäuden verbrannt. Alles Rindvieh, Schafe und Schweine verbrauchte seine Armee und nahm alle zum Armeebedürfniß brauchbare Pfer de mit, den zu jungen Thieren ließ er die Kehle abs schneiden. Als er das Gut verließ, war dasselbe eine völlige Wüstenei. Die mitgenommenen: 30 Sclaven ließ er nicht frei, sondern 27 derselben on dem im Heere herrschenden Faulfieber und an den Blattern sterben, von den drei übrigen, welche vermuthlich das námliche Schicksal hatten, erfuhr man nichts weiter. Der Lord mag freilich nicht selbst Jeffersons Eigen thum mit der Fackel, angezündet haben. Da er aber aus seinem hoch belegenen Hauptquartier Alles übers sehen konnte, so geschah jeder Unfug unter seinen Augen. Bald nach dem Abmarsch der Britten sah Jefferson alle Zerstörung mit eigenem Auge. Auch in der Nachbarschaft hatte man ungefähr ebenso ges handelt, nur nicht mit so absichtlicher Wuth Alles zu vernichten, als auf Jeffersons Gute. Wohin Cornwallis kam, wurden alle Wohnungen rein auss geplündert. Der Character des Lords in England läßt freilich nicht vermuthen, daßi er selbst von des

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Beraubung der Americaner Gewinn zog, aber Hunderte wissen in den Freistaaten, daß seine Tafel mit dem, was seine Krieger den Bequartierten raubten, versorgt wurde. War es nach solchen Mißbrauchen ber augenblicklich fiegreichen Militärgewalt wohl nicht natürlich, daß die insurgirten Americaner lieber den Krieg zur Befreiung vom Joche Englands fortseßten, als der täuschenden Umnestie des Lords und des Brittischen Cabinets vertraueten?

Als Jefferson am 6. Juni 1783 ein De putirter der Virginischen Gefeßgebung zum Congreß in Unnapolis wurde, ratificirte er den am 3. September 1783 geschlossenen Pariser Friedenstractat einstimmig mit seinen Collegen am 14. Jas nuár 1784.

Um 7. Mai d. I. wurde er mit Herrn Adanıs und Dr. Franklin zum Abschluß von Handelstractaten mit fremden Nationen bevollmächtigt. Im August tam er nach Paris und zu ihm erst Dr. Franklin von Passp aus und bald hernach Hr. Adams aus dem Haag. Er blieb bis im Octob. 1789 in Europa, sah also die Entstehung der Revolution in Frankreich, und in feinen Denkwürdigkeiten, wie in

feinem Briefwechsel, trifft man manche wichtige und authentische Nachrichten über jene Begebenheit. Aus der Americanischen Verfassung entnahm die Französis sche das Capitel der Menschenrechte, welches manchem Autocraten so sehr zuwider war. Aber der Zustand der Menschen wird überall in der ganzen civilisirten Welt verbessert werden. Kleine Ursachen werden, gros Be Folgen haben. Eine widerrechtlich den Nordamer ricanern auferlegte Auflage von 2 Pence auf 1 Pfund Thee änderte das ganze frühere Colonialverhältniß der Nordamericanischen Freistaaten.

Jefferson hatte mit Urlaub am Schlusse des 3.1789 Paris verlassen und war nach America jus rückgekehrt, als ihn der damalige Präsident Washing. ton zum Staatssecretår ernannte. Jeder Geschicht schreiber der Französischen Revolution mag bedauern, daß Jefferson dadurch aufhörte, ein fernerer Zeuge diefer Revolution zu seyn, aber die Freistaaten gewan nen dadurch einen für ihre innere sociale Entwic Lung thätigen Geschäftsmann. Alles, was Jefferson in Europa gesehen und erlebt hatte, befestigte seine Liebe zu der domale kaum noch gebildeten freien Verfassung seines Vaterlandes. Der Schassecretár Hamilton, ein heftiger Föderalist, traf manche von

Jefferson durchaus gemißbilligte Einrichtungen, z. B. die Abgabe von destillirten Getränken für den Haus. bedarf. Sie legte den Grund zur Accise, veranlaßte Mißvergnügen, und hätte beinah die Union aufge 18set. Hamilton wollte durch diese drückende Steuer der Obervegierung mehr Unabhängigkeit von den regierten Bürgern verschaffen.

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Im April 1791 äußerte sich Adams über die Brits tische Verfassung bei einem felerlichen Mittagsmahl folgendermaßen: „Wenn jene Verfassung einmal von ihrem Bestechungssystem gereinigt und das Volk eine durchaus gleiche Vertretung im Unterhause erlangt haben wird, so wird sie die vollkommenste von Men schen erdenkbare werden." Hierauf bemerkte nach einiger Ueberlegung der Schaßfecrétår Hamilton: ,,Wenn die Brittische Verfassung jene Verbesserung erlangen wird, fo wird die Regierung sie nicht mehr handhaben können. So wie jest die Brittische Verfassung organisirt ist, bildet sie die vollkommenste gedenkbare Staatsverwaltung."

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In dieser gegenseitigen frelen Aeußerung lag das offene politische Glaubensbekenntniß beider MånAdams war für zwei erbliche Zweige der

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Staatsgewalt und für eine dritte, welche aus gewählten sehr rechtlichen Abgeordneten bestehen müsse; Hamilton dagegen zog einen erblichen König mit ei nem bestechbaren Ober- und Unterhause vor, welche zwischen dem Könige und dem Volke stånden, wie Jefferson urtheilte *).

Es war Hamiltons Politik, bie Bürger eines Staats entweder durch Gewalt, oder durch Eigennug zu regieren. Ersteres war nicht anwendbar in der Americanischen Staatsverwaltung; deßwegen such te er durch sein Finanzsystem sich eine Mehrheit im Congreffe zu verschaffen, und benuste dazu seinen Entwurf, das vom Congreß ausgegebene Papiergelb

1) Beim Lichte der Wahrheit trifft die Brittische Ver. faffung mancher Ladel; denn ihre Mißbrauche gingen aus dem Eigennuße der Regierung und der Parlamentsherren hervor; aber als die Nordameris caner sich frei machten und nicht einmal durch Gei sehe die menschliche Behandlung der Neger und ihe re allmählige Freigebung vorbereiteten, da verdient ihre Gesetzgebung den nåmlichen Brands mark, den fie so häufig der autocratischen Vers waltung in Europa ertheilen.

A. d. u.

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