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der galt. Da die Ankunft der hohen Fremden keis nem Zweifel mehr unterlag, so machte man bes kannt, daß bei der Königin zweimal Hofvorstellung in Buckingham House Statt finden wården, was großes Aufsehen unter allen Personen von Stanbe erregte. Man hat versichert, daß die Königin der Prinzessin von Wales angedeutet habe, daß sie nur zu der einen zugelassen werden würs de, und daß die Prinzessin der Königin geschrie

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ben, daß sie die Absicht habe, bei beiden zugegen zu seyn. Die Königin schrieb darauf unter dem 23. Mai, baß ihr Sohn, der Prinz Regent ihr mitgetheilt habe, „daß seine persönliche Gegenwart am Hofe vor den fremden Souveráns nöthig sei, und daß er deßhalb nach Gründen, worüber er allein Richter sei, wünschen müsse, daß die Prinzessin von Wales nirgends, weder öffentlich, noch im Geheim babei zugegen sei." Die Prinzessin antwortete hierauf der Königin, und forderte sie auf, die fremden Fürsten mit den Ursachen bekannt zu machen, warum sie nicht am Hofe erschiene. Auch fandte sie ein Schreiben voll bitterer Ausdrücke an Se. Königliche Hoheit, worin sie sagte: Ich bin für unschuldig erklärt worden und werde nie zu

geben, für schuldig behandelt worden zu seyn." Zugleich beklagte sie sich über Härte, daß man sie ausschlösse, diese hohen Fremden zu sehen, und vorzüglich den Prinzen von Oranien, der ihr selbst ale ihr künftiger Schwiegersohn angekündigt wor den sei, und fügte dann noch hinzu, daß sie, um sich vor der Welt zu rechtfertigen, den gans zen Briefwechsel öffentlich bekannt machen würde. Auch erschien derselbe wirklich in den öffentlichen Blättern, sowie sie auch Abschriften derselben an den Sprecher des Unterhauses sendete, was zu ei❤ nigen hißigen Debatten Veranlassung gab. Lord Castlereagh zeigte zugleich auch ein Document vor, welches von beiden königlichen Parteien unterzeich= net und vom König, der Königin und den Miz nistern bescheinigt wurde, worin gegenseitig eine immerwährende Trennung angedeutet worden war. Zugleich wurde auch ein Jahrgehalt von 50,000 Pfund für die Prinzessin in Vorschlag gebracht; allein ihrem Wunsche gemäß wurde diese Summe auf 35,000 Pfund herabgefeßt.

Die Streitigkeiten zwischen dem Prinz-Regenten und der Prinzessin von Wales verursachten Sr. Föniglichen Hoheit auch noch andern Kummer in

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Beziehung auf die Prinzessin Charlotte, welche bei verschiedenen Gelegenheiten mit ihrer Mutter sich feinen Wünschen widersette. Dieß führte zu eini gen sehr merkwürdigen. Verhandlungen. Da der Prinz Regent entschlossen war, die Prinzessin Charlotte unmittelbar unter seinen Augen zu haben, so besuchte er den 12. Juli 1814 Warwick House und feste dort die Prinzessin in Kenntniß, daß er gez kommen sei, ihren Hofstaat zu entlassen und sie selbst mit sich nach Carlton House zu nehmen, von wo fie nach Cranbourn Lodge gehen solle. Zu gleis cher Zeit deutete er ihr auch an, daß fünf Las dys, unter denen sich die verwittwete Gráfin von Roslyn und die Gräfin von Ilchester befånden, im nächsten Zimmer bereit stünden, auf sie zu wars ten. Nach einigen Einwendungen von Seiten der Prinzessin Charlotte, wobei sich der Prinz-Regent fest und entschlossen benahm, schien sie in ihrem Entschlusse wankend zu werden und wünschte, sich einen Augenblick entfernen zu können, um die nóthige Fassung zu erhalten, bevor sie den Ladys übergeben würde. Der Prinz-Regent bewilligte ih ren Wunsch; doch während derselbe sich mit der Miß Knight über den Hofftaat der Prinzessin un

terhielt, verließ sie in einem Anfall von Verzweif= lung Warwick House, warf sich in eine Miethkat sche und begab sich nach Connaught House, wo ihre Mutter wohnte. Dort angelangt, erfuhr fie, daß die Prinzessin von Wales nach Blackheat ges reist sei. Sie sandte daher sogleich einen Diener an dieselbe ab und warf sich mit dem Ausruf auf ein Bett: „Ich mill lieber mein Brod verdienen ́ ́und wöchentlich von 5 Schillingen leben, als so wie jest." Ehe noch die Prinzessin von Wales ans langte, erschien der Erzbischof von Canterbury ́zu Connaught House, um die Prinzessin Charlotte von dort adzuholen; allein Sicard, ein treuer Diener derselben, weigerte sich, ihn zu ihr zu lassen.

#Sobald die Flucht der Prinzessin Charlotte dem Prinz Regenten bekannt wurde, fandte er zi ben Ministern, und es wurde in dem Palaste für auswärtige Angelegenheiten und in Carlton House Cabinetsrath gehalten. Da der Erzbischof von Canterbury den Gegenstand seiner Sendung in Con naught House nicht erreicht hatte, so wurde nachs her der Herzog von Vork von dem Prinzen mit einem schriftlichen Befehle dorthin abgesandt, um

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bie Prinzessin Charlotte nach Carlton House zu bringen.

Unmittelbar nach ber Ankunft der Prinzessin von Wales von Blackheat, verfügte fie fich sogleich nach dem Parlamentshause und fragte hastig nach Herrn Wightbread, der sich abwesend befand, und barauf nach den Grafen Grey, der ebenfalls nicht in der Stadt war. Höchst unzufrieden hierüber eils te sie nach ihrem Hause zurück und hatte daselbst mit ihrer Tochter eine sehr leidenschaftliche Zusam menkunft, die bis 3 Uhr Morgens dauerte. Bald nachher wurde die Prinzessin Charlotte burch den Herzog von Vork nach Carlton House gebracht, nachdem sie Herr Brougham, der an die Prinzessin von Wales abgesandt, unterrichtet hatte, daß fie nach den Landesgesehen dem Befehl ihres Vaters ge horchen müsse.

Diese Vorfälle machten großes Aufsehen, und am 19. Juli that Se. königliche Hoheit, der Hers zog von Suffer, im Oberhause einige Fragen an die Minister, hinsichtlich der Freiheit, welche die Prins zessin in Carlton House genóffe; allein sie wurs ben nicht beantwortet. Un einem der folgenden Tas ge schlug der Herzog eine Motion über denselben

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