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und baß er, in der Hoffnung, daß die Prinzessin in Zukunft sich vorsichtiger benehme, Willens sei, fie wieder auf und anzunehmen. Am 10. Febr. 1807 überfandte indeß der König der Prinzessin wieder eis nen Brief, worin er ihr mittheilte, daß, da ber Prinz von Wales für passend halte, das ganze Verfahren vor Gericht zu bringen, er selbst, vor nicht ausges machter Sache, sie nicht bei sich sehen könne. Es fand darauf ein langer Briefwechsel zwischen dem König und der Prinzessin Statt, worauf sie durch eis nen Geheimenraths Beschluß im April 1807 von aller Schuld völlig freigesprochen, bei Hofe wieder aufs genommen und ihr im Kensington - Palaste besondere Bimmer angewiesen wurden. Ihre Aufnahme bei Hofe fand am Geburtstage Statt, und es ist bemerkenss werth, daß, als sie zu dem Courzimmer hin - und zurückging, sie in den Vorzimmern mit Beifallgeklatsch empfangen wurde. Die Prinzessin lebte von jest an sehr eingezogen, obwohl außer dem König sich Niemand von der königlichen Familie um sie bekümmerte. Das gerichtliche Verfahren gegen Sir John und Lady Dous glas wegen fälschlicher Verleumdung wurde eingestellt.

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Während der folgenden Jahre lebte der Prinz sehr zurüďgezogen, und sein Hauptvergnügen ́schien

ber Bau feines Palastes in Brighton und die Auss schmückung feines Wohnhauses in London zu seyn. Nur selten erschien er öffentlich; Mrs. Fisherbert wohnte in ihrem Hause zu Brigthon und die Prins zessin von Wales zu Blackheath oder Kensington 3 der König dagegen führte fortwährend die Obhut über die Prinzessin Charlotte, die zu Warwick - House in Pall Mall wohnte. Se. königl. Hoheit wurde indefs sen durch die höchst unglückliche Krankheit seines Bas ters diesem Privatleben im Jahre 1810 entrissen, als im October beiden Häusern davon Anzeige gemacht wurde. Da die Aerzte jedoch die Hoffnung nicht aufs gaben, daß Se. Majestát wieder hergestellt werden könnten, so hob das Parlament seine Sigungen von Beit zu Zeit auf, und der Prinz von Wales fühltè fich zu der Erklärung bewogen, daß er, im Fall der Annahme der Regentschaft, dasselbe politische System befolgen wolle, wie sein königlicher Vater, worauf er am 5. Februar 1811 mit großen Feierlichkeiten die Regierung übernahm. Am nächsten Tage begab er sich nach Windsor, wo in einem lichten Zwischenraum von zwei Stunden zwischen dem Vater und dem Sohne eine sehr rührende Scene Statt fand.

Zu Ende des Jahres 1811 erklärten indeß die

Aerzte, baß an keine Besserung des Königs zu den ken sei, und so blieb. denn die Regentschaft seinen Hånden bis zum Tode des Vaters anvertraut. Auf die Prinzessin von Wales hatte jedoch diese Erhebung ihres Gemahls keinen Einfluß; denn als im April 1812 der Prinz Regent im Unterhause den Antrag machte, den Prinzessinnen Auguste, Sophie, Elisabeth und Marie 6000 Pf. zu bewilligen, wurde ihrer nicht gedacht, und als mehrere Parlamentsglieder ihre Meinung sagten, daß sie ein Recht hätte, als Königin behandelt zu werden, so wurde dieß nicht vom Herrn Perceval, damals erster Minister, unterstüßt, der doch früher ihr eifrigster. Vertheidiger gewesen war. Man warf dieß demselben auch vor, und spielte auf das Buch an, welches in ganz Europa zu vers breiten, er sich früher so viele Mühe gegeben, und das er feitdem zu unterdrücken sich bestrebte.

Da auf das Buch so öffentlich angespielt wors den war, so wurde Aller Aufmerksamkeit darauf gee richtet, und da dieß außerordentliche Buch nicht allgemein bekannt war, so wünschte Alles, eine Copie von dem Buche zu haben, welches den Titel: „Die delicate Untersuchung" führte. Das Wahre an der Sache ist Folgendes:

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Die Prinzeffin von Wales' hatte sich gar sehr über die Verzögerung beschwert, welche Statt fand, ehe sie wieder Sr. Majestát Gunst erlangte, und in den Briefen an Se. Majestät sagte sie, daß die Ber Canntmachung der Vorfälle, hinsichtlich der Beschulbigung der Lady Douglas, ihr als das einzige noch übrige Mittel erschiene, ihre Ehre und Character zu retten. Herr Perceval ordnete selbst diese Vorfälle, und ließ sie bei Herrn Edwards drucken. Die Probebogen wurden an einen angeblichen Herausgeber am West Ende der Stadt abgeschickt, der sie zu seinem Herrn brachte, und zur gehörigen Zeit sie wieder zum Drucke ablieferte. Die Auflage bestand nur aus 500 Exemplare, und diese geringe Zahl wurde als Beweis angeführt, daß das Buch nie für das Publicum, son= dern höchst wahrscheinlich für einen wichtigern 3wed bestimmt war. Beim Druck wurde das tiefste. Ge= heimniß beobachtet; die ganze Auflage von 500, zwei ausgenommen, legte man in dem Hause des Prinzipals nieder. Da indeß aber Herr Perceval zum Lord Schahmeister ernannt worden war, wurde dieß Buch unterdrückt, bis auf einige wenige Exemplare, die zu einem ungeheuern Preise verkauft wurden. Im Jahr 1808 klagte der Lordkanzler einen Herausge=

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ber an, ber fich des Beflhes eines Exemplars ges rühmt, und eine neue Ausgabe angekündigt hatte. Sein Vorhaben wurde durch die angedrohte Strafe von 5000 Pfund unterdrůdt, worauf er sein Eremplar für eine bedeutende Summe verkaufte. Aller dieser Vorkehrungen ungeachtet, wurde dieß Buch im Jahr 1813 dennoch wieder abgedruckt, nachdem Herr. Perceval am 11. Mai 1812, als Opfer der Pris vatrache von einem gewissen Bellingham, ermordet

worben war.

Ein Umstand in Beziehung auf die auswärtige Politik Englands, während Herrn Percevals Bers waltung, mag hier Erwähnung finden, da er nicht allgemein bekannt ist. Als Schweden durch die Hartnäckigkeit Gustav IV. während des Kriegs mit Rußland, und zwar durch den Verlust von Finns land, an den Rand des Verderbens gebracht worden war, beschlossen Einige vom Schwedischen Adel feine Absegung, wenn er nicht ein gefährloseres politisches System annahme. Da das Lettere nun aber nicht zu erwarten stand, so dachten sie an eine Ausfüh rung ihres Plans, und kamen überein, daß, da des Königs Sohn nur noch ein Kind sei, auch ihn von der Erbfolge auszuschließen, und einen fremden Prin='

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