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beschränken, was noch in ihrer Gewalt tåge

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Die Prinzessin wurde nichtsdestoweniger durch diesen Brief überrascht und in Bewegung gesetzt. Sie hatte wohl öfters von einer Trennung gesprochen; aber als dieselbe ihr wirklich angetragen wurde, so verursachte es ihr den größten Kummer. Sie schwankte bei dem Entschlusse, welchen Weg sie der Klugheit gemäß einzuschlagen hätte, und war anfangs entschlossen, deßhalb ihre Verwandten in Braunschweig um Rath zu fragen; da sie aber darauf nicht sogleich eine Antwort erhalten konnte, und jeder Verzug nach theilig war, so entschloß sie sich, den König um Rath zu fragen, und dem Prinzen sogleich zu antworten. Dieser Rath stimmte mit ihren eigenen Gefühlen überein; doch drückte sie selbst den Wunsch aus, wenn es anders möglich wäre, dem Gemüth des Kós nigs allen Kummer zu ersparen, und feine Gefühle burch Nachrichten, die ihm. höchst unangenehm seyn mußten, nicht noch mehr in Bewegung zu sehen, Leider aber war dieß nicht möglich. Lord Cholmondeley theilte ihr mit, daß eine Aussöhnung ganz unthunlich erscheine, seitdem die Gefühle des Prinzen, nicht mèhr das Ergebniß eines augenblicklichen Mißvergnü

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gens, fondern einer, seit lange schon gegründeten und bis zum Haß gesteigerten Gleichgültigkeit sei. Er brachte ihr seine Meinung mit der gewöhnlichen Klugheit und gehörigen Achtung bei, und sie fühlte die Richtigkeit seiner Gründe. Sie dachte auch daran, zu ihrem Vater zurückzukehren; allein sie konnte einen folchen Schritt nicht thun, ohne daß ihr Benehmen Dabei ungeziemend erschienen wäre, und nach mannich fachem Bedenken entschloß sie sich zu einem Brief an den Prinzen, wovon sie eine Abschrift an Se. Ma= jeståt sandte. Aus demselben. geht bestimmt hervor, daß der Zwist zwischen dem Prinzen und der Prins geffin unmittelbar nach ihrer Verheirathung anfing; denn fie fagt darin, daß er stillschweigend schon seit zwölf Monaten, also gleich einen Monat nach ihrer Entbindung, es ihr zu verstehen gegeben habe.

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Se. Majestät antwortete ihr, und besuchte:fie, sowie er sich auf alle mögliche Weise bemühete, die Uebel wieder gut zu machen, welche unmittelbare Folge davon waren. Er konnte seinem Sohne keiness wegs einen Vorwurf daraus machen, daß er feine Gemahlin, die er nur aus Politik geheirathet, nicht liebte, und ein Hinneigen zu der Lady Jersey und Ms. Fisherbert war so oft ein Gegenstand des Ger

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sprächs und seiner Mißbilligung gewesen, daß neuer Tabel unnöthig schien. Der Prinz fagte und schrieb nur wenig über diesen Gegenstand. Er achtete die Würde der königlichen Familie, und wünschte, daß es soviel als möglich privatim abgemacht werde. Hiermit stimmten alle Parteien überein, und die Bedins gung der Trennung war nur allein noch Gegenstand der Untersuchung. Was diese Auseinandersehung an betraf, so zeigten sich verschiedenartige Meinungen; der König hielt es für möglich, daß die Trennung keineswegs eine Veränderung der Wohnung nöthig mache, und dieß scheint auch nach ben obenangeführ ten Worten des Prinzen Meinung gewesen zu seynz doch als die Sache weiter: erörtert wurde, zogen Prinz und Prinzessin eine vollständige Trennung vor.

Der König meinte, daß ein Einkommen von 20,000 Pfund für die Prinzessin zur Erhaltung ihres besondern Hofstaates ausgesetzt werden solle, während fie dieß von sich wiesz und vorzog, daß der Prinz gelegentlich ihre Rechnungen bezahle. Zur Beseitis gung der ersten Streitpunctes bestimmte man, daß in Carlton House für sie Zimmer in Bereitschaft gehalten werden sollten, um sie gelegentlich zu bezies hen, und um jene Einwürfe in Betreff der ihr aus,

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gefeßten Summe zu beseitigen, versprach sie die größts möglichste Einschränkung in ihrem Hauswesen.

Einige Zeit indeß nach Abschluß dieser Unters handlungen fuhr die Prinzessin noch fort, Carltons House zu bewohnen, sowie der Prinz abwechselnd in Windsor und Brigthon sich aufhielt, bis sie sich ende lich nach Charlton, ein kleines, aber schön gelegenes Dorf in der Nähe von Blackheath, zurückzog, wo fie auf eine im Vergleich mit ihrem Stande sehr dürf tige Weise einige Jahre verlebte. Dorthin begleitete fie auch ihre Tochter, Miß Garth, Miß Wernon, Mrs. Harcourt und Mrs. Sander, welche mit einis gen andern. Damen ihren Hofstaat ausmachten.... mà

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Während ihres Aufenthalts in Charlton machte die Prinzessin nothgedrungen Schulden; allekn fle stiegen nicht höher, als auf 32,000 Pf., und wurden mit Bereitwilligkeit aus den Einkünften der Ad miralitát bezahlt. Von der Königin und den. Prins zessinnen erhielt sie indeß keinen Besuch; der König dagegen benahm sich wie zuvor, und alle Stände der Nation schlossen daraus, daß er seine Schwies gertochter nicht so in Schuß nehmen würde, wenn sie sich: irgend eine Unbesonnenheit hätte zu Schülden kommen; lassen. Während also die Königin und Prin=

seffinnen sich von ihr entfernt hielten, gab ber König ¡auf eine feierliche Weise seine Zufriedenheit mit ih rem Betragen durch seine Besuche zu erkennen, obs schon dieß dem Prinzen von Wales gar nicht recht war.

Der Briefwechsel der Prinzessin nahm während dieser Zeit bedeutend zu. Auch ihre Tochter nahm ihre Aufmerksamkeit täglich mehr in Anspruch; die, welche sie besuchten, obschon es ihrer wenige waren, ließen sich häufig in lange Unterredung und Untersus chung ein, und diese Beschäftigung, sowie Ihre Stue bien und andere nöthige Abhaltungen, nahmen ihte ganze Zeit in Anspruch. Der Prinz von Wales fah gelegentlich, wiewohl nur selten, feine Tochter, die er zärtlich liebte.

Während dieser Zeit stand der Prinz mit Mrs. Fisherbert beständig auf einem vertrauten Fuße, und von der Gräfin von Jersey hörte man in Zeitungen und im Publicum nur selten etwas. Bu Anfange der Französischen Revolution nahm der Pring lange Zeit Leinen entschiedenen Antheil an den Brittischen Ungelegenheiten. Die Oppositionspartei war unter sich selbst uneins geworden, als Burke sich davon ents fernte, und der Französischen Revolution in dem das mals geschriebenen Werke die bitterste Feindschaft ans

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