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gestern in unser Dorf, und betrugen sich so ruhig, daß ich ihrem Unführer deßhalb dieß Geschenk bringe."

Wünschen Sie, daß der Krieg fortdaure? sagte ich eines Tages zu einem jungen Officier; denn eine Zeitung, die ich so eben gelesen habe, behauptet, es fei unmöglich, ihre siegreichen Krieger von dem gera= den Marsch nach Constantinopel abzuhalten, gleich. viel, ob der Sultan in die Bedingungen willigt, ober nicht."

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Das Wahre von der Sache ist, erwiderte er, daß wir den Türkischen Krieg ebenso satt haben, als vielleicht Ihre Truppen den Birmanischen, - obgleich Soldaten nicht immer gern ein solches Bekenntniß ablegen. Wir werden gewiß gut bezahlt, so lange wir im Felde sind, d. h., wir bekommen Silberrubel statt Kupfer, oder fast das Vierfache; aber was nüşt das? sterben wir nicht bei Hunderten an Fieber und Pest? Für uns ist die Türkei ein abscheuliches Land mit einem greulichen Clima, und Adrianopel eine höchst uninteressante Stadt; wir können hier auch nicht das geringste Andenken zum Kaufe erhalten, das würdig wäre, unsern schönen Freundinnen im Norden überreicht zu werden."..

Auf diese Weise pflegte ich mich gelegentlich das

mit zu unterhalten, bie Russischen Officiere über ihre Gesinnungen reden zu laffen. In drei Dingen stimni ten sie Alle überein: daß die Türken ihnen nie wies der die Spike bieten könnten, daß es hohe Zeit zur Rückkehr nach Rußland, und daß Diebitsch ein Halbgott fei.

Ein Fränkischer Kaufmann erzählte mir eine Anecdote von einem Russischen General, welche die sem viele Ehre macht. Jener Kaufmann war mit einem Vorrath von Shawls und Likörs im Lager angekommen, und hatte sich durch seine Redlichkeit die Gunst des Generals erworben, der ihn eines Tageß auf die Seite führte und zu ihm fagte: „IH sehe, daß Viele von unsern Officieren hierher kome men, und Eure Shawls befehen. Ich achte Euch, weil Ihr, wie ich sehe, reblich im Handel seid und ein guter Mann, deßwegen will ich Euch diesen Rath geben: Verkauft nichts ohne baares Geld auf der Stelle; diejenigen, welche von Euch auf Erebit nehmen, können morgen nach Enos oder Burgas oder sonst wohin beordert werden, und wie wollt Ihr dann zu Eurem Gelde kommen, da Pest, Fieber und tausend andere Zufälle sie jeden Augenblick hinraffen können."

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Der Preis der Lebensmittel war in Abrianopel feit der Ankunft der Ruffen bedeutend gestiegen. FrüHer kostete eine Deca (4 Pf.) Butter drei Piaster oder einen Englischen Schilling, jest zehn; ein Pu ter sonst zehn, jezt 45; ein Huhn 3, jest 20 Piaster, und sofort Alles im Verhältniß.

Wir jagten auf der Ebene von Adrianopel, machten aber wenig Beute, was jedoch nicht überras schend ist, wenn man bedenkt, wie viele Nimrobs schon vor uns über diesen Grund gezogen waren. Wir verschafften uns zwei Türken, welche zottige Jagdhunde, von den Griechen Lacöuni genannt, hatten. General Reithern machte uns beritten, und wir burchstreiften die westliche Gegend von der Stadt, die von kleinen Hügeln, Buschwerk und Weinbergen durchschnitten wird. Wir hatten mehrere harte Ritte über den steinigen Grund, und jagten, außer Hafen, einige Füchse auf. An abgelegenen Stellen trafen wie gelegentlich auf alte Kirchhöfe, deren graue moogs bedeckte Grabsteine den Verlauf mehrerer Jahrhun berte seit ihrer Legung bezeichneten.

Mitte Octobers wurde der Friede ratificlet. Ich hielt es jest für die höchste Beit, Adrianopel zu vers laffen, und beschloß, da Lord Dunto mich eingeladen

hatte, ihn nach Aegypten, und von bort nach EngLand zu begleiten, hach Obeffa zu gehen, und von da nach Constantinopel zu Schiffe, um den Lord bei seiner Rückkehr vom Balkan daselbst zu treffen.

2.

Züge aus dem Leben Georg IV.

(Beschluß.).

Jene Briefe aber erreichten nie den Ort ihrer Bestimmung, und die Prinzessin behauptete mehrmals, daß sie genau wisse, sie wåren von der Gráfin von Jersey aufgefangen und der Königin überliefert worden. Lady Jersey leugnete hartnäckig; sie behauptete, daß sie nichts mit dem Pakete zu schaffen ges habt habe, und daß es allein des Dr. Randolphs Schuld sei. Dieser dagegen leugnete alles, und gab der Laby Jersey eine Beschreibung von allen Umstång den, wobei er behauptete, daß, da er Braunschweig nicht besucht, er das Paket durch die Post zurückgesendet habe. Die Prinzessin war sehr unwillig über diesen Verlust und drang auf Untersuchung, die auch vorgenommen wurde, aber leider die Sache nicht ins

Klare brachte. Das Einzige, was gewiß blieb, war, daß die Prinzessin die Briefe nicht zurückerhielt, die Dr. Randolph von Braunschweig an sie abgeschickt hatte; denn da dieß Paket an Lady Jersey adressirt war so håtte fie dieselben auch durch deren Hände bekommen müssen. Dennoch ist der Verdacht, den einige Personen auf die Prinzessin selbst zu werfen fich bemühten, daß sie die ganze Sache erdacht habe, um die öffentliche Meinung für sich und Unwillen gegen ihre Feinde zu erregen, noch unhaltbarer. Wenn irgend ein Plan dabei zum Grunde lag, so mußte er zwischen dem Doctor und der Lady Jersey bestehen.

Der Prinz rechtfertigte bei dieser Gelegenheit den Character der Lady Jersey. und des Dr. Randolph, behauptete, daß seiner Meinung nach seine Mutter fich nicht hätte so benehmen können, und hielt sich über seine Gemahlin auf, daß fie geschrieben, was irgend einer Person, wenn sie es gelesen, als ein Verbrechen vorgerückt, werden könne. Keiner, welcher den Character der Königin Charlotte gehörig würdigt, wird einen AugenblicLanstehen, der Meinung des Prinzen, so weit dieselbe dabei betheiligt war, beizus treten. Sie würde sicher nie geduldet haben, daß heimlich entwendeten Briefe ihr überliefert würden,

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