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währten aber in dieser Orientalischen Scene bie Russischen Soldaten, welche sich unter Griechen und Osmanlis mischten, um ihre Einkäufe zu machen, und ehrlich bezahlten, was sie brauchten.

Die Griechen hatten nicht lange Zeit gebraucht, um etwas Russisch aufzuschnappen, und die größte Thätigkeit herrschte unter ihnen vor. In der Nacht hörte man beständig die Hämmer der Schuhmacher; Jeder strebte, so viel wie möglich an seinen Mitchri ften zu verdienen, und die Adventszeit der Ruffen wandelte diesen Plas in einen Markt um. Doch waren keine Trappen in Adrianopel, sie hielten sich Alle draußen auf; nur einige wenige Ruffischè Schildwachen hier und da in den Straßen zeigten an, daß die jaurs Herren dieser alten Hauptstadt seien, aus welcher die Türken sie von ganzem Hers zen wegwünschten, wiewohl sie durchaus keine Ursache hatten, über dieselben zu klagen.

Das Esti, Serai oder alte Serail liegt vor der Stadt, an den Ufern des tiefen und dunkeln Tunia neben dem Ulmenhain, in welchem das Haus und die Belte standen, die der Feldmarschall und, fein Stab bewohnten. Ein hoher Thorweg führt in eis nen großen Hof, in welchem ein achteckiger Thurm,

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zu dessen beiden Seiten prächtige Kiosken find, Einem am Meisten auffällt. Diese bewohnten die vor nehmsten Officiere; die übrigen Gebäude des Serails waren dagegen in Verfall, da sie seit mehreren Jahren leer standen. Der Gedanke, daß dieß einst der Ort der verschwenderischsten Pracht war, als die Türken noch ihre ganze Macht besaßen, daß sie hier die Huldigungen der Herrscher in der Person ihrer Gesandten empfingen, daß hier der Boden von Neuem mit dem Blute unglückseliger Opfer, die auf den Wink eines Despoten fielen, gedungt war, und -baß unter den Mauern der Strøm des von Erlen und Trauerweiden beschatteten Tunja über die Ges beine mancher schönen Bewohnerin des Harems, die um Mitternacht dort dem Tode in den Fluthen preisgegeben war, dahin floß, machte einen seltsamen Eindruck auf die Seele des Beschauers.

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Die Griechische Metropolitankirche liegt in einer von den engen Straßen der Stadt; runde Pfeiler tragen ihren Giebel; das Licht dringt durch eine Reihe Fenster unter dem Gesimse ein, und die Wan de sind mit Bildern der Panagia oder heiligen Jungfrau und anderer Heiligen bedeckt. Lord Dunla und ich wohnten eines Morgens früh um 7 Uhr das

felbst dem Gotteldienste bei. Das Schiff der Kirche war mit Griechen in blauen Jacken und Türkischen Beinkleidern gefüllt; sie hatten ihre schwarzen Mützen in der Hand und behielten ihre Pantoffeln an, im Gegensaß zu den Türken, welche dieselben immer an heiligen Orten ablegen. Die Frauen befanden sich auf einer Gallerie. Als wir eintraten, fang der Chor eine Hymne, aber ihr Gesang war sehr náfelnd. Da wir die Versammlung nicht in ihrer Andacht stören wollten, blieben wir hinten in der Mens ge stehn; aber der Erzbischof, der uns gewahrte, sand= te einen Priester, der uns Plaß machte, und uns zú den Ehrenfißen auf beiden Seiten bei Sr. Hochwürden führte. Ein junger kräftiger Priester, mit lan= gem auf die Schultern wallendem Haar, in Seide und Brocat gekleidet, trat dann hinter dem Altar hervor, und durchräucherte uns mit den Düften ei nes prächtigen Räuchergefäßes, das er vor unsern Sißen hin und her schwenkte. Die Hostie wurde darauf ers hoben und in der Kirche, begleitet von geweihten Kelchen, silbernen Fahnen und massiven Kreuzen, in Procession einher getragen. Die Versanımlung ver= brugte sich tief und bekreuzte sich eifrig, sowie sie vors uber Fam; κυριε ελεησον (Kyrie eleison) erfol

von jeder Lippe. Alsdann ging ein Priester unter dem Bolle mit einer silbernen Schüssel umher, auf wel cher die Paras der Mildthätigen gesammelt wurden. Nach den Gebeten word die Eucharistie gegeben.

? Als der Gottesdienst vorbei war, lud uns der Erzbischof in sein Haus. Er sah sehr edel aus, trug eine hohe Müße und Kleider von scharlachro ther und schwarzer Seite. In der Hand führte er einen goldbeschlagenen Stab. Er feste fich in eine Ede feines Divans, und «lud- uns ein, neben ihm Plaß zu nehmen. Darauf wurden Pfeifen und Caffee ges bracht, und dann, nach Morgenländischer Sitte, in Bucker eingemachte aufgezogene Früchte mit einem Glase Waffer. Engländer würden dafür sorgen, daß, die Türken sein Volk nicht schlecht behandelten, nachdem die Ruffen sich zurückgezogen hatten, denn die Pforte zúrne darüber, daß die Griechen von Rumelien nicht die Er oberer mit den Waffen in der Hand zurückgetrieben batten. Aber was konnten wir thun, fagte er; wir konnten doch nicht gegen unsere eigenen Glauben@ges noffen" "kämpfen ? Konnten wir ihnen denn unsere Thüren verschließen, nachdem sie das Gebiet unserer Beherrscher betreten hatten ?

Der Erzbischof sagte, er hoffe, die

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Im Haufe des Herrn Durelog wären einige interessante Griechische Frauen, vorzüglich "zeichnete ' sich die schöne Marego aus. Sie war aus Chios und mit drei andern Jungfrauen an einen Effendi von Abrianopel, nach dem furchtbaren Blutbabe auf jener Insel, verkauft worden. Ihre Schönheit wurde noch durch große Bescheidenheit und Liebenss würdigkeit erhöht; sie trug ihre Nationaltracht. Shr rabenschwarzes Haar war in schwarzer und goldener Gaze aufgebunden, eine rothe Jacke deckte ihren Oberkörper, unter dieser trug sie ein seidenes Unters röckchen und leichte Pantoffeln auf ihren zarten Füs Ben. Herr Durelog und seine Gattin hatten auf eine ebele Weise schon mehrere Griechische Sclaven Freigekauft. Maregos und ihrer Gefährtinnen Schick fal war ihnen zu Ohren gekommen, und sie hatten nach vieler Mühe den Effendi' bewogen, sich von ihnen zu trennen. Bald nachher ward Marego frank; es scheint, als habe sie einen gewaltigen Eindruck auf das Herz des Türken gemacht; er bat um Erlaubniß, sie zu besuchen, und erhielt dieselbe. Es war rührend, die Theilnahme des alten Mannes zu sehen; er sezte sich neben dem jungen Mädchen auf den Boden nieder, nahm ihr leidendes Haupt

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