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fluß des Ligris bis an die Kúste und die Inseln von Japan hatten sie Factoreien und Forte. Sie hatten sich mit vielen Indischen Fürsten verbunden, und auf mehrern Puncten, besonders zu Ceylon und an den Küsten von Malabar und Coromandel waren fie selbst souverän geworden. Batavia auf der herrs lichen Insel Java, deren größten Theil sie erobert hatten, war der Mittelpunct ihres Indischen Handels geworden. Diese Stadt war sehr ungesund; aber sie hatte einen ausgezeichneten. Hafen, außerdem eine bes wundernswürdige Lage, um den ganzen Orientalischen Archipel zu beherrschen. Im Jahr 1650 gründeten fie eine Colonie auf dem Vorgebirge der guten Hoff. nung, das die Portugiesen so ungeschickt hintangeseßt hatten.

Diese Nation betrieb alle Handelszweige mit gleichmäßigem Eifer; aber ihr Handel mit dem Baltischen Meere war vielleicht der gewinnreichste und ausgedehnteste. Guichardini sagt, der Handel der Vereinigten Provinzen mit Polen, Dänemark, Preußen u. s. w. sei vor ihrer Emancipation so beträchtlich gewesen, daß zweimal des Jahres nur von Danzig und Liefland dreihundert Schiffe in Amsterdam eingelaufen wåren. Dieser Handel wuchs noch ungeheuer

gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts und im Anfang des siebzehnten. Die große Bevölkerung Hol= Lands, die engen Grenzen seines Bodens, wie die natürliche Unfruchtbarkeit, machten es in Hinsicht des größten Theils, seines Getreidevorraths abhängig von ausien. Die Küstenländer des Baltischen Meers versorgten es fast ganz; außerdem erhielt es von dort sein Holz zum Schiffbau, sein Eisen, Hanf, Their und mehrere andere zu Erbauung seiner Schiffe oder Häuser und in mehreren Fabriken nothwendigen Materialien. Nichts macht den Holländern mehr Ehre, als die Art und Weise, die sie immer in Hinsicht des Getreidehandels beobachtet haben. Die abwechs felnden Preise des Getreides hatten sie früh veranlaßt, darauf große Capitalien zu verwenden. Wenn die Ernten reichlicher wie gewöhnlich waren, und der Preis niedrig stand, so kauften fie große Quantitåten Getreides, und häuften es in Magazinen auf, in der unfehlbaren Hoffnung, die Steigerung zu benußen, die durch ein schlechtes Jahr bewirkt werden könnte. Bu verschiedenen Zeiten versuchte man mit verdoppelten Anstrengungen die Regierung zu vermögen, die Ausfuhr zu verhindern, wenn der Preis hoch stand; aber hartnäckig verweigerte sie jede Einmischung. Dieser

liberalen Politik zu Folge war Holland lange Jahre hindurch die wichtigste Getreide Niederlage von ganz Europa, und zu allen Zeiten waren seine Märkte immer reichlich versehen. Kornmangel, der in bloß Ackerbau treibenden Ländern, und wo der Getreidehandel so vielen Einschränkungen unterworfen ist, fo drückend wird, blieb den Holländern nicht allein gänzlich unbekannt, sondern er wurde eine ergiebige Quelle des Reichthums für ihre Kaufleute, deren in den Magazinen aufgehäuftes Getreide schnell und vor Theilhaft abging.

Sir Walter Raleigh_sagt: „Amsterdam habe immer einen Vorrath von 700,000 Quarters Getreide gehabt, wovon nichts in Holland gewachsen war; wenn in einem andern Theile Europas ein Miswachs eingetreten war, so bereicherte dieß Holland auf firs ben Jahre, Während anderthalb Jahre · bezahlte, bei einem eingetretenen Mißwachs, England nur al Lein aus den Häfen von Southampton, Bristol und Exeter 200,000 Pf. St. an Holland, und wenn man London und die übrigen Håfen mitrechnet, so belief fich die Summe wenigstens auf 2,000,000 Pf. St. Wenn in Europa Mangel herrscht, bemerkt der Schriftsteller, der über den Reichthum Hollands gen

schrieben hat, so giebt es in Amsterdam Weizen, Roggen und andere Getreidearten; dort wird daran nie Mangel seyn."

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Die Bank von Amsterdam wurde im Jahr 1609 gegründet. Der Hauptzweck dabei war der, den zahlreichen Unbequemlichkeiten zu begegnen, die aus der Circulation der verschiedenen Münzarten · hervorgingen, welche von den verschiedensten Puncten der Welt in diese große Handelsstadt gebracht wurs den. Die Kaufleute, welche Münze, oder Gold. und Silberbarren in die Bank niederlegten, erhielten auf ihre Bücher einen ihrer Eintage angemessenen Eres bit. Dieß nannte man Bank-Münze. Alle beträcht= liche Zahlungen wurden nun so geleistet, daß man von dem Conto eines Individuums den Betrag der Summe auf das Conto eines andern übertrug. Diefe Anstalt blühete fort bis zur Invasion der Franzosen im Jahr 1795.

Im Jahr 1621 gründeten die Holländer eine Westindische Compagnie. In dem kurzen Zeitraum von funfzehn Jahren riß diese Gesellschaft den größs ten Theil von Brasilien an sich, rüstete 800 Kriegsund Handels-Schiffe aus, mittels einer Auslage von 99,000,000 $1., und nahm den Spaniern und Pore

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tugiesen 545 Schiffe weg, beren Werth sich fast ebens so hoch belief. Aber der Erfolg der kriegerischen Unternehmungen der Compagnie zur See war der Grund ihres Untergangs. In ihrem Eifer, diese zu betreiben, versäumte sie, die Eroberung von Brasilien zu vollenden, und selbst die Provinzen, deren sie sich schon bes mächtigt, auf guten Vertheidigungsfuß zu seßen. Im Jahre 16-40 schüttelten die Portugiesen das Spa-. nische Joch ab, und bald nachher rüsteten sie sich, die schönen Befihungen wieder zu erobern, die sie im füdlichen America verloren hatten. Der Prinz Mo= ris von Nassau, Holländischer General Capitán von Brasilien, ward unklugerweise im Jahr 1644 zurückberufen, und an seine Stelle kamen unfähige Nachfolger. Die Portugiesen benußten diesen Umstand; die Holländer wurden heftig angegriffen, und da fie, vom Mutterlande keine Hülfe erhielten, sahen sie sich gezwungen, Brasilien im Jahr 1654 auf immer zu verlaffen. Diese Catastrophe führte ben Untergang der Compagnie herbei, und sie löste sich im Jahr 1674 auf. Eine andere mit nicht so ausgedehnten : Privilegien bildete sich auf ihren Trümmern.

Zwischen den Jahren 1651 und 1672, während der Französischen Kriege, erreichte der Handel Hol

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