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Der König sollte auch, bevor er als folcher anerkannt ward, den Eid auf die Verfassung in die Hände des Präsidenten der Pairskammer in der Versammlung beider Kammern ablegen. - Kein Gesek sollte eine rückwirkende Kraft haben, und Preßfreiheit, ohne Censur, bestehen, doch mit der Verantwortlichkeit für den Mißbrauch, nach den durch das Gefeß bestimme ten Fällen. Jeder Bürger sollte, ohne allen Unters schied, außer dem seiner Talente und Tugenden, zu allen öffentlichen, bürgerlichen, politischen und militais rischen Aemtern gelangen können.

Griechenland, seitdem es den Kampf für feine Unabhängigkeit und Selbstständigkeit begann, experimen tirte, von dem Jahre 1822 an, zu verschiedenenmalen mit neuen, auf eine Republik berechneten, Verfassun gen; allein felbft die dritte, von der griechischen Natioś nalversammlung unter dem Präsidenten Siffini am 17. Mai 1827 gegebene und angenommene, Verfassung trat, nach der Ankünft des Präsidenten Capodistrias, nicht ins öffentliche Staatsleben. Ob nun gleich die Pforte in dem Frieden zu Adrianopel (14. Sept. 1829) den neuen griechischen Staat anerkannte; so wird ders selbe doch erst nur bann eine bleibende Verfassung erhalten, wenn die europäischen Hauptmächte über den Fünftigen fouverainen Fürften Griechenlands fich vers einiget haben werden.

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F e b r u ar

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1.

Wanderungen auf dem Schauplaß des leg. ten Krieges zwischen Rußland und der Türkei. 1)

Aus dem Englischen.

Der Verfasser, welcher früher in Oftindien gedient, und Persien besucht hatte, reiste im Jahre 1829 nach stufland, um Einiges von dem damals herrschenden

riege zu sehen. Es gelang ihm, auf der Flotte des Admiral Greig als Freiwilliger die Fahrten um das schwarze Meer mitmachen, und auch Streifereien in bas Lager der Landármee vornehmen zu dürfen. Was wir davon Interessantes in dem Werke vorgefunden, theilen wir hier als Bruchstücke mit, zumal man über

1) Travels to the seat of war in the East trough Russia and the Crimea in 1829. By Captain JaChimes Edward Alexander. 2. Vol. London, 1830.

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jenen Krieg wenig Anderes weiß, als was auf offi

ciellem Wege mitgetheilt wurde.

Stampf um Sizeopol.

Die vorzüglichen Operationen der Flotte des schwarzen Meeres im Feldzuge von 1828 waren die erfolgreichen Angriffe auf Unapa, an der Küste Eirs caffiens und auf Varna. Im Jahre 1829 war die Expedition gegen Sizeopolis in Rumelien die erste; wir wollen das Nähere darüber hier folgen lassen.

Bu Anfang des Februars rüstete Admiral Greig ein Geschwader im Hafen von Varna, daß für eine ger heime Expedition bestimmt war. Die Türken glaubs ten sich vor einer Landung an der Küste, südlich von Varna, ganz gesichert, während des Winters, da die Schiffahrt auf dem Euxin bis zum April gefährlich ist; daher kam es deun, daß jene Unternehmung mit außerordentlichem Erfolge gekrönt wurde. Die Flots tille bestand aus drei Linienschiffen, zwei Fregatten und einigen kleinern Fahrzeugen, unter dem Oberbe fehl des Contre Admiral Kumakin, man hatte das Regiment Kamtschatka, eine Compagnie vom Selens guiestischen Regiment, eine Compagnie Pioniere und

funfzig Kosalen am Bord. Am Morgen des 27. Februars erschien sie vor Sizeopol zu großem Er. staunen der Türken.

Gleich den meisten altgriechischen Städten an der Westküste des schwarzen Meeres nimmt Sizeopol (ehemals Apollonia) eine felsigte Halbinsel ein, welche durch eine schmale Landenge mit dem Continente vers bunden ist. Batterieen befanden sich an der Land-, wie an der Seefeite, und das Russische Geschwader eröffnete sogleich ein wohlunterhaltenes Feuer auf diefelben, sobald es ihnen gegenüber kam. Halil Pascha und feine Garnison wurden aufgefordert, sich zu ergeben, oder eincs Angriffs zur See wie zu Lande gewärtig zu seyn. Der Dollmetscher Batianoff, erzählte mit gewöhnlicher Griechischen Lift dem Pascha, daß sich zehntausend Mann auf dem Geschwader befanden, und daß die Stadt kaum eine Stunde lang Widerstand leisten könne, sobald die Landung auf dem Isth= mus Statt fände. Die Türken schenkten in ihs rer Unwissenheit diesem Berichte Glauben und fingen an, in ihren Entschlüssen zu wanken, fandten jedoch den ersten Parlamentår mit der Antwort zurück, fie würden. Widerstand leisten bis auf den lehten Mann. Die Schiffe nahmen demzufolge ihre Stellung ein,

und bas Feuern bauerte von beiden Seiten während deffelben Lages und der folgenden Nacht fort.:

Am Morgen des 28. wurde, während eines dichs ten Nebels, eine beträchtliche Macht auf den Höhen westlich von der Stadt ausgeschifft, und eine neue Aufforderung an den Pascha gesandt. Er erwider te, daß seine Albaneser 1600 an der Zahl während der Nacht geflohen feien, und er demgemåß, da seine Kräfte baburch so bedeutend geschwächt, Willens fei, die Festung zu übergeben. Hierauf marschirte ein: Bataillon des Regiments Kamtschatka, 1000 Mann stark, nach der Stadt, die übrige Infanterie besegte die Höhen und begann augenblicklich die Werke zu befestigen, damit diese fähig seien, den erwarteten Un= griffen Hussein Paschas, welcher die Küste des Golfs von Pharos oder Burgas inne hatte, Widerstand zu leisten.

So fiel Sizeopolis, vorzüglich durch Ueberlistung und durch die Unwissenheit der Türken über ihre eis: genen Kräfte; denn selbst eine kleine Garnison hätte den Anstrengungen der Russen trogen können, bis sie von Hussein Pascha Verstärkung erhielt. Die Rus fen fanden eilf Kanonen, einige hundert Gewehre, zwei Fahnen, Munition u. f. w. in der Festung und

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