tråte. Als aber kurz darauf (3o. Mai 1814) die verbüns deten Mächte Belgien mit Holland zu einem gemeins famen Königreiche vereinigten, doch daß nach den Bestimmungen des Wiener Congresses die belgische Proving Luxemburg als Großherzogthum einen Ber ftandtheil des teutschen Bundes bilden sollte, versams melte der nunmehrige König der Niederlande, Wilk helm s, im Sommer 1815 die belgischen und holländis schen Notabeln zur nochmaligen Berathung des vorjäht rigen, nun aber auf beide vereinigte Länder ausgedehn ten, Verfassungsentwurfes. Ob nun gleich die Stims menmehrheit (zunächst bewirkt durch den Anstoß der bels gischen Abgeordneten an der, in der Verfassung ausges sprochenen, völligen bürgerlichen Gleichheit, ohne Rück Ficht auf Religionéverschiedenheit), gegen die Annahme der neuen Verfassung sich aussprach, so erklärte doch der König dieselbe am 24. August 1815 zum Grundgez fete des Königreiches. Sie gehört in der That ju den gemäßigtsten neuen Verfassungen, weil der König nicht nur mit einer Civillikte von 2,400,000 Gulden fich begnügte fondern auch mit den, in zwei Kammerri getheilten, Generalstaaten das Recht der Initiative der Geseze theilte. Außerdem entschied die Verfas fung sehr zweckmäßig für die Stiftung von Provins zialstaaten, gebildet aus dem Adel, den Städten und der Landschaft zur Berathung und Leitung der besons dern Angelegenheiten jeder einzelnen Provins des: Meis ches. Welche Rückwirkung die belgische Revolution der lezten Wochen auf die einzelnen Bestimmungen dies fer Verfassung haben wird, liegt in dem Kreise der Zus tunft. So häufig, wie in den Niederlanden die Constitutionen zu der Zeit wechselten, wo sie Anfangs von Franks reich abhängig, später demselben ganz einverleibt waren, fo häufig auch in Italien. Der Freistaat Venedig ftürzte im Frieden von Campo Formio im Jahre 1797 mit seiner veralteten Verfassung zusammen, und kam damals nach seinem kleinern Theile, zu dery, in der Mitte von Oberitalien neugeschaffenen, se i salviy wischen Republik; zum größern Theile ward das Land deffelben mit Deftreich vereinigt. Venedigs Schwesterf republik Genua ward erst im Jahre 1805 Frankreich felbst einverleibt, und wechselte feit 1797, wo fie den Namen ligurische Nepublik annahm, unter Byz naparte's Einflusse als Oberbefehlshaber: des franzófi, fchen Heeres in Italien, und später als erster Conful mehrmals ihre conftitutionellen Formen. So war nas mentlich die ihr am 26. Juni 1802 gegebene Verfassung nur eine Webergangsmaasregel zu der spätern Einvers leibung Genua's in Frankreich, weil die Abgeordneten Genua's die, schon im Februar 1802 zu Lyon beabsich tigte, Vereinigung mit der jungen Republik in der Lombardei abgelehnt hatten. --:: Ueberhaupt standen in der Glanzeit Napoleons von italischen Ländern: Gar soyen, Piemont p‹Nizza, Genua, Parma, Toskana, und seit 1809 felbft der Kirchenstaat, unter der in Frankreich geltenden Verfassung. Nur die erste por litische Schöpfung Napoleons, noch zur Zeit feiner. Felds herrnwürde in Italien, der, Anfangs cisalpinische, Dann italienische Republik, spåter Königreich Italien genannte, Filialstaat Frankreichs jenseits der Alpen, behauptete eine selbstständige Staatsform, und mit derselben eine besondere, von der französischen vers fchiedene, ja theilweise sehr von der leztern abweichens de, Verfassung. Nur dem Namen nach erhielt bes reits am 30. Juni 1797 die, im Frieden von Campo Formis von Oestreich anerkannte, und aus Mailand, Mantua, Modena, drei päpstlichen Legationen, einigen helvetischen Landschaften, und dem venetianischen Ges biete bis an die Ersch gebildete, cisalpinische Res publik eine neue Verfassung. Sie trat nicht ins Lebenz dies geschah erst mit der Verfassung, vom 28. Januar 1802, welche diesem Staate, zugleich mit der Verwands Jung seines Namen in den der italienischen Rer publik, gegeben ward. In dieser Verfassung ward der erste Conful Frankreichs zugleich Präsident der italienischen Republik, den zu Mailand ein Vicepráfident vertrat. Das Eigenthümliche dieser Verfassung bes ruhte zunächst darauf, daß fie drei Wahlcollegia Der Grundeigenthümer, der Gelehrten und der Kaufleus te, ins Leben rief, bestimmt, die Mitglieder der Staats consulta, des geschgebenden Körpers, der Revifionse und Cassationsgerichte, so wie die Rechnungscommissas rien zu ernennen. Dem Präsidenten stand die Initiative der Gefeße zu; doch konnte der geseßgebende Körper, gebildet aus 75 Individuen, die ihm mitgetheilten Ges fegesentwürfe annehmen oder verwerfen. Nachdem aber im Jahre 1805 Napoleon die Würde eines Königs von Italien angenommen hatte, erlitt diese Verfassung, durch zwei conftitutionelle Statute vom 27. Mårz und vom 5. Juni 1805, wesentliche Veränderun≤ gen. Sie dauerte, unter diesen Modificationen, bis ju Napoleons Abdankung in Frankreich und Italien am 11. April 1814. Aus den Bestandtheilen dieses Staa tes gingen Mailand, Mantua und der vormalige Freis kaat Venedig auf Deftreich über, worauf der Kaiser Franz I. diesem nunmehrigen lombardisch-veneti anifchen Königreiche am 24. April 1815 eine neue Verfaffung gab. - Dagegen erloschen in den, an den König von Sardinien zurückkommenden oberitalienis fchen, Ländern, so wie in Toskana, Modena, Parma, Lucca und im Kirchenstaate die conftis tutionellen Formen. Denn die vom Papfte Pius VII. dem Kirchenstaate am 6. Juli 1816 gegebene Conftis tution ward von seinem Nachfolger, Leo XII, in dem sogenannten Motuproprio vom 5. Oct 1824 wieder aufgehoben. So wie in Ober- und Mittel-Italien das conflitus tionelle Leben nur wenige Jahre bestand, so auch in dem Königreiche beider Sicilien, das, nach der Verdrängung der bourbonischen Dynastie von Neas pel nach Sicilien im Januar 1806, Napoleon seinem åltern Bruder Jofeph, und im Jahre 1808, nach defsen Versetzung auf den Thron Spaniens, feinem Schwas ger, Joachim Murat, zutheilte. Beide Könige konnten sich aber nur bei dem Besße Neapels behaups ten, während die bourbonische Dynastie in Sicilien unter dem Schüße der Britten regierte. Dem Köz nigreiche Neapel gab Joseph, kurz vor seinem Abgange nach Spanien, am 20. Juni 1808 eine neue Vers fassung, mit einem Nationalparlamente, das aus 100 Mitgliedern bestehen und in fünf Bánke: der Geists lichkeit, des Adels, der Grundbesißer, der Gelehrten und der Kaufleute, getheilt seyn sollte. Allein Joas chim Murat regierte Neapel, ohne diese Verfassung in Wirklichkeit treten zu lassen. Als aber Ferdinand IV. im Jabre 1815 von Sicilien nach Neapel zurückkehrte, wurs den die Formen der absoluten Regierung durchgehends wieder hergestellt. Eben so erlosch in diesem Wender puncte der politischen Verhältnisse die, von dem brits tischen Lord Bentinck dem Königreiche Sicilien im Juli 1812, mit Zustimmung des brittischen Ministeris ums, gegebene, Verfassung, die ohnedies von der, das mals in Sicilien lebenden, bourbonischen Dynastie nicht anerkannt ward, obgleich diese Urkunde manche sehr zweckmäßige (theilweise der brittischen Verfassung nachs gebildete) Bestimmungen (z. B. ein in zwei Kammern getheiltes Parlament) enthielt. Selbst der Versuch, welchen das neapolitanische Heer in Verbindung mit - |