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Friebe geschloffen werden.・ Kurz die Prárogativen der Grafen glichen mehr denen von wählbaren Magistraten republicanischer Staaten, als solchen, die erblichen Obrigkeiten eigen sind,

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Dieß Regierungssystem, die daraus entsprungene Sicherheit, das freie Feld für Industrie und Thätig. keit des Geistes waren ohne Zweifel das entscheidende Verhältniß, das Flandern schon früh zum reichsten, am besten cultivirten und handeltreibendsten Land Europas machte, und die Holländer in den Stand fezte, alle Hindernisse ihrer Lage zu besiegen. Es existirt ein unbestreitbarer Beweis, der liberalen Politik, welche das Flamandische Gouvernement zu einer Zeit befolgte,: wo England unter der Regierung Eduard I. noch in einen Zustand der Barbarei versenkt war. Dieser Monarch schrieb in einem Briefe an Robert, Graf don Flandern, er habe erfahren, daß die Flamander und Schotten gegenseitig sehr lebhafte Verbindungen. unterhielten; da nun die Schotten für Robert Bruce, der sich gegen ihn aufgelehnt hatte, und von dem Papst excommunicirt worden sei, Partei ergriffen hátten, so fordere er, daß sich der Graf diesen Verbin dungen widerseße und die Schotten von seinem Gebiete abhalte. Der Graf antwortete Edward in einem

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ehrerbietigen Schreiben, fügte aber hinzu: „Wir dürfen Ew. Majestät nicht verschweigen, daß unser Land Flandern aller Welt gemein ist, und daß Jedermann offenen Zutritt in dasselbe hat. Dieß Privilegium dürfen wir den handeltreibenden Menschen nicht ents ziehen, ohne die Interessen unserer eigenen Unterthas nen zu compromittiren. Wenn Schotten in unsere Háfen und Flamander in die ihrigen kommen, so geschieht das wahrlich nicht, um sie in ihrem Verges, hen zu bestärken, sondern um einen Flandern Vortheil gewährenden Handel zu beschüßen.“

Diese Provinzen blieben mehrere Jahrhunderte lang unter der gelinden und constitutionellen Regie rung ihrer eignen Fürsten, bis sie durch Aussterben der månnlichen Linie, durch Eroberungen, Heirathen und andere Begebenheiten unter die Herrschaft des Hauses Burgund kamen. Ohnérachtet jedoch der Größe der Macht ihrer neuen Souveräne genossen sie doch fortwährend ihre alten Privilegien, und standen unter Gefeßen, die ihnen von ihren eigenen Reprás sentanten gegeben wurden. Die Abgaben und andere öffentliche Auflagen wurden sehr gesteigert; aber ihr Reichthum und Handel wuchsen noch in einem viel größern Maßstabe; man unterwarf sich dieser Last,

wenn auch nicht ohne Murren, boch ohne Uns: ruhen.

Im Jahre 1447 ging die Souveränetåt der Niederlande vom Haufe Burgund auf das HausTM Habsburg über, durch die Verheirathung der einzigen. Tochter Earls des Kühnen, des lesten Herzogs von: Burgund, mit Maximilian, dem nachherigen Kaiser: von Deutschland. Sein Enkel, Carl V., der in den Niederlanden geboren war, hegte gegen die Niederländer huldreiche Gesinnungen. Er behandelte sie mit' Schonung, ehrte ihre Privilegien, und auch in den feltenen Fällen, wo er die constitutionellen Grenzen: überschritt, stellte sich seiner Regierung nur eine un bebeutende Opposition entgegen. Nicht so war es un ter der Regierung seines Sohnes und Nachfolgers Philipp II. Die Reformation. hatte schon bedeu: tende Fortschritte in den Niederlanden gemacht, undi bieser König dem Antrieb einer unerbittlichen undi dů stern Andacht sich hingebend, führte das Inquisitions» Gericht ein, das mit furchtbarer Züchtigung gegen alle diejenigen Individuen verfuhr, die der Keßerei beschuldigt wurden. Ein großes, hauptsächlich aus Italienern und Spaniern zusammengesettes Heer ward in die Provinzen gesandt, und das Commando über dasselbe dem bes

rüchtigten Herzog Utba übergeben, der in Hinsicht seines Aberglaubens und seines wilden Characters; Philipp ganz gleich stand, Der Zweck des Herzogs Alba war nicht bloß, alle Spuren der reformirten Religion zu vertilgen, sondern auch eine ebenso desz potische Regierung einzuführen, wie die von Castiz lien. Die Grausamkeiten, die er beging, um zu dies sem Zweck zu gelangen, erzeugten einen Geist des Widerstandes, den die ganze Macht Spaniens nicht bezwingen konnte. In Flandern behielten zwar die Spanier die Oberhand, aber Holland und die nordlichen Provinzen behaupteten sich in ihrer Unabhán; gigteit. and

Niemals wurde wohl ein Kampf mit anfcheis rend ungleicheren Mitteln geföchten. Ohne Zweifel: war damals die: Spanische Monarchie die mächtigste in ganz Europan Es schien hinlängliche Hülfsquellen: zu haben zu den größten Unternehmungen; feine Truppen waren tapfer und zahlreich in ihrem Ulbaj Farnese, Spinola hatten sier Generale, die sich zubale ten Zeitaltern Ruhm erworben hätten. Dieser furchts baren Macht konnten die Holländer nur entgegenstels len ihren Tyrannenhaß, ihren unbesiegbaren Muth, ihre Standhaftigkeit und die Vortheile, die sie zogen

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aus der Lage, ihres „Landes; und die fie in der uners schrockenen und strengen: Seele Wilhelms, Prinzen von Oranien, und in den Tugenden seines erlauchten Sohnes fanden, Beiläufig wollen wir bemerken, daß keine Familie fo viel zum · Glück der Welt beigetras gen hat. Dadurch, daß fie Holland dem blutgierigen Despotismus Spaniens, entriffen, daß fie England von der Tyrannei: der Stuarts befreit, hate sie sich einen viel glänzendern und reinern Ruhm erworben, als wenn sie ausgebreitete Eroberungen unternommen hätte. Traurig ist es, daß sie sich jest ganz anders gezeigt hate gemelda and air elem.. *7:51 Durch das Busammentreffen mehrerer, außerors dentlicher, unvorhergesehener «Ereignisse ward · dieser blutige Kampf mit Spanien, statt dear Handel Hols lands schädlich ausseyn, eine der wirksamsten Ursachen seines Fortschreitens. “Brügge war zu einer gewissen Beit Die große Handelsstadt der Niederlande es war bee Mittelpunet, der überseeischen Communicationen mit dem Norden und Süden Europas Uber in Folge der Härtes, mit der der Kaiser-Friedrich III. gegen, diese Stadt, verfahren war, der sich wegen des Schimpfes rächen wollte, die ihm die Bürger von Brügge durch die Einkerkerung feines Sohnes Maxis

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