Page images
PDF
EPUB

von Creuz.

--

S. B. II. S. 391. --- Der Werth seiner Oden ist nicht nur im Ganzen, sondern auch stellenweise, sehr ungleich; wenige Karke und glücklich gesagte Gedanken wechseln mit häufigern kalten Betrachtungen und unpoetischen Ausdrü cen. Es sey daher an folgender kurzen Probe genug, die der Verf. zwar ein unvollendetes Stück nennt, die aber, von Seiten der Korrektheit, die meisten andern an Vollendung übertrift.

von, Creuz,

Der stille Abend.

Wie sanft schlägst du die goldnen Blicke nieder,
Wie schön bist du im stillen Untergehn !
Werd' ich, o Sonne, dich, ach! werd' ich wieder
Dich, und mit dir auch mich vergnügter sehn?

Du bist, o Nacht! mit deinen Dunkelheiten
Bild meines Herzens; und welch traurig Bild!
Wo Triebe, gleich erzürnten Stürmen, streiten,
Ein Abgrund, nur mit Wünschen angefüllt.

Wie schnell sind sie, die Schritte meines Lebens!
Wie kurz ist sie, die Reise nach der Gruft!
Mein ganzes Thun, o Gott! wie so vergebens!
O! wie umsonst, wenn deine Stimme ruft!

Nichts, was der Stolz mit prächt'gen Namen nens
net,

Entrinnt der Fluth der Zeiten und dem Grab.

Wie Blüthen, die kein Sturm den Aesten gönnet,
So fallen einst vom Held die Lorbeern ab.

Die Ehrsucht war, o Himmel! nie dein Feuer; Wo Siege sind, da ist auch Eitelkeit;

von Creuz. Die Wissenschaft ist blöder Thorheit Schleier;
Ein Weiser rühmt sich der Unwissenheit.

Die Sonne kann ich in den stillen Bächen,
Und Gott kann ich in meinem Herzen sehn.
Doch ach mein Aug' hångt nur an Oberflächen,
Und weiter darf mein kurzer Blick nicht gehn.

Hier schweben wir, mit uns selbst unzufrieden,
Den Schwalben gleich, die Sturm und Wetter jagt.
Ein Tag der Ruh ist wenigen beschieden ;
Und meiner Ruh ein Augenblick versagt!

von Gemmingen.

Das hier von ihm mitgetheilte Stück ist eigentlich eine Nachahmung aus der zweiten Hand; denn das englische Original ist eine von Pope's jugendlichen Nachahmungen verschiedner englischer Dichter; bei diesem hatte er die bes kannten Verse des Grafen von Rochester Upon Nothing vor sich, und übertraf sein Urbild, dessen ironische Wendung er übrigens beibehielt. Schade daß im Deutschen wohl nicht ohne Zwang das Metrum jener beiden englischen Gedichte konnte beibehalten werden, welches den Eindruck derselben nicht wenig aufhielt. Man sehe hier zur Probe Pope's erste beide Stanzen:

Silence! coeval with eternity;

Thou wert ere Nature's self began to be,

'Twas one vaft nothing, all, and all flept faft in thee.

Thine was the fway ere heav'n was form'd, or earth,
Ere fruitful Thought conceiv'd creation's birth,
Or midwife Word gave aid, and spoke the infant forth.

Das Schweigen.

ach Pope.

von Gemmin

gen.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

gen.

von Gemmine Da war noch der Ton nicht zu hören, Der jest durch beide Hemisphären Entsehen und Verwüstung brüllt.

[ocr errors]

Die Welt begann, und sanfte Tone
Entflossen erst dem neuen Mann,
Dann fuhr der Wiß in seine Söhne
Und bließ der Zwietracht Feuer ân.
Seitdem hat er durch Menschenzungen
Ruh und Zufriedenheit verdrungen,
Und der Vernunft Gewalt gethan.

O! sanfte Gottheit, kehre wieder
Und schläfre diese Lippen ein,
Die jetzt zum Unglück ihrer Brüder

Auf Kanzeln und Kathedern schrein!
Wie würden sich die Menschen lieben,
Und unberühmt und unbeschrieben
Die glücklichsten Geschöpfe seyn!

In deinen Schoos entfliehn die Sitten
Der alten långst vergeßnen Zeit;
Die Tugend, die nicht zu erbitten,
Der Liebling, der Geseße scheut;
Der Friede, den die Våter schlossen,
Der Armen Noth, der Raub der Großen
Und der Monarchen Dankbarkeit.

Zulegt wird doch die Zeit sich finden,
Da nur dein Reich noch wirklich ist,
Der Schwäßer schweigt, die Dichter schwinden,
Und Philipps Sohn sich selbst vergisst.
Dann sollt ihr Könige und Sklaven
Die lange Nacht getrost durchschlafen
Die euch und eure Thaten frisst.

Uz.

[blocks in formation]

Das große, aber edle Geschäfte:

To vindicate the ways of God to Man,

„Gottes Wege vor dem Menschen zu rechtfertigen," unternahm Leibnitz in seiner Theodicee als Metaphysiker; Pope in seinem Versuch über den Menschen als didaktischer, und Uz in fols gender Ode, seinem Meisterstücke, als lyrischer Dichter. Was der erste dieser drei Schriftsteller zergliederte, suchte der zweite anschaulicher und sinnlicher darzustellen, und der drits te durch die Phantasie der Empfindung tief einzuprågen. Alle drei waren Meister in ihrer Kunst, und ihr Bemühen krönte der glücklichste Erfolg. Uz, sagt Herder, ist der eins zige, der so viel Weisheit mit so vielem Schwunge fagen kann.

Theodice e.

Mit sonnenrothem Angesichte

Flieg ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem
Lichte

Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhabner klang.
Durch welche Töne wålzt mein heiliger Gesang,
Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen,

Sich strömend fort, und brausst von meinen Lippen!

Ich will die Spotter niederschlagen,

Die vor dem Unverstand, o Schöpfer, dich verklagen:
Die Welt verkündige der höhern Weisheit Ruhm!
Es öffnet Leibnitz mir des Schicksals Heiligthum;
Und Licht bezeichnet seine Pfade,

Wie Titans Weg vom östlichen Gestade.

Die dicke Finsterniß entweiche,

Die aus dem Acheron, vom stygischen Gesträuche
Mit kaltem Grausen sich auf meinem Wege häuft
Wo stolzer Thoren Schwarm in wilder Irre läuft;

[blocks in formation]
« PreviousContinue »