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gleichen Versanlaut saetigeri und saevire betrifft, so kann man dies als ein Analogon der oben (S. 285 ff.) besprochenen Erscheinung betrachten. Sowie Vergil in seinem Streben nach symmetrischer Darstellung es liebte, einander irgendwie entsprechende Wörter am Anfang von zwei oder mehr auf einander folgenden Versen zu setzen,*) so gebrauchte er zu einem ähnlichen Zwecke auch die Alliteration, und zwar so häufig, dass sich auch hier die Ueberzeugung aufdrängt, man habe es nicht mit einem blossen Zufall zu thun. Als besonders bemerkenswerthe Beispiele führe ich an III 694 ff. (Ortygiam occultas ore), IV 279-282 attonitus), 293 f. (temptaturum

(at

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arrectae

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ardet

tempora), 644 f. (interfusa

interiora), V 282 f. (Sergestum

servatam), VI 80 f. (os) ostia). Ausserdem vergleiche man aber eine grosse Anzahl anderer, die ich hier aus den ersten sechs Büchern der Aeneis anführe:

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I 10 f. 111 f. 147 f. 171 ff. 187 f. 231 f. 265 f. (tertia terna) 337 f. 421 f. (miratur - miratur) 431 f. 448 f. 467 f. 569 f. 664 f. 751 f.

II 2 f. 19 f. 45 f. 137 f. 157 f. 187 f. 269 f. 304 f. 332 f. 422 f. (adparent adgnoscunt) 483 f. 510 f. 513 f. 616 676

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III 222 f. 341 f. 437 f. 465 f. 566 f. 622 f. 713 ff. (hos

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infert) 182 f. 247 f. 307 f.

552 f.

unum)

V 73 f. 184 f. 203 f. 288 f. 433 f. 475 f. 486 f.

567 f. 712 f. 730 f. (defer

debellanda) 814 f. (unus

VI 18 f. 32 f. 215 f. 248 f. 306 f. 613 f. 661 f. 700 f. 740 f. 773 f. 779 ff. 841 f.

3. Von den Vocalen erscheint am häufigsten als alliterirender Anlaut a, seltener e und i, am seltensten o, u; von den Consonanten erscheinen am häufigsten c (q), m, p, r, s, t, etwas seltener d, f, 1, n, v, am seltensten und im Ganzen nur in wenigen Fällen g und b. Es steht diese Erscheinung in Ueber

*) Vgl. z. B. II 235 ff. accingunt omnes operi pedibusque rotarum subiciunt lapsus et stuppea vincula collo intendunt.

einstimmung mit der Zahl der Wörter, die das Lexikon jedem Buchstaben zuweist. So ist bekanntlich im Latein der häufigste vocalische Anlaut a, der seltenste o und u, der häufigste consonantische Anlaut ist c (q), m, p, r, s, t, der seltenste b, g, und dasselbe Verhältniss macht sich in der Alliteration geltend. Für b habe ich mir nur folgende Beispiele notirt: I 734 Bacchus bona, III 247 bellum - boum, IV 632 breviter Barcen, V 61 bina boum, IX 619 buxusque que, XII 942 balteus bullis.

Berecyntia, XI 658 bonas belli

4. Die Alliteration tritt nicht in allen Partien der Aeneis (und dasselbe gilt auch von den anderen Gedichten Vergil's) in gleich intensiver Weise auf. Man kann aber die Behauptung aufstellen, dass Vergil die Alliteration gerade in denjenigen Partien, die er ganz besonders sorgfältig ausgearbeitet zu haben scheint, in hervorragender Weise berücksichtigte und durchführte. Dies gilt von vielen glänzenden Schilderungen der Aeneis. Man vergleiche in dieser Hinsicht z. B. I 51–61 (Behausung des Aeolus), 159-169 (Schilderung des Hafens), II 201 ff. (Laocoonscene), 356 ff. (eine Kampfschilderung), 490 ff. (ebenfalls eine Kampfscene), III 412 ff. (Scylla und Charybdis), 616 ff. (Polyphem's Grausamkeit), IV 175 (Schilderung der Fama) u. v. a. Dass schon Ennius gerade in Schilderungen der Alliteration eine besondere Pflege zuwandte, lehren viele Beispiele seiner Fragmente; so z. B. Ann. 193 ff.

incedunt arbusta per alta, securibus caedunt,
percellunt magnas quercus, exciditur ilex,
fraxinus frangitur atque abies consternitur alta,
pinus proceras pervortunt: omne sonabat
arbustum fremitu silvai frondosai.

Vgl. damit die Nachahmung Vergil's VI 179 ff.

itur in antiquam silvam, stabula alta ferarum,
procumbunt piceae, sonat icta securibus ilex,
fraxineaeque trabes cuneis et fissile robur
scinditur

Nachtrage.

Ich hatte ursprünglich die Absicht, auch noch eine erhebliche Anzahl von Stellen aus dem V. VI. VII. VIII. IX. Buche zu behandeln. Die Rücksicht auf den Umfang des Buches jedoch zwang mich davon abzusehen und die Besprechung dieser Stellen einer späteren Schrift vorzubehalten (vgl. die Bemerkung S. 402, wo zu IX 348 die Conjectur multa a morte erwähnt wird). Ich kann jedoch nicht umhin, hier wenigstens meine Emendation zu IX 449 mitzutheilen, deren Richtigkeit wol nicht bezweifelt werden kann. In den Versen dum domus Aeneae Capitoli immobile saxum accolet imperiumque pater Romanus habebit haben die Worte pater Romanus drei Erklärungen (1. der capitolinische Jupiter, 2. Augustus, 3. civis Romanus) gefunden, die sämmtlich unmöglich sind. Es ist zu lesen: imperiumque patrum Romanus habebit so lange der Römer das Reich der Väter behaupten wird. Mit dem collectiven Gebrauche von Romanus vgl. z. B. Hor. Carm. III 6 2, Epod. VII 6, AP 54. - Ich habe diese Emendation ungeachtet sorgfältigen Nachsuchens nirgends verzeichnet gefunden; sie ist jedoch so naheliegend, dass es gar nicht zu verwundern wäre, wenn sie doch jemand irgendwo schon aufgestellt hätte. Es gereicht mir zu grosser Befriedigung, mittheilen zu können, dass auch mein Collega Prof. Linker, dem ich diese Conjectur unter mehreren anderen mittheilte, auf dieselbe Emendation kam und dieselbe in seinem Handexemplar der Aeneis angemerkt fand.*)

*) So eben theilt mir jedoch Prof. Linker mit, dass er es jetzt vorziehe, pater R. beizubehalten und zu erklären „ein römischer Herrscher". Ich halte dennoch patrum für richtig.

Zu S. 55. Mit dem hier vermutheten credita vgl. Aen. VII 487 cui regia parent armenta et late custodia credita campi.

Zu S. 63. Die beiden S. 63 angeführten Parallelstellen Aen. V 310 und VII 276 ff. hat schon Klouček (a. a. O. S. 4) angeführt und ausserdem auch VIII 551-553 dantur equi Teucris Tyrrhena petentibus arva; | ducunt exsortem Aeneae, quem fulva leonis | pellis obit totum praefulgens unguibus aureis.

Zu S. 88. Vgl. R. Wöhler, über den Einfluss des Lukrez auf die Dichter der Augusteischen Zeit.

Zu S. 89. In Betreff des an dieser Stelle vermutheten tortus (cum fulmine torto) vgl. Aen. VII 378 ceu quondam torto volitans sub verbere turbo cet.

Zu S. 96. Zu den hier für se agere angeführten Parallelstellen füge hinzu Sil. XIV 390 lento se robore agebat, XVI 440 interea metis .. agebat sese Panchates.

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Zu S. 96. Bezüglich der Wiederholung Atlantis Atlantis vgl. noch folgende Parallelen: Georg. I 245 f. Arctos, | Arctos Oceani metuentis aequore tingui; ebd. IV 321 mater, Cyrene mater; Aen. X 180 f. sequitur pulcherrimus Astyr, | Astyr equo fidens; ebd. 200 f. qui muros matrisque dedit tibi, Man tua nomen, Mantua, dives avis; XII 89 f. ensem que ensem, quem Dauno ignipotens deus ipse parenti fecerat, 896 f. saxum circumspicit ingens, saxum antiquum. Sil. It. VIII 148 f. haec dicens ensem media in praecordia adegit, ensem Dardanii quaesitum in pignus amoris. Tryphiod. 448 f. silañívn d'èxídnuos ἔην καὶ ἀμήχανος ὕβρις, ὕβρις ἐλαφρίζουσα μέθην λυσήνορος οἴνου.

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numen

Zu S. 149. In Betreff des Ausdruckes si quod vgl. Aen. VII 225 audiit et si quem tellus extrema refuso | submovet Oceano et si quem extenta plagarum | quattuor in medio dirimit plaga Solis iniqui (si quem = is, quem).

Zu S. 198. Vgl. mit der hier besprochenen Stelle Sil. It. II 422 f. ipsa pyram super ingentem stans saucia Dido | mandabat Tyriis ultricia bella futuris.

Kvičala: Neue Beiträge z. Erkl. d. Aen.

29

Sprachlicher Index.

Abdere se mit in und Accus. bonus, optimus, Bedeutung

S. 1.
abrumpere sermonem S. 115.
Abstractum, personif. Gebrauch

desselben S. 193.
Adverbium in attributiver Gel-
tung bei einem Substantiv S. 188 f.
aequatis ventis S. 191.
agere, intrans. Gebrauch S. 95,

agere se ebd. und S. 449.
alii irrthümlich ergänzt S. 192.
aliquid, aut aliquid oder etwas
überhaupt S. 4; aut aliquid
folgt gewöhnlich nach wenigstens
zwei speciellen Gliedern S. 4.
ardere verbunden mit in S. 19.
arduus hom. ainevós S. 19.
armus, Gebrauch S. 76 u. f.
audere in proelia S. 19, absolut
gebraucht ebd.
αὐγή
avy

vom sehenden Auge ge-
braucht, desgl. αυγάζειν, αυγά-
Cεodaι sehen S. 156.
ά wrεiv S. 175 ff.

βαρβαρόφωνος bei Homer
nicht fremdzüngig", sondern
rauhstimmig, S. 24 Anm.

S. 99.

carpere somnos, Erklärung
und Beispiele S. 174 f.
condere, se condere mit in
und Accusativ S. 1.
Conjunctiv plusqu. ohne utinam
in euktischem Sinne S. 219.
cinis, Bedeutung S. 202.
corripere ex somno corpus
S. 187.

cum Praeposition, Gebrauch S. 89.
cura, Bedeutung, S. 203.

datis ventis gut lateinisch S. 76.
deinde, dehinc, Bedeutung
S. 181 f.

demens wie hom. výnos ge-
braucht S. 182 f.
Desiderativa verba, ihre Bil-

dung und Bedeutung S. 101.
discors mit dem Dativ S. 27.
discrepare, distare mit dem
Dativ S. 27.

dividere muros S. 229 Α. f.
doέnev wie carpere gebraucht

S. 175.

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