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Miscellen.

Handschriftliches.

Zur vita des Periegeten Dionysios.

Franz Rühl, der im 29. Bande dieser Zeitschrift p. 81 ff. die vita des Periegeten Dionysios, wie er sie im Codex Chisianus R, IV, 20 vorfand, veröffentlicht hat, bedauert, dass ihm wegen unerwarteter Abreise von Rom nicht möglich gewesen sei, seine Abschrift nochmals mit dem Originale zu vergleichen, und glaubt, dass eine Nachcollation sich lohnen werde. Da mir im vergangenen Winter die Bibliothek des Fürsten Chigi in liberalster Weise zugänglich gemacht worden war, ergriff ich nach Vollendung meiner übrigen Arbeiten die Gelegenheit diese Lebensbeschreibung durchzusehn. Ich lasse die von mir notirten Lesearten folgen und bezeichne sie mit den Zeilennummern der Rühl'schen Publication: Zeile 2 ist hineincorrigirt, doch, so viel ersichtlich, von erster Hand.

3

5 τιμήεσαν. || 8. ἐξῆς φησίν || 9 ἔμπης οὖν κατὰ.

14 λιθιακῶν βιβλία τρία· διοσημείων τέ (sic) καὶ γιγαντίων, ἕτερα.

18 Nach τραχύτητα : nicht ραχύτητα, wie Rühl liest: folgt

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ein schwer leserliches Wort; die ersten Buchstaben sind

πο', also ist vielleicht πολλοί zu lesen.

24 εvovvετα wie Analogien darthun.

25 av9noù- das etwas fleckige '9' verleitete Rühl áva9ngà zu lesen. || σύμμετρα.

28 Der Codex bietet noaxuxòv, welches allerdings in noɑy

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ματικών zu emendiren ist, ferner τυπικον, der obere Theil des' ist radirt und 'o' übergeschrieben.

30 σαφηνίζεσθαι. || 36 τὴν : nicht καὶ : οδυσσέως πολυ

πειρίαν. || 38 ἀνων also ἀνθρώπων.

39 Samoviws tε (sic); das von Rühl nicht gelesene Wort lautet εἰσάγει, das vorhergehende ist wohl πεῦσιν zu lesen.

42 Durch das blosse Verrücken der Strichlein wird aus dem vermeintlichen σύνθας σκύθας.

44 περιιόντες; nicht ein Apostroph, sondern Fist hinauf korrigirt. || 45 ἐμνήσθη.

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58 κυρίω; das herabgezogene wurde fälschlich ' ρ' gelesen ; Wachsmuths Emendation ist somit bestätigt.

64 ἡσιάδου. [ 73 περὶ τε. || 75 χειραγωγουμένης |: allerdings unrichtig:

80 ἐπισυναφείς: auf 'ι' und 'v' sind nicht Accente, sondern stark angegebene Punkte bezeichnet; wie auch unten Zeile 92 der Accent nicht so geneigt ist, um nicht das richtige κωμωδήσαντα zu lesen.

91 Da δέ auch anderwärts beglaubigt ist, muss wohl mit Bernhardy τί δὲ δεῖ geschrieben werden.

Würzburg.

Wilhelm Zipper er.

Eine griechische Novelle.

Der codex Laurentianus LVII 30 der mediceischen Bibliothek zu Florenz, eine Papier handschrift in klein Octavo, enthält, von Einer Hand des 15. oder 16. Jahrhunderts geschrieben 1) den Στεφανίτης καὶ Ἰχνηλάτης des Simeon Seth, 2) drei schwankartige Novellen, 3) zwei vitae Aesopi, 4) eine Anzahl aesopischer Fabeln. Genaueres bei Bandini (cod. Grae. II p. 382-384). Von jenen drei Novellen ist die dritte, unter dem Titel: Κλέπτης καὶ παν δοχεύς, in die Sammlungen aesopischer Fabeln von del Furia (Ν. 423) Korais (425) und Halm (196) aufgenommen. Ihr Inhalt zeigt übrigens die nächste Verwandtschaft mit der novella 212 des Franco Sacchetti. Die erste der drei Novellen steht auf einem zerrissenen Blatte (fol. 79 a/b): sie beginnt damit, dass ein Mann seinen Sohn erst Grammatik, dann Rhetorik habe lernen lassen. Weiteres konnte ich nicht entziffern. Die zweite Novelle endlich (welche fol. 80 a füllt) ist soviel ich wenigstens habe in Erfahrung bringen können noch nicht veröffentlicht. Sie lautet also Ανθρωπος ἀπερχόμενος πρός τινα γυναῖκα ἐν νυκτί ἐμοίχετε αὐτήν. δεδώκει δὲ αὐτῇ σημεῖον τοῦ νοεῖν αὐτόν, ὅταν ἐλθὼν ἔξωθεί τῆς θύρας (θηρὸς cod. υλακτήσῃ ὥσπερ μικρὸν κυνάριον ἀνοίγει αὐτῷ τὴν θύραν (θήρα cd.). ἐποίει δὲ τοῦτο καθ' ἑκάστην, ἕτερος δέ τις θεασάμενος αὐτὸν βαδίζοντα καθ' ἑσπέραν παρ' ἐκείνην τὴν ὁδὸν καὶ τὴν πανουργίαν αὐτοῦ νοήσας, μιᾷ τῶν νυκτῶν ἠκολουθει αὐτὸν 2 μακρόθεν κρυφίως. ὁ δὲ μοιχὺς μηδὲν ὑποπτεύων, ἐλθὼν παρὰ τὴν θύραν (θήρα cd.) ἐποίει κατὰ τὸ συνήθες. ὁ δὲ ἀκολουθῶν θεατ σάμενος πάντα ἀνεχώρησε πρὸς τὸν οἶκον αὐτοῦ. τῇ δὲ ἐρχομένη νυκτὶ ἀναστὰς αὐτὸς πρῶτος ἀπῆλθε πρὸς τὴν μοιχευομένην γυναίκα

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1 Καθ' ἑκάστην, mit Auslassung des, den Zeitabschnitt angeber

den Substantivs: vgl. Gregor. Corinth p. 33 sq. Sch.

2 ἀκολουθεῖν C. Accus.: vgl. Lobeck Phryn. p. 354 not.

καὶ ὑλακτήσας· ὥσπερ κυνάριον, ἐκείνη, θαρροῦσα ὅτι ὁ μοιχὸς αὐ τῆς ἐστίν, έσβεσε τὴν λυχνίαν ἵνα μή τις θεάσηται αὐτὸν καὶ ἤνοιξε τὴν θύραν (θύρα ed.) ὁ δὲ εἰςελθὼν συνεγένετο αὐτῇ. μετ' ὀλίγον δὲ ἦλθε καὶ ὁ πρῶτος μοιχὸς αὐτῆς καὶ ὑλάκτει ἔξωθεν κατὰ τὸ εἰωνὸς ὥσπερ κυνάριον. ὁ δὲ ἔνδοθεν ἱστάμενος, νοήσας τὸν ἔξωθεν ὑλακτοῦντα ὥσπερ κυνάριον, αὐτὸς σταθεὶς (sic) ἔσωθεν τῆς οἰκίας ἱλάκτει ἰσχυρᾷ τῇ φωνῇ ὡς μεγαλώτατος κύων. ὁ δὲ ἔξωθεν, νοήσας ὡς μείζων αὐτοῦ ὑπάρχει ὁ ἐνδοθεν, ἀνεχώρησεν.

Ueber Alter und Herkunft dieser Geschichte weiss ich nichts Begründetes zu sagen. Ihr Inhalt zeigt einige Aehnlichkeit mit einer Erzählung, welche in Kalilah und Dimnah und dessen Uebersetzungen und Ausflüssen sich findet. 'Ein Maler bedient sich, wenn er seine Geliebte besuchen will, eines bestimmten Mantels als Zeichen für sie. Diesen Mantel weiss sich der Diener der Frau zu verschaffen und spielt die Rolle des Malers bei ihr. Der Maler kommt sogleich nach ihm, wodurch der Betrug entdeckt wird.' Benfey, Pantschatantra I 299. 300. Zu den dort aufgezählten Versionen dieser Erzählung mag man übrigens die im Zeqaviτng xai Tymiáns erhaltene hinzufügen; denn auch in dieser Uebersetzung des Kalilah und Dimnah findet sich dieselbe, zwar nicht in Starks lückenhaftem Texte, aber in unserm cod. Laur. LVII 30 (dessen Ueberlieferung des Zup. xai 'Iyv. sich auch sonst auszeichnet: vgl. Benfey in Bickells Kalilag und Damnag p. CXVI ff.): s. Emilio Teza in Orient und Occident II 714. Die Geschichte steht auch in einer Auswahl aus den Erzählungen des req. xai 'Ixv. in cod. Vatican. graec. 949 (chartac. saec. 15) fol. 128 a. Von den bei Benfey angeführten ähnlichen Erzählungen konnte ich. nur die Minderzahl nachsehen (vgl. noch Bandello nov. I 16; auch die vierte der novelle del Bargagli [Novellieri, erschienen bei Borghi e Comp., Firenze 1833, p. 1242 ff.]).

In der drastischeren Form, welche sie im Laurentianus zeigt, scheint die Novelle vorzüglich nach Frankreich übertragen worden zu sein. In einer Erzählung der Cent nouvelles nouvelles (N. 31) wird berichtet, wie statt des erwarteten Galans ein Andrer sich bei einer Dame einzuschleichen wusste: als nun der Richtige nachkommt, bellt der Andre drinnen wie ein Hund (ed. Cologne 1701, vol. I p. 266: l'escuier commença à glappir contrefaisant le chien tres fierement etc.). Das Bellen ist hier ganz unmotivirt und sinnlos; offenbar ist dieser Zug aus einer der Novelle im Laurentianus genauer entsprechenden Erzählung, welche der Verfasser der cent. nouv. nouv. nur halb im Gedächtniss hatte, gedankenlos wiederholt. Eine solche Erzählung muss auch dem Verfasser einer andern französischen Schwanksammlung vorgelegen haben, in welcher ich unsre Novelle viel getreuer wiedergegeben finde. In den Nou

-

1 ὑλακτήσας ἐκείνη Nominat. absol. statt des Genit. absol. Vgl. Rhein. Mus. 1870 p. 558. (Oft namentlich bei Aelian: z. B. Var. hist. X 18 p. 112, 13 Hercher; XII 1 p. 117, 23 ff., XII 47 p. 136, 11 ff. u. s. w.)

velles recréations et joyeux devis de Bonauanture des Periers, varlet de chambre de la Royne de Nauarre' (oft abgedruckt; mir vorliegend in der Ausg. à Rouen 1615, 12o) findet sich (p. 247 -250) eine Erzählung 'd' une dame d' Orleans, qui aimoit un Escolier qui faisoit le petit chien à sa porte: et du grand chien qui chassa le petit'. Die Vorgänge sind dieselben wie in der Novelle im Laur.: und als nun der ursprüngliche Liebhaber (Clairet genannt) ankommt, und vor dem Hause, nach Verabredung und Gewohnheit, bellt, tritt der listig Eingedrungene an's Fenster, und

ainsi que Clairet faisoit encores hap, hap, il va respondre en un abboy de ces clabaux de village: hop, hop, hop. Quand Clairet entendit ceste voix: ha, ha, dit-il, par le corps bleu, c'est la raison que le grand chien chasse le petit. Womit er abzieht. Man sieht, die Uebereinstimmung mit unsrer Novelle ist vollständig. Uebrigens ist die Erzählung des Bon. Desperiers wörtlich aufgenommen in: Delices de Verboquet le Genereux (liure tres-utile et necessaire pour resiouyr les esprits melancoliques. ce uendent au logis de l'autheur. [s. 1.] 1623 12°) p. 144-151. Desperiers benutzte vermuthlich ein Fabliau, welches (ob direct aus der griechischen Erzählung, oder etwa aus orientalischer Quelle schöpfend?) diesen Schwank vor Langem in Frankreich eingebürgert haben mochte. Ob etwa ein solches Fabliau wirklich bekannt und herausgegeben ist, weiss ich nicht zu sagen.

Jena, October 1876.

Erwin Rohde.

Zu Corippus.

Da für des Corippus Gedicht de laudibus Justini minoris die von den früheren Herausgebern benutzten Handschriften verschollen sind, so verlohnt es sich, handschriftliches Material, wenn auch nur für wenige Verse, nachzuweisen. Die Rede des Avarenkönigs in Buch III, 271 ff. scheint im Mittelalter mehrfach gesondert abgeschrieben zu sein; Ruizius erwähnt ausser dem codex, aus welchem er erstmals das ganze Gedicht herausgab (derselbe dürfte wohl in Toledo zu suchen sein), für jene auch eines codex Ovetensis, ebenso Elias Venetus in seiner Ausgabe des Sidonius Apollinaris (Lugduni 1552) eines codex Santonensis, der zwischen Sachen dieses Dichters auch 18 Verse jener Rede enthalten habe. Mit diesem Santon. ist verwandt der Laurentianus plut. 45, 26 saec. XII, der auch Sidonius, Symmachus und Prosper auf fol. 115 unter der Aufschrift Epia regis auaroru directa ad imperatorem romanorum V. 271-289 bietet. Ich gebe die Varianten nach der Ausgabe im Bonner Corpus script. hist. Byzant. 271 Kagan deb. ultima 272 tirannos 273 innuos (= innueros) 274 treicium fortis exercitus 276 ñdū potuit saciatus 278 pcando 279 Ne forte excelsis frustra babilonia 280 foret didicit dños pacientia ferre 281 euphraten -282 Hybernos 286 Calcan

tesque niues ut strate marmora [statt 'uel' ist wohl ut' zu

bessern].

Jena.

E. Baehrens.

Zu den Tironischen Noten.

(Vgl. S. 287.)
25.

Tironiana auf der Ambrosianischen Bibliothek. Muratori's 'dissertatio duodecima' im I. Bande der Antiquitates Ital. med. aevi. handelt 'de notariis'. Col. 674 wird daselbst zunächst der Gebühren der notarii Erwähnung gethan und dann die Kunst der notarii antiqui aevi gerühmt, vermöge der sie . . . quibusdam Notis compendiosis jam usu stabilitis, ac me

moriae traditis Reden nachschrieben.

Sodann heisst es wörtlich: . . . quarum inventor praesertim fuit Tyro Ciceronis Libertus, ac deinde Seneca Senior, ut alios praeteream. Has habemus a Iano Grutero editas in Tomo II Inscriptionum. Mihi in Ambrosiana Mediolanensi Bibliotheca non unus Codex hisce Notis scriptus sese obtulit, quas quum contulissem cum evulgatis a Grutero easdem ipsas esse deprehendi, atque inde recte deducebam verba per ejusmodi Notas signata. Auf diese letzteren Worte ist neulich hingewiesen worden theils zum Beweise, dass es also in der Ambrosianischen Bibliothek mit Tironischen Noten geschriebene Codices geben müsse, theils mit dem Wunsche, dass es bald gelingen möge, diese noch unbekannten Notenhss. einzusehen und zu vergleichen. ' 1 Muratori's persönliche Angaben lasse ich unangefochten; aber andererseits wolle man doch auch in seinen Worten nicht mehr finden, als sie wirklich bekunden, und nicht zu weit gehende Hoffnungen auf bedeutsame Funde an dieselben knüpfen.

Muratori sagt doch im Grunde nur, er habe mehr als einen 'hisce Notis' geschriebenen Codex in der Mailänder Bibliothek angetroffen und bei einer Vergleichung der Schreibweise mit Gruter's Text eine Identität der Schriftzeichen wahrgenommen; er sagt aber nicht, dass die Tironisch geschriebenen Mailänder Codices den Gruter'schen Text der 'Commentarii Notarum' enthalten hätten. Und in der That sind auch heutzutage Hss. dieser Notencommentare in Mailand nicht vorhanden. Ueber dasjenige, was von Tironischer Schrift dort existirt, hat mir auf Befragen Herr Dr. Gustav Löwe mit grösster Gefälligkeit wiederholt sehr dankenswerthe Mittheilungen aus Mailand zugehen lassen.

Der einzige Codex mit Tironischen Noten (abgesehen von einigen verstreuten Randbemerkungen u. dgl., wie sie sich ja hier und da vereinzelt finden) ist der Ambrosianus M. 12 sup., saec. IX, ein Palimpsest, über dessen Inhalt die Vorsetzblätter mehrfach sagen: incipit liber bede de temporibus et certis annorum

1 S. Paul Mitzschke in seinen Quaestt. Tironianae pag. 12 [Berlin 1875] und im stenograph. Literaturbl. von E. Bauer und R. Francke jr. Leipz. 1876, Nr. 8, S. 92.

2 Die alte Schrift in Uncial enthält eine Missale.

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