Page images
PDF
EPUB

Versuch, den lückenhaften v. 22 auszufüllen (wie ebenso die in P folgenden Worte id cinerem ferut ora nocens') zu betrachten und also zu tilgen sind. Während man ferner bei v. 12 zweifelhaft sein kann, ob hier nicht in B und C zugleich durch Zufall gefehlt ist, unterliegt es mir jetzt keinem Zweifel mehr, dass uns auch in V. 35-38 von P nur ein ebenfalls späterer Versuch vorliegt, eine Lücke im Stammvater von P nach besten Kräften auszufüllen: die in P fehlenden Verse 39-42 iusserat ille' waren in demselben unleserlich. Die in den Anal. Cat. versuchte Restitution des Gedichtes erhält also nach diesen Ausführungen zwei Modificationen. Wer desshalb, weil ich mit C unbekannt an diesen zwei Stellen zuviel auf P gab, einen Stein auf mich werfen will, mag es thun; sicherlich aber hat dazu kein Recht, wer mit C bekannt trotzdem in so verkehrter Weise diese schwierige Frage erörterte 1.

Das Resultat ist, dass bei der künftigen Textesgestaltung von 672 in den P. L. M. die Klasse C zu Grunde zu legen ist und durch B oder P, deren singulären Lesarten keine Bedeutung zusteht, nur ihre Bestätigung zu erhalten hat. Aus C werden auch einige Stellen anders zu bessern sein, so z. B. v. 40 uiuat Maro doctus ubique'.

XII. Varia.

104, 3 f. ist herzustellen:

Quae licet exiguo uideatur pectore, sollers

Quot legit hibernae commoda grana fami!

Ueberliefert istQuod legat', bei dessen Verbesserung das unverdächtige Quae licet' des vorhergehenden Verses nicht angetastet

1 Riese hat durchaus Recht, wenn er mir (oben S. 450) einige Irrthümer in meinem Apparate zu Ged. 672 vorwirft; wie mich ein Blick in meine Collation des Bembinus belehrte, sind theils durch meine, theils durch des Setzers Schuld einige Fehler entstanden. Wenn aber Herr Riese daraus schliesst, dass mir in palaeographischen Dingen etwas mehr Bescheidenheit recht wohl anstehen würde, so ist diese Schlussfolgerung eine falsche. Irrthümer sind noch kein Zeichen von Unwissenheit! Damit mir übrigens in Zukunft nicht wieder Druckfehler (wie Rh. M. 30, 308, wo als Nummer des Parisinus 13948 steht statt 13048) als 'falsche Angaben' vorgeworfen werden, bemerke ich ausdrücklich, dass es Rh. Mus. 29, 200, Zeile 6 v. u. eaedam statt 'caedam' heissen muss; ebenso ist oben S. 260, Zeile 13 Reginensis 1414' zu lesen.

werden durfte. Zu 'Quae

quot vergl. Peerlkamp zu Hor. od.

[ocr errors]

с

III 19, 7. 171, 3. f.:

Unumquemque suum referunt pomuscula sucum:

Ternus ab hoc semper carpitur ore sapor.

Ich darf es wohl kurz sagen, dass 'Unum quaeque suum' das Richtige ist.

288, 7: Sonat pusillique e laboris schemate

с

habe ich oben S. 266 unberührt gelassen, obwohl schon damals schemate' mir befremdlich war. In dem comute' von S erblicke ich jetztscommate', wozu man Macrobius Sat. VII 3, 14 sqq. vergleiche. Dadurch wird ein passender Gedanke gewonnen: neckende Sticheleien, welche nicht lange gesucht sind.

[ocr errors]

376, 3:

toto sed clarior orbe

Sed radiante micans cunctis super enitet astris.

[ocr errors]

с

Fasst man radians' mit Meyer für sol', so entsteht eine selbst für Florentinus ungeheuerliche Uebertreibung; denn Subjekt könnte nur imperiale decus Thrasamundi' sein, Thrasamund würde demnach als noch Sonne und Sterne an Glanz überstrahlend hingestellt werden. Hier ist nur ein Vergleich möglich wie die Sonne vor den übrigen Gestirnen, leuchtet Thrasamund's Herrschaft über alle anderen. Zu lesen ist: 'toto sic clarior orbe sol radiante micans'; natürlich ist unter orbis die Sonnenscheibe zu verstehen. V. 13 f. verbessere ich:

с

Regnantum meritis pretioso praemia dantes
Stamine quod fulgent admisto murice uestes.

Ueberliefert ist'tecmine'; gemeint sind die Purpurgewänder der
Könige. V. 16:

Et si quid tellus gignit laudata per orbem.

Man erwartet die Erwähnung eines bestimmten Landes. telus' von S erblicke ich Delus' oder 'Delos'.

Carthago in reges uictrix'

с

Jena, September 1876.

--

In dem

V. 29 lies

[merged small][ocr errors][merged small][merged small]

E. Baehrens.

Zu Euripides' Hiketiden.

Die neueste Recognition der Euripideischen Hiketiden 'setzt uns in dankenswerther Weise in den Stand, die authentische Ueberlieferung klarer und sicherer als bisher zu übersehen und auf dieser Grundlage die Lösung der zahlreichen und schwierigen Aufgaben zu versuchen, welche der arg zerrüttete Text an den Kritiker stellt. Nur hätte jenes Bild nicht getrübt werden sollen durch Aufnahme mancher obenein verfehlten Conjectur, durch gewagte Umstellungen, Athetesen, Lückenansätze, was Alles der Absicht einer urkundlichen Feststellung des Archetypus unserer Handschriften widerspricht.

2

Die erste Strophe der Parodos (42-47)

ἱκετεύω σε, γεραιά,

γεραιῶν ἐκ στομάτων

πρὸς γόνυ πίπτουσα τὸ σόν ·

ἄνομοι τέκνα λῦσαι φθιμένων
νεκύων, οἳ καταλείπουσι μέλη

θανάτῳ λυσιμελεῖ θηρσὶν ὀρείοισι βοράν

ist vor V. 45 und 46 mit Kreuzen versehen. Dem ersten derselben kann abgeholfen werden durch die nahe liegende Verbesserung ἀπό μοι, da ἀπολύειν vom Auslösen der Leichen recht eigentlich gesagt wird. Einen Grund zum zweiten vor VEXVOV kann ich nicht finden, da mir die Construction schon durch Brodaeus, dem z. B. Hermann gefolgt ist, richtig gefasst zu sein scheint: redimas mihi liberos e caesorum sepultura carentium strage', und der Pleonasmus quévov vexiwr keinem, der Homer und die Tragiker gelesen hat, Bedenken erregen kann.

[ocr errors]

1 Analecta Euripidea scr. Udalricus de Wilamowitz-Moellendorff. Inest Supplicum fabula ad codicem archetypum recognita Berolini 1875. 2 Emendatio huius libri finis non est' p. 76.

V. 60-62 liest man ohne Kreuze folgendermassen:

παράπεισον δὲ τὸ σύν, λισσόμεθ', ἐλθεῖν
τέκνον Ισμηνὸν ἐμάν τ ̓ ἐς χέρα θεῖναι

νεκύων θαλερῶν σώματα δαρόν τ' ἀτάφων,

Die

und doch erweckt diese Recognition' schwere Bedenken. glaubwürdige Ueberlieferung (CP') zunächst giebt liooou' 29 ɛ i v, und bei der wohlfeilen byzantinischen Ergänzung λισσόμεθ' ἐλθεῖν (p) hätte man sich schon deshalb nicht beruhigen dürfen, weil λισσόμεθα und ἐμὰν . . χέρα unmöglich in einem Athem zusammengehen, und der Chor der Mütter in diesem Liede durchweg bis auf die Berufung auf das gemeinsame Recht (65 youer d' erdixa) sich des Singulars bedient, wo er in eigner Person spricht. Die fehlende Sylbe muss also dem Infinitivus angefügt werden, wofür sich ungesucht 78λsiv bietet, sehr passend, insofern damit die Möglichkeit eines kriegerischen Angriffs auf Theben, jedenfalls aber die ernste Absicht des Zuges als einer mit Nachdruck zu bewerkstelligenden Unternehmung schärfer als durch das simple 9ɛīv angedeutet wird.

Vorher geht in der besten Ueberlieferung (P1) oòv o, wiederum von byzantinischer Hand (P2C) bequem schablonenhaft in oòv vö geändert. Aber auch Kirchhoffs to oòv kann ich nicht überzeugend finden. Der voreuklidische Text CONO war nur richtig zu interpretiren: oòv w, so ergiebt sich die untadlige Lesung:

παράπεισον δὲ σὸν, ὦ λισσόμ', ἐπελθεῖν.

So kann ich auch V. 62 dem Corrector (p) nicht beipflichten, der statt νεκύων θαλερά σώματα des Metrums wegen schlankweg v. Jakɛgav oúμata schrieb: 'jugendlich blühende Leiber der Leichen' konnte der Dichter wohl sagen, aber nicht: Leiber der jugendlich blühenden Leichen '. Wenigstens muss man es ihm nicht vermuthungsweise aufbürden. Wiederum ist eine Interiection verkannt worden: θαλές' α: νεκύων hat seinen Genetivus in ἀτάφων, denn so hat Kirchhoff nach Elmsley's Vorgang das handschriftliche τάφον sehr wohl verbessert.

Was aber letzterem Worte in der Ueberlieferung vorangeht ist nicht sein hartes dugóv t', welches nach Entfernung des Genetivs θαλερών unmöglich ist, sondern λάινον (wenn Kirchhoffs und Dindorfs Angabe: λátor P1 durch das Schweigen der neuesten Collation beseitigt wird). Man erwartet ein Adverbium klagenden Sinnes zu άtápov. Ich will mich nun nicht etwa auf so zweifelhafte Hesychiusglossen berufen wie δαεινόν· κλαύσιμον, wo die Aenderung von H. Stephanus: zavouov doch richtig sein könnte, oder wie

das verdorbene δάγωνος (δαεινός)· οἰκτρός, πένης, ἐλεεινός, um Anderes bei Seite zu lassen. Dass aber δάϊον, welches in doppeltem Sinne als misere und hostiliter gebraucht wird, hier sehr passend stehen würde, beweist die combinirte Erwägung folgender Stellen. Sophocles Ai. 784: ὦ δαΐα Τέκμησσα, δύσμορον γένος, wozu die Scholien: δάϊον κοινῶς τὸ πολέμιον, Αττικῶς δὲ δύστηνον . .. ὦ δαΐα . . . ὦ δύστηνε, ὦ πεπολεμημένη καὶ ἀθλία. καὶ Αἰσχύλος ἀντὶ τοῦ ἀθλία κέχρηται τῇ λέξει. Der Situation bei Euripides entspricht die Klage in den Choephoren 429: ἰπ ἰπ δαΐα πάντολμε μᾶτερ, δαΐαις ἐν ἐκφοραῖς ἄνευ πολιτῶν ἄνακτ', ἄνευ δὲ πενθημάτων ἔτλας ἀνοίμωκτον ἄνδρα θάψαι. Ganz ähnlich konnten die Euripideischen Mütter von den Leichen ihrer Söhne singen:

νεκύων θαλέρ' α σώματα δάϊον ἀτάφων

mit Auflösung im vierten Fuss, die freilich in der Antistrophe nicht vorkommt, man müsste denn Diäresis wagen: λυγρά μέλη παϊδὸς ἐμοῦ.

Die Strophe der Dienerinnen beginnt V. 71:

ἀγὼν ὅδ' ἄλλος ἔρχεται, γόων γόων

διάδοχος ἀχοῦσι προπόλων χέρες.

Der Sprachgebrauch (Androm. 743: έργοισι δ' ἔργα διάδοχ ̓ ἀντιλήψεται, 802 ὡς κακὸν κακῷ διάδοχον) empfehlt den Dativus: überträgt man das erste der beiden yówv in seine ursprüngliche Form γόον, so drängt sich die Vermuthung auf, dass Euripides schrieb: γύον γόῳ διάδοχον ἀχοῦσι, und vielleicht enthält die Variante ἰαχοῦσι (Ρ Cmg.) noch einen Rest des Endbuchstabens von διάδοχον, der durch die ungeschickte Redaction, welche die ganze Umgebung erfuhr, verwischt ist.

[ocr errors]

Gegen das ἅπαξ εἰρημένον ξυναλγηδόνες V. 74, welches in der neuesten Bearbeitung freilich unbeanstandet geblieben ist, sind gerechte Bedenken erhoben worden. Es könnte nur Mitschmerzen, höchstens etwa gemeinschaftliche Schmerzcn' bedeuten, gewiss nicht ξυναλγοῦσαι, wie Markland erklärt. Angerufen aber werden in V. 73 die Schläge der Hände, womit die Klagenden ihre Wangen trelen: ἴτ' ὦ ξυνῳδοὶ κτύποι. Man erwartet nun ein zweites Adjectivum zu κτύποι, ich denke: ἴτ' ὦ ξυναλγήμονες, gebildet wie so viele Verbaladjective: νοήμων ἐλεήμων δηλήμων ζηλήμων ἀφηγήμων τλήμων μνήμων ἀλήμων ἐπιστήμων θελήμων δειδήμων δαήμων u. s. W.

Die ersten Worte des Theseus lauten in den Handschriften V. 87: τίνων γόων ἤκουσα καὶ στέρνων κτύπον. Es ist wahr, dass statt tivov vielmehr ein Accusativus zu yówv erforderlich ist. Weit näher aber als das von dem jüngsten Herausgeber in den Text ge

« PreviousContinue »