Page images
PDF
EPUB

с

mals herzustellen; denn dass der Verfasser desselben 'uel' so gebrauchte, zeigt v. 53. Wenn S v. 59 f. liest:

Cras erit cum primus Aether copulauit nuptias

Ut pater totis creauit uernis annum nubibus,

с

so wird, wer in creauit' gegenüber dem interpolirten crearet' des Thuaneus das Ursprüngliche sieht, mit mir lesen Vel pater motis creauit ueris annum nubibus', worin 'ueris' eine Verbesserung Sanadon's ist. Auch v. 90:

Quando fiam uti chelidon ut tacere desinam?

ist das absonderliche 'ut' nicht mit Bouhier in 'et', sondern in

uel' zu verwandeln. Wenn es in demselben Peruigilium Veneris von der Cyprischen Göttin als der Erzeugerin aller Dinge heisst v. 63 ff.:

с

Ipsa uenas atque mentes permeanti spiritu

Intus occultis gubernat procreatrix uiribus

Perque caelum perque terras perque pontum subditum
Peruium sui tenorem seminali tramite

Inbuit iussitque mundum nosse nascendi uias,

,

[ocr errors]

so weiss ich nicht was die Erwähnung des ununterbrochenen Fortbestandes der Dinge hier soll. Die uenae atque mentes' werden durch der Venus Hauch getroffen: 'te, diua, tuumque significant initum perculsae corda tua ui'. Und was liegt nun zwischen diesem spiritus Veneris' und den nascendi uiae'? Der 'peruius tenor'? Unmöglich; denn dieses ist ja doch nur die Folge des nosse nascendi uias'. Wie beschaffen das Bindeglied sein muss, zeigt derselbe Lucretius, dessen Worte überhaupt grosse Aehnlichkeit mit unserer Stelle haben:

denique per maria ac montis fluuiosque rapacis
frondiferasque domos auium camposque uirentis

omnibus incutiens blandum per pectora amorem
efficis ut cupide generatim saecla propagent.

Sollte es hiernach noch zweifelhaft sein, dass an unserer Stelle zu lesen ist: praeuium sui teporem seminali tramite inbuit'? Wenn ebend. v. 84 gesagt wird: et canoras non tacere diua iussit alites', so können auf die canorae alites' nicht zuerst die 'cygni ore rauco' und dann erst

vor v. 84 zu stellen.

с

die Terei puella' folgen: v. 85 ist wohl

Ibid. 201: Pande manum genetrix: totus tingatur Achilles.

Tu facies natum mortis habere locum.

с

S gibt das weit passendere Praesens facis'. Zu schreiben: 'tu

[ocr errors]
[ocr errors]

facis a natum'. Bekannt ist, wie oft die Interjektionen a und 'o' ausgefallen sind.

Ib. 217, 26:

atque tuae moriar pro crimine causae'.

Meine Liebe zu Dir wird die Ursache meines Todes sein' sagt

der Liebende. Danach ist' pro crimine curae' zu verbessern.

Ib. 317 setze ich verbessert her:

Mostrum femineae bimembre sexus,
Quam coacta uirum facit libido,
Quin gaudes futui furente cunno?
Cur te cepit ita inpotens uoluptas?

Non das quod pateris facisque damnum:

Illam, qua mulier probaris esse

Partem cum dederis, puella tunc fis (uel 'es').

Ib. 395, 1 f.: Hic Iani mensis sacer est: en aspice ut aris

Tura micent, sumant ut pia tura Lares.

Das zweite 'tura' ist wohl unter dem Einfluss des ersten aus 'liua' corrumpirt: sumant ut pia liba Lares'.

с

II 649, 33: Ambusti torris species exesaque saeclo

Aptantur priscis corpora de tumulis

Vergeblich hat man bisher das verdorbene aptantur' auf sinngerechte Weise zu heilen gesucht. Der Vossianus gibt Abtantur'. Ich lese 'Amblant ut priscis corpora de tumulis'.

[ocr errors]

с

Ged. 671, 46 Iam mitis Phaeton post Virginis ora receptus' wollte man auf verschiedene Art heilen; ich hatte in meinem Exemplare receptat angemerkt. Und dies fand ich in der Hdschft selbst, als ich dieselbe in Paris aufs neue verglich; und zwar ist 'at' in 'receptat' auf dieselbe Weise abgekürzt wie v. 48 in 'ferebat'.

[ocr errors]

Für Ged. 687 kommt ausser dem oben erwähnten Vossianus noch eine zweite neue Hdschft hinzu: der cod. Angelicanus V. 3. 22 saec. XI. Er repräsentirt gegenüber den anderen Hdschften eine besondere Klasse, wie dies verschiedene neue Lesarten zeigen; so liest er v. 24 post epulas Veneris, post dulcia pocula bachi' (dulcia' für das 'stulti' der übrigen hatte ich schon in Fleckeisen's Jahrb. 1872, p. 50 verbessert), v. 30 laetos uestit quoque campos', v. 35 'gazas uel congregat illas' (wie schon Bücheler wollte); endlich v. 46 erumpent', wiewohl auch dies noch nicht ganz richtig. Ich schreibe v. 46-51 so:

En ueniet cuculus, pastorum dulcis amicus:
Collibus in nostris erumpunt germina laeta,

Pascua fit pecori, requies et dulcis in aruis, Et uirides rami praestant umbracula fessis, Uberibus plenis ueniuntque ad mulctra capellae Et uolucres uaria Phoebum sub uoce salutant: Qua propter citius, cuculus, nunc ecce uenito! Mit froher Zuversicht sagt Palaemon: er wird kommen, denn alle Anzeichen sind dafür; und nachdem er diese einzeln aufgezählt. schliesst er mit der Bitte nunc ecce uenito'. Die Conjunktive, welche die Ausgaben überall setzen, sind durchaus ungehörig und auch von den Hdschaften meist nicht bestätigt; diese lesen fast insgesammt praestant, ueniunt, salutant'. Es musste daher das v. 48 überliefertesit' in 'fit' und erumpant' oder 'erumpent in erumpunt' geändert werden.

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Eb. 729, 1: Conspicua primum specie quam fata bearunt

Desine pompifero tu uiolare toro.

>

Das unverständliche' primum' durfte bei der Verbesserung der übrigen Worte nicht vernachlässigt werden; die Hdschft liest nämlich Conspicuam' und 'spetic'. Ich denke 'Conspicua inprimis specie'.. Im folgenden Verse wird mit Desine sompnifero tu uiolare toro' wenigstens Sinn in die Stelle gebracht: das Lager wird als zum Schlafen, nicht zur Befriedigung schnöder Lust dienend von der Jungfrau bezeichnet.

Wohl für kein Gedicht der lat. Anth. sind in neuester Zeit so werthvolle hdschftliche Funde gemacht worden als für 731. So weit ich bis jetzt das Material überschaue, zerfällt dasselbe in zwei Hauptklassen, deren erste und für die Kritik fast einzig in Betracht kommende aus dem von mir aufgefundenen Sangermanensis (vergl. Bd. XXX S. 308), dem Veronensis und Vossianus; die zweite interpolirte aus den von mir neuerdings verglichenen Cantabrigiensis [bibl. univ. 1567] saec. XI, Bodleianus F. 2. 14 saec. XII und Parisinus 8091 besteht. Man könnte diese zweite Klasse füglich über Bord werfen, aber es dürfte doch nützlich sein, einmal an einem Beispiele zu zeigen, in welch unglaublichem Maasse die Interpolation der lat. Dichtertexte im Mittelalter grassirte. Nur selten ist in dieser Klasse zufällig eine Spur des Richtigen erhalten. V. 145: Magnitiem, terris Arabum quae gignitur, ales

Vix aequare potest, seu fera seu sit auis

hat Heinsius mit vollstem Rechte das jeder Autorität entbehrende Magnitiem beanstandet. Hier gibt nun der einzige Bodleianus einen Fingerzeig, indem er 'Magnitide' liest, woraus sich leicht Magna itidem' ergibt.

с

In Ged. 878, der laus Christi' des Merobaudes (vergl. Bursian's Jahresber. f. 1873, S. 219), muss es zu Anfang heissen : 'Proles uera dei cunctisque antiquior annis Nec genitus quia semper eras'; überliefert ist Nunc genitus qui semper'.

Jena, August 1875.

(F. f.)

Emil Baehrens.

Die verschiedenen Sorten von Triticum, Weizen-Mehl

und Brod bei den Römern.

Eine eingehendere Ausführung und Begründung der von mir in Band XXIV, 62 A. 29 ausgesprochenen Aufstellungen, seit länger bereits beabsichtigt, dürfte jetzt um so mehr gerechtfertigt erscheinen, als meine Forschungen zu Ergebnissen mich geführt haben, welche von denen bei Blümer, Technologie und Terminologie I, 1 in wesentlichen Punkten abweichen.

I Die Weizen sorten.

Die gegenwärtige Untersuchung, obgleich professionell nur auf die specifisch römischen Weizensorten gerichtet, nimmt dennoch am angemessensten ihren Ausgang von den entsprechenden Classificationen der griechischen Autoren, weil nur so ein Maassstab der Beurtheilung und Verwerthbarkeit dieses letzteren Quellenmateriales für die obige Aufgabe zu gewinnen ist.

A Die Weizensorten der Griechen.

Bei den griechischen Classikern treten drei verschiedene Eintheilungen des Weizens auf, denen allen gemeinsam ist, dass sie nicht auf die organische Form der Pflanze sich stützen, somit auch nicht botanische Species ergeben, als vielmehr gewissen, für die Landwirthschaft oder das Lebensbedürfniss practisch wichtigen. Merkmalen ihren Eintheilungsgrund entnehmen.

Die erste dieser Classificationen wird vertreten durch Theophr.: dieselbe stützt sich auf die Saatzeit des Weizens und scheidet hiernach den πυρός χειμερινός oder χειροσποιούμενος, den Winterweizen, und den лvo̟ò̟с novós, den Sommer- oder richtiger Frühjahrs-Weizen, dessen vornämlicher Vertreter der toiμnvos ist: H. P.

VIII, 1, 3. 4. 4, 5. C. P. IV, 11, 3., woneben jedoch auch noch genannt wird der diunvos und der noch schneller reifende, wie z. B. der bei Aenea in Macedonien gebaute, welcher in 40 Tagen reift: H. P. VIII, 4, 4. C. P. IV, 11, 1. Und zwar wird der Winterweizen um die Zeit des Unterganges der Plejaden (10. Nov.), der Sommerweizen aber um die Zeit vor Frühlingsanfang, somit von Ende Januar bis Anfang Februar gesäet 2. Beide Sorten aber vertreten weder eine einzige, noch je eine besondere Species, welche etwa verschiedene Saatzeit resp. ertrüge oder erforderte, als vielmehr je mehrere und verschiedene Species: denn so z. B. gehören zu dem Winterweizen der pontische (A. 3), der libysche und selinusische, wie der δρακοντίας und στραγγίας: C. P. III, 21, 2., wogegen diμnvos ist der nach Achaia verpflanzte sicilische, wie der zu Carystus in Euboea gebaute: H. P. VIII, 4, 4.

Als allgemeine Unterscheidungsmerkmale je beider Sorten hebt Theophr. hervor, dass der Frühjahrsweizen im Korne hart (xλngós) und leicht (xopos) ist, in leichtem Boden vorzüglicher gedeiht und wenig sich bestockt (olyoxaλaμos): H. P. VIII, 4, 5. C. P. III, 21, 2. IV, 9, 1. 11, 3. 3, wogegen der Winterweizen weich (μαλακός) und schwer (βαρύς) ist und mehr sich bestockt (πολυκάλaμos): H. P. VIII, 4, 5. C. P. IV, 11, 3.

1 Plin. H. N. XVIII, 7, 70 setzt dafür Aenus in Thracien.

2 Daher heisst nun in H. P. VIII, 1, 2-4 der erstere лошïσлоqоs, der letztere dioлooos: früh- und spät-saatiger.

Nicht ganz zweifelsfrei ist H. P. VIII, 4, 5. In C. P. III, 21, 2 sagt nämlich Theophr.: der Frühjahrsweizen gedeiht vorzüglicher in leichtem Boden: ἐν τοῖς λεπτογείοις, denn der leichteren Frucht sagt die leichte Nahrung zu; und dann das. IV, 9, 1: der Frühjahrsweizen ist der leichteste, weil er in Folge seines kürzeren Verweilens im Boden weniger von dessen Substanzen in sich aufnimmt. Und damit nun wird der Frühjahrsweizen auf das Bestimmteste und Unzweideutigste als der leichtere bestimmt. Daraus nun ergiebt sich die Interpretation von H. P. VIII, 4, 5., wo Theophr. zuerst sagt: der leichteste Weizen soll nach Einigen der pontische sein und dies wäre ἀνομολογούμενον πρὸς τὴν τῶν τριμήνων κουφότητα, somit: der pontische Weizen ist ein Winterweizen und desshalb steht jenes angebliche Gewichtsverhältniss in Widerspruch damit, dass im Allgemeinen der Frühjahrsweizen der leichtere ist; und sodann: der ualazós (somit der Winterweizen) diapégei Tй zovóτnt d. h. er unterscheidet sich von dem Frühjahrsweizen in Bezug auf die dem letzteren eigene Leichtigkeit, nicht aber, wie Sprengel die Stelle auffasst, er übertrifft den Frühjahrsweizen an Leichtigkeit.

« PreviousContinue »