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Vnnd do das töchterlein manbar ward gedacht der einfidel Dise tochter mag mit allweg on einen man sein der sy regier vnd von dem sie fröud, vnd hab sprach zu der tochter Erwel dir einen wellichen du wilt zu einem man Sy antwurt ja aber einen dem niemant gelych sy in gewalt vnnd herschafft Sprach der einsidel ich weiß niemans der sunen gelych in gewalt vnnd herschafft daruff reiniget sich der einfidel vnd batt die funn ein erlüchterin aller welt vnd mächtig über all ander geschöfft sein tochter zu nemen Die gab Im antwurt Es wär vnmüglich das ich dir der vonn gor so miltiglich erhört wirt das versagen solt Aber ich bin nit der mächtigest Besonder so gang zu dem gewaligen fürer der wolden der ist mächtiger dann ich dann wenn er will so verhebt er mir den schein das ich den dem erdtrich nit geben mag Vnd do der einfidel zu dem kam by ennd des meeres da sich alle wolden erheben, do batt er in wie er die sunnen gebetten hat Der antwurt Es ist war mir hat got solichen gewalt geben den sein engel in finem hymel nit haben mögen. Aber noch einer der noch mer gewalts hat dann ich vnnd das ist der meister der wind der mich vndancks würfet von ein ennd der welt an das andere Vnd das jm nit widerston mag oder sinen gewalt vnd gebott widerrüfen mag Vnd der einfidel gieng zu dem meister der wind vnd wie er vor gesprochen het also sprach er zu im ouch Er antwurt es ist war mir hat got mer gewalts geben dann vil andern geschöpfften aber ich hab dir einen zu zeigen der mächtiger ist dann ich den ich dick hab wöllen wider standt thun vnd mocht in nie überwinden Der einfidel fragt in wer er wär Der regierer der wind sprach Es ist diser groffer berg der vor dir ist, vnd der einfidel kort sich gegen den berg vnd sprach ich will dz du mein tochter zu wyb nemest so du dah der mächtigest vnd gewaltigest bist Der berg sprach Es ist war dz du sagest aber ich will dir einen zeigen der mächtiger und stercker ist dann ich der in mich grabt vnd tilbet vnd ich mag jm nit widerston Der einsidel sprach wer ist der antwurt der berg Es ist die mus vnd der einfidel sprach zu der mus sein bitt wie er das vor gegen den andern gethan hatt Antwurt im die mus Es ist war was der berg von mir jesagt hat Aber wie gebürt es mir ein wyb zu haben von menschlichem geschlecht So ich ein mus bin vnd mein wonung ist in den nydern hülinen des bergs vnd löchern der velsen Vff das sprach der einfidel tochter wilt du der mus wyb sein, dann ich find kein sterckern noch gewaltigern wie wol ich sie all ersucht hab, wilt du nun also so will ich gott bitten dich wider lassen zu einer mus werden oder was du wilt vnnd

die tochter erwelet ir wieder zu einer mus zu werden das geschah vnd gab sie der einsidel der andern mus die fürt sy mit in den berg in ir hüly.

Die Sprache dieser Erzählung ist ebenfalls originell, wiewohl im Ganzen nicht schwer. Das Wort tilben muß ein seltener Provinzialismus sein, ich verstehe es hier nicht zu erklären, habe es auch nie gelesen.

Darmstadt.

A. Nodnagel.

Ein Stück aus Goethe's Leben.
(Ausflug nach Waldeck im Spätjahr 1775.)

3u

u den dunklern Partien in Goethe's Leben gehört besonders die erste Weimarische Zeit. Um so dankbarer müssen wir selbst kleinere Beiträge aufnehmen, die zur Aufhellung jener Periode dienen können. Zu diesen gehört ein jüngst bereits im Morgen= blatte*) veröffentlichter Brief Goethe's an den Herzog Karl August, datirt: „Waldeck, 14. Dec. 1775." Er eröffnet nicht blos einen Blick in Goethe's damaligen Gemüthszustand und in die „, Geniewirthschaft" jener Tage, sondern wirft auch ein helles Licht auf sein Verhältniß zum Herzog, wie es sich schon gleich in den ersten Monaten seines Aufenthalts zu Weimar entwickelte. Indem ich den Brief in Folgendem mittheile, bringe ich damit ein Schreiben des Herzogs an Goethe, ferner ein von Dorow bekannt gemachtes Tagebuchfragment Goethe's, dessen Entstehungszeit bisher zweifelhaft war, dann eine Hindeutung aus einem Briefe an Lavater und endlich eine Stelle aus Wahrheit und Dichtung in Verbindung, die sich nun alle wechselseitig, und zugleich die Epoche, worauf sie sich beziehen, in ein überraschend klares Licht stellen.

Zuvörderst ist hier zu bemerken, daß hier nicht das Waldeck im gleichnamigen Fürstenthum, auf einem Berge an der Edder, sondern ein Ort unweit Jena in einer waldig-gebirgigen Gegend gemeint ist. Dann ist statt des 14. Dec. 1775, wie das Datum des Briefes im Morgenblatt heißt, den 22. Dec. 1775 zu lesen, was weiter unten nachgewiesen werden soll. Der Brief beginnt mit dem bekannten Goethe'schen Zigeunerliede;

*) Jahrgang 1846, Nr. 123.

Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee,

Im wilden Wald in der Mitternacht u. s. w. *)

und fährt dann so fort:

„Daß mir in diesem Winkel der Welt, Nachts in dieser Jahreszeit mein alt Zigeunerlied wieder einfällt, ist eben so natürlich, mein lieber gnädiger Herr, als daß ich mich gleich hinseße, es Ihnen aufzuschreiben und hintendrein einen Brief zu sudeln; denn ich vermisse Sie wahrlich schon, ob wir gleich nicht zwölf Stunden auseinander sind. Drunten sizen sie noch nach aufge= hobenem Tische und schmauchen und schwaßen, daß ich's durch den Boden höre. Ich bin herauf gegangen, es ist halb Neun. Wind und Wetter hat uns hergetrieben, auch Regen und was daran hängt. Die Kluft nach Jena hinein hat mich im glücklichen Abendsonnenblick mit all ihrer dürren Herrlichkeit angelächelt. Die Lage von Jena selbst hat mich erfreut, der Ort mich gedrückt, und zwischen da und hier war nicht viel Gaffens: es kam ein Regen aus Italien, wie uns ein Alter versicherte, der mit dem Schubkarren an uns vorbeifuhr. In Italien sei es warm, da komme der warme Wind her; in den Dreißigern sei er dagewesen, erzählte er so ganz flüchtig weg. Hier liegen wir recht in den Fichten drin, bei natürlich guten Menschen. Unterwegs haben wir in den Schenken den gedruckten Karl August gegrüßt und haben gefühlt, wie lieb wir Sie haben, daß uns Ihr Name auch neben dem (L.S.) Freude machte. Einsiedel ist zu Bette. Sein Magen liegt schief; Kaffee und Branntwein wollens nicht bessern. Ich will auch gehen. Gute herzliche Noch ein Wort, ehe ich schlafen gehe. Wie ich so in der Nacht gegen das Fichtengebirge ritt, kam das Gefühl der Vergangenheit, meines Schicksals und meiner Liebe über mich, und sang so bei mir selber:

Nacht.

Holde Lili, warst so lang

All mein Lust und all mein Sang,

Bist ach nun all mein Schmerz, und doch

All mein Sang bist du noch.

Nun aber und abermal gute Nacht.

Gehab dich wohl bei den hundert Lichtern;

Die dich umglänzen,

Und all den Gesichtern,

Die dich umschwänzen

Und umkredenzen.

Findst doch nur wahre Freud und Ruh

Bei Seelen, grad und treu wie du.

--

Fatales Thauwetter, und so der

Sonntags früh bei Tagesanbruch. ganze Ton des Tages verstimmt; wollen sehen, wie wir ihn wieder aufbringen. Der herrliche Morgenstern, den ich mir von nun an zum Wappen nehme,

*) In Goethe's Werken (Ausg. in 10 B.) I. 124 ff.; auch mit andern Lesarten am Anfange des 5. Akts von Berlichingen in seiner ältesten Gestalt.

steht hoch am Himmel. Ich habe die ganze Nacht von Heerzügen geträumt, die alle wohl abgelaufen sind, besonders von einer Reise aus der Schweiz nach Polen, die ich that, den Marschall de Sare zu sehen und unter ihm zu dienen, der eben in meiner Traumwelt noch lebte. Die Kirche geht an, in die wir nicht gehen werden, aber den Pfarrer laß ich fragen, ob er die Odyssee nicht hat, und hat er sie nicht, schicke ich nach Jena, denn unmöglich ist die zu entbehren in dieser homerisch einfachen Welt. Besonders fielen mir einige Verse ein und recht auf, da ich heut früh lang ausgeschlafen hatte und es nicht Tag werden wollte, was ungefähr so heißt: „Und in ihre Felle gehüllt, lagen sie am glimmenden Herde; über ihnen wehete der naffe Sturm durch die unendliche Nacht, und lagen und schliefen den erquicklichen Schlaf bis zum spät dämmernden Morgen." Ich muß nach Bürgel zum Rektor schicken um den Homer, hab' indessen in der Bibel gelesen. Hier ein Stück Jesaias: Siehe der Herr macht's Land leer und zerstreut seine Einwohner. Der Most verschwindet, die Rebe verschmachtet, und alle, die herzlich fröhlich waren, ächzen. Der Pauken Jubel feiert, das festliche Jauchzen verstummet und der Harfer Gesang ist dahin. Niemand singt mehr zum Weintrinken, das beste Getränk ist bitter dem Munde. Die leere Stadt ist zerbrochen, die Häuser sind geschlossen, Niemand gehet aus noch ein. Eitel Wüstung ist in der Stadt und die Thore stehen öde, denn im Land und Volk gehts eben, als wenn ein Oelbaum abgepflückt ist, als wenn man nachlieset, so die Weinerndte aus ist.“ Nun muß ich meinen Boten fortschicken, der das nach Weimar trägt. Lassen Sie, lieber gnädiger Herr, den Brief Niemand sehen als Wedeln. Alles was mich umgibt, Einsiedel, Kalb, Bertuch, das ganze Haus legt sich zu Füßen.

"

Der Pflicht vergessen
Wir Fische nie.

Goethe."

Dieser Ausflug Goethe's nach Waldeck scheint angekündigt zu sein in einem Briefe an Lavater, datirt: "Freitag den 21. Dec. 1776," worin es gegen den Schluß heißt: ,,Morgen geh ich über Jena nach Waldeck, wilde Gegenden und einfache Menschen aufzusuchen." Da sich nun aber dieses Datum mit dem des Briefes im Morgenblatte (d. 14. Dec.) nicht verträgt, so hätte man, die Richtigkeit des legtern angenommen, nur die Wahl, das Datum des Briefs an Lavater für falsch zu erklären, oder eine zweimalige Excursion nach Waldeck zu unterstellen. Man kommt leicht auf den Gedanken, in dem Briefe an Lavater „Freitag den 12. Dec. zu lesen, woran sich dann das Datum des Briefes aus Waldeck ziemlich gut anschließen würde. Allein im Jahr 1775 fiel nicht der 12. Dec., sondern in der That der 21. Dec. auf einen Freitag, was stark für die Richtigkeit des legtern Datums spricht. Die Annahme eines zweimaligen Ausfluges nach Waldeck so bald nacheinander, in solcher Jahreszeit, hat schon an

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